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Atelier*** - Jan Hartwig München - Just in Time

Sousvidebader

Wagyuologe & temporäre Drama-Queen
5+ Jahre im GSV
Supporter
★ GSV-Award ★
Mittwoch 28.10.2020.

Düstere Schatten breiten sich über der Bundesrepublik aus. Um das Coronavirus doch noch in den Griff zu bekommen, beschließt die Bundesregierung nochmal für mindestens einen ganzen Monat die Gastronomie zu schließen. Panik breitet sich so ganz schnell bei einigen meiner Essensverrückten Freunde und mir aus.
Einen ganzen Monat ohne kulinarische Genüsse im Restaurant, das ist nur schwer zu ertragen. Also schnell noch nach einem Rettungsboot gesucht und in ein paar (alle die es in München gibt) Sternerestaurants angerufen ob denn bis Sonntag irgendwann irgendwo noch ein Tisch frei ist.
:ballaballa:


Fast schon bin ich bereit nachzufragen ob ich mein Menü nicht auch im stehen am Tresen bekommen könnte, da taucht ein kleiner Hoffnungsschimmer am Horizont auf.
Oder handelt es sich doch nur um Fake-News, in dieser Zeit weiß man ja nie so genau. Am Freitag Abend, also übermorgen ist im einzigen 3 Sterner in München Abends noch ein Tisch frei? :o :o :o

Den nächsten Freien Tisch gäbe es dann erst wieder Ende Januar 2021. Handelt es sich hier um eine Fälschung der Spam Industrie, will jemand nur an meine Kreditkartendaten kommen? Sowas gibts doch normalerweise nicht?

:hmmmm:


No Risk no Fun denke ich und reserviere kurzerhand für Freitagabend einen Tisch bei Jan Hartwig im Atelier.
Meine Reservierung wird umgehend bestätigt und einen Tag vorher bekomme ich wie schon die male zuvor einen Anruf von Frau Engelbrecht der Restaurantleitung die mich fragt ob wir auch wirklich kommen und mich über den Ablauf der Coronamaßnahmen informiert (21 Uhr Sperrstunde, deshalb schon Beginn um 17:30/ Maske von und zum Tisch etc.).


Leider gibt es bei mir an diesem Abend beruflich noch eine kleine Verzögerung, weshalb ich erst gegen 17:45 Uhr im Restaurant eintreffe.
Jan Hartwig bietet meist zwei verschiedene Menüs in 5 und 7 Gängen an. Wir bestellen natürlich beides um so die gesamte Karte probieren zu können.


Flink folgen auch schon die ersten Amuse.


Gebackener Sauerrahmkrapfen mit Lachsrillette und Kren

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Links ein Profiterol gefüllt mit Chorizo, Cornichons und Joghurt. Rechts ein Tartlet mit rote Bete, Wasabi und Nordseekraben.

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Es folgt „der Brathering“, welcher kein Hering sondern eine Sardine ist und nur so wie ein klassischer Brathering zubereitet wurde.
Nach dem anbraten kommt dieser in einen Sud von Chardonnayessig und wird mit einem kleinen Salat aus Dill, Gurke, Apfel und Kalbskopf serviert. Als Knusprige Komponente kommt darauf noch ein schöner Kartoffelchip.

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Zum weiteren Menü gibt es etwas selbst gebackenes Brot. Roggenvollkorn mit Karotte und Sonnenblume, Laugenplunder mit Zwiebeln und Speck sowie klassisches Baguette. Dazu Oliven- und Tomatenbutter in Form ihres jeweiligen Originals. Gerade die schwarzen Oliven sehen absolut perfekt und echt aus.

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Nachfolgend alle Gänge aus Hartwigs aktueller Karte. Die Zahl am Anfang kennzeichnet aus welchem Menü der jeweilige Gang ist.




(7)Der erste Gang des Abends, Rote Bete Tellersülze von Forelle und Räucheraal soll hier die Stärke der Süßwasserfische zeigen. In der Mitte befindet sich ein Steckrübensud mit Saiblingskaviar. Oben auf thronen Kapuzinerkresse und Radieschen. Sein Vater war ein großer Freund von Aspik und Jan Hartwig wollte diese hier in einer neuen Leichtigkeit präsentieren.

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(5) Beim fünfgängigen Menü beginnt es mit „Erinnerung an Hartwigs Lehrzeit“. Schon beim Brathering Amuse wurde uns mitgeteilt, dass dieser Jan Hartwig an ein Gericht seines Großvaters erinnert. Er scheint also gerade auf einem regionalem Renaissancetripp zu sein.

Wachtelgalantine gefüllt mi Bries, Milz, Farce Trüffel und Pistazien. Ummantelt ist das Ganze mit einem Trüffelgele, einem angegossenen Trüffelsud und oben auf einer Trüffelmaionaise. Dazu gibt es noch einen kleinen Salat mit Buttermilchdressing.

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Beim vortragen der ganzen Trüffelkomponenten dachte ich noch an eine schiere Übermacht von Trüffel aber das Gericht ist präzise abgeschmeckt und die Trüffel spielen nicht die Hauptrolle sonder die großartige Wachtelgalantine.






(7) Weiter geht es mit einer vernünftigen Portion weißem Alba Trüffel.

Dieser verdeckt fast vollständig einen mit Grana Bavaria, Maroni und Vin Jaune glasierten Shiitakepilzen gefüllte Raviolo. Das ist einer von diesen genialen Gängen die an einem kalten Winterabend einfach perfekt sind und von denen man immer zu wenig auf dem Teller hat.

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(5) Roter Gamberoni French Toast, Spitzkraut und Sake. Oben auf noch ein paar gepuffter Getreidekörner.

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(7) Makrele aus dem Escabechesud mit grünen Oliven, geräuchertem Joghurt und reduzierter Vermouth.

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(7) Soufflierter und in Rettich gewickelter Steinbutt mit Algen, Muscheln, Gambas, Bergamottengel und einer angegossenen Dashi Beurre Blanc.
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(5) Wagyu Roastbeef mit N25 Kaviar eingelegtem und gefülltem Essiggemüse (ja die kleinen Bete sind innen wirklich Hohl und mit Creme gefüllt) und Kalbsfond mit Daniela Butter. Dazu frittierte salzige Churo’s.
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(7) In Speck gewickelter Rehrücken auf Kraut und ein Tartlet von Portweinfeige und Entenlebermouse. Im Schälchen daneben noch geschmorte Rehschulter mit Spätzle und Vogelbeere.

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Nach einem traurigen Blick zu meinen Tischnachbarn die ihre salzigen Churos knabbern bekomme ich extra auch noch ein paar frisch aus der Küche geschickt. :love:

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In etwas N25 getaucht gehen die gut runter. Perfekter Fernsehsnack. :D
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(5) Hartkäsedegustation von Jamei Laibspeis. Dieser wird bei 100% Luftfeuchtigkeit in einem 200 Jahre alten Steinkeller affiniert. Daher die für Hartkäse sehr cremig Konsistenz.
Dazu gibt es Quittenchutney, ungesalzene aufgeschlagene Butter, Speck vom Viktualienmarkt und selbst eingelegte Salzgurken. Sowie Salzspitzen Hörnchen und Früchtebrot.

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(7) geschmolzener Vacherin Mont dOr mit Chicorée, Kartoffeln von Casper Plautz und einer Trockenbeerenauslese.

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Als Pre-Dessert gibt es eine wunderschöne wabenförmige Kuppel in der sich eine Sphäre aus Butterkeksespuma und Mandarinen in verschiedenen Konsistenzen befindet. Dazu noch etwas Rummtopfsud und Honigbroteis.

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(5) Mille feuille Karamell Tahiti Vanille Walnusseis

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(7) Williams Christ Piemontaiser Haselnüsse und braune Nussbutter

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Es folgen noch ein paar Abschiedsgrüße.

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Erinnerungen an Lissabon. Pastel de Nata

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Apfelstrudel mit Vanillesoße

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Raffaello Kokoseis und Mandel

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Pralinen: Banane, Blaumohn und weiß ich nicht mehr :D
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Hier griff dann die Sperrstunde und meine 15 Minuten Verspätung kosteten uns den perfekten Ausklang des Abends. Der Service war dabei sehr freundlich aber dann doch in seinem Handeln sehr konsequent, dass man um 21:00 Uhr wirklich fertig sein musste. So durften die letzten Pralinen noch in einer extra gereichten Box platz nehmen und wir standen um exakt 21:01 Uhr wieder vor dem bayerischen Hof.

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Fazit:



Mein insgesamt vierter Besuch bei Jan Hartwig im Atelier. Was soll ich sagen, wird es langsam langweilig?

Nein auf keinen Fall, was er macht und was er kocht ist nach wie vor spannend und überzeugt auf ganzer Linie. Der Abend hat sich wirklich gelohnt. Insgesamt ist Hartwig im vergleich zu den vergangen Jahren etwas schlichter und regionaler geworden was die Art und Präsentation der Komponenten angeht.
Das ist erstmal garnicht negativ gemeint, die Reduktion und Konzentration auf das wesentliche führt meist zu einem besseren Ergebnis als wildes herumexperimentieren. Gerade dieses wilde experimentieren kann aber so auch zu einem 10er Gang führen.
Diesen hatten wir heute Abend leider nicht. Das gesamte Menü vom ersten Amuse bis zur letzten Praline war von einer fast schon beängstigenden Linearität gezeichnet. Jedes einzelne Teil würde ich mit einer 8,9 bewerten. Selten habe ich so gleichmäßige Ergebnisse gesehen wie an diesem Abend.
Auf dem Heimweg entbrennt ein kurze Diskussion darüber ob das jetzt gut oder schlecht ist. @cynar59 ist von dem perfekten Abend und der absolut gleichmäßig hohen Qualität überzeugt. Meine Mutter hingegen hätte sich dafür lieber ein Menü gewünscht in dem es vielleicht einige 7,5er und dafür auch einige 10er Gänge gegeben hätte, da diese meist viel länger im Gedächtnis bleiben.



Ich habe mir jetzt schon fast zwei Wochen für dieses Fazit Zeit gelassen und bin immer noch unschlüssig zu welcher der beiden Meinungen ich eher tendieren soll. Im Hinblick auf die Problematik durch Corona und einen Tag vor dem Lockdown würde ich als Gesamtnote für den Abend aber dann doch auf eine glatte 9/10 aufrunden.



Soviel ist sicher, wir werden uns nächstes Jahr bestimmt wiedersehen. ;)
 
So geil habe ich leider noch nie gegessen. 😕
Da müsste ich auch erstmal drauf sparen, würde mich aber schon mal reizen.
Und sehr wahrscheinlich wäre das alles für mich 10/10 weil ich das noch nie so hatte.
 
So geil habe ich leider noch nie gegessen. 😕
Da müsste ich auch erstmal drauf sparen, würde mich aber schon mal reizen.

Ist auch nicht so, dass ich dort einmal im Monat hingehe. ;)
Wenn es dich reizt, dann schau doch mal auf Via Michelin was bei dir so interessantes in der Nähe ist.

Und sehr wahrscheinlich wäre das alles für mich 10/10 weil ich das noch nie so hatte.

Das kann bei einem Dreisterner auch leicht passieren. Vielleicht kann @cynar59 etwas dazu schreiben. War vor zwei Jahren der erste Dreisterner und aus Erzählungen wohl damals etwas zuviel. Da tastet man sich mit ein paar Ein- und Zweisternern besser erstmal etwas heran.
 
Zunächst einmal Danke für den ausführlichen Bericht. Die Gänge bei Jan Hartwig sind stark gemacht und toll auf den Teller gebracht. Beim nächsten Besuch in 2021 bin ich auf jeden Fall dabei. :thumb2:

Wie zu erwarten habe ich natürlich noch ein paar Fragen :D

Oliven- und Tomatenbutter in Form ihres jeweiligen Original
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Wie genau war das umgesetzt ?
Das sieht aus wie eine im PJ aufgeschlagene, gefärbte Butter, die dann in eine Form kommt und anschließend mit einer Gelantine überzogen wurde und mit echten Blättern ergänzt wurde, korrekt? Hast Du eine Idee, wie man das optisch so perfekt hinbekommt, insbesondere die Olive?

(7) Makrele aus dem Escabechesud mit grünen Oliven, geräuchertem Joghurt und reduzierter Vermouth.
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Das wirkt optisch wie einer Terrine. War die Makrele zwischen dem Joghurt in dünne Streifen geschnitten?

Über den Sinn oder Unsinn von Kaviar auf Wagyu haben wir ja bereits gesprochen. Aber was für einen Sinn macht Speck zu einer Käseauswahl oder sollte das eine Brettljause sein? Dann vermisse ich jedoch das Weißbier, das sonst in jedem Menü im Atelier war. :anstoޥn:

Was ich ebenfalls etwas vermisse, ist eine Handschrift wie manch anderer Koch sie hat. Wenn man viele der Gänge sieht, wüsste ich nicht, ob sie von Jan Hartwig oder von einem anderen Spitzenkoch stammen. Da du schon viel häufiger als ich dort warst wüsste ich gerne, ob du mittlerweile ein klares Konzept erkennen kannst, oder ob es "einfach nur" sehr gutes Essen ist.

PS
Deine Mutter hat Recht 😉
 
Bei sowas gehe ich ab und an mal essen.
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Das finde ich schon als recht besonders und wir liegen zu zweit dann so um 100 - 120 €.
Ansonsten haben wir ja in der Nähe noch den goldenen Anker und den Rosin in Dorsten, nur irgendwie denke ich nicht das die sowas bieten wie beim Jan Hartwig.
Jetzt ist aber erstmal eh Corona vielleicht kann ich da mal was zur Seite legen und mal recherchieren was es gutes in der Nähe gibt.
 
Ich habe auch gesagt ich glaube nicht daran das die beiden TV Gesichter nur annähernd sowas wie der Hartwig auf den Teller kriegt.
Da erwarte ich eher beim Rosin eine Currywurst mit Blattgold drauf. 🙈
 
Zunächst einmal Danke für den ausführlichen Bericht. Die Gänge bei Jan Hartwig sind stark gemacht und toll auf den Teller gebracht. Beim nächsten Besuch in 2021 bin ich auf jeden Fall dabei. :thumb2:

Das würde mich auf alle Fälle sehr freuen euch beide mal wiederzusehen.



Wie genau war das umgesetzt ?
Das sieht aus wie eine im PJ aufgeschlagene, gefärbte Butter, die dann in eine Form kommt und anschließend mit einer Gelantine überzogen wurde und mit echten Blättern ergänzt wurde, korrekt? Hast Du eine Idee, wie man das optisch so perfekt hinbekommt, insbesondere die Olive?

Ja das ist eine gute Frage, haben wir an dem Abend auch schon überlegt. Da gibt’s ein paar Möglichkeiten. Die eine ist natürlich eine Silkonform etc.

Ich könnte mir aber auch vorstellen das ein geschickter Patti die Grundform auch mit zwei entsprechend geformten Espressolöffeln hinbekommt. Dann am Ende auf einen Zahnstocher aufspießen (dort hatten die auch einen kleines Loch, wie der Stielansatz bei einer echten Olive) und kurz erwärmen. Die Butter schmilzt etwas an und glättet selbstständig noch kleinere Unebenheiten aus. Anschließend in Gelatine/Agar-Agar tauchen und trocknen lassen.

Die Flüssige Oliven-Buttermischung in eine Form geben und dann einfrieren wäre vielleicht auch eine Möglichkeit.

Da gibt’s doch sicherlich was von Adrià oder der Modernist Cuisine. ;)

Das wirkt optisch wie einer Terrine. War die Makrele zwischen dem Joghurt in dünne Streifen geschnitten?

Ne das war ein Stück Makrele keine Terrine und auch nicht geschnitten. Sieht auf dem Bild zwar etwas unspektakuläre aus, war aber einer der besten Gänge. Durch das ziehen lassen im Essiglastigen Sud wurde der Fisch dadurch eher kaltgegart wie eine Chevice würde ich es beschreiben. Ich hatte an dem Abend die ganzen Beschreibungen aufgenommen und leider beim Aufarbeiten unwiederbringlich gelöscht. :frust: Deshalb sind einige Beschreibungen etwas kurz geraten.




Über den Sinn oder Unsinn von Kaviar auf Wagyu haben wir ja bereits gesprochen. Aber was für einen Sinn macht Speck zu einer Käseauswahl oder sollte das eine Brettljause sein? Dann vermisse ich jedoch das Weißbier, das sonst in jedem Menü im Atelier war. :anstoޥn:

Ja Kaviar als Salzige Beilage zum Wagyu geht durchaus zusammen runter. :D
Ja das sollte denke ich eher in Richtung Brettljause gehen. Essiggurken sind ja bei einer klassischen Käsedegustation jetzt auch nicht so gängig.

Das was es da immer gab war das Atelier Radler und kein Weißbier. Ja das fand ich auch schade, da ich diesen kleinen Zwischengang absolut genial fand.

Was ich ebenfalls etwas vermisse, ist eine Handschrift wie manch anderer Koch sie hat. Wenn man viele der Gänge sieht, wüsste ich nicht, ob sie von Jan Hartwig oder von einem anderen Spitzenkoch stammen. Da du schon viel häufiger als ich dort warst wüsste ich gerne, ob du mittlerweile ein klares Konzept erkennen kannst, oder ob es "einfach nur" sehr gutes Essen ist.

Ja das mit der Handschrift ist schon so eine Sache. Es hat sich über die Jahre definitiv verändert. Vor 3-4 Jahren hat man noch ganz klar die Schule von Elverfeld gesehen. Das kleinteilig künstlerisch gemalte. Davon ist er wenn man sich die Bilder anschaut (die Tellersülze mal ausgenommen) schon deutlich weggekommen. Ich würde ihm aber schon eine eigenen Bayerisch/Regionale Handschrift bescheinigen. Süßwasserfische, immer mal wieder als Amuse oder Zwischengang kleine regionale Schmankerl. Ein Signiture Dish fehlt ihm allerdings noch. Man muss auch sagen, dass ich bei ihm abgesehen von dem Atelier Radler noch nie einen Gang zweimal gegessen habe. Das sind jedesmal komplett andere Karten und Gerichte. Ich denke mit seinen jungen Jahren ist er da noch in einer Findungsphase. Dieses Jahr mal etwas Nostalgischer und vermutlich nächstes Jahr wieder ganz anders.



PS
Deine Mutter hat Recht 😉

Schhhhhhhht!!!! Sag ihr das bloß nicht, sonst muss ich mir das immer anhören. :rotfll:
 
Vielleicht kann @cynar59 etwas dazu schreiben. War vor zwei Jahren der erste Dreisterner und aus Erzählungen wohl damals etwas zuviel.
Auch wenn man gerne gut isst, ab und zu auch in sehr guten Restaurants, so ist das Essen in einem Sternerestaurant doch etwas ganz anderes. Ich empfehle tatsächlich, langsam anzufangen mit Ein-Sternern und dann erst Zwei-Sternern. Wenn man dann einige Vergleichsmöglichkeiten hat, geht ein Drei-Sterner. Wir sind quasi von Null auf Hundert gegangen und ich empfand meinen ersten "Dreier" als sehr anstrengend. Am Ende des Abends war ich völlig erledigt und geschafft, so als hätte ich den ganzen Tag körperlich gearbeitet. Diese vielen, vielen verschiedenen Eindrücke, Geschmacksrichtungen, Farben, Gerüche, Zusammenstellungen haben mich erschlagen. Der Abend war ganz wunderbar, das Essen und die Gesellschaft phantastisch nur eben sehr aufregend, anregend, erschöpfend. Ich kann das gar nicht richtig beschreiben. Ich denke, ich (meine Geschmacksnerven, meine Augen, Nase, Gehirn) war schlicht überfordert.
Nach einigen Ein- oder Zwei-Sternern weiß man ein bischen, was auf einen zukommt und das Ganze ist nicht mehr so total überwältigend.

Diesen Genuß sollte man sich jedoch mal gönnen. Klar ist es irre teuer, aber so ein Abend ist etwas, an das man sich über Jahre erinnert und das gibt dem Ganzen seinen Wert, diese Erinnerung. Ich kann mich auch noch ganz genau an den rohen, bayerischen Shrimp von Jan Hartwig von diesem Abend erinnern. Wenn ich die Augen schließe, weiß ich, wie er sich auf der Zunge angefühlt hat und wie er geschmeckt hat. Solche Erinnerungen sind mir im wahrsten Sinne des Wortes wertvoll.
 
Sehr geil. Die Olivensphäre ist ja der Klassiker überhaupt von Ferran Andrià, sieht aber von der Machart her etwas anders aus als diese Variante. Ich tippe auch auf gekühlte Füllung und dann getaucht.
 
Ich hab mal nur aus Neugierde auf die Speisekarte geschaut.😳
Nicht preiswert war ja klar, aber hat mich doch noch überrascht wo die Reise hingeht.
Wenn dann noch die Getränke drauf kommen....💰💰💰
Ich sag jetzt nicht damit das ich das für völlig überteuert halte, aber das muss man sich schon gönnen können und wollen.
Dann werde ich mich erstmal nach einer billigen 1 sterne Bude umschauen.😂
 
Wie genau war das umgesetzt ?
Das sieht aus wie eine im PJ aufgeschlagene, gefärbte Butter, die dann in eine Form kommt und anschließend mit einer Gelantine überzogen wurde und mit echten Blättern ergänzt wurde, korrekt? Hast Du eine Idee, wie man das optisch so perfekt hinbekommt, insbesondere die Olive?
Ich glaube in Silikonformen eingefroren, dann Kappa. Butter Tomatenpulver,-öl.

Gruß
Jens
 
Ich glaube in Silikonformen eingefroren, dann Kappa. Butter Tomatenpulver,-öl.
Einfrieren und dann in Gelan oder Kappa tauchen, wäre auch meine Idee gewesen. Ich glaube wir werden mal versuchen das nachzubauen, die Idee mit der Oliven-Butter gefällt mir wirklich gut.

Wir haben jetzt auch einen netten Lieferanten für fertige Silikonform gefunden, dann muss man nicht alles selber gießen:
https://professional.silikomart.com/eng/ristorazione-59/naturae/orto
 
Wenn es im Atelier noch besser geworden ist, dann liegt das vielleicht auch an „monsieur_brunner“. Der ist dort seit 2019 als Entremetier im Team, mittlerweile Demi Chef und als mein Stammhalter mein nicht unerheblicher Stolz. Der Junior bäckt dort auch dieses leckere Brot...
 
Auch nochmal meine Anmerkung zum Einstieg in die Sternegestronomie. Wir sind auch gleich mit 3 Sternen eingestiegen (The Table im letzten August). Fanden wir beide kein bisschen anstrengend, sondern total entspannt. Weiß nicht ob das an dem Restaurant lag, daran das wir von dem belgeitendem Pärchen mental etwas drauf vorbereitet wurden oder an der excellenten Weinbegleitung, wodurch wir am Ende alle mehr als nur etwas angetrunken waren :). Aber das mag auch immer am einzelnen Restaurant liegen. Allerding waren wir vorher auch schon in mehreren Restaurant, die auch excellent kochen und in der Qualität Sternerestaurants kaum hinterherstehen. Eines von denen hat in der Zwischenzeit auch den ersten Stern gekriegt.
 
Danke für den Tipp @Sousvidebader, sollten wir mal nach München kommen, könnten wir das Restaurant auf die Liste setzen. Wird wohl zu normalen Zeiten eine lange Warteliste haben. Da mein Mann keinen Fisch und keine Meeresfrüchte isst, können wir die Flexibilität der Küche testen. Auf dem Niveau sollten solche Wünsche kein Problem sein.
Unser erster und einziger Dreisterner war Paul Bocuse. Dafür zweimal. Leider schon viele, viele Jahre her, wir erinnern uns nicht unbedingt an einzelne Gerichte, sondern ans Ambiente dort. Es war wie ein Empfang beim Sonnenkönig. Eine super gut geölte Maschinerie. Angefangen beim Valet Parking bis zu Paul Baucuse Honneurs am Tisch und seinem Drehorgelspiel.
Dann gibt es ein paar Einsterner in Frankreich und in der Schweiz. Über viele Jahre immer wieder der Sternen (Weder) in Walchwil. Den Koch kannten wir schon, als er noch keinen Stern hatte. Leider hat Herr Weder sein Restaurant aus Altersgründen geschlossen.
Schöne Erinnerungen.
 
Wird wohl zu normalen Zeiten eine lange Warteliste haben.

Es freut mich, dass es euch gefallen hat.
Die Reservierungen kann man ja online einsehen. Zwei Monate im Voraus würde ich schon einplanen. Wenn es ein Freitag/Samstag Abend sein soll eher gute drei.

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Da mein Mann keinen Fisch und keine Meeresfrüchte isst, können wir die Flexibilität der Küche testen.

Das sollte kein Problem darstellen. Hartwig ist zwar den Süßwasserfischen sehr zugetan aber mit einer kurzen Info vorab sollte er mit Leichtigkeit auch etwas anderes auf den Teller zaubern können.

Auf dem Niveau sollten solche Wünsche kein Problem sein.

Ein Problem wird es keinesfalls darstellen. Ob man das will ist eher die Frage.

Zu einem Koch in der Champions League geht man, weil man erleben möchte was er kann und wie er einen mit seinen Gerichten verzaubert. Eben so wie es für euch bei Bocuse war. Einem Koch eine Richtung aufzuzwingen die Ihm nicht liegt oder ihn zu stark in seiner Kreativität einzuschränken wird einen seiner Küche nicht näher bringen.

Einen Fußballspieler der ein Weltklasse Stürmer ist stellt man nicht in der Verteidigung auf. Da gibt es von den wenigen Guten nochmal weniger die das ebenfalls meisterlich beherrschen.

Bei den Köchen wäre das in Deutschland mMn bei Joachim Wissler der Fall. Dieser kann vom Sushi über ein indisches Curry bis zu Grillfleisch fast alles auf Top Niveau schicken. Wenn dein Man kein Fisch und keine Meeresfrüchte mag, würde ich aber definitiv den Besuch bei Christian Bau auslassen. A la Carte Essen im Barreis oder der Schwarzwaldstube wäre aber etwas. Dort gibt es tolle Fleisch, Geflügel und Wildgerichte.
 
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