Meine Freundin verbringt gerade für eine Weiterbildung ein paar Wochen in Braunschweig.
Was liegt da als guter Freund näher Sie dort besuchen zu kommen und zumindest moralisch etwas zu unterstützen.
Man könne ja etwas essen gehen...
In Wolfsburg zum Beispiel...
Noch genauer im Aqua bei Sven Elverfeld.
Also schnell das nötigste für ein paar Tage eingepackt und ab nach Wolfsburg, ähhh Braunschweig natürlich.
Mit dem ICE sind es nur 15 Minuten nach Wolfsburg und das Restaurant liegt nahe dem Hauptbahnhof.
Im Hotel Ritz Carlton geht es den geschwungenen Seitengang entlang auf dicken Teppichen zum Restaurant.
Sven Elverfeld hält seit 2009 drei Michelin Sterne. Im Gault Millau wird das Restaurant mit 19,5 Punkten geführt. Auch in der Restaurantrangliste und dem Hornstein-Ranking ist er aktuell auf dem ersten Platz in Deutschland und weltweit auf Rang 3.
Die Erwartungen waren also durchaus hoch.
Auch meinen letzten Besuch vor drei Jahren hatte ich noch sehr sehr gut in Erinnerung. Sousvidebader 2018 im Aqua
Größere Restaurantbesuche spreche ich meistens wenn er nicht eh dabei ist, mit meinem WdV (Weinberater des Vertrauens ab). In diesem Fall niemand geringerem als @Kimble .
Diesem schickte ich fünf Tage vorher die beim Restaurant per Mail angeforderte Weinkarte und nach gründlichem Studium hatten wir uns für zwei Personen auf drei Flaschen
und vier mögliche Kandidaten geeinigt.
- Tarlant La Vigne d'Or 2003
- Chambolle-Musigny Méo-Camuzet 2011
oder
- Corton Vergennes Grand Cru Cachat-Ocquidant 2002
(hier sollte der Sommelier entscheiden welcher besser zum Menü passt)
- 1996 Trockenbeerenauslese Grande Cuvée No. 7 von Kracher
Auf den Tarlant und die Trockenbeerenauslese freute ich mich am meisten. Dies sollten zwei absolut großartige Tropfen sein und dem Abend den passenden Rahmen verleihen. Schließlich hatten wir vor ein paar Tagen unseren Jahrestag und mit diesem Besuch im Aqua würde ich meinen Hundertsten Stern in über fünfzig verschiedenen Restaurants verspeist haben.
Zwei Menüs gibt es im Aqua welche auch bitte Tischweise zu nehmen sein wurde uns mitgeteilt.
Warum "neues Entdecken" neues Entdecken hieß, war mir bei der Weinbesprechung mit @Kimble schon nicht ganz klar.
Gänseleber, Saibling mit Gilardeau Auster, Kabeljau mit Imperial Kaviar und Limousin Lammrücken sind nun wirklich keine Neuentdeckungen.
Das Menü “Meine Verbundenheit„ war für uns daher spannender. Meine Freundin ließ lediglich aus Neugierde einen Gang durch das Gänseleber Baklava austauschen.
Zum ersten Gruß aus der Küche der Karamellisierte Kalamata Olive (die Zuckerhaube war leider viel zu dick und verklebte uns erstmal komplett die Zähne) kam die Sommeliere mit schlechten Nachrichten. Der Tarlant sei beim letzten Service ausgetrunken worden.
Zu einem erneuten Studium der Weinkarte gab es dafür einen netten Cracker mit Rindertatar, Mole und Bohnen.
Ich entschied mich für eine Flasche Bollinger Special Cuvèe, da ich keine Lust auf Experimente hatte und man mit einer Flasche davon selten etwas falsch machen kann.
Ich bat aber darum schon mal nach der Trockenbeerenausles zu sehen und diese für später gegebenenfalls passend zu temperieren.
Ein weiterer Gruß aus der Küche.
Karotte, Ingwer & Löwenzahn
Ein wirklich tolles Amuse. Karottenduft in verschiedenen Stadien roh, gegrillt, gekocht alles in einer so kleinen Portion. Dazu noch eine unglaubliche herzhafte Fleischigkeit welche ich ohne dieses bei Gemüse selten erlebt habe. Großartig.
Geflämmte Garnele, Melone & Koriander
Leider wurde uns mitgeteilt, dass die 1996er TBA Grand Cuvée nicht mehr da sei. Von Kracher hätten sie nur noch die Muskat Nr. 6 oder eine Scheurebe von 2006.
Der 2002er Corton Vergennes Grand Cru sei ebenfalls vergriffen.
Um vor lauter Verzweiflung jetzt nicht vor meiner Begleitung unterzugehen beschloss ich aus der Not eine Tugend zu machen. Wenn man schon bei Champagner und Dessertwein Geld gespart hatte, könnte man dieses ja gut in den Wein zur Mitte des Menüs investieren.
Vor kurzem hatte ich gelernt, dass es vom Château dˋYquem nicht nur die berühmten Dessertweine gibt, sondern auch ein Weißwein mit ähnlich hohem Aufwand produziert wird.
Mein Plan eine Flasche davon zu nehmen die sich anschließend auch gut als Wohnzimmerdekoration machen würde, scheiterte wieder einmal an, ihr habt es erraten,
des nicht vorhanden seins einer solchen Flasche im Weinkeller. Immerhin den Meo Camuzet hatten sie dann noch da.
Vier von Fünf, das ist mal eine Quote für einen Dreisterner
Hier begann nun das Menü mit den ersten beiden Gängen.
Gebeizte Gelbflossenmakrele mit Algen-Dashi & Yuzu
Das Filet war von sehr guter Qualität und hatte durch das beizen eine schöne Textur bekommen. Dazu etwas Dashi für Temperatur und Umami und etwas Säure durch Yuzu als Gegengewicht. Alles nett gemacht aber so gefühlt schon x mal gegessen und keine wirkliche Sensation mehr. 7,5/10
Gänseleber Baklava mit Radicchio und Pistazien
Der erste für mich richtig Elverfledsche angerichtet Teller.
Pistazie und Radicchio waren nicht nur oben auf der Gänseleber sondern auch als gezackte Creme angerichtet. Gerade die rote Radicchio Seite hatte es uns angetan.
Auch hier wurde aus einem Stück scheinbar einfachen Gemüses eine tolles Aroma herausgeholt.
Dazu die cremige Gänseleber und der knusprige zuckersüße Filoteig taten ihr Übriges um hier einen tollen Gang abzuliefern. 8/10
Carabinero & Kalbszunge „á la Zingara“
Zuerst schon hatten wir die Befürchtung wir müssten uns durch ein all zu rohes Stück Zunge kauen, wurden aber dann schnell vom Service aufgeklärt,
dass es sich um eine dick gepackte Paprika handelte. Dazu noch ein schöner aber nicht zu kräftiger Kalbsfond mit einigen Trüffel-und Kalbswürfeln.
Der Garpunkt der Garnele war sehr gut getroffen und das Zusammenspiel aus Meer und Land hatte mich vor drei Jahren schon bei dem in Schweinebauch gewickelten Carabinero begeistert. 8/10
Eigelb im Sojasud pochiert
Dazu Champignon, Mais und schwarzer Knoblauch. Obenauf gab es als knuspriges Element frittiertes Eiweiß. Eine tolle Sache.
Hier gab es ein schönes Löffelgericht, welches durch viel Umami und genug Crunch einfach nur glücklich machte. 8,5/10
Glasierte Taubenbrust mit Macadamianuss Grüne Erbsein und Kichererbsen
In letzter Zeit hatte ich mir angewöhnt in guten Häusern zum Hauptgang gerne etwas Geflügel zu wählen. Es ist meiner Meinung nach um ein Vielfaches schwerer zuzubereiten undzeigt wahrhafte Handwerkliche Qualität in der Küche und trennt so schnell die Spreu vom Weizen. Riskiert man es aber und es gelingt, wird man aber mit wahrhaft tollen und intensivsten Aromen belohnt. Bei diesem Teller bewegen wir uns genau zwischen beiden Extremen. Das Fleisch war ordentlich gebraten und hatte auch dieselbe Qualität. Keinesfalls ein zu dominantes Eigenaroma was bei minderer Qualität schnell mal vorkommt, dafür aber auch kein besonders einprägsames Aroma. Selbes gilt für den angegossenen Fond Ein schöner Geschmack aber kein Aroma und keine Intensität welche einem noch nach Wochen im Gedächtnis bleibt. Die Beilagen waren ebenso von sehr guter aber eben nicht außerordentlicher Qualität.
8/10
Rohmilchkäse von Volker Waltmann
Dazu schönes Früchte- und Weißbrot.
Hier hatten wir und besonders meine Freundin als Käseliebhaberin einen schöne Zeit und wurden sehr gut beraten.
Von der Sommeliere werden wir nach dem ganzen Ärger mit den Weinen für die Dessertgänge noch auf zwei Gläser Sauterness eingeladen.
Ein Angebot welches wir sehr gerne annehmen.
Champagner Cremesorbet "Edition Ruinart Rose"
Das Champagner Cremesorbet Ruinart Rosé ist wie die Kalamata Olive ein Klassiker aus Sven Elverfelds Küche.
Auch die Anrichteweise ein abgeschnittener Ruinart Rose Flaschenboden auf dem Holzstück einer Champagnerrüttelplatte ist wie der Geschmack gleich geblieben.
Ein cremig leicht festes Sorbet mit der unverwechselbaren Note nach Ruinart Rose Champagner. Einfacher und dekadenter zugleich geht es fast nicht.
Müsste man nicht jedesmal eine Flasche dafür opfern, hätte ich davon einige Flaschenböden immer in der Kühlung. 8/10
Grüner Apfel & junger Kopfsalat
Dazu Quark und Vanilleessig. Hier wird es nochmal spannend. Kopfsalat mit Vanilleessig zum Dessert? So etwas kann leicht schief gehen.
Hier wurde es aber großartig umgesetzt. Die frische des Salates liefert knackige Komponenten die es bei Desert's sonst nur in Verbindung mit Zucker oder anderen Kohlehydraten gibt.
Dazu passend die Cremigkeit des Quarkes der aber noch genug Ernsthaftigkeit mitbringt um gegen die Süße des Apfels zu bestehen.
Dieser liegt in drei Stadien als Sorbet, Muß und Roh bei. 8,5/10
Burrata, Gurke & Gin Tonic
Zum Abschluss gibt es noch ein paar Pralinen.
Diese lassen wir uns für unterwegs dankend einpacken.
Leider musste es bei diesen beiden Flaschen für den heutigen Abend bleiben.
Beim gehen entschuldigt sich die Sommeliere nochmals und überreicht uns zur Wiedergutmachung noch eine kostenlose Flasche Champagner.
Das schlechte Gewissen scheint wohl sehr tief zu sitzen.
Auf dem Weg raus erspähen wir noch einen unbewachten Spirituosenwagen. In meiner derzeitigen Stimmung ein sehr gefährlicher Aufstellungsort.
Fazit:
Ich Schreibe dieses bewusst mit ein paar Tagen zeitlichem Versatz um den Ärger über so viele fehlende Weine zu vergessen.
Leider macht es das Endergebnis aber nicht besser. Ich bin nicht der Weine wegen angereist und hätte auch nur Wasser trinken können.
Gekommen bin ich wegen dem Essen und "Belanglos" ist leider das erste Wort welches mir einfällt, wenn ich über dieses nachdenke.
Auch die Sousvidebaderin ist dieser Meinung. An einen aktuell nicht besternten (ehemals zwei) Koch von vor einem halben Jahr, hat Sie mehr und bessere Erinnerungen was das Menü anginge als einen Tag nach dem Aqua.
Mir sind an unserem Abend verschiedene Dinge aufgefallen.
Zum einen hatte das Menü vor drei Jahren noch 10 Gänge jetzt nur noch sieben. Die Portionsgröße wurde aber beibehalten, wenn nicht sogar einen Hauch verkleinert. Ich hatte am Ende zwar keinen Hunger mehr aber das Gefühl wie bei Bau, Wissler oder Hartwig, bei denen man schon vor dem Dessert so fertig mit neuen Eindrücken und Geschmäckern ist, hat sich hier nicht ergeben. Viele Teller waren schon nach 2 oder 3 Gabeln wieder leer. Ein bleibender geschmacklicher Eindruck stellt sich bei so kleinen Portionen leider nicht ein.
So erklärt sich auch, dass wir in unter dreieinhalb Stunden fertig waren. Dies auch ganz ohne Hast und Hektik durch den vorbildlichen Service.
Für verkürzte Serivcezeiten und Menüs hatte ich während bestehender Coronaauflagen vollstes Verständnis aber jetzt auch noch? In einem Einsterner wäre die Leistung sehr gut, in einem Zweisterner okay aber die sprichwörtliche Reise wert wie bei einem Dreisterner war es nicht.
Leider kommt so in einem großen Haus welches zu den Besten gehören möchte keine rechte Freude oder gar Staunen auf.
Insgesamt nur eine 7,9/10
Was liegt da als guter Freund näher Sie dort besuchen zu kommen und zumindest moralisch etwas zu unterstützen.
Man könne ja etwas essen gehen...
In Wolfsburg zum Beispiel...
Noch genauer im Aqua bei Sven Elverfeld.
Also schnell das nötigste für ein paar Tage eingepackt und ab nach Wolfsburg, ähhh Braunschweig natürlich.
Mit dem ICE sind es nur 15 Minuten nach Wolfsburg und das Restaurant liegt nahe dem Hauptbahnhof.
Im Hotel Ritz Carlton geht es den geschwungenen Seitengang entlang auf dicken Teppichen zum Restaurant.
Sven Elverfeld hält seit 2009 drei Michelin Sterne. Im Gault Millau wird das Restaurant mit 19,5 Punkten geführt. Auch in der Restaurantrangliste und dem Hornstein-Ranking ist er aktuell auf dem ersten Platz in Deutschland und weltweit auf Rang 3.
Die Erwartungen waren also durchaus hoch.
Auch meinen letzten Besuch vor drei Jahren hatte ich noch sehr sehr gut in Erinnerung. Sousvidebader 2018 im Aqua
Größere Restaurantbesuche spreche ich meistens wenn er nicht eh dabei ist, mit meinem WdV (Weinberater des Vertrauens ab). In diesem Fall niemand geringerem als @Kimble .
Diesem schickte ich fünf Tage vorher die beim Restaurant per Mail angeforderte Weinkarte und nach gründlichem Studium hatten wir uns für zwei Personen auf drei Flaschen
und vier mögliche Kandidaten geeinigt.
- Tarlant La Vigne d'Or 2003
- Chambolle-Musigny Méo-Camuzet 2011
oder
- Corton Vergennes Grand Cru Cachat-Ocquidant 2002
(hier sollte der Sommelier entscheiden welcher besser zum Menü passt)
- 1996 Trockenbeerenauslese Grande Cuvée No. 7 von Kracher
Auf den Tarlant und die Trockenbeerenauslese freute ich mich am meisten. Dies sollten zwei absolut großartige Tropfen sein und dem Abend den passenden Rahmen verleihen. Schließlich hatten wir vor ein paar Tagen unseren Jahrestag und mit diesem Besuch im Aqua würde ich meinen Hundertsten Stern in über fünfzig verschiedenen Restaurants verspeist haben.
Zwei Menüs gibt es im Aqua welche auch bitte Tischweise zu nehmen sein wurde uns mitgeteilt.
Warum "neues Entdecken" neues Entdecken hieß, war mir bei der Weinbesprechung mit @Kimble schon nicht ganz klar.
Gänseleber, Saibling mit Gilardeau Auster, Kabeljau mit Imperial Kaviar und Limousin Lammrücken sind nun wirklich keine Neuentdeckungen.
Das Menü “Meine Verbundenheit„ war für uns daher spannender. Meine Freundin ließ lediglich aus Neugierde einen Gang durch das Gänseleber Baklava austauschen.
Zum ersten Gruß aus der Küche der Karamellisierte Kalamata Olive (die Zuckerhaube war leider viel zu dick und verklebte uns erstmal komplett die Zähne) kam die Sommeliere mit schlechten Nachrichten. Der Tarlant sei beim letzten Service ausgetrunken worden.
Zu einem erneuten Studium der Weinkarte gab es dafür einen netten Cracker mit Rindertatar, Mole und Bohnen.
Ich entschied mich für eine Flasche Bollinger Special Cuvèe, da ich keine Lust auf Experimente hatte und man mit einer Flasche davon selten etwas falsch machen kann.
Ich bat aber darum schon mal nach der Trockenbeerenausles zu sehen und diese für später gegebenenfalls passend zu temperieren.
Ein weiterer Gruß aus der Küche.
Karotte, Ingwer & Löwenzahn
Ein wirklich tolles Amuse. Karottenduft in verschiedenen Stadien roh, gegrillt, gekocht alles in einer so kleinen Portion. Dazu noch eine unglaubliche herzhafte Fleischigkeit welche ich ohne dieses bei Gemüse selten erlebt habe. Großartig.
Geflämmte Garnele, Melone & Koriander
Leider wurde uns mitgeteilt, dass die 1996er TBA Grand Cuvée nicht mehr da sei. Von Kracher hätten sie nur noch die Muskat Nr. 6 oder eine Scheurebe von 2006.
Der 2002er Corton Vergennes Grand Cru sei ebenfalls vergriffen.
Um vor lauter Verzweiflung jetzt nicht vor meiner Begleitung unterzugehen beschloss ich aus der Not eine Tugend zu machen. Wenn man schon bei Champagner und Dessertwein Geld gespart hatte, könnte man dieses ja gut in den Wein zur Mitte des Menüs investieren.
Vor kurzem hatte ich gelernt, dass es vom Château dˋYquem nicht nur die berühmten Dessertweine gibt, sondern auch ein Weißwein mit ähnlich hohem Aufwand produziert wird.
Mein Plan eine Flasche davon zu nehmen die sich anschließend auch gut als Wohnzimmerdekoration machen würde, scheiterte wieder einmal an, ihr habt es erraten,
des nicht vorhanden seins einer solchen Flasche im Weinkeller. Immerhin den Meo Camuzet hatten sie dann noch da.
Vier von Fünf, das ist mal eine Quote für einen Dreisterner
Hier begann nun das Menü mit den ersten beiden Gängen.
Gebeizte Gelbflossenmakrele mit Algen-Dashi & Yuzu
Das Filet war von sehr guter Qualität und hatte durch das beizen eine schöne Textur bekommen. Dazu etwas Dashi für Temperatur und Umami und etwas Säure durch Yuzu als Gegengewicht. Alles nett gemacht aber so gefühlt schon x mal gegessen und keine wirkliche Sensation mehr. 7,5/10
Gänseleber Baklava mit Radicchio und Pistazien
Der erste für mich richtig Elverfledsche angerichtet Teller.
Pistazie und Radicchio waren nicht nur oben auf der Gänseleber sondern auch als gezackte Creme angerichtet. Gerade die rote Radicchio Seite hatte es uns angetan.
Auch hier wurde aus einem Stück scheinbar einfachen Gemüses eine tolles Aroma herausgeholt.
Dazu die cremige Gänseleber und der knusprige zuckersüße Filoteig taten ihr Übriges um hier einen tollen Gang abzuliefern. 8/10
Carabinero & Kalbszunge „á la Zingara“
Zuerst schon hatten wir die Befürchtung wir müssten uns durch ein all zu rohes Stück Zunge kauen, wurden aber dann schnell vom Service aufgeklärt,
dass es sich um eine dick gepackte Paprika handelte. Dazu noch ein schöner aber nicht zu kräftiger Kalbsfond mit einigen Trüffel-und Kalbswürfeln.
Der Garpunkt der Garnele war sehr gut getroffen und das Zusammenspiel aus Meer und Land hatte mich vor drei Jahren schon bei dem in Schweinebauch gewickelten Carabinero begeistert. 8/10
Eigelb im Sojasud pochiert
Dazu Champignon, Mais und schwarzer Knoblauch. Obenauf gab es als knuspriges Element frittiertes Eiweiß. Eine tolle Sache.
Hier gab es ein schönes Löffelgericht, welches durch viel Umami und genug Crunch einfach nur glücklich machte. 8,5/10
Glasierte Taubenbrust mit Macadamianuss Grüne Erbsein und Kichererbsen
In letzter Zeit hatte ich mir angewöhnt in guten Häusern zum Hauptgang gerne etwas Geflügel zu wählen. Es ist meiner Meinung nach um ein Vielfaches schwerer zuzubereiten undzeigt wahrhafte Handwerkliche Qualität in der Küche und trennt so schnell die Spreu vom Weizen. Riskiert man es aber und es gelingt, wird man aber mit wahrhaft tollen und intensivsten Aromen belohnt. Bei diesem Teller bewegen wir uns genau zwischen beiden Extremen. Das Fleisch war ordentlich gebraten und hatte auch dieselbe Qualität. Keinesfalls ein zu dominantes Eigenaroma was bei minderer Qualität schnell mal vorkommt, dafür aber auch kein besonders einprägsames Aroma. Selbes gilt für den angegossenen Fond Ein schöner Geschmack aber kein Aroma und keine Intensität welche einem noch nach Wochen im Gedächtnis bleibt. Die Beilagen waren ebenso von sehr guter aber eben nicht außerordentlicher Qualität.
8/10
Rohmilchkäse von Volker Waltmann
Dazu schönes Früchte- und Weißbrot.
Hier hatten wir und besonders meine Freundin als Käseliebhaberin einen schöne Zeit und wurden sehr gut beraten.
Von der Sommeliere werden wir nach dem ganzen Ärger mit den Weinen für die Dessertgänge noch auf zwei Gläser Sauterness eingeladen.
Ein Angebot welches wir sehr gerne annehmen.
Champagner Cremesorbet "Edition Ruinart Rose"
Das Champagner Cremesorbet Ruinart Rosé ist wie die Kalamata Olive ein Klassiker aus Sven Elverfelds Küche.
Auch die Anrichteweise ein abgeschnittener Ruinart Rose Flaschenboden auf dem Holzstück einer Champagnerrüttelplatte ist wie der Geschmack gleich geblieben.
Ein cremig leicht festes Sorbet mit der unverwechselbaren Note nach Ruinart Rose Champagner. Einfacher und dekadenter zugleich geht es fast nicht.
Müsste man nicht jedesmal eine Flasche dafür opfern, hätte ich davon einige Flaschenböden immer in der Kühlung. 8/10
Grüner Apfel & junger Kopfsalat
Dazu Quark und Vanilleessig. Hier wird es nochmal spannend. Kopfsalat mit Vanilleessig zum Dessert? So etwas kann leicht schief gehen.
Hier wurde es aber großartig umgesetzt. Die frische des Salates liefert knackige Komponenten die es bei Desert's sonst nur in Verbindung mit Zucker oder anderen Kohlehydraten gibt.
Dazu passend die Cremigkeit des Quarkes der aber noch genug Ernsthaftigkeit mitbringt um gegen die Süße des Apfels zu bestehen.
Dieser liegt in drei Stadien als Sorbet, Muß und Roh bei. 8,5/10
Burrata, Gurke & Gin Tonic
Zum Abschluss gibt es noch ein paar Pralinen.
Diese lassen wir uns für unterwegs dankend einpacken.
Leider musste es bei diesen beiden Flaschen für den heutigen Abend bleiben.
Beim gehen entschuldigt sich die Sommeliere nochmals und überreicht uns zur Wiedergutmachung noch eine kostenlose Flasche Champagner.
Das schlechte Gewissen scheint wohl sehr tief zu sitzen.
Auf dem Weg raus erspähen wir noch einen unbewachten Spirituosenwagen. In meiner derzeitigen Stimmung ein sehr gefährlicher Aufstellungsort.
Fazit:
Ich Schreibe dieses bewusst mit ein paar Tagen zeitlichem Versatz um den Ärger über so viele fehlende Weine zu vergessen.
Leider macht es das Endergebnis aber nicht besser. Ich bin nicht der Weine wegen angereist und hätte auch nur Wasser trinken können.
Gekommen bin ich wegen dem Essen und "Belanglos" ist leider das erste Wort welches mir einfällt, wenn ich über dieses nachdenke.
Auch die Sousvidebaderin ist dieser Meinung. An einen aktuell nicht besternten (ehemals zwei) Koch von vor einem halben Jahr, hat Sie mehr und bessere Erinnerungen was das Menü anginge als einen Tag nach dem Aqua.
Mir sind an unserem Abend verschiedene Dinge aufgefallen.
Zum einen hatte das Menü vor drei Jahren noch 10 Gänge jetzt nur noch sieben. Die Portionsgröße wurde aber beibehalten, wenn nicht sogar einen Hauch verkleinert. Ich hatte am Ende zwar keinen Hunger mehr aber das Gefühl wie bei Bau, Wissler oder Hartwig, bei denen man schon vor dem Dessert so fertig mit neuen Eindrücken und Geschmäckern ist, hat sich hier nicht ergeben. Viele Teller waren schon nach 2 oder 3 Gabeln wieder leer. Ein bleibender geschmacklicher Eindruck stellt sich bei so kleinen Portionen leider nicht ein.
So erklärt sich auch, dass wir in unter dreieinhalb Stunden fertig waren. Dies auch ganz ohne Hast und Hektik durch den vorbildlichen Service.
Für verkürzte Serivcezeiten und Menüs hatte ich während bestehender Coronaauflagen vollstes Verständnis aber jetzt auch noch? In einem Einsterner wäre die Leistung sehr gut, in einem Zweisterner okay aber die sprichwörtliche Reise wert wie bei einem Dreisterner war es nicht.
Leider kommt so in einem großen Haus welches zu den Besten gehören möchte keine rechte Freude oder gar Staunen auf.
Insgesamt nur eine 7,9/10