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[Back to the roots] Rostbrätel und Würste genau, wie damals

shofmann000

Grillkönig
15+ Jahre im GSV
Ich versuch mal, ob ich das Backtotherootsgefühl komplett hinbekomme.

Als ich Anfang Januar den Newsletter erhielt mit der Einladung, bei „Back tot he roots“ war sofort klar, da mach ich mit. Und ich mach’s genauso, wie früher, als ich das Grillen lernte.
Obwohl, die Einladung war dafür eigentlich schon etwas kurzfristig.
Damals brauchte man schon etwas mehr Vorbereitungszeit für einen solche Grillaktion, oder Beziehungen. Beides hab ich nicht.
Also einfach mal machen, mal sehen, was dabei rauskommt.

Ich mach mich auf den Weg in die örtliche HO-Kaufhalle, um mir mal anzuschauen, was es wohl zu kaufen gibt. Wie lange werde ich wohl dafür anstehen müssen? Der Weg in die Kaufhalle ist schon recht weit, vor allem zu Fuß. Ein Auto gab’s damals nämlich nicht, zumindest nicht für mich. Dann, endlich angekommen, rein in den Laden, und ich habe Glück. Keine Schlange. Gut, drin sieht es etwas anders aus, als damals. Auch das Angebot ist größer, und die Schlange kürzer. Keine Kunst, ich stehe ja auch im örtlichen Rewe. Aber mal sehen, wie lange man die Ostalgie aufrecht halten kann.
Die Genossin Fleischabschnittsbevollmächtigte schaut mich freundlich an. Sie lächelt ein wenig, dann frag sie mich, „Guten Tag, was darf es denn sein?“.
Mein Blick streift durch die Auslage.
„Ein bisschen zuviel Auswahl“, denke ich mir, „mal schauen, ob [Back to the roots]was wird“
Ich schaue der FABV in die blauen Augen, lächle zurück und sage.
„Guten Tag.“, mein Lächeln wird ein wenig zum Grinsen.
„Ich hätte gern 6 Rostbrätel.“ (gesehen hab ich in der Theke keine)
In Zeitlupe entgleisen die Gesichtszüge der netten Dame gegenüber. Das Lächeln gefriert, ihr Blick irrt in der Theke umher. Dann schaut Sie mich wieder an. Die Augen schauen ein wenig traurig, dann sagt sie zu mir.
„Was bitte?“, erneut eiert ihr Blick durch die Theke, dann kommt der Satz.
„Tut mir leid, haben wir nicht!“
Da ist es, das Backtotherootsgefühl. Genauso war das damals auch.
Und, es waren wirklich keine Brätel da. Aber, als gelernter DDR-Bürger bekommt man trotzdem was zum Grillen. Nachdem ich mein Lachen unterdrückt hab, und wieder geradeaus reden kann lass ich mir ein Stück Schweinenacken einpacken. Dann geht’s auf den beschwerlichen Weg nach Hause. Ich will endlich auch so ein Auto.

Nach dem Einkaufbacktotheroots, kommen wir nun zum Fleischvorbereitungsbacktotheroots.
Auch hier greift wieder die sozialistische Mangelwirtschaft. Neonfleisch? Undenkbar, sowas hätte es damals nicht gegeben. Drum hab ich mir auch keines gekauft.
Geschmacksverstärker, Chemiefertigwürzmischungen und andere grauselige Zutaten gab’s auch nicht. So gesehen Mangelwirtschaft fetzt.

Nun aber zu den Bräteln. Salz, Pfeffer, etwas Paprika, Zwiebeln und Bier, das muß als Marinade reichen.

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Hier das Ausgangsmaterial


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Erst einmal alles in nicht zu dünne Scheiben schneiden.


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Mit Salz, Pfeffer und Paprika würzen und auf Zwiebeln betten. Viele fügen an diesem Punkt noch Senf hinzu. Ist nicht mein Geschmack. drum hab ich das weggelassen.

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Zwiebeln drauf

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und, vor der nächsten Schicht einen Spritzer Bier. Keine Diskusion wegen der Sorte, das wurde ausgewählt, weil es dem sozialistischem Planwirtschaftsbier am ähnlichsten ist. Drum mag ich dieses Bier wohl auch sonst ganz gern.

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Alles schön Schicht für Schicht in eine Form aus dem VEB Plaste und Elaste Zschopau geschichtet. Immer schön mit Bier befeuchtet.

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Ja, nur befeuchtet. Ich hab damals gelernt, zuviel Bier laugt das Fleisch aus. Idealerweise käme nur soviel dran, dass nach einer Nacht im Kühler kein Bier mehr im Gefäß ist. Also, alles Bier wurde vom Fleisch aufgesaugt.

So ruht das Zeug jetzt erst einmal bis morgen.
Die Würste (ganz originale Thüringer) kommen im Kühli langsam auf Temperatur. Die hab ich, genau wie früher, über Beziehungen direkt von einem Metzger bezogen, der noch genau weiß, wie sein Handwerk funktioniert. Genau, wie damals.

Morgen gehts weiter.
 

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Deine Einkaufsstory ist schon der Hit. Ich möchte auf keinen Fall verpassen wie du morgen grillst.

Ich habe gerade einen Lachkrampf. Superklasse!!!!
 
Wirklich super Story, vor allem mit der Fleischabschnittsbevollmächtigten :rotfll:
Das wird noch interessant, da bleib ich auch mal dran!
 
Richtig schön erzählt!
Ich komm mir vor als wäre ich nochmal 14 und steh in Marzahn in der Kaufhalle.
Mal gucken wie`s weitergeht.

Edit sagt,solche Handschuhe gabs höchstens in der Poliklinik.
 
Booaahh, was für eine geniale Einleitung. hab mich vor lachen am Kaffee verschluckt.:muhahaha::muhahaha::muhahaha::rotfll:
Bin auch gespannt, wie es weitergeht.

Andreas:saufen:
 
also ich mach Nackensteaks auch heute gerne noch so mariniert :bierchips:
 
Hi Sven, schöne Geschichte ich freu auf die weitern Bilder.

Das Grill-Backofenmonster in deinen Garten passt aber nicht so ganz zu deiner Ostalgie, oder? Hier bin ich am neugierigsten wie du da die Kurve kriegst.

Gruß Steffe
 
Hallo

Klasser witziger Beitrag :thumb2:


Die Handschuhe hätten aber nicht sein müssen :grin:

Freu mich wie es weitergeht

Gruß
 
Zuletzt bearbeitet:
Saugeile Story !!! :rotfl::rotfl::rotfl:

Gruß Matthias
 
Richtig schön erzählt!
Ich komm mir vor als wäre ich nochmal 14 und steh in Marzahn in der Kaufhalle.
Mal gucken wie`s weitergeht.

Edit sagt,solche Handschuhe gabs höchstens in der Poliklinik.

Ja, Du hast recht, die Handschuhe gabs in der Poliklinik.

Kurzer Ausflug in den sozialistischen Warenkreislauf.
Der Schwager einer Bekannten ist Buchhalter in der Poliklinik. Der hat ne Datsche am Stadtrand, und bei der ist das Dach kaputt.
Helmut, mein Arbeitskollege ist mir noch nen Gefallen schuldig. Als ich nämlich vor Kurzen auf dem Weg zur Arbeit an besagter Kaufhalle vorbeikam, hab ich gesehen, dass es Tomaten gibt. Unter aufbietung all meines Könnens und der armen alten Nachbarin, die nicht mehr gehen kann, für die man die Tomaten mitbringt (jeder hatte damals eine solche Nachbarin) bekamm ich nicht nur meine Ration Tomaten, sondern auch noch eine für Helmut. Er hat nämlich Geburtstag, und bei der Grillparty kommen die Tomaten super gut.
Für diesen Gefallen bekam ich ne echte ungarische Salami, die sich Helmut aus dem Urlaub im Ferienheim "Fritz Heckert" am Balaton mitgebracht hat.
Die Salami hab ich bei meinem Nachbarn, der ein Haus baut gegen ne Rolle Dachpappe getauscht. Er hätte zwar Zement gebraucht, aber die Salami ist lecker.
Mit der Rolle Dachpappe bin ich dann zu dem Schwager ner Bekannten, und hab dort dann mehrere Packungen der Handschuhe bekommen.
Ich brauchte zwar nur eine, aber den Rest kann man sicher gegen irgendwelche nützlichen Dinge tauschen. Die Fleischabschnittsbevollmächtigte hinter der Theke in der Kaufhalle brauch ja auch ständig neue Handschuhe.

Ja, so funktionierte sozialistische Planwirtschaft.

Nun aber zurück zum eigentlichen Thema
 
Nun aber zum eigentlichen Thema.

Die Grillkombo ist in der Tat ein Stilbruch, und geht so gar nicht. Aber, da bin ich wieder bei Backtotherootsgefühl, versuch mal nen Grill aus dem VEB Holzkohlemöbel Ernst Thälmann in Riesa zu bekommen. Total unmöglich!

Genau, wie früher. Was macht also der Exossi in einem solchen Fall? Er nimmt einfach das, was da ist, und versucht darauf zu grillen. Der Grilleinsatz sieht eh fast so aus, wie das Original, es fehlt nur der wackelige Fuß drunter.

Also Feuer frei!

Das "Neue Deutschland", die "Junge Welt" oder die "Volkswacht" waren irgendwie nicht mehr zu bekommen. Die waren wohl gerade ausverkauft. Also mußte ne Seite einer Tageszeitung des Klassenfeindes zum Anzünden herhalten. Die Volkswacht hat zwar das bessere Aroma, aber man kann ja nicht alles haben.

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Die Zündhölzer sind auch nicht ganz original.

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Aber, das Produkt von der anderen Seite des antifaschistischen Schutzwalls funktioniert wider erwarten doch.

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Feuer brennt

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Rauchen tuts auch

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Nun noch den Rest für die Grillaktion ranholen.
Mal genau hingucken, was da auf dem Tisch steht reicht zum Grillen völlig, mehr brauchts nicht.

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Immer mal etwas Kohle nachlegen

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Fertig zum Grillen. Geht genauso schnell, wie mit dem AZK. Wofür brauch ich das Teil denn eigentlich? Scheint der Gruppenzwang zu sein.

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Thüringer auf den Grill. die gelbe Schüssel soll noch ne Rolle spielen. Die wird samt Wasser noch gebraucht.

Hier nochmal ein kurzer Ausflug in die Mangelwirtschaft.
Natürlich gab es bei uns auch solch hübsche hölzerne Grillzangen. Alllerdings nicht unbedingt im Laden zu kaufen. Unsere Regierung erkannte schnell, wie man manche Mängel beheben könnte. Im Werkunterricht in der Schule haben die Kinder solche Zangen gebastelt, damit die werktätige Bevölkerung in den Genuß eines Grillgutwendeholzes kommt.
Wenn aber 9-jährige Kinder ein solch hochwertiges Produkt zusammenbauen, dann leidet die Qualität etwas, so dass man kurz danach wieder keine Zange hat.


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Also nehmen wir die Zange, die wir schon seit Geburt dabei haben.

Funktioniert super, und kostet nix. :D
mit Finger wenden

Finger immer feucht halten, das Grillgut nicht zu lange in der Hand halten, und nie den Rost anfassen.

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Bissel umräumen und die ersten Brätel drauf.

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Kurz danach, die Würste runter, und die restlichen Brätel drauf.


Achso, etwas wichtiges darf man nicht vergessen,
das muß unbedingt sein

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Ein paar Cevapcici dazu, die Kinder wollten es so. Passt zwar nicht direkt hier rein, aber als Kleinschnittfleischröllchen mit Jugoslavischer Würzung, gehen die grad noch durch.

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Tellerbild. Die obligatorischen gebratenen Zwiebeln wurden auf Anordnung der Hausvertrauensperson nicht gemacht.

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Nochmal etwas näher.

Fazit,
Lecker wars!
Was ein Aufwand für ein paar Nackensteaks mit Würsten.
Ich brauch jetzt unbedingt Urlaub.


Viele Grüße
Sven
 

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"Grillgutwendeholz"

Ich lach mich krank!!:wiegeil:

Abgesehen davon,die Nahrung sieht auch zumutbar aus! :thumb2:
 
Klasse Story. Die beste bisher.

Danke das Du uns auf Deinen Ausflug in die Grillwelt der Deutschen Demokratischen Republik mitgenommen hast.

Ich würde diese Story direkt in die Geschichtsbücher schreiben. Da stehen eh nur Halbwahrheiten drin.
Und alle 9-jährigen müssen Grillgutwendehölzer basteln.

Gruß Steffe
 
Sven, Hüüd ob :D

Schöne Geschichte und zeigt, dass mit dem notwendigen Humor, zumindest rückblickend betrachtet, auch das Leben in des DDR lustig war.

Herrlich :thumb2:

:)
 
Es war nicht alles schlecht, und wir hatten immer unseren Spaß.

Unabhängig von diesem Beitrag haben wir grad alte Fotos angeschaut. Ich hab noch immer Bauchweh vom Lachen.
:lolaway:
 
Du hast das ja richtig gelebt und Aufwand betrieben! :applaus:

Und ich glaube dass das, was grad zu haben war auch richtig gut geschmeckt hat. :happa:
Hätte jetzt Platz für eine Nachabendessen-Wurst
 
Sehr schön Sven,

das ist für mich der beste Beitrag dieses Wochenende. 10 von 10 Punkten. Unterhaltung und Genuss pur.


Gruß
Frank
 
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