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Haggis mit Hindernissen

Grillkugel

Grillkaiser
15+ Jahre im GSV
Als ich letztes Jahr Black Pudding gemacht hatte (siehe https://www.grillsportverein.de/forum/threads/black-pudding-auf-schottische-art.262656/#post-2776999), habe ich ja schon erwähnt, dass Haggis auch noch auf dem Programm steht. Am Wochenende war es endlich soweit.

Haggis ist das schottische Nationalgericht und hat außerhalb des Landes nicht den besten Ruf. Dabei ist Haggis technisch gesehen eigentlich nur eine Grützwurst vom Schaf oder Lamm mit viel Leber und anderen Innereien.

Mir wurde rund-um-die-wurst.de als Bezugsquelle für die Lamminnereien empfohlen, und so hbe ich dort ein "Lammgelinge" bestellt. Das sind Lunge, Herz und Leber vom Lamm. Aus Zeitgründen hatte ich es eingefroren und jetzt wieder aufgetaut. Zu meinem Entsetzen musste ich nach dem Auftauen fetstellen, dass keine Lunge dabei war, dafür aber die Nieren.

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Lunge war ausdrücklich beworben, da fand ich das schon sehr ärgerlich, auch wenn es nicht wirklich das edelste Teilstück eines Tieres ist. Ich wollte das Projekt fast schon aufgeben und vielleicht zu einer Leberpastete umdisponieren, aber nach einigen Nachforschungen wurde mir bestätig, dass es keinen großen Unterschied macht, ob die Lunge dabei ist oder nicht. Manche lassen sie sogar grundsätzlich weg. Also habe ich dann doch weitergemacht.

Die zweite Hürde war, dass ich beim Metzger blöderweise statt des eigentlich benötigten Rindernierenfetts nur Rinderfett bestellt hatte und dann mit einer großen Tüte gemischter Fettabschnitte nach Hause ging. Ich habe das Fett dann ähnlich wie mein Schmalz neulich 36 Stunden lang bei Niedrigtemperatur ausgelassen. Der gewonnene Talg ist etwas weicher von der Konsistenz her, er läßt sich aber doch verwenden. Die "Grieben" sehen übrigens aus wie eine außerirdische Lebensform ("It's life Jim, but not as we know it."). Sie schmecken warm mit etwas Salz köstlich, kalt sind sie aber kein Genuss.

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Die Zuberetung von Haggis ist für den halbwegs geübten Wurster kein Problem. Ich habe verwendet:

ca. 1,5 kg Lamminnereien
500 g ausgelassenenes Rinderfett
500 g Hafergrütze
1 große Gemüsezwiebel
20 g Salz pro kg
3,5 g schwarzer Pfeffer pro kg
Rinderbutte zum Abfüllen

Die Innereien werden in ungesalzenem Wasser ca. 90 Minuten lang geköchelt, wobei man die Leber erst später zufügen sollte, damit sie nicht zu trocken wird. Wichtig ist, dass alle hochgeschwemmten Unreinheiten mit einer Schaumkelle abgeschöpft werden.

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Nach dem Abkühlen (traditionell über Nacht, ist aber nicht unbedingt nötig) werden sie mit der Zwiebel durch den Wolf gedreht.

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Ich habe mit 3 mm gewolft, was im Nachhinein etwas zu fein war. 5 mm wären besser gewesen. Ist aber nicht so tragisch.

Während die Innereien köcheln, wird die Hafergrütze im Ofen auf einem Backblech c. 15 Minuten bei 150 Grad leicht angeröstet. Sie soll nicht dunkel werden, sondern nur etwas Aroma entwickeln. Das riecht wirklich nicht schlecht.

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In einer größen Schüssel werden dann die gewolften Innereien, die Hafergrütze und das Rinderfett von Hand miteinander vermischt. Das Nierenfett würde man mit einer Küchenreibe kleinreiben.

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Dann kommt Salz und Pfeffer sowie etwas von der Kesselbrühe dazu bis die Konsistenz eines festen Matsches erreicht ist. Die Masse soll nicht von selbst fließen. Bei mir war es ca. ein halber Liter.

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Die Masse wird dann gut gemischt und kann mit einem großen Löffen in die Rinderbutten abgefüllt werden. Ich hatte noch zwei Teilstücke übrig, die dafür genau gereicht haben.

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Klassisch wird Haggis in einen Schafsmagen gefüllt, aber der ist selbst in Schottland nicht leicht zu bekommen. Rinderbutten sind auch da ein vollwertiger Ersatz. Die Industrie füllt natürlich auch in Plastikhüllen ab.

Dann wird der Haggis wie jede andere Kochwurst bei ca. 80 Grad gegart. Ich habe die restliche Brühe einfach mit heißem Wasser aufgefüllt und den Haggis ca. 3 Stunden ziehen lassen.

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Danach wird er erst an der Luft abgekühlt und dann im Kühlschrank herunter gekühlt. Dort hät er sich locker zwei oder gar drei Wochen.

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Prinzipell kann man Haggis auf zwei Arten zubereiten. Als Hauptmahlzeit wird er im ganzen erhitzt und dann augeschnitten portionsweise serviert, in der Regel mit "Neeps and Tatties" (Steckrübenmus und Kartoffelpüree). Das kann natürlich auch direkt aus dem Kessel ohne zwischenzeitliche Abkühlung geschehen. .

Und dann gibt es noch den gebackenen Haggis, der fürs "Full Scottish Breakfast" unabdingbar ist. Haggis wird kalt in Scheiben geschnitten und ausgebacken. Fettzugabe ist nicht nötig, das Rinderfett schmilzt ja.

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Fazit: Auch wenn der Haggis nicht 100% stilecht geworden ist, ist er doch deutlich als solcher zu erkennen. Das werde ich sicher mal wieder machen.

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Man sollte die Rinderbutten nicht zu prall füllen, denn die Hafergrütze quillt beim Garen auf. Beim Abschmecken darf man sich nicht vom "versalzenen" ersten Eindruck täuschen lassen, denn die Hafergrütze kann natürlich im trockenen Zustand noch kein Salz aufnehmen, daher ist der Rest der Masse erst einmal etwas salziger.
 
@Grillkugel also nichts gegen dein Rezpt aber von haggis lass ich die Finger ich habe es einmal probiert und muss sagen mir schmeckt es nicht Villeicht liegts dran das ich kein Schotte bin :lach: aber :respekt:das du dich da ran getraut hast auch wenns ein paar Komplikationen gegeben hat
 
Sehr schön!

Aber muss da nicht Blut mit rein?

Nein, in Haggis ist nie Blut. Mit Blut wird der Black Pudding gemacht. Da ist dann aber kein weiteres Fleisch drin. Natürlich ist es auch vorstellbar, eine Kreuzung zwischen den beiden zu machen, aber das dürfte hochst unüblich sein.
 
Moin Oliver,

schöne Sache :thumb2:

Da hätte ich gern probiert
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:prost:
 

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Respekt, schaut gut aus.

Mit was ist Haggis vom Geschmack her vergleichbar???

Von der Machart und den Zutaten, ähnelt es ja schon dem Knipp (Oder wie man in meiner Ecke sagt, Pfannenschlag), welcher mit Brot und Gürkchen gegessen wird.

Ist da eine "Verwandtschaft" merkbar, oder ist der Lamm-/Schafgeschmack so unterschiedlich, dass es nicht zu vergleichen ist?
 
Sehr sehr coole Aktion! Meine Frau würde mich teeren und federn, wenn ich in unserer Küche beginnen würde, Lamminnereien und Talg zu häxeln:D
Aber ein gutes Haggis ist was Feines! Ich empfehle das "Ghillie Dhue" in Edinburgh.
 
Respekt, schaut gut aus.

Mit was ist Haggis vom Geschmack her vergleichbar???

Von der Machart und den Zutaten, ähnelt es ja schon dem Knipp (Oder wie man in meiner Ecke sagt, Pfannenschlag), welcher mit Brot und Gürkchen gegessen wird.

Ist da eine "Verwandtschaft" merkbar, oder ist der Lamm-/Schafgeschmack so unterschiedlich, dass es nicht zu vergleichen ist?

Da ich noch nie etwas von "Knipp" oder "Pfannenschlag" gehört, geschweige denn diese Spezialitäten probiert habe, kann ich nicht sagen, in wieweit Haggis ähnlich ist. Lamm schmeckt man eher nicht heraus, da es ja Innereien sind, aber zusammen mit dem Rinderfett ist es doch schon ziemlich anders als Wurst aus Schweinefleisch. Als ich das erste Mal Haggis gegessen habe, kam mir gleich "Leberwurst" in den Sinn. Also die Leber schmeckt man schon deutlich raus.
 
@Grillkugel : Du bist mein Held !
Das werde ich genau so einmal nachbauen. Ich bin ein großer Haggisfreund, und kann das wochenlang jeden Morgen zum FSB essen. So in zwei Schottlandurlauben geschehen.
 
Lass es dir schmecken. Habe es sich schonmal probiert, mein Fall war es nicht....
 
Da muss ich immer an Harry Stamper denken. Würde das gerne mal probieren.
 
Hallo Oliver, ein toll beschriebener Fred. Probiert hätte ich das auch sehr gerne. Der Aufwand, den du dazu betrieben hast, ist schon enorm. Aber echt klasse, 1A :thumb2:
 
Es ist eigentlich auch kein größerer Aufwand als für andere Kochwurst. Leberwurst oder Schwartenmagen macht im Prinzip die gleiche Arbeit.
 
Interessant.
Ich hätte gerne probiert. Wobei mir die Variante mit anbraten besser gefällt.

Ist mir eigentlich auch lieber, aber die gekochte Variante hat natürlich den Vorteil, dass man ordentlich "Whiskysoße" darüber geben kann, was beim Frühstück eher ungewöhnlich ist...
 
Sehr schön, das gefällt mir. :thumb2:
 
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