Hallo zusammen
ich wollte hier nochmal die Gelegenheit nutzen, ein paar Zeilen zu einem der letzten Restaurantbesuche zu schreiben, nämlich bei Thierry Schwartz in Obernai (Frankreich), Link: https://www.thierry-schwartz.fr/
https://guide.michelin.com/en/grand-est/obernai/restaurant/thierry-schwartz-le-restaurant
Der Restaurantbetreiber hat sich auf die Fahnen geschrieben, auf Nachhaltigkeit und Regionalität zu setzen, entsprechend ist die Bewertung mit einem „normalen“ Stern und einem grünen Stern (macht so ca. 1,5 würde ich schätzen).
Da der Besuch schon einige Wochen her ist, werde ich nur ein paar Kleinigkeiten dazu schreiben.
Zunächst einmal haben wir vorher über lafourchette reserviert, und hatten dort nur das „normale“ Menü gesehen. Es hätte aber auch ein Mittagsmenü für 59 Euro gegeben, aber wir wollten dann trotzdem das „normale“ Menü nehmen.
Die Tische waren, weil das Wetter wunderbar war, in einem Innenhof gedeckt, der wirklich traumhaft war.
Wenn man zu seinem Tisch geführt wird, sieht man sofort ein Gärkörbchen auf dem Tisch. Die Servicekräfte erklären einem dann, dass dieser Laib dann für einen gebacken wird und man ihn später zurück bekommt. Macht schonmal Lust auf mehr, ist wirklich ein Erlebnis statt einfach nur ein „hier sind die Häppchen“. Der Restaurantbesitzer betreibt auch eine Bäckerei im Ort, sodass ich gleich mal nachfrage, ob ich ein wenig Sauerteig bekommen könnte (mein anderer ist dank Vernachlässigung doch recht schlapp gewesen).
Als Aperitif gab es einen sehr interessanten Wein, schmeckte fast ein wenig wie Cidre, an den Namen kann ich mich nicht mehr erinnern.
Die Häppchen vorne weg waren sehr interessant. Einmal eine 2 Jahre eingelegte Erdbeere, die sich quasi zu einer Olive verwandelt hat. Erdbeere war nur noch sehr leicht rauszuschmecken, aber war wirklich sehr interessant.
Außerdem gab es zwei weitere Happen, einmal etwas Brezelartig, und das andere mit Blüten, die etwas nach Meer geschmeckt haben, passt soweit.
Unsere Menüfolge war das mit dem Sternchen.
Nach dieser schweren Aufgabe wurden uns Tücher zur Erfrischung gereicht, die super angenehm gerochen haben.
Los gehts mit dem normalen Menü.
Zu den lokalen Tomaten wurde eine art brioche feuilletée gebracht, also in etwa der Versuch, möglichst viel Butter in ein wenig Mehl haltbar zu machen. Super.
Die Tomatenvariationen wurden von Kapern, eingelegtem Spargel und einer Soße begleitet, was die Beeren waren weiss ich nicht mehr.
Jetzt wurde es interessant. Der Kellner kam an unseren Tisch, und erklärte uns dass er jetzt aus dieser Sahne für uns Butter machen würde. Während des Drehens hat er dann erklärt, dass diese Sahne von einer bestimmten Rinderrasse (Jersey?) kommt. Das Drehen ging relativ schnell, danach konnten wir noch entscheiden, ob wir lieber gesalzene oder ungesalzene Butter wollten.
Nette Aktion, und dann kommt man schon ins Grübeln, ob etwas gereifte Butter wie die Bordier, oder sehr sehr frische besser ist…
Das Brot kam auch wieder und sah wirklich gut aus. Natürlich durch das frische Anschneiden nicht so „sauber“ im Anschnitt, aber geschmacklich super.
Anschließend ging es zum „signature Dish“ von Thierry Schwartz, das Ei im Ei.
Im normalen Restaurant meine ich, einen offenen Grill gesehen zu haben, und generell gibt es relativ viele geräucherte Elemente.
Der Teller sah erstmal unauffällig auf, oben drauf waren Frühlingszwiebeln (vielleicht frittiert?). Dann gings aber los. Außen rum Eiweiss, innen drin versteckte sich eine grüne Creme und ein Eigelb mit einer außergewöhnlichen Konsistenz. Ziemlich wachsartig, fast ein wenig getrocknet, sodass hier ein schöner Kontrast aufkommt. Schmeckt mir gut.
Anschließend kommt ein Kellner mit einem (?) Chemex an den Tisch, und erklärt, dass hier die Soße für den nächsten Gang vorbereitet wird. Im Filter wurde Kaffee mit getrocknetem schwarzen Knoblauch gemischt, den wir aber nicht rauschmecken konnten..
Also: Fisch. Ich hatte eigentlich Wild erwartet (wegen Chevalier), aber offenbar ist Omble Chevalier ein Fisch... Neben dem Fisch gab es, wenn ich es richtig verstanden hab, Fruchtfleisch von Kaffeebohnen. Der Fisch war lecker, aber die Soße war nicht so richtig meins, insbesondere mit den Kaffeebohnen war es doch eine etwas bittere Angelegenheit. Wenn man wenig Soße genommen hat, war es aber lecker.
Das nächste Besteck wurde gereicht (war aber erstaunlich stumpf…):
Nun gabs den Hühnchengang, und das war schon eher meine Sache. Einmal gebraten mit leckerer Soße, einmal vielleicht geräuchert, süß?, das Bällchen in der Mitte war lecker, Gemüse auch, davon hätte ich auch 3 Teller gegessen.
Nun kam ein weiterer Mitarbeiter und brachte mir einen Behälter mit Sauerteig, und erklärte mir, dass dieser natürlich noch keinen Kühlschrank gesehen habe (ich hab ihm nicht gesagt, dass ich den Sauerteig direkt in den Kühlschrank gepackt habe ). Der Sauerteig wurde wohl mit Apfel angesetzt und riecht wirklich super, ich benutze ihn sehr gerne.
Die weiteren Mittagessengäste waren mit ihrem kleinen Menü fertig, sodass wir quasi alleine waren.
Nun zum Dessert:
Hier gab es rote Beete in Verbindung mit Schokolade. Das Blatt war knusprig, und die erdige Note von der roten Beete waren präsent, aber nicht dominant. Nicht zu süß, aber auch nicht zu wenig, nicht zu schwer, wunderbar.
Wir waren gedanklich schon fertig, dann brachte die Bedienung noch weitere Desserts. Einmal Schokomoussebällchen (soweit ich das in der Erinnerung noch zusammenkriege), und kleine Waffeln mit Bienenpollen, die sehr gut gepasst haben. Im Anschluss wurden uns auch noch frische Madeleines angeboten, wobei meine Begleitung dann doch passen musste.
Insgesamt:
Schöne Entdeckung. Der Fokus auf die lokalen Produkte war in jedem Gang da und wirkte kohärent, nicht übertrieben. Kann ich nur empfehlen, der Mittagstisch wirkte von der Preis/Leistung her fast noch besser.
Viele Grüße!
Jens
ich wollte hier nochmal die Gelegenheit nutzen, ein paar Zeilen zu einem der letzten Restaurantbesuche zu schreiben, nämlich bei Thierry Schwartz in Obernai (Frankreich), Link: https://www.thierry-schwartz.fr/
https://guide.michelin.com/en/grand-est/obernai/restaurant/thierry-schwartz-le-restaurant
Der Restaurantbetreiber hat sich auf die Fahnen geschrieben, auf Nachhaltigkeit und Regionalität zu setzen, entsprechend ist die Bewertung mit einem „normalen“ Stern und einem grünen Stern (macht so ca. 1,5 würde ich schätzen).
Da der Besuch schon einige Wochen her ist, werde ich nur ein paar Kleinigkeiten dazu schreiben.
Zunächst einmal haben wir vorher über lafourchette reserviert, und hatten dort nur das „normale“ Menü gesehen. Es hätte aber auch ein Mittagsmenü für 59 Euro gegeben, aber wir wollten dann trotzdem das „normale“ Menü nehmen.
Die Tische waren, weil das Wetter wunderbar war, in einem Innenhof gedeckt, der wirklich traumhaft war.
Wenn man zu seinem Tisch geführt wird, sieht man sofort ein Gärkörbchen auf dem Tisch. Die Servicekräfte erklären einem dann, dass dieser Laib dann für einen gebacken wird und man ihn später zurück bekommt. Macht schonmal Lust auf mehr, ist wirklich ein Erlebnis statt einfach nur ein „hier sind die Häppchen“. Der Restaurantbesitzer betreibt auch eine Bäckerei im Ort, sodass ich gleich mal nachfrage, ob ich ein wenig Sauerteig bekommen könnte (mein anderer ist dank Vernachlässigung doch recht schlapp gewesen).
Als Aperitif gab es einen sehr interessanten Wein, schmeckte fast ein wenig wie Cidre, an den Namen kann ich mich nicht mehr erinnern.
Die Häppchen vorne weg waren sehr interessant. Einmal eine 2 Jahre eingelegte Erdbeere, die sich quasi zu einer Olive verwandelt hat. Erdbeere war nur noch sehr leicht rauszuschmecken, aber war wirklich sehr interessant.
Außerdem gab es zwei weitere Happen, einmal etwas Brezelartig, und das andere mit Blüten, die etwas nach Meer geschmeckt haben, passt soweit.
Unsere Menüfolge war das mit dem Sternchen.
Nach dieser schweren Aufgabe wurden uns Tücher zur Erfrischung gereicht, die super angenehm gerochen haben.
Los gehts mit dem normalen Menü.
Zu den lokalen Tomaten wurde eine art brioche feuilletée gebracht, also in etwa der Versuch, möglichst viel Butter in ein wenig Mehl haltbar zu machen. Super.
Die Tomatenvariationen wurden von Kapern, eingelegtem Spargel und einer Soße begleitet, was die Beeren waren weiss ich nicht mehr.
Jetzt wurde es interessant. Der Kellner kam an unseren Tisch, und erklärte uns dass er jetzt aus dieser Sahne für uns Butter machen würde. Während des Drehens hat er dann erklärt, dass diese Sahne von einer bestimmten Rinderrasse (Jersey?) kommt. Das Drehen ging relativ schnell, danach konnten wir noch entscheiden, ob wir lieber gesalzene oder ungesalzene Butter wollten.
Nette Aktion, und dann kommt man schon ins Grübeln, ob etwas gereifte Butter wie die Bordier, oder sehr sehr frische besser ist…
Das Brot kam auch wieder und sah wirklich gut aus. Natürlich durch das frische Anschneiden nicht so „sauber“ im Anschnitt, aber geschmacklich super.
Anschließend ging es zum „signature Dish“ von Thierry Schwartz, das Ei im Ei.
Im normalen Restaurant meine ich, einen offenen Grill gesehen zu haben, und generell gibt es relativ viele geräucherte Elemente.
Der Teller sah erstmal unauffällig auf, oben drauf waren Frühlingszwiebeln (vielleicht frittiert?). Dann gings aber los. Außen rum Eiweiss, innen drin versteckte sich eine grüne Creme und ein Eigelb mit einer außergewöhnlichen Konsistenz. Ziemlich wachsartig, fast ein wenig getrocknet, sodass hier ein schöner Kontrast aufkommt. Schmeckt mir gut.
Anschließend kommt ein Kellner mit einem (?) Chemex an den Tisch, und erklärt, dass hier die Soße für den nächsten Gang vorbereitet wird. Im Filter wurde Kaffee mit getrocknetem schwarzen Knoblauch gemischt, den wir aber nicht rauschmecken konnten..
Also: Fisch. Ich hatte eigentlich Wild erwartet (wegen Chevalier), aber offenbar ist Omble Chevalier ein Fisch... Neben dem Fisch gab es, wenn ich es richtig verstanden hab, Fruchtfleisch von Kaffeebohnen. Der Fisch war lecker, aber die Soße war nicht so richtig meins, insbesondere mit den Kaffeebohnen war es doch eine etwas bittere Angelegenheit. Wenn man wenig Soße genommen hat, war es aber lecker.
Das nächste Besteck wurde gereicht (war aber erstaunlich stumpf…):
Nun gabs den Hühnchengang, und das war schon eher meine Sache. Einmal gebraten mit leckerer Soße, einmal vielleicht geräuchert, süß?, das Bällchen in der Mitte war lecker, Gemüse auch, davon hätte ich auch 3 Teller gegessen.
Nun kam ein weiterer Mitarbeiter und brachte mir einen Behälter mit Sauerteig, und erklärte mir, dass dieser natürlich noch keinen Kühlschrank gesehen habe (ich hab ihm nicht gesagt, dass ich den Sauerteig direkt in den Kühlschrank gepackt habe ). Der Sauerteig wurde wohl mit Apfel angesetzt und riecht wirklich super, ich benutze ihn sehr gerne.
Die weiteren Mittagessengäste waren mit ihrem kleinen Menü fertig, sodass wir quasi alleine waren.
Nun zum Dessert:
Hier gab es rote Beete in Verbindung mit Schokolade. Das Blatt war knusprig, und die erdige Note von der roten Beete waren präsent, aber nicht dominant. Nicht zu süß, aber auch nicht zu wenig, nicht zu schwer, wunderbar.
Wir waren gedanklich schon fertig, dann brachte die Bedienung noch weitere Desserts. Einmal Schokomoussebällchen (soweit ich das in der Erinnerung noch zusammenkriege), und kleine Waffeln mit Bienenpollen, die sehr gut gepasst haben. Im Anschluss wurden uns auch noch frische Madeleines angeboten, wobei meine Begleitung dann doch passen musste.
Insgesamt:
Schöne Entdeckung. Der Fokus auf die lokalen Produkte war in jedem Gang da und wirkte kohärent, nicht übertrieben. Kann ich nur empfehlen, der Mittagstisch wirkte von der Preis/Leistung her fast noch besser.
Viele Grüße!
Jens