[Düsseldorf] Bar Olio - Lässiges Bistro mit Crossover-Küche

[Kimble]

Nein es hat zum Glück nichts mit Roberts Bistro zu tun, weder vom Publikum noch vom Essen. Ich habe den Hype um Roberts Bistro noch nie verstanden und umso weniger, wenn ich dort essen war. Das ist aber ein anderes Thema.

 

[Kimble]

Die gute Nachricht: Die Bar Olio hat nach dem Corona-Shutdown nun seit einer Woche wieder offen.
Die schlechte Nachricht: Der Service ist noch eine Spur unfreundlicher als zuvor.

Es beginnt schon damit, dass die Bar das Außengelände liebevoll mit rot-weißem Absperrband eingezäunt hat und eine Hygieneschleuse errichtet. Im zärtlichen Kasernenhofton wird man darauf hingewiesen, dass man die Hände desinfizieren soll, dann die handgeschriebene Karte abfotografieren (wo andere Restaurants einen QR-Code haben), sich in die die obligatorische Liste eintragen und dann bitteschön eine Maske im Außenbereich aufsetzen soll. Ein Maske im Außenbereich? Gut, das steht mit keiner Silbe in der Coronaschutzverordnung NRW und natürlich ebenso wenig in den Hygiene- und Infektionsstandards aber in der Bar Olio ist nun mal Gesetz was Annette und Roman sagen. Kürzlich versuchte ein Gast (Düsseldorfer Gastronom) sachlich zu erklären, dass Masken im Außenbereich Nonsens sind - das hätte er mal besser nicht getan. Die Diskussion wurde sehr laut und die Bar Olio hatte danach ein Dutzend Gäste weniger, ohne dass es den Service gekümmert hatte.

Aber zurück zur Karte, die hat sich gegenüber der Vor-Corona Zeit nur marginal geändert,

(aus "steuerlichen Hygienegründen" gibt es natürlich weiterhin keine Kartenzahlungen oder Rechnungen)

ebenso wie die offenen Weine.

Zum Start gab es Melonen-Gazpacho / Avocado / Wildgarnele

Es ging weiter mit

Pahlke´s Doradensashimi gebrannt / Tomaten-Dashi + Gelee / Sellerie
(Das störende am Titel ist weniger das Deppenapostroph sondern dass Pahlke zwar ein bekannter Düsseldorfer Fischhändler ist, aber sicherlich nicht gerade Beste der Stadt, weshalb man sich schon fragt, warum das erwähnenswert sein soll - ganz im Gegenteil)

Weiter ging es mit

Miso marinierter Lachsbauch / Gurkensalat

Im Hauptgang gab es dann den Klassiker

Udon Iberico Bolognese / Gurke / Ei / Koriander

Fazit
Die Bar Olio ist zurück, allerdings ist manches nicht mehr wie zuvor. Zuvorderst muss man die Fischqualität kritisieren, die zwar noch gut, aber nicht wie zuvor sehr gut ist, was vielleicht am Lieferanten liegen mag. Dass die quirlige Atmosphäre verschwunden ist, kann man in Corona-Zeiten nicht ändern, allerdings unternimmt das Lokal wenig, um das zu kompensieren. Im Gegenteil, der Service ist noch nachlässiger (Abrechnung stimmt nicht, Wein wird vergessen, etc) und flapsiger als zuvor. Bisher hat man all das wegen des guten Essens ertragen, aktuell habe ich jedoch Zweifel ob es das wert ist.

PS
Da die Bar nun einen eigenen Parkplatz hat, kann man den Fuhrpark der Gäste bewundern und es ist schon erstaunlich, welche Leute sich in der Atmosphäre einer Studentenkneipe erniedrigen lassen

 

[Mi-Pi]

Kurzweiliger Besuchsbericht mit einigen netten Kommentaren

 

[Sousvidebader]

es ist schon erstaunlich, welche Leute sich in der Atmosphäre einer Studentenkneipe erniedrigen lassen

Anhang anzeigen 2208294

Widerlich!
Einfach so mit einem Volvo vor der Bar Oli parken. Machen Leute haben gar keinen Anstand.


Freut mich, dass die Bar wieder offen hat. (Umami Bolo Rules!!!)
Das sich der „charmanten“ Service nochmal verbessert hat, ist kaum zu glauben.

Man gewöhnt sich halt schnell an den Luxus, dass man bei Kurzarbeit nur 1-2 Tage pro Woche arbeiten muss und jetzt wieder auf Vollzeit hoch, das ist schon hart. An irgendwem muss man das doch auslassen dürfen.

 

[Firechef]

Boar die Karte geht ja mal gar nicht( Optik)

 

[Kimble]

Das sich der „charmanten“ Service nochmal verbessert hat, ist kaum zu glauben.

Ich dachte auch, die nächste Stufe wären Ohrfeigen für die Gäste, aber ich wurde eines Besseren belehrt, denn wie man aktuell sieht geht es auch etwas subtiler sehr unfreundlich zu sein.

Boar die Karte geht ja mal gar nicht( Optik)

Die ist ein handgefertigtes Manuskript, in dem all die Liebe steckt, die der Service zu geben im Stande ist

 

[Mr. Pink]

Ich fühle mich sehr an das Kapitel "The rich eat differently than us" aus Medium Raw von Anthony Bourdain erinnert...

 

[Kimble]

Zwei Jahre und eine Pandemie sind vergangen, Zeit für ein Update, denn mittlerweile ist in der Bar Olio wieder (fast) alles wie immer. Die einzige Neuigkeit ist, dass man die Tageskarte nicht mehr abfotografieren muss, wie früher, sondern einen QR-Code hingelegt bekommt, mit dem man die aktuelle Karte unter https://bar-olio.de/ abrufen kann.

Ansonsten bekommt man weiterhin den Service aus einer Studentenkneipe, wird darüber hinaus belehrt, was man bestellen darf (oder nicht) und natürlich bei Nachfragen gerne einmal verbal erniedrigt. Ich bin bis heute davon überzeugt, dass genau dies der Grund ist, warum auf dem (mittlerweile exklusiven Parkplatz) so häufig Aston Martin, Bentley, Ferrari und Rolls Royce stehen – Ein Besuch in der Bar Olio ist einfach günstiger als der bei einer Domina und dazu noch unauffälliger.

Ich bin dort allerdings nicht wegen, sondern trotz des Service zu Gast, denn das Essen ist dort nicht nur sehr abwechslungsreich, sondern handwerklich mehr als ordentlich. Hier ein paar Beispiele aus den letzten Wochen.

Rotkohl-Ingwersalat / Teriyakilachs (halbroh)

Steak Tatar / Allez Retour

Fischsuppe passiert / Sauce Rouille / Röstbrot

Lachstatar / Saiblingkavier / Brunnenkresse / Blumenkohl

Malfatti / Salbeibutter / Pate di Pomodori Secchi

Zanderfilet wild / Sauerkraut / Pimenton de la Vera

Dreierlei Lamm / Gefüllte Aubergine / Weißes Bohnenpurre / Harissa Möhren

Udon Ibericobolognese / Gurke / Ei / Koriander

Hausgemachte Spaghetti alla Chitarra mit Kalbsbolognese

Island-Kabeljau / Sellerie-Risotto / Grünkohl / Orangen Beurre blanc

Affogato / Tahiti-Vanilleeis in Espresso

Kürbiskäsekuchen / Pisazieneis / Kürbiskaramell

Da ich mittlerweile so etwas wie ein Stammgast bin, durfte ich ausnahmsweise mal ein Essen mitnehmen. Natürlich nicht irgendeins, sondern man darf nur drei Essen von der Karte überhaupt mitnehmen, wenn man ganz lieb bittet. Was man allerdings nicht bekommt, ist eine Tüte für die glühend heiße Aluschale, aber großzügigerweise darf man seine gebrauchte Serviette mitnehmen und darunter legen.

Die nächsten Leute, die sich demütigen lassen wollen, stehen schon Schlange

Fazit:
Die Bar Olio gehört für mich (immer noch) in die Top10 der Düsseldorfer Restaurants und bietet Küche auf BIB-Niveau. Auch wenn das Ambiente gewöhnungsbedürftig ist, wüsste ich nur wenige Orte, wo ich mittags lieber essen würde, zumal die Küche auch um 16h noch die komplette Karte anbietet. Natürlich ist Köln eigentlich die kleine Schwester von Berlin, jedoch fühlt sich die Bar Olio an, wie ein kleines Stück Kreuzberg in Düsseldorf. Man kann gut Essen + Trinken, Promis werden nicht beachtet und es interessiert niemanden, wenn man besondere Wünsche hat. Also eine klare Empfehlung für Leute, für die das kulinarische Erlebnis im Vordergrund steht.

 

[Königspudel]

Danke für deinen Bericht, ein guter Grund da mal wieder einzukehren

 

[Kimble]

Ihr kennt sicherlich die Überforderung durch eine zu große Auswahl

Ähnlich ist es uns heute ergangen. Samstags (nach)mittags haben die meisten guten Restaurants geschlossen, um den ausgebuchten Abendservice vorzubereiten. Bei uns in der Stadt haben trotzdem über ein Dutzend gute Restaurants geöffnet, von denen wir 8 in der engeren Wahl hatten. Es sollte keine Sterneküche werden, sondern ein Bistro-Essen, knapp unter einem Stern, also auf Bib-Niveau. Wir haben dann über 2 Stunden Speisekarten im Web gelesen, Weinkarten verglichen und die Entscheidung fiel uns schwer zwischen all den tollen Gerichten.

Am Ende sind wir dann doch wieder in unserem „Stamm-Bistro um die Ecke“ gelandet, weil es doch das Einfachste war und wir uns angesichts der großartigen Auswahl irgendwie nicht entscheiden konnten, obwohl wir beim letzten Mal dort nicht ganz glücklich waren. Als es ob der Koch gewusst hätte, dass er heute nur durch Glück unser Wohlwollen erlangt hat, hat er in der Küche richtig Gas gegeben und uns eines der besten Erlebnisse dort beschert.

Zum Einstieg gab es einen Blanc de Noir-Champagner, der nur knapp über dem Einkaufpreis auf der Karte stand

Danach gab es wie immer eine wilde Crossover-Küche, die von Qualität und Handwerk überzeugte.

Sashimi vom Loup de Mer (Wildfang)

Hirschtatar / frische Austernsauce / Rosenkohl

Kabeljau / Topinambur / Artischocken / Schwarzkohl / Fenchel

Zander / Sauerkraut / Piment d´espelette -Schaum

Dreierlei Süßkartoffel / Fromage blanc / Balsamico / Schoko-Crumble

Apfeltörtchen / Walnüsse/ Rosinen / Zimteis

Insbesondere der Kabeljau und das Süßkartoffel-Dessert waren großartig (7/10) und hätte jedem Einsterner gut zu Gesicht gestanden - das alles sehr zu fairen Preisen für eine Großstadt.

Dazu ist dieser Mix aus der Atmosphäre einer Studentenkneipe mit beschädigten Tellern sowie der lässigen Bedienung und der gehobenen Küche, die so gar nicht zur Atmosphäre passen will, einmalig. Mindestens ebenso witzig ist das Publikum, wo es von der Birkin-Bag-Trägerin bis zum Hippie-Künstler eine bunte Mischung in lauter Atmosphäre gibt. Das ist gelebter Sozialismus, denn es gibt keine Sonderbehandlung, sondern alle werden von den Kellnern im Zweifel im gleichem Maße verbal erniedrigt.

Die Bar Olio ist in jeder Beziehung Kult und schafft es immer wieder zu überraschen, dieses mal wieder positiv.

 

[Perry]

Bei schlechtem Service werde ich ungehalten. Optisch aber ne Wucht. Beim Geschmack trau ich dir blind.
Toller Laden.

Hast du Evtl nen brandheißen Tipp für einen sehr guten Spanier in Ddorf oder halt in meine Richtung runter? Da bin ich bisher nicht sehr glücklich geworden….

 

[Kimble]

Bei schlechtem Service werde ich ungehalten. Optisch aber ne Wucht. Beim Geschmack trau ich dir blind.
Toller Laden.

Schlecht ist der Service nicht, eher etwas „schnoddrig“, vielleicht kann man das ein bisschen mit dem Köbes im Brauhaus vergleichen. Auch dort ist der Gast nicht König, sondern der Kellner. Man bekommt alles, was man möchte, solange man nicht exotische Wünsche hat, wie zum Beispiel Parmesan auf der Vongole

Also um das klar zu sagen: Man fühlt sich schon willkommen dort, aber es ist eben der Charme einer Studentenkneipe, wo einen abgebrochene Philosophie-Studenten bedienen, die eigentlich gerade etwas anderes im Kopf haben. Und es ist, wie gesagt, witzig zu sehen, wie das KÖ-Publikum, dass gerade seinen Taycan vor der Tür geparkt hat, an der Tür ebenso ignoriert wird wie der Kunst-Student, wenn der Service gerade beschäftigt ist

 

[Dustin]

Oh, ich ergänze auch mal hier
Waren im Mai zu Besuch und wir waren alle durch die Bank weg sehr angetan!
Wir hatten Samstag direkt zur Öffnung Glück, Freitag Abend no Chance.

Kirschblüten Panna cotta war ein absoluter Traum. Leider war damals genau das Gericht, welches ich wollte, von der Karte gestrichen (Pasta mit Salsiccia). Das Ragu war aber eine mehr als würdige zweite Wahl