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Messerkauf: Danke und Rückmeldungen (für Anfänger: aber zu lang)

Zwei, drei Stunden? Wie viele Messer hast Du denn da zu bearbeiten? Wenn man mal so Hässlichkeiten wie hochgehärtete rostträge Stähle rauslässt, dann kann man in der Zeit sicherlich zwanzig Messern einen neuen Grundschliff annageln. :-?

:D
Du vergisst dabei, dass ich wirklich Dilettant bin. Das ist kein Understatement.
Und ich trinke sicherlich nicht nur eine Flasche Bier.

Lass mich aber mal kurz überlegen ... brb ... 3 universelle Messer, Paketmesser, Brief- bzw. Papiermesser, Arbeitsmesser, Ausbeinmesser... achja, die Messer, die nur meine Frau benutzt. Müssten vor dem Messerkauf 13 gewesen sein. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich das Kochmesser oft so runtergenudelt habe, dass ich einen 300er Stein als erstes nutzte. Andere, wie den "Brieföffner", schleife ich, obwohl er es nicht bräuchte. Übung,- wenn ich schon mal dran bin.

Ich hätte in den Text noch aufnehmen können, dass ich mal einen 1000/3000er-Stein verschenkt habe, weil ich keinen Unterschied gemerkt habe zum 1000er. Auf Eure Empfehlung hin, habe ich jetzt noch mal den Cerax-Stein bestellt. Mit dem habe ich bisher aber nur am Arbeitsmesser rumprobiert. Ich kann also noch nicht sagen, ob ich mich in den letzten Jahren hochtrainiert habe.
 
Du bewahrst Dein Arbeitsmesser im Kuehlschrank auf? Cool! :D

Ich bin halt ein ordentlicher Mensch. Alles dahin, wohin es gehört. :rotfll:
Sprache ist also auch noch was, das ich auf die "Schleifliste" setzen muss. Die wird immer länger.

:patsch:

Ertappt. Ich habe gelogen?!
Es muss natürlich heißen: "... zunächst das Bier aus dem Kellerkühlschrank und dann das Arbeitsmesser ..."

:D
 
Du hast zunächst das Bier und dann das Arbeitsmesser aus dem Kühlschrank geholt?... :D
Okay, inzwischen sind wir also schon bei zwanzig Messern angekommen. Ich vermute, einige werden zu dem Zeitpunkt den Schliff bitter nötig haben, während andere noch lange ohne könnten. Bei mir wird das nur zu so einer Sitzung, wenn ich wieder einen ganzen Messersatz von jemandem kriege. Meine eigenen Messer werden geschärft, wenn sie müssen. Beim Wässern und Trocknen der Steine muss man ja nicht daneben stehen, daher geht das sehr zügig. Ist wie mit Aufräumen .. Wenn man es immer sofort erledigt, ist es kaum Arbeit. Lässt man aber erst alles liegen, dann wird es eine größere Aktion .. Nach der man sich dann aber auch sehr gut fühlt. ;)
 
Ihr macht mich noch ganz wuschig im Kopf.

Also ... :beer2:... ein letzter Versuch:
"Ich gehe am bewussten Tag wacker in unseren Vorratskeller und nehme mir aus dem Getränkekühlschrank ein paar Flaschen Bier.
Dann flitze ich noch schnell um die Ecke in unseren Werkzeugkeller und hole dort das Arbeitsmesser."

Das müsste jetzt stimmen.
War eigentlich gar nicht so schwer. :-)

@ Mr. Pink: Vielleicht sollte ich tatsächlich noch mal nachtragen, dass Messerschleifen zeitlich kein großer Akt ist. Damit da keine Missverständnisse aufkommen.

@ all: Wenn ich mein Hauptmesser ausnahmsweise mal zwischendurch geschliffen habe, sah das in etwa so aus: Stein nebenbei ins Wasser. Nasses Trockentuch auf eine der Arbeitsplatten in der Küche als rutschfeste Unterlage. Schleifen. Saubermachen. Da ist man in "10 Minuten" fertig.
Das ist für mich aber "Arbeit."

Der "Tag der langen Messer" ist ein event, unnett: "Spinnerei." Da gucke ich beim Schleifen nicht auf die Zeit.
Es ist eben keine Arbeit, sondern Spaß.
 
Hintergrundgeschichten: Das perfekte Messer

[TL;DR: Mein Kompliment an die "Messer-Sucher" und die Fachleute in den Foren. Und ein wenig Folklore.]

Das perfekte Messer? Der Titel ist so schwach, der reicht nicht mal für die angedachte, freundlich gemeinte Provokation.
Natürlich gibt es kein perfektes Messer. Weiß ja jeder. Genauso wenig wie perfekte Autos, Lehrerinnen und Hämoridensalben.

Überhaupt macht es mir dieser Abschnitt so schwer wie keiner der anderen. Irgendwie kriege ich das, was ich sagen will, nicht richtig umschrieben. Mal ganz abgesehen von so etwas wie "auf den Punkt bringen",- doch das wollte ich in diesem thread eh nie. :P

Im Sommer, als ich im "Messerforum" gelandet war, dachte ich einen Moment lang daran, einen thread aufzumachen und mich "kurz mal" beraten zu lassen. Gut, dass ich das nicht gemacht habe! Ich hätte so etwas von einem Satz heiße Ohren bekommen! :D Dann überlegte ich, einfach die am meisten angepriesenen Messer im dortigen und im "hiesigen" Forum zu kaufen. Einfacher Kreuzvergleich, der möglich wird, weil die Haupt-Akteure nicht identisch scheinen oder doch zumindest teilweise unterschiedliche Positionen beziehen. Welches Messer verkörpert die beste "Schnittmenge?" Wäre bequem gewesen. Und ich bin bei trivialen Gegenständen, Hephaistos möge mir gnädig sein, gewöhnlich geneigt, unsentimental zu sein. Zudem pflege ich ganz gerne, wenn irgend möglich, meine Faulheit.
Gut, dass ich das nicht gemacht habe.

Also las ich mich ein und durch. Gelobt seien die Suchmaschinen! Dann benötigte ich keinen eigenen "Welches-Messer-ist-für-mich-das-beste-thread" und wusste mehr, als ich ehedem wissen wollte. :-)

Die Ratsuchenden wie die "Berater" in den Foren haben meinen Respekt. Öffentlich zu bekennen, dass man keine Ahnung hat, ist aller Ehren wert. Menschen, die sich mit offenkundiger Leidenschaft einem Thema widmen und ihr Wissen dann noch kostenfrei wie geduldig anderen zur Verfügung stellen, achte ich.
Das ist keine Schleimerei oder ein - sowieso belangloser - verbaler Manipulationsversuch.
Je mehr ich mir die verschiedenen Messer-Beratungen angucke, desto schwieriger erscheint es mir, einen individuell passenden Vorschlag zu entwickeln. Ein Fragenkatalog als Einstieg ist sicherlich nicht schlecht, aber so viel kann gar nicht abgefragt werden, wie eigentlich notwendig wäre. Ich wäre da ein gutes Beispiel.
Ich würde jedem Messer-Suchenden ("Arne") einen Freund ("Günni") wünschen, der sich mit Messern richtig gut auskennt. Ginge einfacher und schneller als im Internet. Insbesondere könnte Klartext geredet werden.

Setting: Die Ehefrau bzw. die Freundin widmen sich einem anderweitigen, außerordentlich wichtigen Teilbereich menschlichen Lebens. Arne und Günni sitzen entspannt im Garten. Neben sich einen Smoker. Die gefüllten Schweinelendchen brauchen noch drei Stunden. Bei einem Tässchen Milch lässt sich wunderbar plaudern.
Arne: Günther?!
Günni: Wird's jetzt offiziell?
Arne: Du kennst Dich doch mit Messern aus?
Günni: Mmh?
Arne: Ich will mir ein gescheites Kochmesser kaufen.
Günni: Aha?
Arne: Mein altes gefällt nicht mehr.
Günni: Aha?
Arne: Ich habe schon ein wenig im Internet recherchiert.
Günni: Aha?
Arne: Ich habe auch eins gefunden, dass mir gefällt und ganz gut zu sein scheint.
Günni: Mmmh?
Arne: Warte mal, ich hab's mir notiert ... "Suisin Inox Honyaki Gyuto" ... Kennst Du das? Ist das gut?
Günni: Hatte ich noch nie in der Hand.
Arne: 24cm-Klinge, rostfrei, gut verarbeitet, 60 HRC, sehr dünn, soll sauscharf und sehr schnitthaltig sein. Wird über den Klee gelobt. Von allen.
Günni: Öhm.
Arne: Der Griff gefällt mir nicht so richtig, aber den soll man ändern können. Außerdem soll ein Herr Schanz gut im Überarbeiten von Messern sein.
Günni: Arne?
Arne: Ja?
Günni: Hast Du was eingeworfen? :D
Arne: Hö? Dumme Idee? Oder meinst du nur "zu teuer"? Mmh.- "Man gönnt sich ja sonst nichts" und "Geld spielt keine Rolex." ;) Nee, mal im Ernst: Ich will mal was ordentliches, was mir auch vom Aussehen zusagt. Und ich will eines, was auch noch in zehn Jahren was taugt.
Günni: Arne?
Arne: Ja?
Günni: Du bist beknackt.
Arne: Ich?! Ich bin der normalste, der rumläuft! :D Hast Du 'nen besseren Vorschlag?
Günni: Nö. Nur ein paar Fragen.
Arne: Und?!
Günni: Sieh Dir mal Deine Pranken an. Was für eine Handschuhgröße hast Du?
Arne: Was hat das mit Messern zu tun?
Günni: Das da vorne ist doch das Messer, was Du meistens benutzt. Das ist ein Zwilling Santoku. Ich schätze mit einer 18cm-Klinge. Kommst Du damit gut zurecht?
Arne: Geht so.
Günni: Und was schneidest Du?
Arne: Alles?!
Günni: Ich vermute eher "Fleisch." Erinnerst Du dich? "Grünzeug gehört in die Vase."
Arne: Jaja.
Günni: Und wie schneidest Du am liebsten?
Arne: "push"-mäßig? o_O
Günni: Eher "säge"-mäßig. :D
Arne: Aber das ausgesprochen "elegant"-mäßig. :D
Günni: Du und Steffi, ihr seid beide berufstätig. Zweimal in der Woche Pommesbude, zweimal TK?
Arne: He?! Mehr Respekt bitte vor dem Alter!
Günni: Hab' ich. Hab' ich. Aber Deine Küche ist doch eigentlich hier draußen.
Arne: Ich koche ständig!
Günni: Ja, vor Wut vielleicht. Ansonsten: samstags Spaghetti Bolognese, sonntags Bacon und unter der Woche reißt Du für Steffi bestenfalls die Gemüsepakete auf. :P
Arne: ...
Günni
: Und jetzt mal Hand auf's Herz: Hast Du jemals in Deinem Leben ein Messer geschärft?
Arne: Soll ich Dir meinen Messerschleifer zeigen?
Günni: Bitte nicht! :D
Arne: Siehst Du! :D
Günni: Du weißt es, ich weiß es: Du bist, was Messer anbelangt, so ziemlich die faulste Socke die rumläuft.:D
Arne: Die ärmste Socke, bitte. Die ärmste. :D
Günni: Arne?
Arne: Günni?
Günni: Ich glaube, wir beide gehen mal demnächst in die Stadt. Messer gucken und anfassen.
Arne: Amen! Und: Skol!

Das "perfekte" Messer. Das Attribut "perfekt" kann gerne gegen "gut", "richtig", "für eine bestimmte Summe beste" usw. ausgetauscht werden. Was mich anfänglich gewundert hat, dass bei allen Threaderstellern das Aussehen des Messers so eine erhebliche Rolle gespielt hat. Ein recht alltäglicher Gegenstand soll "schön" sein. Auch dieses Attribut kann gerne gegen "gefällig", "hübsch", "ansehnlich" o.ä. ausgewechselt werden. "Schönheit" scheint manchmal sogar wichtiger als die Alltagstauglichkeit. Fast ist sie eine eigene Bewertungskategorie neben "perfekt."
So auch bei mir: vergleiche z.B. meine ("Fehl"-)Käufe der Burgvogel natura und oliva line.

Deswegen kam ich ins Grübeln über meinen "Schönheits-Begriff." Ich weiß natürlich, dass da einige gedacht haben, "was will der Kerl von mir?" :D
Einfach nur ein Monolog, um mir über etwas klar zu werden, mir vor Augen zu führen.
Habe ich mir gestattet, obgleich es selbstredend nicht zwingend hier her gehörte.

Nach "Ordnung" und "Zeit" ist die dritte Dimension meines Begriffs von Schönheit "Angemessenheit."
Das Messer muss zu meinen Fertig- und Fähigkeiten passen , meinetwegen auch etwas darüber hinaus weisen, damit ich es als für mich "schön" akzeptieren kann. Die Hümmelken und das Herder 1922 sind dafür Beispiele. Teurere, "bessere", "schönere" Messer überlasse ich leichten Herzens echten Küchenmesserartisten. Sie sind Ihnen angemessen. Sie werden Ihnen gerecht.
Das ist keine falsche Bescheidenheit.
Ich mag's halt "passend."
Um mal eine Analogie aus einem Bereich zu wählen, von dem ich genauso wenig Ahnung habe wie vom Skifahren: ich kann mich an der Leistungsfähigkeit und dem Design einer straßenverkehrstauglichen Version eines DTM-Mercedes durchaus erfreuen. Doch falls ich mich reinsetzen und fahren würde, empfände ich das vielleicht als "spannend", aber nicht gerade als "schön." :lach:
 
Ich wuensche mir jetzt:
  1. Verfilmung des Messersketches
  2. Titel "Das perfekte Messer - Der Film"
  3. Einstellen bei DuRoehre.
 
Hintergrundgeschichten: Beispiele, wie Mann es nicht machen sollte

[TL;DR: Messergeschichten und Schluss]

Dieser thread sollte zwei kleineren Personengruppen dienen. Den messerkundigen Usern in diesem Forum sollte eine differenzierte Rückmeldung gegeben werden, wie ihre Vorschläge, Tipps und Anregungen aufgegriffen und verarbeitet werden. An einem konkreten Beispiel.
Den "Anfängern", "Ahnungslosen", mit denen ich mich identifiziere, sollte auf eine bemüht launige Art und Weise begreifbar gemacht werden:
1. Du bist nicht allein mit deiner Unwissenheit
2. Es gibt immer noch mindestens einen, der verwirrter ist, als Du glaubst zu sein :D
3. Das Thema "Messer" kann ein ernstes wie interessantes Thema sein,- das trotzdem Freude bereiten kann
4. Nicht aufgeben, nicht verschrecken lassen: dran bleiben am Messer!

Ich halte es immer noch für möglich, dass es Menschen gibt, die aus den Fehlern anderer lernen können. Vielleicht nicht für wahrscheinlich, aber für möglich. Insofern möchte ich die nachfolgenden Geschichten nur als Appell verstehen: Macht es besser.

Messergeschichten oder: Messer sind ganz gute Lehrmeister, wenn man sie lässt. :p

Mit 13 kaufte ich mir mein erstes Messer. Dafür arbeitete ich in den Osterferien und der ersten Hälfte der Sommerferien bei coop (für Jüngere: so was wie Edeka). Messer waren unter Jungen sehr prestigeträchtig. Ich wollte nicht mehr mit dem Taschenmesser von Opa doof dastehen. War wichtig.
Ich wollte das tollste Messer, was überhaupt vorstellbar war: ein Puma White Hunter. Huch! Das gibt's ja noch: http://www.pumaknives.de/dispitem_121.php?item_no=116009 Ist ja witzig! :-)
Wie auch immer. Im Ferienlager fühlte ich mich schätzungsweise drei Tage lang wie "King Lui." Bis mir ein uralter Teamer, der war bestimmt schon über 30, zeigte, was man mit einem gammeligen Taschenmesser, einem kleinen unscheinbaren Handbeil und einer angerosteten Handsäge alles zu Wege bringen kann. Das hat mich irritiert. Endgültig bedient war ich, als er sich ein paar Tage später mal mein Puma auslieh und mir zeigte, was man damit tatsächlich alles machen konnte.
Damals hat sich in mir irgendwie eine Merkliste angelegt. Eigentlich nur eine Sammlung von Plattitüden, die mir aber nachwievor dienlich ist.
Merke 1: Das "richtige" Werkzeug muss nicht glänzen.
Merke 2: Ein Messer kann nur so gut sein, wie der Mann der es benutzt.

Mit 18 bin ich zuhause ausgezogen. Meine Mutter gab mir aus der sprichwörtlich untersten Schublade im Küchenschrank mit: einen Dosenöffner, ein Spickmesser, ein Kochmesser, ein Brotmesser und ein altes Dr.Oetker-Kochbuch. :-) Gibt's ja auch noch: http://www.oetker-verlag.de/neuerscheinungen/uebersicht/grundkochbuch.html . Die Messer waren alle "alt", rostfrei, und "schlecht" (d.i. "stumpf"). Die Klingen haben mir ziemlich schnell beigebracht:
Merke 3: Man kann mit so ziemlich jedem Kochmesser, egal in welchem Zustand, jedes Lebensmittel durchschneiden,- wenn man nur hinreichend lange und stark drückt.
Merke 4: "Schlechte" Messer können höllisch wehtun.
Merke 5: Nicht alles, was man mit einem Dosenöffner aus einer Konserve zu Tage fördert, ist appetitlich.

Das mit den Selbstgefährdungen habe ich schließlich souverän akademisch gelöst: Ich bin in die Hauptbibliothek auf dem Alten Markt in Dortmund geeilt. Sie hatten dort genau zwei Bücher über Messer. In einem wurde der "Wiegeschnitt" skizziert. Heute weiß ich natürlich, dass es ganz gut gewesen wäre, wenn ich die Bücher komplett gelesen hätte. Damals wusste ich es besser und habe mich nur auf die Problemlösung konzentriert. Ergebnis:
Merke 6: Wiegeschnitt ist gut, weil sicher.
Merke 7: Wiegeschnitt + Kochmesser kriegt so ziemlich alles kurz und klein.

Ein paar Jahre später hatte ich die Nase voll von dieser ständigen Messer-Drückerei. Neue Messer waren nicht drin. Denn wenn ich mal Geld übrig hatte, ging das für Bücher, Bier und Pizza drauf. Zumeist bis zum 10. des Monats. Also, was tun? Auf einem Flohmarkt in Düsseldorf erstand ich zunächst einen Wetzstab aus Stahl. Keine Ahnung, wie ich darauf gekommen bin. Wetzstab ausprobiert. Hat nicht funktioniert. Wieder hin und dann etwas gekauft, was aussah wie eine Steinschleuder ohne Gummiband. Zwischen den Schenkeln des "Y" waren dafür Stahlbacken angebracht. Merkwürdiges Teil, doch es vermittelte mir ein gewisses Erfolgserlebnis in Sachen "Schärfe."
Merke 8: Ein Wetzstahl schärft, schleift aber nicht (wusste ich damals aber noch nicht)
Merke 9: Es gibt Möglichkeiten, eine Messerklinge schärfer zu bekommen. Es kostet nur ein wenig Mühe.

Mit dieser Kombination bin ich insgesamt 12 Jahre hingekommen? Ich staune. :hmmmm:
Dann heiratete ich. So etwa in der 6.Woche unserer Ehe frage ich meine Frau: "Willst Du nicht mal abends kochen?" Sagt sie: "Nö, kann ich nicht." Das hat mich auch viel gelehrt, aber nicht direkt über Messer. In der Konsequenz eilte ich am nächsten Tag in die Stadt und erwarb beim Kaufhof ein Vierer-Set, WMF Sonderserie (gibt's wohl nicht mehr).
Merke 10: Neue Messer schneiden besser als "schlechte" alte.
Merke 11: Neue Messer schneiden nach einer gewissen Zeit auch nicht mehr so gut.

Meine Schleifhilfe bekam die neuen Messer nicht so scharf, wie sie mal waren. Was machen? Ist doch naheliegend: ein neues Messer kaufen! Ein Fissler Santoku (gibt's auch nicht mehr).
Merke 12: Streite niemals mit einem Messer. Es gewinnt immer. :D (Du kannst eine Messerform nicht zweckentfremden.)

Später kam noch ein kleines Kai, ein Haiku Brotmesser und ein Schleifstein dazu,- nach unzähligen Durchzieh-Schleifhilfen. Wetzen hatte ich zwischenzeitlich auch begriffen und zwar mit dem alten Wetzstahl, den ich mir damals auf dem Flohmarkt gekauft hatte.
Merke 13: Wetzen ist gut.
Merke 14: Härtere Stähle lassen sich schlechter wetzen (oder gar nicht).
Merke 15: x-fach teurere Messer schneiden nicht x-fach, sondern nur etwas besser.
Merke 16: Messerhypes haben eine Verfallzeit.
Merke 17: Banksteine schlagen in ihrer Schleifleistung jedes Durchziehsystem (sehr späte Erkenntnis)
Merke 18: Mit ein wenig Pflege halten Messer ewig. Zum Guten wie zum Schlechten.
.....

Für diese und ein paar andere, sehr simple Einsichten habe ich fast 40 Jahre gebraucht. Hätte nicht sein gemusst. Macht es besser.

Und was lehren mich die neuen Messer? Nun,- manchmal bekommt der Mensch nicht das, was er will, sondern das, was er braucht. ;)
Ich bin sehr zufrieden.

Danke!
 
Zum Schluss hast du also doch noch ein paar Merk-Tipps für uns.
Wenn deine Tipps dazu beitragen, dass andere Leser keine 40 Jahre brauchen, um zu solchen Einsichten
zu gelangen, dann hast du dein Ziel erreicht. Hoffen wir das Beste. - Danke gleichfalls!
 
So siehts aus. Schön geschrieben, hoffentlich lernt wer daraus. Nur dass man sich nicht das Schönste kaufen muss, nur weil man kein Sternekoch oder Messerexperte ist .. das sehe ich naturgemäß anders. Ich habe schon den ein oder anderen an seinem teuren Messer wachsen sehen. So sind Männer: Jetzt hab ich das Beste, jetzt muss ich auch darüber bescheid wissen und damit können. Alleine damit ich mir nicht die Schande gebe, es kaputt gemacht zu haben. Und damit nicht irgendwann einer unbeeindruckt fragt, ob der stumpfe Eumel jetzt das tolle neue Messer ist, mit dem man so angegeben hat. Mit "angemessenem" Werkzeug passiert das weniger. Da fühlt man sich schon adäquat.
Und letztenendes: Wofür arbeiten wir, wenn nicht für schickes Spielzeug?
Ich setze gerne die Kosten von Messer und Schleifstein in Verhältnis zum letzten Kneipenabend - sowas kann schon mal ziemlich teuer werden und da denkt kaum einer zweimal drüber nach. Ein Messer hält aber erfahrungsgemäß deutlich länger als Bier. Schon mal die nächsten fünfzig Jahre, wenn man alles richtig macht.
 
Ich kann mir Kneipenabende, die in die Größenordnung eines teuren Messers gehen, nicht erlauben.
Und ich halte es für eine Kritik, wenn der Zweck der Arbeit darin bestehen soll, für schickes Spielzeug zu schuften.
Nicht dass jeder nicht auch ab und zu mal was schickes will, besonders wenn man sich interessiert und es zum Hobby macht.
Aber wenn man generell bloß für schickes Spielzeug arbeitet, (um damit anzugeben, wie es in deinem Text ja anklingt), dann sollte
man seine Prioritäten überprüfen.
 
Spaß find ich super. Aber wenn der Spaß nur noch darin besteht, sein Lebensgefühl aus dem schicken Spielzeug
zu beziehen, das man sich leisten kann, dann finde ich das irgendwie, sagen wir mal, wenig anspruchsvoll.
 
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