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Dry-Age im Selbstversuch mit Rib-Eye von der deutschen Färse

Okraschote

Sterneköchin
5+ Jahre im GSV
Sicher weiß jeder, der in der Zubereitung von Fleischspeisen firm ist, dass frisches Rindfleisch zäh und nicht genießbar ist. Erst der Alterungsprozess nach dem Schlachten macht das Fleisch zart und bekömmlich, Rindfleisch sollte mindestens 3 Wochen bei um 0° reifen.

Der klassische Reifeprozess ist das sogenannte Dry-Age, also das trockene Reifen des Fleisches, möglichst am Knochen, im Kühlhaus. In den letzten Jahren hat sich aus Kostengründen vielerorts die Nassreifung im Vakuum durchgesetzt. Dazu wird das Fleisch direkt nach dem Schlachten zerlegt und in Plastik einvakuumiert. In der Tüte sammelt sich die Flüssigkeit, die aus dem Fleisch austritt.

Angeblich soll die Trockenreifung bessere Ergebnisse zu Tage bringen, aber den Vergleich konnten wir bisher nicht ziehen, da wir kein Fleisch Dry-Aged zu kaufen bekamen. Für den Hausgebrauch wurden aber von einer amerikanischen Firma nun Membranbeutel entwickelt, in denen eine hygienische Trockenreifung gewährt sein soll. Diese Beutel, die jetzt auch in Deutschland bei der Firma 55 Grad erhältlich sind, haben wir uns gekauft und den Versuch gestartet.

Anfang Dezember kauften wir im Selgros ein relativ frisches Stück Rib-Eye von der deutschen Färse, schön marmoriert und somit ideal für Steaks und wollten dieses in den gekauften Beutel einschweißen.

Der Vakuumiervorgang gestaltete sich allerdings mehr als schwierig, Markus und ich waren nur am Fluchen über die pro Stück ca. 5 Euro teuren Beutel. Erst konnten wir in den Beuteln kein Vakuum erzeugen, dann klappte es mit dem Vakuum, aber der Schweißvorgang funktionierte nicht, so dass zwei Beutel am Ende im Müll gelandet sind. Letztendlich haben wir uns mit Kabelbindern behelfen müssen, haben die Luft mit dem Vakuumierer ausgesaugt und die Tüte dann mit Kabelbindern verschlossen. So ein richtiges Vakuum konnten wir damit nicht erreichen, aber wir hofften, dass es reichte.

Das Fleischstück haben wir dann auf ein Gitter in den Kühlschrank gelegt (Luft sollte von allen Seiten an das Fleisch gelangen), es so weit nach hinten wie möglich geschoben, die Temperatur im Kühlschrank auf 3° reduziert und haben das Fleisch dann für 3 Wochen nahezu vergessen.

Heute hatten wir Lust auf Steak und haben uns dem guten Stück gewidmet. In den letzten Wochen ist es immer härter und dunkler geworden.

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Das Entpacken war nicht ganz einfach, weil die Folie am Fleisch festhing, aber dann haben wir es doch geschafft. Dunkelrot, an einigen Stellen fast schwarz, lag das Stück vor uns.

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Die trockenen und harten Randstücke mussten leider entfernt werden (bei uns wird allerdings ungern etwas weggeworfen und so hab ich die Randstücke erst mal eingefroren und werde sie in der nächsten Demi Glace verarbeiten). Dann hat Markus zwei Stücke für das Abendessen abgeschnitten.

Der Geruchstest fiel positiv aus. Das Fleisch riecht nur ganz leicht nussig, etwas süßlich. Es fühlt sich sehr trocken an und gibt auf Druck nur leicht nach.

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Die Steaks sehen toll aus. Wunderbar marmoriert. Leider sagt das noch nicht so viel aus. Wir hatten schon zweimal ähnlich ansehnliche Stücke von der deutschen Färse, die am Ende nur bedingt als Steaks getaugt haben. Durch mangelnde Reife waren sie zäh und geschmacklich fade, das letzte Stück Roastbeef ist dann zu Hamburgern verarbeitet worden.

Zubereitet habe ich die Steaks wie immer, wenn sie nicht gerade gegrillt werden. 1,5 Minuten von jeder Seite in der heißen Eisenpfanne auf höchster Stufe.

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Danach wurde das dickere Steak mit einem Fleischthermometer bestückt, um die Kerntemperatur während des Nachgarvorgangs im Ofen zu überwachen. Im Ofen habe ich 80° eingestellt und die Steaks bis zu einer Kerntemperatur von 53° garen lassen.

Den ersten Unterschied zu vakuumgereiftem Fleisch sah ich sofort beim Nachgaren im Ofen. Während der ungefähr 20 Minuten ist nur ein einziger Tropfen vom Fleisch auf dem unten liegenden Blech gelandet. Ich glaube, das wird gut.

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Nun, es wurde gut. Hervorragend, um genau zu sein.

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Der Anschnitt ist wieder perfekt. Durch das langsame Nachgaren im Ofen bei gleichförmiger, niedriger Temperatur wird die Farbe im Inneren absolut gleichmäßig. Man sieht sehr schön die Fettmarmorierung.

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Ich hatte zwar Soße bereitgestellt, aber das Steak haben wir wegen des tollen Geschmacks wieder einmal pur gegessen, nur mit Fleur de Sel und frischgemahlenem Pfeffer gewürzt.

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Beim Anschnitt sieht man, dass kein Tropfen Fleischsaft austritt. Genau so muss das sein. Die Säfte haben sich optimal im Fleisch verteilt. Auch nachdem das Steak zur Hälfte aufgegessen war, immer noch kein Tropfen Saft auf dem Teller.

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Das Fleisch hatte einen wunderbaren, satten Geschmack und war absolut zart im Biss. So kannte ich das bisher nur vom US Beef (das nach unserem Geschmack noch ein bisschen besser ist). Es war absolut kein Vergleich zu unseren vorherigen Erfahrungen mit der deutschen Färse, es war um Längen besser.

Wenn die schwierige Verarbeitung dieser Beutel nicht wäre sondern alles gut funktionieren würde, könnte ich das Verfahren vorbehaltlos empfehlen. Da wir noch einen Beutel übrig haben und uns in kurzer Zeit einen besseren Vakuumierer zulegen wollen, geben wir den Beuteln noch einen Versuch. Das Ergebnis, wenn das Einschweißen dann endlich funktioniert, spricht auf jeden Fall für sich.
 

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Sauberer Test :top:

Aber:

Sicher weiß jeder, der in der Zubereitung von Fleischspeisen firm ist, dass frisches Rindfleisch zäh und nicht genießbar ist. Erst der Alterungsprozess nach dem Schlachten macht das Fleisch zart und bekömmlich, Rindfleisch sollte mindestens 3 Wochen bei um 0° reifen.

Das kann ich so nicht stehen lassen. Schlachtfrisch, noch
warm, bevor die Leichenstarre eintritt ist das Fleisch sehr
zart und auf jeden Fall geniessbar...

Nur leider kann man das in diesem Stadium nicht kaufen,
oder nur wenn man Glück hat und da wen kennt ;)
 
Toller Bericht, Kerstin.

Nach dem Lesen eurer Anfangsschwierigkeiten musste ich erstmal nach unten scrollen um zu sehen ob es für euch gut ausging. Erst dann habe ich beruhigt weiter gelesen. :grin:

Ihr hattet auch wirklich ein schönes Stück Fleisch als Ausgangsbasis.
 
Hallo Kerstin

Das ist ja klasse geworden!:thumb1:
Jetzt werd ich doch mal solche Tüten kaufen müssen.:roll:

Gruß Jens :prost::prost:
 
Super Bericht!Danke.
Von den Beuteln hab ich hier schon gelesen,aber brauchte sie nicht.
DANKE,jetzt brauch ich sie!
mysmilie_1745.gif
 
Klasse Kerstin.
Das ist ein wahrlich prachtvolles Ergebnis.

:prost:
 
Wie ich schon schrieb, die Tüten sind im Handling echt schwierig. Mit nem Caso würd ich es nicht noch mal probieren. Markus ist fast ausgerastet und er ist eigentlich ein geduldiges Eselchen.

An trockenen Randstücken hat man auch ziemlich viel Verlust (450g), man muss halt schauen, ob man so viel Verlust tragen will.
 
Schön, dass es bei dir geklappt hat.

Ich habe nach dem ersten Versuch für 50 Euro von diesen :bash: Beuteln in den Müll geworfen...

Nie wieder!

Viele Grüße
Manfred
 
Wow - toller Test. So liebe ich mein Lieblingsforum.
Nicht irgendein Zeugs daherquatschen, sondern aus der eigenen Praxis referieren und dokumentieren.
Sehr wertvoller Fred.
Anm: ein parallel getesteter Vakuumgereifter (nass) Vergleichskandidat vom gleichen Stück wäre klasse.
 
Schön, dass es bei dir geklappt hat.

Ich habe nach dem ersten Versuch für 50 Euro von diesen :bash: Beuteln in den Müll geworfen...

Nie wieder!

Viele Grüße
Manfred

Naja, geklappt.... mit Müh und Not, kein richtiges Vakuum (wegen der Kabelbinder), das Schweißen ging gar nicht, das Absaugen nur mit einer großen anderen Tüte drin (mit den schmalen Streifen wie gezeigt hat es gar nicht geklappt). Also einfach war es nicht und die Verluste groß :D
 
Wow - toller Test. So liebe ich mein Lieblingsforum.
Nicht irgendein Zeugs daherquatschen, sondern aus der eigenen Praxis referieren und dokumentieren.
Sehr wertvoller Fred.
Anm: ein parallel getesteter Vakuumgereifter (nass) Vergleichskandidat vom gleichen Stück wäre klasse.


Danke! Das Vergleichsstück hatten wir leider nicht, aber eben frühere Erfahrungen. Nachreifen lohnt sich bei relativ frischer Färse auf jeden Fall, ob es im normalen Beutel genauso gut geworden wäre, weiß ich jetzt leider nicht. Das Stück war nicht so groß, dass wir es noch mal teilen wollten
 
Ein sehr schön bebilderter und informativer Testbericht. Da hast du dir mal wieder viel Mühe gemacht. :thumb1: Danke!

Das mit dem Fleischsaft finde ich besonders beeindruckend. :wow: Hätte nicht gedacht, dass das so einen großen Unterschied macht.


:gs-rulez: Hier wirst du gebildet.
 
Klasse, danke für den Test!

:prost:
 
Hallo Kerstin,

schöner Bericht mit gutem Ergebnis.
Wir wollten Anfang Dezember das gleiche probieren. Leider hat die Freundin vom Kollegen die Tüten genutzt um beim Gassi gehen mit Ihrem Hund .... na ja, war halt ein teures Versehen.
Die neuen Tüten sind jetzt da, wir starten dann halt im Januar.
Der Bericht macht ja Hoffnung auf gutes Gelingen, nur die Sache mit dem Einschweißen hört sich ja nicht ganz so glücklich an.
 
Hallo Okraschote und Moxi,

einen super Bericht mit tollen Bildern habt Ihr da wiedermal abgeliefert :thumb2:
Wie ich schon schrieb, die Tüten sind im Handling echt schwierig. Markus ist fast ausgerastet...

Mir erging es bei meinem ersten Versuch ähnlich: Ich wäre nach zerstörter Tüte Nr.2 beinahe an die Decke gegangen wie früher das HB-Männchen aus der Werbung! :ranting: Leider gibts aber keine Bilder ...
Dann habe ichs mit folgenden Tricks doch noch gechafft:

1. Von einer üblichen Vakuum-Strukturtüte einen Streifen (nur von der strukturierten Folie !) exakt auf Spezialtütenbreite zuschneiden und wie schon beschrieben einlegen. Über die gesamte Schweißnahtbreite müssen beide Materialien vorhanden sein, da ansonsten Löcher reingeschmolzen werden.
2. Nun vakuumieren und so stark wie möglich (kurz vor dem Zerschmelzen !) verschweißen. Die unterschiedlichen Materialien verbinden sich dabei gemeinerweise nicht besonders fest miteinander, deshalb vorsichtig hantieren.
3. Jetzt neben dem eingelegten Streifen nur die Spezialtüte endgültig dicht verschweißen. Das muß mit einer wesentlich kürzeren Schweißzeit als vorher gemacht werden, da die Folie so furchtbar dünn ist.

Am sinnvollsten ist es, die beiden unterschiedlichen Schweißzeiten vorher in Ruhe auszutesten, bevor das edle Fleisch ins Spiel kommt und die Nervosität zunimmt.;)
Den Trick, mit einem eingeschobenen Streifen Küchenrolle den Fleischsaft vor der Naht zu stoppen, kennt Ihr ja sicherlich.

Ich hoffe so klappts dann auch bei Euch beim nächsten Test! :roll:
 
Zuletzt bearbeitet:
Sieht super aus.
Wollte Sie auch schon probieren , aber ich glaube jetzt muss ich.
Hat der Verteiber der Folie in einem anderen Beitrag geschrieben , dass gar kein vollständiges Vakuum vorhanden sein muss , sondern nur dicht?
Ich habe noch wo nen alten Vakuumierer von Krups , der geht auch bei glatten Tüten (hat nen Rüssel) .
Das könnte einen Versuch wert sein.
Danke für den Test
 
Sieht super aus.
Hat der Verteiber der Folie in einem anderen Beitrag geschrieben , dass gar kein vollständiges Vakuum vorhanden sein muss , sondern nur dicht?

Bei mir hat es gut funktioniert, obwohl immer wieder Luft in den Beutel gekommen ist. Wichtig ist, dass sich die Folie mit dem Fleisch verbindet, also überall anliegt!
 
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