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Erinnerung: Schmalhans ist Küchenmeister

Balkonglut

Grillkaiser
10+ Jahre im GSV
N´Abend zusammen!

Vor einiger Zeit habe ich meiner GöGa erzählt, wie meine Mutter kochte. Dabei konnten wir einige Gemeinsamkeiten zwischen der Küche meiner Schwiegermutter und meiner Mutter feststellen. Heute beim Einkauf habe ich dann ein paar Sachen in den Einkaufswagen wandern lassen, die heute Abend zu einem Gericht "a la Mama" verarbeitet wurden.

Aber zuvor möchte ich noch einige Worte zum Titel verlieren (und hoffe, dass ich Euch damit nicht nerve...):

Mein Vater hat den ehrbaren Beruf des Maurers erlernt. Nach der Rückkehr aus britischer Kriegsgefangenschaft hat er sich im Frühwinter 1946 um Arbeit auf der Zeche beworben. Grund waren die größeren Rationen (Lebensmittelmarken) und die Tatsachen, dass es "auf Zeche" sowohl Deputate (Hausbrand), als auch Weihnachtsgeld gab. Nach vielen Jahren "vor Kohle" als Hauer konnte er wegen gesundheitlicher Probleme diese Tätigkeit nicht mehr ausüben und wurde zum Fördermaschinisten umgeschult. Das sind die Leute, die den "Aufzug" fahren, der die Kohle hochholt. Wir Mensch über Tage kennen davon nur den Förderturm.

Diese Tätigkeit wurde damals (trotz der hohen Verantwortung) wie die Arbeit eine Hilfsarbeiters über Tage bezahlt. Von daher musste meine Mutter schon ziemlich tricksen, um mit der knappen Haushaltskasse 4 Personen zu ernähren. "Schmalhans ist Küchenmeister" bedeutet - so wie ich es kenne-, dass preisbewusst gekocht wird,oder "es wird am Essen gespart". Dabei ging es nicht ums sparen, sondern darum, mit dem wenigen die hungrige Meute satt zu bekommen.

Ein klassisches schnelles Sommeressen war "Schweinefleisch aus der Dose mit Nudeln und Salat". Ich habe heute den Salat weggelassen, aber das Gericht so gekocht, wie es meine Mutter mir gezeigt hat, als sie mir vor meinem Auszug aus der elterlichen Wohnung noch einige Koch"künste" mit auf den Weg gab.

Basis ist eine Mehlschwitze (hat ordentlich Kalorien!); hier die Zutaten:
Nudeln (meine Mutter nahm immer Spirellis, die sind bei mir jetzt negativ vorbelastet), Schweinefleisch aus der Dose und eine Zwiebel. Nicht auf dem Foto sind Butter, Mehl, Wasser und Gewürze:
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Die Zwiebel wird in feine Stücke gewürfelt
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das Fleisch wird aus der Dose gepellt; das Schmalz/Fett und die Jelly bleibt in der Dose und kommt später in die Sauce. Das Fleisch wird in mundgerechte Stücke zerteilt:
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Nun einen Klacks Butter in der Pfanne geben
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und schmelzen lassen
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Danach wird das Mehl eingestreut (nicht auf einmal, immer schön rühren, damit man merkt, wann die Aufnahmefähigkeit der Butter erreicht ist!)
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Und immer schön rühren und beobachten, wann alle flüssige Butter aufgesaugt ist. Dann die Butter/Mehlmasse etwas anbräunen lassen
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Nun geben wir Wasser (lauwarm) dazu und verrühren das Ganze gut, damit sich keine Mehlklumpen bilden!
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Ich habe den Holzlöffel gegen einen Schneebesen getauscht... Ist die Mehlschwitze fertig, kommt das Schweinefett und die Jelly für den Geschmack dazu (ja nichts von den guten Kalorien und dem Geschmack umkommen lassen!)
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Nun noch die Zwiebel, sowie Salz, Pfeffer und "nach Belieben" dazugeben. Bei mir war es Knofi und Chiliflocken
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Nun sanft köcheln lassen, damit die Zwiebel weich wird und noch einmal etwas würzen
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Nun das Dosenfleisch dazugeben und unter die Sauce heben. Nicht mehr kochen, sonst gibt es einen Fleischbrei...
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Meine Mutter hätte in der Zwischenzeit Spirellis oder Salzkartoffeln gekocht, den Salat geputzt und ein Salatdressing aus Öl, Zwiebel, Essig, Zucker, S & P gerührt. Ich habe die Pappardelle gekocht und dann serviert:
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Tja, Nostalgie pur, auch wenn es wie Hundefutter aussieht ;-) und gerade fällt mir ein, dass meine Eltern irgendwann in diesen Tagen ihren Hochzeitstag gefeiert hätten. Sie wären dann 69 Jahre verheiratet gewesen, was sie aber beide nicht mehr erleben durften.

Mir und Göga hats geschmeckt und ich erinnere mich gerne daran, dass ich als kleiner Junge immer satt war, saubere Kleidung und ein schönes Zuhause hatte. Auch wenn Schmalhans bei uns öfters der Küchenmeister war.

Gruß

Balkonglut

Anmerkung: Das heutige "Schweinefleisch in Dosen" hat mit dem von vor 45 oder 50 Jahren nicht mehr viel gemein. Damals waren es noch größere Fleischstücke, aber auch mehr Schmalz und Jelly.
 

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Eine schöne Erinnerung in den heutigen Zeiten des Überflusses.
Ich kenne noch Schwarz-Sauer (Entenblut mit Klößen und Entenklein), Lungenhaschee und noch andere Sachen. Das wird alles langsam vergessen.
 
Da bin ich jetzt wirklich überrascht! Das Essen werde ich wohl nicht nach kochen (da gehört schon ein Stückchen Nostalgie dazu ;)). Die Geschichte zu diesem Gericht hat mich aber angesprochen und für einen kurzen Moment in meinen Gedanken haben wir gemeinsam mit deinen Eltern am Tisch gesessen und gegessen...
 
Ich kenne noch Schwarz-Sauer (Entenblut mit Klößen und Entenklein), Lungenhaschee und noch andere Sachen. Das wird alles langsam vergessen.
Das kenne ich nur aus Erzählungen von Nachbar, die aus "Richtung Osten" in den Pott gekommen waren. Innereien gab es früher auch öfters.

Gruß

Balkonglut
 
Das Essen werde ich wohl nicht nach kochen (da gehört schon ein Stückchen Nostalgie dazu ;)).
Danke für die Worte!

Das Rezept hat auch für mich mehr als Nostalgiewert, aber wenn einen die Erinnerungen überkommen...

Gruß

Balkonglut
 
Hat Essen unbedingt mit Nostalgie zu tun?
Sicher haben sich die Gewohnheiten in den Jahren verändert, aber ist das Nostalgie??
In den angesprochenen Zeiten des Überflusses sind wir nicht mehr gezwungen alle Teile eines Tieres zu verwerten. Das ist schade.
Es ärgert mich, wenn leckere Rezepte langsam in Vergessenheit geraten.
 
Danke für die Erinnerung an schlechte Zeiten. Ich denke noch heute mit Grausen an das Zeug, mit dem Mutter uns satt kriegen musste, z. B. Gekochter Schweinebauch, durch den Wolf gedreht und als Pampe über die Pellkartoffeln. Oder Dosenhuhn auf Reis,sorgfältig zerfleddert und von den Knochen befreit. Samstags wurde ich manchmal zum Metzger geschickt, dreiviertel Pfund Gehacktes holen, das gab dann am Sonntag Frikadellen für sieben Personen...
Aber wir sind alle groß und stark geworden, und liebten unsere Familie und unser bescheidenes Zuhause.
Pellkartoffeln schätze ich immer noch sehr, die Beilagen würde ich sicher nicht nach kochen.
 
dass ich als kleiner Junge immer satt war, saubere Kleidung und ein schönes Zuhause hatte. Auch wenn Schmalhans bei uns öfters der Küchenmeister war.

Mein lieber Freund,

das Du ja ein paar Jahre mehr Lebenserfahrung als wie ich hab, weißt Du ja,
aber genau dieses Gericht und das es Zeiten gab in denen Schmalhans bei uns Küchenmeister war,
kenne ich auch.Mein Papa hatte mal nen schweren Unfall gefolgt von Arbeitslosigkeit,
da war ich noch sehr klein, aber erinnern kann ich mich daran noch.
Als er dann bei Eickhoff in der Gießerei anfing, wo er dann noch über 25 Jahre war, ging es zum Glück aufwärts.


Pellkartoffeln schätze ich immer noch sehr

Gab es bei uns jahrelang Samstags im Wechsel mit Ravioli aus der Dose oder Spaghetti in Tomatensauce aus der Dose,
wenn Vatter von der Extraschicht am Samstag nach Hause kam. Alles 3 liebe ich auch Heute noch.;)
 
Super Story, toll geschrieben und weckt sicherlich allerlei Erinnerungen...und gibt mir am frühen Morgen gleich eine mega Gänsehaut das alles so toll zu lesen :) DANKE!
 
Das kenn ich genauso wie bei uns zuhause. Ich bin Baujahr 1960. mein Vater war mehr als 10 Jahre in russischer Gefangenschaft und kam als einer der letzten zurück. Entsprechend hat er darauf Wert gelegt das bei uns das Essen nie ausgehen durfte. Dosenfleisch war ja billig. Das gabs jede Woche. Die Bandnudeln auch. Die waren aber schon etwas Luxus. Wir mussten vor der eigentlichen Malzeit erst immer Salzkartoffeln essen (er war aus Schlesien). Für mich als Bayer eineTortur. Wenn ich mal "Scheiß Kartoffeln" sagte ist er voll ausgerastet. Damals verstand ich das nicht, erst später. Als ich auszog hab ich gut zwanzig Jahre keine Salzkartoffel mehr gegessen. Heute macht mir das nichts mehr aus.

Ich hätte Lust auf einen Spaziergang und hole mir eine Büchse Schweinefleisch. Aber ich denke meine Frau würde gleich den Notarzt mit den weißen Turnschuhen holen.

Hast Du schön gekocht. Gruß Dingo

PS: ich könnt sogar noch einen Speiseplan machen. Bei uns hat es an den Wochentagen immer das Gleiche gegeben. Schweinefleisch war glaub ich Mittwoch.
 
Da hast du eine schöne Geschichte erzählt. Ja früher , da lag noch anderes Essen auf unseren Tellern.Wenn es Lungenhaschee gab, bin ich immer stiften gegangen, brrr .Aber andere Innereien wie Herz,Magen,Nieren und Leber mochten wir sehr gern.Das Schweinefleisch aus der Dose ist nicht schlecht, mag ich heute noch.
 
mein Senf dazu: ich kenn das auch noch, da wars so das wir uns auf ein Brötchen eine Scheibe Wurst legen durften,
immer noch bin ich empört wenn ich so manchem zusehe wie er sich sein Brötchen mit Wurst überhäuft und soviel mehr
Wurst als Brot isst (wenn ich mir auch einen lauten Kommentar verbeissen kann)

wenn wir schlachten versuchen wir so wenig als möglich wegzuwerfen, vieles lässt sich in wunderbaren Gerichten verwerten
die heute leider zu verschwinden drohen.

konkret: jetzt grad Mittag gibts bei uns Lammnieren in einer Einbrenn (Mehlschwitze wie das Gericht von Balkonglut)

übrigens: vor einigen Tagen hat sich ein Afghane Lammmägen bei mir geholt, gestern eine Nachbarin Lammlungen
 
Da hast du eine schöne Geschichte erzählt. Ja früher , da lag noch anderes Essen auf unseren Tellern.Wenn es Lungenhaschee gab, bin ich immer stiften gegangen, brrr .Aber andere Innereien wie Herz,Magen,Nieren und Leber mochten wir sehr gern.Das Schweinefleisch aus der Dose ist nicht schlecht, mag ich heute noch.
Ja, Lüngerl wie das bei uns heißt war bei meiner Mutter tatsächlich nur Lunge. Da schüttelt es mich heute noch. Leber, Niere, Herz sind lecker. Mach ich mir heut noch ab und zu. Da bin ich aber immer der Einzige Esser am Tisch. Die Saubande probiert nicht mal. Mann da hat mein Alter mich besser im Griff ghabt als ich meine Brut. :-)

Gruß Dingo
 
Danke für die Erinnerung. Bei uns gab's das ähnlich. Nur ohne Mehlschwitze. Zwiebeln und Fleisch angebraten. Ich mag es immernoch. Und wenn ich im Supermarkt über die goldenen Dosen stolpere muss ich immer schmunzeln.
 
Schwammerl Flo es ist tatsächlich noch was übrig und Bier hab ich auch noch

Leberknödel sind grad in Arbeit

ausserdem: weiteren Nieren, Herzen, Zungen, Milz, Lunge, Leber und Hoden
ich mag das alles sehr gern

machma ein Mini-OT mit Innereien

gruas da stefan
 
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