Hallo Grillkollegen,
ich habe zu meinem letzten Geburtstag einen Kurs bei der Moorschmiede geschenkt bekommen. 2 Tage lang unter Anleitung ein Küchenmesser aus Damaststahl fertigen!
Da hatte ich mich riesig drüber gefreut. Ich bin nun kein versierter Messer Sammler oder - Kenner aber wenn man gerne kocht und grillt weiß man gute Messer natürlich zu schätzen. Selber ein Messer aus Damaststahl in einer alten Schmiede herzustellen kommt nicht weit hinter Kind zeugen und Baum pflanzen, oder?
Wie sich herausstellte war mir reichlich Zeit gegeben, mich auf den Kurs zu freuen, ca 6 Monate Wartezeit bis der Kurs losgehen sollte, da arbeiten wohl noch andere ihre Bucket List ab...
Zusätzliche Zeit zum Freuen wurde mir dann geschenkt, indem bei meinem ersten Kurstermin beruflich was in die Quere kam und ich wieder auf der Warteliste landete.
Immerhin nutzte ich die Zeit, um mir schon mal über die Klingen- und Griffform Gedanken zu machen und mir Beispiele anzusehen. Die Website der Moorschmiede war da sehr nützlich.
Letzte Woche war dann spontan ein Platz frei und ich sagte zu, endlich!
Mein neues Messer sollte mein klassisches Güde Kochmesser und das Santoku von Kai ergänzen und gerne das Messer erster Wahl werden wenn es ans Essen-Zubereiten geht. Eine recht hohe Klinge mit einem geraden Bereich zum Hacken und vorne etwas rund zum Wiegen von Kräutern. Dazu ein schlanker, kantiger Griff (wie ich es nun mal gerne mag) und das schicke Damastmuster in der Klinge.
Also, keine Trailer Queen sondern ein overdressed Workhorse, wenn man so will.
Der Arbeitsschritte sind es viele und ich habe versucht, jeden davon mit der Kamera einzufangen. Wieland, unser wirklich netter Kursleiter, hat die richtige Mischung gefunden uns machen zu lassen wo wir wollen, aber zu helfen wenn man eben Hilfe brauchte. Klar ist auch, dass es einige Schritte gibt, die man als Schmiede-Rookie nicht beherrscht und am besten dem Fachmann überlässt.
Genug der Worte, ich hau jetzt mal ein paar Bilder raus:
Der Anfang von allem, der Gutschein:
Dei Moorschmiede liegt im Nirgendwo, in Norddeutschland, am Moor.
- fairerweise muss man sagen, dass dies nicht der Hauptweg zur Schmiede ist und denjenigen vorbehalten ist, die gerne Rehe sichten und ihren Frontspoiler verbiegen möchten.
Es gibt auch Moor:
Aber da isse nun, die idyllisch gelegene Schmiede:
Wir, das waren 2 weitere Teilnehmer und ich, wurden nett empfangen von wirklich sympatischen Wieland, der zusammen mit seinem Vater und Schwager die Moorschmiede betreibt.
In media res: Es ging es auch direkt los. Das Entwerfen der Grundform -gar nicht so einfach, wenn man die getalterischen Fähigkeiten eines Grashalms besitzt.
Aber so in etwa sollte es werden:
Jetzt wurde ein Paket von 10 Stahl- und Eisenplatten an einen langen Metallstab geschweißt und ab ging es in die 1100°C heiße Esse. Das ist nun eine Wissenschaft für sich: Stahlsorte, Sauerstoffgehalt in der Esse, Temperatur, später dann Härteprozess, Schlussglühen: ein Spiel mit vielen Variablen welches die Moorschmiede so beherrscht, dass am Ende ein Messer mit 61 Rockwell Härte entsteht, welches keine Einschlüsse, Verwerfungen, Fehlstellen o.ä. hat und Zwiebeln schneiden soll.
Danach wird das Paket mit der Dieffenbacher Nummer 3 gepresst:
und mit dem alten, >110 Jahre alten Schmidehammer "Ajax", in Form gebracht, der über Riemenantrieb verfügt. Rutscht der Riemen, wir nachgewachst.
Dann werden die so entstandenen Platten mit der Schruppscheibe ordentlich von der Schlacke befreit und in 4 Plättchen geschnitten:
und so wiederholt sich die Geschichte: 4 x 10 Lagen= 40 Lagen, Schweißen, pressen, schmieden, säubern, schneiden, 4 x 40 Lagen = 160 Lagen und noch einmal und man hält 640 Lagen Stahl in der Hand. Beim letzten Schmiededurchgang wird das Messer schon einmal in die Grundform gebracht:
die Messerform noch grob aussägen und ab in den Ofen über Nacht bei 7xx°C zum Härten:
So, das war Tag 1. Während sich meine 640 Schichten Stahl im Ofen in feinsten gehärteten Damaszenerstahl wandeln, liege ich platt im Bett und denke über die
verschiedenen Möglichkeiten des Griffmaterials nach. Mooreiche, Nussbaum, Mammutzahn,....
Der zweite Teil folgt.
Cheers,
Tim
ich habe zu meinem letzten Geburtstag einen Kurs bei der Moorschmiede geschenkt bekommen. 2 Tage lang unter Anleitung ein Küchenmesser aus Damaststahl fertigen!
Da hatte ich mich riesig drüber gefreut. Ich bin nun kein versierter Messer Sammler oder - Kenner aber wenn man gerne kocht und grillt weiß man gute Messer natürlich zu schätzen. Selber ein Messer aus Damaststahl in einer alten Schmiede herzustellen kommt nicht weit hinter Kind zeugen und Baum pflanzen, oder?
Wie sich herausstellte war mir reichlich Zeit gegeben, mich auf den Kurs zu freuen, ca 6 Monate Wartezeit bis der Kurs losgehen sollte, da arbeiten wohl noch andere ihre Bucket List ab...
Zusätzliche Zeit zum Freuen wurde mir dann geschenkt, indem bei meinem ersten Kurstermin beruflich was in die Quere kam und ich wieder auf der Warteliste landete.
Immerhin nutzte ich die Zeit, um mir schon mal über die Klingen- und Griffform Gedanken zu machen und mir Beispiele anzusehen. Die Website der Moorschmiede war da sehr nützlich.
Letzte Woche war dann spontan ein Platz frei und ich sagte zu, endlich!
Mein neues Messer sollte mein klassisches Güde Kochmesser und das Santoku von Kai ergänzen und gerne das Messer erster Wahl werden wenn es ans Essen-Zubereiten geht. Eine recht hohe Klinge mit einem geraden Bereich zum Hacken und vorne etwas rund zum Wiegen von Kräutern. Dazu ein schlanker, kantiger Griff (wie ich es nun mal gerne mag) und das schicke Damastmuster in der Klinge.
Also, keine Trailer Queen sondern ein overdressed Workhorse, wenn man so will.
Der Arbeitsschritte sind es viele und ich habe versucht, jeden davon mit der Kamera einzufangen. Wieland, unser wirklich netter Kursleiter, hat die richtige Mischung gefunden uns machen zu lassen wo wir wollen, aber zu helfen wenn man eben Hilfe brauchte. Klar ist auch, dass es einige Schritte gibt, die man als Schmiede-Rookie nicht beherrscht und am besten dem Fachmann überlässt.
Genug der Worte, ich hau jetzt mal ein paar Bilder raus:
Der Anfang von allem, der Gutschein:
Dei Moorschmiede liegt im Nirgendwo, in Norddeutschland, am Moor.
- fairerweise muss man sagen, dass dies nicht der Hauptweg zur Schmiede ist und denjenigen vorbehalten ist, die gerne Rehe sichten und ihren Frontspoiler verbiegen möchten.
Es gibt auch Moor:
Aber da isse nun, die idyllisch gelegene Schmiede:
Wir, das waren 2 weitere Teilnehmer und ich, wurden nett empfangen von wirklich sympatischen Wieland, der zusammen mit seinem Vater und Schwager die Moorschmiede betreibt.
In media res: Es ging es auch direkt los. Das Entwerfen der Grundform -gar nicht so einfach, wenn man die getalterischen Fähigkeiten eines Grashalms besitzt.
Aber so in etwa sollte es werden:
Jetzt wurde ein Paket von 10 Stahl- und Eisenplatten an einen langen Metallstab geschweißt und ab ging es in die 1100°C heiße Esse. Das ist nun eine Wissenschaft für sich: Stahlsorte, Sauerstoffgehalt in der Esse, Temperatur, später dann Härteprozess, Schlussglühen: ein Spiel mit vielen Variablen welches die Moorschmiede so beherrscht, dass am Ende ein Messer mit 61 Rockwell Härte entsteht, welches keine Einschlüsse, Verwerfungen, Fehlstellen o.ä. hat und Zwiebeln schneiden soll.
Danach wird das Paket mit der Dieffenbacher Nummer 3 gepresst:
und mit dem alten, >110 Jahre alten Schmidehammer "Ajax", in Form gebracht, der über Riemenantrieb verfügt. Rutscht der Riemen, wir nachgewachst.
Dann werden die so entstandenen Platten mit der Schruppscheibe ordentlich von der Schlacke befreit und in 4 Plättchen geschnitten:
und so wiederholt sich die Geschichte: 4 x 10 Lagen= 40 Lagen, Schweißen, pressen, schmieden, säubern, schneiden, 4 x 40 Lagen = 160 Lagen und noch einmal und man hält 640 Lagen Stahl in der Hand. Beim letzten Schmiededurchgang wird das Messer schon einmal in die Grundform gebracht:
die Messerform noch grob aussägen und ab in den Ofen über Nacht bei 7xx°C zum Härten:
So, das war Tag 1. Während sich meine 640 Schichten Stahl im Ofen in feinsten gehärteten Damaszenerstahl wandeln, liege ich platt im Bett und denke über die
verschiedenen Möglichkeiten des Griffmaterials nach. Mooreiche, Nussbaum, Mammutzahn,....
Der zweite Teil folgt.
Cheers,
Tim




