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Brötchen backen nach dem Salz-Hefe-Verfahren

Pinot

Grillkönig
15+ Jahre im GSV
Hallo zusammen,

nachdem ich über Cyberschwenkers Schwiegermuttertipp auf das Salz-Hefe-Verfahren gestoßen bin, musste ich das am Samstag natürlich gleich ausprobieren.

Zur Erinnerung:

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Das Salz-Hefe-Verfahren

Hefepilze sind Lebewesen und benötigen Feuchtigkeit, Nahrung (beim Backen ist das der Zucker, das Mehl, der Backmalz) und eine bestimmte Temperatur (optimal 23-28°) um zu leben und sich zu vermehren.

Salz ist hygroskopisch, zieht also Feuchtigkeit an. Gibt man Salz zur Hefe wird diese Mischung nach einer Viertelstunde flüssig (beim Schütteln offenbar noch schneller): der Hefe wird das Zellwasser entzogen und sie wird nach gewisser Zeit absterben, allerdings behalten die Gärungsenzyme der Hefe für eine begrenzte Zeit ihre Gärfähigkeit!

Das sog. Salz-Hefe-Verfahren verbessert die Teigeigenschaften, insbesondere die Verarbeitungseigenschaften, die Gärstabilität und die Gärtoleranz. Die Teige erhalten wesentlich länger die für die Aufarbeitung erforderliche schwache Teigfeuchte. Sie altern nicht so schnell. Ursache dafür ist die im Teigwasser enthaltene eiweißhaltige Zellflüssigkeit der Hefe, die durch das Salz den Hefezellen entzogen wurde.

Die Methode kann für reine Hefeteigrezepte angewandt werden, soll allerdings auch im Zusammenhang mit Sauerteigzusatz funktionieren. Sie eignet sich nicht für Brote mit fermentierten Vorteigen, die bereits am Abend vorher angesetzt werden, auch darf kein Zucker zum Ansatz dazu (erst zusammen mit dem Mehl). Ideal ist sie für locker-leichte Backwaren wie Brötchen, Baguette etc.

Vorgehensweise

So viel Salz wie im Rezept angegeben mit der 10fachen Menge Wasser verrühren (die Wassertemperatur sollte 23° nicht übersteigen), Hefe lt. Rezept darin auflösen und dann 4 bis max. 48 Stunden stehen lassen.

Beispiel für einen klassischen Brotteig mit 1 kg Mehl:

20 g Salz + 20 g Hefe + 200 ml Wasser (das Wasser wird von der im Rezept angegeben Menge abgezogen).
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Ich hab’s ausprobiert mit diesem Brötchenrezept:

Berliner Schrippen

* 600 g 630er Mehl
* 400 g 1050er Mehl
* 5 g Zucker
* 10 g Butter
* 50 g Hefe (ich hab’ nur 42 g – 1 Würfel – genommen.... das ist immer noch viel mehr als gewohnt...)
* 20 g Salz
* 560 g Wasser

Die Hefe mit dem Salz und 200 ml Wasser mischen und über Nacht stehen lassen.

Das Mehl sieben und mischen, die aufgelöste Hefe und die restlichen Zutaten hinzufügen und zu einem mittelfesten Teig kneten.

Den Teig 30 Minuten ruhen lassen, ca. 30 Stücke abstechen und Brötchen formen.

Nochmals gehen lassen, nach ca. 20 Minuten mit einem scharfen Messer längs einschneiden.

Bei 240° 18-20 Minuten backen, beim Einschieben eine Tasse Wasser auf die Platte im Backofen schütten.

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ok – los geht’s

Am Freitag Abend Hefe und Salz in Wasser aufgelöst...

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Am nächsten Morgen dann den Teig angesetzt...

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... 10 Minuten in der Kenwood und 4 Minuten von Hand geknetet....

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...und in einer geölten Schüssel gehen lassen...

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...nach 45 Minuten sah das dann so aus:

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Ausgerollt auf dem Brett...

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...in 30 Teile geteilt...

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...und dann zu Brötchen geformt.

Dabei muss man auf der Oberfläche der Brötchen Spannung erzeugen, indem man die Ecken nach innen schlägt und zusammen kneift....

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...die Rohlinge umdreht und mit der hohlen Hand schleift...

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...und schließlich noch mit zwei Händen die äußeren Schichten unter den Rohling dreht...

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So sieht’s dann aus:

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Nach 20 Minuten nochmaligen Gehens werden die Rohlinge dann schräg eingeschnitten oder mit dem Kaiser-Semmel-Stempel behandelt:

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...und – für die schöne Kruste – mit Kaffee eingepinselt...

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Ab in den heißen Ofen (der Schamottstein dient heute nur der Wärmespeicherung), eine Tasse heißes Wasser ins Blech und ordentlich Dampf einsprühen...

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Et voilá:

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Die hier hab’ ich nur 7 Minuten gebacken – die werden abgekühlt in einen Beutel gesteckt, kühl gehalten und dann bei 170 ° Heißluft 15 Minuten ohne Vorheizen aufgebacken....

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Das Ergebnis der Mühe:

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Fazit: die Brötchen sehen ganz ordentlich aus, schmecken auch wirklich gut, aber ich kann nicht sagen, dass die Salz-Hefe-Methode bessere oder schönere Brötchen produziert – im Gegenteil, ich habe schon mit deutlich weniger Hefe besser aufgegangene Brötchen gebacken, und der Geschmacksvorteil durch einen Vorteig ist einfach nicht zu leugnen!

Trotzdem: schöne, leckere und einfach zu machende Brötchen sind es allemal, und ich wäre froh, wenn ich nie schlechtere vorgesetzt bekäme...

Ein schönes Wochenende Euch allen
 
Versuch es doch beim nächsten mal so wie ich es mit der Hefe gemacht habe.
Hefe in einem Döschen zerbröseln, Salz hinzu, kräftig schütteln und dann die Flüssiggewordene Hefe direkt übers Mehl schütten.
Damit ist der Teig immer richtig gut aufgegangen.
 
Hi tschoui,

versteh mich nicht falsch, der Teig ist durchaus aufgegangen (die Schüssel wird nicht so voll, wenn die Hefe nicht treibt), aber nicht mehr, eher weniger, als bei meiner konventionellen Methode mit deutlich weniger Hefe, was sich wiederum geschmacklich (meiner Meinung nach) positiv bemerkbar macht, aber halt ein bisschen mehr Aufmerksamkeit / Pflege erfordert....

Ich finde, diese Hefe-Salz-Methode ist unkompliziert, erfolgversprechend und -bringend, ich kann sie - gerade für Ausprobierer beim Brötchenbacken - auch wirklich empfehlen, aber mich(!) hat sie jetzt nicht so sehr überzeugt...

:prost:
 
Hi,

ich backe auch viel Brot und Brötchen ... und ich glaube an diese ganzen Informationen nicht mehr so gern.

Mal geht ein Teig gut auf, mal weniger gut.

Wenn man sich jetzt konditioniert indem man ein anderes Verfahren probiert und der Teig dann zufällig besser oder schlechter aufgeht, ist es natürlich leicht an irgendwas zu glauben.

Was ich dazu schon alles bereitwillig aufgeschnappt habe, Hefe im Wasser quellen lassen, Wärme oder Kälte, häufig kneten, über Nacht im Kühlschrank .... endlos.

Jetzt ist es mir passiert dass ein Teig über Nacht im Kühlschrank verlässlicher aufging als mancher Teig, den ich tagsüber bei Raumtemperatur gehen liess .... und da hört der Spass irgendwann auf.

Dann geht der Teig im Urlaub in Dänemark einfach sagenhaft gut auf .... ob das an der Seeluft liegen kann .... Unterschied Nordsee-/Ostseeluft ....

Ich glaube eher an Qualitätsunterschiede bei der Hefe, je nach Charge kommt ein anderes Ergebnis zustande.

Mal sehen was ich als nächstes glauben will, ich bin da ein bischen leichtgläubig.
 
Kein Thema, jeder so wie er will, soll ja nur ein gut gemeinter Tip sein.

Ich selber Backe alle drei Tage Brot, ich habe einfach die Erfahrung bemacht dass das Brot mit der Hefe-Salz Methode besser auf geht.

Einen ganzen Hefeblock habe ich auch nur bei diesem Teig, wie es in dem Rezept steht, verwendet:
http://www.grillsportverein.de/forum/threads/pizzateig-der-megallerbeste.103330/

Bei meinem Brot verwende ich auch wesentlich weniger Frischhefe.
 
Pinot, versuch doch im Vergleich tatsächlich mal die Methode ohne Wasserzugabe. Einfach nur Hefe und Salz, bis sich ein Brei gebildet hat.
Hefe in Wasser auflösen - nun ja, das ist in quasi jedem anderen Hefeteigrezept vorgegeben - also eher die übliche Methode.
 
Hi,

der Witz ist ja .... und damit will ich wirklich keinen Tip verunstalten .... !!!wirklich nur zur Info!!!

Also der Witz ist dass irgendwo auch Fachleute durch die TV-Sender tingeln und allen ernstes behaupten dass eine frühe Salzgabe die Hefe beeinträchtigt und der Teig schlechter aufgeht.

Ich schütte einfach alles in die Schale, Mehl, Hefe, Salz und Zugaben, mische gut durch und dann kommt das Wasser dazu ....

Und tatsächlich reagiert der Teig immer wieder anders .... mal geht er kalt ab wie eine Rakete, mal tut sich auch beim warmen Teig lange Zeit nix bis er dann gnädigerweise ein bischen aufgeht.

Nur den Hefewürfel aus dem Kühlfach löse ich vorher in Wasser.
 
Hi,

zunächst muss ich mich berichtigen: nicht cyberschwenkers sondern tschouis Schwiegermutter-in-spe-Tipp hat mich auf die Spur des Salz-Hefe-Verfahrens gebracht...

Wie gesagt, nach dem anfänglichen Stutzen habe ich recherchiert und bin auf oft begeistert-überschwängliche Reaktionen gestoßen, teilweise waren sie auch so wie dann auch meine ausfiel, aber nie negativ!

Deshalb wollte ich es mal ausprobieren, mit dem am meisten dokumentierten Verfahren...

brenner schrieb:
Wie lange braucht Dein Teig denn bis er sein Volumen verdoppelt hat ....

Das kann ich so nicht sagen, das hängt von gar zu vielen Parametern ab. Dieser Teig hat beim derzeitigen Wetter sich in 45 Minuten mehr als nur verdoppelt - also mit Sicherheit schneller als bei den üblichen Verfahren, was ich tatsächlich der Hefevorbehandlung zuschreibe.

Nur das Endprodukt - ich hatte ca. 50-g-Brötchen gebacken - war halt nicht luftiger, größer oder sonst was anders als gewöhnlich.

Wie gesagt: der Teig ließ sich ganz wunderbar verarbeiten, die Brötchen waren in der Tat sehr lecker, knusprig und mit einer sehr schönen, feinen Krume, von daher will ich auch gar nicht von dieser Methode abraten (und ganz ehrlich: die riesigen leichten Brötchen mit großen Poren, die man oft beim Bäcker bekommt sind mit ein Grund, warum ich selber backe...)

Ich persönlich habe mich im Lauf der Zeit mit Broten und Brötchen angefreundet, die fermentierten Teig verwenden, einen Vorteig, Poolish, Pate Fermentée oder wie auch immer man das nennen mag. Die gefallen mir vom Geschmack sehr gut und die Art und Weise der Zubereitung (am Abend zuvor wird schon gerichtet und vorbereitet, am nächsten Morgen geht's dann weiter) liegt mir.

Ich bin neugierig geworden, hab's ausprobiert und gedacht, ich lasse Euch teilhaben und dokumentiere das Ergebnis. Auf weitere Experimente und Ergebnisse bin ich gerne gespannt ...

:prost:
 
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