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Supermärkte verkaufen zu fast 90 Prozent Billigfleisch

Kimble

Mr. Seafood & Dr. Tartuffel
5+ Jahre im GSV
★ GSV-Award ★
Das Thema hatten wir ja schon mehrfach hier, vom 1,99€ Nackensteak bis zu bayerischen Jungbullen. Der aktuelle Spiegel-Bericht hält unserer Gesellschaft, die ja angeblich ökologisch denkt und am Tierwohl interessiert ist, nochmals den (echten) Spiegel vor die Augen:

Tierhaltung - Supermärkte verkaufen zu fast 90 Prozent Billigfleisch
In deutschen Supermärkten stammt das meiste Fleisch aus prekärer Tierhaltung, wie eine Greenpeace-Untersuchung bei neun Ketten zeigt. Auf dem letzten Platz landete Real.
In den Regalen deutscher Supermärkte und Discounter dominiert Billigfleisch das Angebot. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Umweltschutzorganisation Greenpeace bei neun Ketten, darunter Aldi, Lidl, Rewe und Edeka. 88 Prozent des Frischfleisches der großen Lebensmittelhändler stammt demnach aus prekären Haltungsbedingungen. … Schlecht schneiden bei der Untersuchung auch Frischetheken ab. Mangels Kennzeichnung sei davon auszugehen, dass hier überwiegend Fleisch der untersten Haltungsstufen angeboten werde, so Töwe. Die besten Chancen, an der Bedientheke auf Produkte aus tiergerechterer Haltung (Stufe drei) zu stoßen, hat der Kunde gemäß dem Greenpeace-Check bei Kaufland. Selbst dieser Discounter erreichte allerdings nur 179 von 1000 möglichen Punkten
.

Das ist der richtige Moment um Bertolt Brecht aus der Dreigroschenoper zu zitieren:
„Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“
 
Das ist wahrscheinlich ein schlechter Zeitpunkt um hier seinen ersten Beitrag zu verfassen, aber da ich hier viel Input zum Thema Essen bekomme und das Thema sehr interessant ist würde ich mich gerne einklinken.

Die oben genannten Zahlen sind in der Tat erschreckend, decken sich aber recht genau mit den Beobachtungen, die ich meinem Umfeld mache.
Ich wohne in der Gropiusstadt in Berlin, in meinem direktem Einzugsgebiet von ~5k Personen gibt es genau vier Lebensmittelgeschäfte. Aldi, Lidl, einen desolat geführten Edeka Markt und einen türkischen Supermarkt(Bereket).
Die am häufigst frequentierten Läden sind ganz klar der Lidl und Aldi.
Die ausländische Community kauft, wenig überraschend, "beim Türken" ein und lässt da vergleichsweise das meiste Geld.
Da wird relativ viel Geld für Lamm und Huhn, Knochen und Innereien ausgegeben und man kann anhand des Einkaufs schon sehen, dass es am Wochenende ein Festessen für die Familie geben wird. Alles selbstgemacht, selbstverständlich.

Dann gibt es die Menschen, die sich so über die Runden bringen, die aber, zumindest am Wochenende, nicht auf ihren Braten, ihr Stück Fleisch, verzichten wollen.
Denen kann es noch so schlecht gehen, die neue Medikation kostet doch wieder 20€ Zuzahlung mehr, am Wochenende gibt es Fleisch.
Koste es was es wolle.
Es kostet dann halt sehr wenig.

Da geht es einfach um das Prinzip.
Die Leute sind in der Lage sich noch Fleisch zu kaufen. Also geht es ihnen noch nicht komplett schlecht.
Fleisch=Lebensqualität

Das klingt absurd, ist aber eine, gefühlte, Tatsache.

"Tabak, Feuerwerk und Fleisch lass ich mir nicht nehmen!" ist hier eine Meinung.

Und ich kann es den Leuten nicht mal wirklich verübeln.

Die Frage ist, wie man mit solchen Zahlen umgeht bzw. wie man sie deutet.

Fleisch ist in Deutschland pervers billig, da muss sich dringend etwas ändern.
Fleisch gehört, bei Menschen die wenig Geld zur Verfügung haben, aber auch zum "Lebensstil" dazu, koste es was es wolle.
Oder, besser gesagt, koste es eben nicht.

Der Status Quo ist richtig mies, aber die Ursachen auf Seiten der Konsumenten sind vielschichtig.

Ich habe bis vor drei Jahren auch noch "ganz normal" die Hähnchenbrust von Lidl gekauft, mir damit ein ein curry proteinmäßig bestückt und war zufrieden. Klar, am Wochenende gab es dann "gutes" argentinisches Fleisch aus der metro und ich war zufrieden.
Dass das alles ziemlicher Schrott ist habe ich dann auch mitbekommen als ich mich näher damit beschäftigt habe.

Und trotzdem überwog beim Blick auf das Portemonnaie dann doch eher der Griff zum günstigeren Fleisch.

Weil: besser Fleisch als kein Fleisch.

Das ist Blödsinn, ist mir klar.
Aber wenn selbst mir, als halbwegs reflektiertem, Menschen es schwerfällt nicht dem Drang zum Fleisch nachzugehen, dann weiß ich nicht wie man "Otto Normalverbraucher" davon überzeugen will, dass weniger mehr ist.

Schön gar nicht, wenn er sich auf "sein Stück Fleisch" freut.

Die Zahlen sind alarmierend, ich habe keine Idee, wie man das in die richtige Richtung lenken kann, möchte aber zumindest darauf hinweisen, dass die Gründe für die Geizmentalität vielschichtig sein können.

"Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral"

Ich bin mir nicht sicher ob bei einem Großteil der 90% Billigfleischkäufer "Moral" das Ausschlusskriterium ist.
 
Man muss aber auch sagen das der Einzelhandel durchaus auch hochwertiges Fleisch anbietet, nur wird das eben nicht gekauft.
Arbeite seit einiger Zeit wieder im Einzelhandel und hab dadurch halt nen groben Überblick was da abgeht.

Die Kunden verlangen nach besserem Fleisch, sind aber nicht bereit dafür Geld auszugeben.
Wir bieten zwar Fleisch der Haltungsstufe 4 an, aber das wirfst du in den meisten Fällen weg.
Nur beim Geflügel scheint die zahlbereitschaft größer zu sein und man achtet mehr auf Qualität.

Das günstigste Fleisch ist mittlerweile durch die Krise in China durchaus recht teuer geworden, wenn du es
mit den Preisen vor 5 Jahren vergleichst. Ich habe mittlerweile permanent Kunden die sich wegen den Preisen beschweren.

Das Problem liegt am Ende nur beim Kunden. Angebot und Nachfrage halt

Klar, am Wochenende gab es dann "gutes" argentinisches Fleisch aus der metro und ich war zufrieden.

https://www.travelbook.de/weltspeis...ere-wahrheit-ueber-argentinisches-rindfleisch

Im Grunde ist das relativ simpel das Südamerikanische Rindfleisch hat sich von einem Qualitätsprodukt zu nem Massenprodukt gewandelt.
Überall wo Masse produziert werden muss (grade in der Tierhaltung) bleibt die Qualität nunmal auf der Strecke, anders kannst du den Bedarf ja gar nicht decken. Der Mist wird ja mittlerweile überall angeboten sogar bei Aldi oder Lidl das sagt schon ne menge über die ''Qualität'' aus.
Wer heute noch vom guten Südamerikanischen Rindfleisch spricht, macht sich halt nur noch was vor.
 
...Das ist der richtige Moment um Bertolt Brecht aus der Dreigroschenoper zu zitieren:
„Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“...

Hmm, evtl. lieg ich da auch falsch und verscheiss es mir grad,
aber solch ein Zitat aus der Feder von jemand der nur Rinderfilet für gutes Fleisch hält und nix anderes auf sein Teller kommen lässt...

mei, jeder wie er koa und moag...
Manchmal wär nix sagen vllt. mehr...

grüssle
 
Jepp Bernd, ich habs grad kapiert,
allerdings kann ich dir auch ein paar gut geschmorte Ochsenbacken,
genauso nen genial gegarten Ochsenschwanz empfehlen,
sozusagen from Nose to tail... ;)
Besuch mich, pack den Stefan ein
und du bekommst Beides, plus ne gut gereifte Salami... ;)

Und nu setz ich mich mal auf die Bank...

grüssle
 
Ich habe bis vor drei Jahren auch noch "ganz normal" die Hähnchenbrust von Lidl gekauft, mir damit ein ein curry proteinmäßig bestückt und war zufrieden. Klar, am Wochenende gab es dann "gutes" argentinisches Fleisch aus der metro und ich war zufrieden.
Dass das alles ziemlicher Schrott ist habe ich dann auch mitbekommen als ich mich näher damit beschäftigt habe.

gutes Argentinisches Fleisch 🤣🤣
Wenn ich so etwas lese kommt mir die Galle hoch.
Ich kaufe wenn möglich nur regional. Wieso soll ich Rindfleisch aus Irland Argentinien oder von sonst wo kaufen, wenn man bei uns um die Ecke auch gut einkaufen kann.
Das selbe gilt zum Beispiel auch für Kartoffeln usw. Wieso Israelische/Ägyptische wenn sie bei uns auch wachsen.
Müssen Lebensmittel erst um die halbe Welt gekarrt werden damit sie “gut“ sind?
Von der mittlerweile allgegenwärtigen Ökobilanz/CO2 mal abgesehen.
 
Ich kaufe wenn möglich nur regional. Wieso soll ich Rindfleisch aus Neuseeland Argentinien oder von sonst wo kaufen, wenn man bei uns um die Ecke auch gut einkaufen kann.
Das selbe gilt zum Beispiel auch für Kartoffeln usw. WieIsraelische/Ägyptische wenn Sie bei uns auch wachsen.
Müssen Lebensmittel erst um die halbe Welt gekarrt werden damit sie “gut“ sind?
Von der mittlerweile allgegenwärtigen Ökobilanz mal abgesehen.

So sehe ich das auch, den das meiste Geld, egal wo das Fleisch herkommt oder in Qualität, bekommt der Handel und nicht der Erzeuger.

Beim meinem Metzger ist diese Handelskette sehr klein Metzger <> Erzeuger (Bauer).

Soviel zur Preisgestaltung zum Billigfleisch.
 
Das Problem sind die Kunden nicht die Anbieter. Die Deutschen reden zwar gerne über das Tierwohl, kaufen dann aber trotzdem das billigste Zeug, denn der Mehrheit ist offensichtlich nicht die Qualität sondern die Menge wichtig:

Trotz Tierwohl-Debatte - Deutsche kaufen Fleisch am liebsten billig
In Umfragen geben sich die deutschen Verbraucher gerne als Tierschützer. Die meisten Konsumenten sind nach eigener Aussage bereit, deutlich mehr für Fleisch zu bezahlen, wenn dadurch den Schlachttieren bessere Haltungsbedingungen garantiert werden. Doch die Sache hat einen Haken: Gekauft wird, was billig ist. «In der Realität spüren wir eine andere Entwicklung. Wir bemerken, dass die Kunden in der Regel eher zu Fleisch von konventionell gehaltenen Tieren greifen …. Rewe rennt bei dem Versuch, in zwei Testregionen Schweinefleisch aus tierfreundlicherer Haltung mit einem Aufschlag von 50 Cent zu verkaufen, nicht gerade offene Türen ein.

Erst kürzlich [wurde] in einem großangelegten Feldversuch die Einkaufsrealität untersucht. In insgesamt 18 Märkten der Edeka-Gruppe - neun Supermärkten und neun Discount-Läden - wurden den Kunden dabei mit Hilfe der Handelskette zwei Monate lang Bratwurst, Minutensteaks und Gulasch aus Schweinefleisch parallel in drei Versionen Angeboten: in der «Gut und Günstig»-Variante ohne Tierwohl-Anspruch, als teures Bio-Fleisch und als neu eingeführtes Tierwohl-Produkt im mittleren Preissegment. Das Ergebnis des Tests überraschte die Forscher. Denn es entsprach so gar nicht den Aussagen der Bundesbürger in den Umfragen. Nur rund 16 Prozent der Kunden griff tatsächlich zu den Tierwohl-Artikeln. Elf Prozent kauften die Bio-Produkte. Doch fast drei Viertel der Kunden (73 Prozent) bevorzugten das Billigangebot. Daran änderten auch große Hinweisschilder, die auf das Tierwohlangebot hinwiesen, nichts.

Geiz ist für viele Leute eben immer noch geil. :rolleyes:
 
Das Problem sind die Kunden nicht die Anbieter. Die Deutschen reden zwar gerne über das Tierwohl, kaufen dann aber trotzdem das billigste Zeug

das ist imho ein typisch deutsches Problem... ist wie: dusche mich, aber mache mich bitte nicht nass!!!
Ähnliches Beispiel Energiegewinnung, keiner will Kohlekraftwerke bzw. Fossile Kraftwerke, Atomkraftwerke schon gar nicht. Im Gegenzug will keiner Windräder o. findet das Solarfelder doof aussehen 🥳.

So, genug politisches Gequatsche.

Ich denke die meisten von uns haben schon mal ähnlich gekauft (wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein). Wichtig ist, dass die Erkenntnis kommt. Beim einen früher, beim anderen später und bei manchen....
 
Wir Deutschen sind ein seltsames Volk...
1.Das was unsere Maschine benötigt (Lebensmittel/Flüssigkeit -> Hauptsache billig und viel
2.Da wo wir ein Drittel unseres Lebens verbringen (Bett) -> wird meistens nach Preis und Optik gekauft
3.Urlaube -> Hauptsache Sonne, günstig und viel von 1.
usw.

Aber wehe es geht um das Auto in dem Durchschnittsbürger ein paar Minuten / Tag verbringt...dann muss es krachen. :hammer:
Ich lass es diesbezüglich zwar auch gerne krachen, sehe aber die oberen Punkte differenzierter.
Anyway, es wird sich erst was ändern, wenn es wehtut...und dann wird es vermutlich irgendwann.
 
Oh je… ist wieder Wochenende und das Gebashe geht wieder los? :D

Aber ich weiss - immer ist der Konsument schuld. Klingt gerade so, als soll der gemeine Pöbel wie damals wieder seine Gerstensuppe essen und das Fleisch dem Adel überlassen....
 
Das ist halt Angebot und Nachfrage.
Wenn das Angebot da ist, dann steigt die Nachfrage nach Billigfleisch.
Dem Grossteil der Billigfleischkonsumenten geht die bessere Qualität einfach mal am Po vorbei, da er es sowieso nicht gross unterscheiden kann, da ist nun einmal der Preis der ausschlaggebende Punkt!
Würden die Preise spürbar steigen, geht auch der Konsum zurück, weil es sich eben nicht mehr jeder leisten kann jeden Tag Fleisch auf den Teller zu kloppen.
Solange aber der Handel immer mehr die Preise drücken will um ja der billigste zu sein, die Bauern immer weniger verdienen, das Vieh immer mehr leiden muss, solange wird sich nichts ändern. Da können noch so viele gutgemeinte Kampagnen ins Leben gerufen werden. Spätestens an der SB-Fleischtheke sind diese vergessen...
 
Man kann ja auch Fleisch einkaufen, das erheblich teurer ist.
Aber meistens ist das einfach nur teurer, nicht besser.
Ist gerne der gleich Schrott, nur der(die) Händler - nicht der Erzeuger - sahnt mehr ab.

Da gilt übrigens nicht nur für Fleisch, statt dessen kann man da alles mögliche einsetzen.
 
Ich denke, weebbaa hat da schon in die richtige Richtung gezeigt.

Für uns Landeier, und da zähle ich mich auch gerne dazu, in den Ballungsräumen oder am Rande davon, mit mindestens einem durchschnittlich guten Job, ist es relativ einfach, bewusst und nachhaltig beim Bauern im Hofladen oder Metzger des Vertrauens einzukaufen. Sowohl finanziell als auch örtlich.
In den Großstädten hingegen, wo auch zig Millionen Menschen leben, wird’s da schon schwieriger, selbst mit gutem Willen. Wo gibts denn in den Innenstädten noch gute Metzger? Da läuft doch fast alles über den Einzelhandel. Und da fängt m.E. das Problem schon an. Dem Verbraucher selbst kann man da keinen Vorwurf machen. Hier geht es um strukturelle, ökonomische und soziologische Probleme, bei denen der billige Fleischkonsum nur ein Teil der Probleme darstellt.
Dies zu ändern ist sowohl Sache der Politik als auch der Wirtschaft und nicht des „kleinen Mannes“.
Wer will es denn einem Hartz Vierler in einem Plattenbau in Jena verdenken, wenn er - wie weebbaa richtig schreibt - als Zeichen seines bescheidenen Wohlstandes nahezu täglich Billigstfleisch konsumiert?
Und Fleisch so teuer zu machen, dass es sich nur noch die wirklich Wohlhabenden leisten können, wäre für mich, als sozial eingestellten Menschen, auch nicht der richtige Weg.

Ich bin für gutes Fleisch für alle (wenn auch nicht unbedingt täglich), zu fairen Preisen, die bereits bei den tiergerechten Fleischerzeugern (und das müssten eigentlich alle sein) beginnen.
Massentierhaltung und unnötige Tiertransporte (besonders um Steuern und Zölle zu sparen) gehören grundsätzlich verboten, ebenso wie der Import zweifelhaften Fleisches jedweder Art.
 
Aber ich weiss - immer ist der Konsument schuld.

Glaubst Du, dass das Neonfleisch in den Supermärkten als Notbeleuchtung dient, falls mal Stromausfall herrschen sollte ?

Nein, das wird gekauft.

Ich schreibe es mittlerweile zum 3. oder 4. mal in diesem Forum.

Wir dürfen uns hier nicht als Masstab nehmen.
Ich schätze, 80 % aller Otto-Normalgriller grillt Neonfleisch oder fertig gebrühte Grillwürste.
Das ist so und das werden wir nicht ändern ......
 
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