Wenn München die nördlichste Stadt Italiens ist, so ist Düsseldorf die östlichstes Stadt Frankreichs. In keiner anderen deutschen Stadt gibt es wohl so viele Lokale, die sich der französischen Küche verschrieben haben. Es ist dabei nicht wie andernorts die Crossover-Küche mit französischem Einschlag, sondern es sind authentische Bistrots, die man so wie sie sind nach Frankreich transportieren könnte, ohne dass es einem Franzosen als Import auffiele. Diese Kompromisslosigkeit ist einerseits ein Risiko, weil sie im Gegensatz zu den meisten internationalen Küchen nicht dem deutschen Gaumen angepasst ist. Andererseits gibt es in Düsseldorf augenscheinlich genügend Leute, die genau das suchen. Daher gibt es nicht nur das Rocaille, den Paris Club und Andere sondern auch ein großartiges Seafood-Restaurant, bei dem wir schon seit vielen Jahr zu Gast sind, das Café de Bretagne.
Um das Konzept zu verstehen, lohnt sich ein kurzer Ausflug in die französische Kulturgeschichte. Seit über 100 Jahren gibt es in Nizza das Café de Turin eine echte Institution ins Sachen Seafood. Dort werden nicht nur die besten Meeresfrüchte der Stadt und vermutlich der gesamten Côte d'Azur in eher schlichtem Bistro-Ambiente serviert, sondern vor allen Dingen kommen sie kalt auf Eis, was für den deutschen Gaumen eher ungewohnt ist. Diese klassische „Le plateau de fruits de mer“, die der eine oder andere vielleicht noch aus seinem Urlaub in der Bretagne oder Normandie kennt, ist in Deutschland kaum zu bekommen.
Als begeisterter Stammgast des Café de Turin hatte Rolf Breitmar im Jahre 2010 die Idee, dass genau so ein Bistro in Düsseldorf noch fehlen würde. Ein Jahr später hängte er seinen Job als Manager an den Nagel und eröffnete sein Restaurant direkt am Carlsplatz, dem kulinarischen Schlaraffenland und Pendant zum Münchener Viktualienmarkt.
Ein wesentlicher Faktor war der Direktimport der Meeresfrüchte vom Rungis in Paris und aus Boulogne-sur-Mer, um die Produkt-Qualität wie im Vorbild zu gewährleisten. Deshalb eröffnete er zusätzlich noch einen Fischhandel, um die Gastronomen und Kunden der Stadt ebenfalls mit dieser frischen Ware beliefern zu können.
In den ersten Jahren wurde das Konzept nur schleppend angenommen, da die Leute primär warme Fischgänge wollten. Dazu war die Küchenleistung bei den Gerichten nicht auf Augenhöhe mit der Produktqualität des Seafoods im gehobenen Sternebereich. Der Sprung nach vorne kam 2018 als es Patron Rolf Breitmar gelang, mit Claudia Schröter eine großartige, neue Küchenchefin zu engagieren. Nach Stationen bei einigen der besten Köche der Welt wie Alain Ducasse und Dieter Müller, stellte sie sich der Herausforderung, die tollen Produkte in der kleinen Küche passend in Szene zu setzen, ohne den Bistro-Charakter zu verleugnen und geometrisch exakt austarierte Sterneteller zu servieren. Ihre Mühen wurden prompt belohnt und so wurde das Café de Bretagne aus dem Stand mit 14 GM also knapp unter einem Stern bewertet.
Seitdem sind wir noch häufiger zu Gast, denn egal ob warm oder kalt, man erlebt keine Enttäuschungen, wenn man bereit ist, sich auf das Konzept einzulassen. Das Café de Bretagne ist kein Restaurant zum sehen und gesehen werden oder um einen Tisch mit einem mehrgängigen Menü für einige Stunden zu blockieren. Hier ist es laut, geschäftig und voll, ohne reservierte Tische und Sonderbehandlungen, wie in einem guten Bistro in Franreich. Glücklicherweise sind mittlerweile sehr viele Düsseldorfer zu dieser Art der Gastronomie bereit, so dass man an einem Freitag oder Samstagmittag manchmal Schlangen wie im Takumi vor der Tür erlebt. Genau so muss es imho in einem gutem Bistro sein!
Genug der Vorrede, denn entscheidend ist, was auf den Teller kommt und da fängt man am besten mit der Bouillabaisse an, einem mittlerweile über 2.000 Jahre alten französischen Nationalheiligtum, von dem es vermutlich ebenso viele Rezepte gibt, wie vom Ragù alla bolognese in Italien. Wer sich also an ein solches Gericht wagt, sollte wissen was er tut, um nicht im Fegefeuer der „Originaire de Marseille“ zu landen, denn es gibt sogar eine Charte de la Bouillabaisse, die die Details einer guten Bouillabaisse festlegen:
All das wird im Café de Bretagne beherzigt und so wird die französische Nationalspeise entsprechend in Szene gesetzt:
Natürlich ist diese Bouillabaisse nicht auf dem Niveau des „Le Petit Nice“ in Marseille von ***-Koch Gérald Passedat, aber das ist ja auch nicht der Anspruch. Diese Bouillabaisse ist inspiriert vom „À la Marée“ an der Fischhalle im Pariser Großmarkt Rungis, wo sich morgens um 6h alle Fischhändler treffen, authentischer geht es kaum:
Gang 1
Gang 2
Wir haben aktuell mehr als ein Dutzend Bouillabaisse außerhalb Frankreichs gegessen, teils bei Sterneköchen, aber die im Café de Bretagne bleibt unter all diesen unsere No.1. Sie ist im ersten Moment eher unspektakulär und man könnte sie optisch sicherlich noch ansprechender in Szene setzen, aber wenn man die Augen schließt, hat man nach kurzer Zeit das Gefühl, gerade in Nizza am Meer zu sein.
P. S.
Teil 2 des Berichts mit einer „Le plateau de fruits de mer“ und anderen Seafood- Gerichten folgt zeitnah.
Um das Konzept zu verstehen, lohnt sich ein kurzer Ausflug in die französische Kulturgeschichte. Seit über 100 Jahren gibt es in Nizza das Café de Turin eine echte Institution ins Sachen Seafood. Dort werden nicht nur die besten Meeresfrüchte der Stadt und vermutlich der gesamten Côte d'Azur in eher schlichtem Bistro-Ambiente serviert, sondern vor allen Dingen kommen sie kalt auf Eis, was für den deutschen Gaumen eher ungewohnt ist. Diese klassische „Le plateau de fruits de mer“, die der eine oder andere vielleicht noch aus seinem Urlaub in der Bretagne oder Normandie kennt, ist in Deutschland kaum zu bekommen.
Als begeisterter Stammgast des Café de Turin hatte Rolf Breitmar im Jahre 2010 die Idee, dass genau so ein Bistro in Düsseldorf noch fehlen würde. Ein Jahr später hängte er seinen Job als Manager an den Nagel und eröffnete sein Restaurant direkt am Carlsplatz, dem kulinarischen Schlaraffenland und Pendant zum Münchener Viktualienmarkt.
Ein wesentlicher Faktor war der Direktimport der Meeresfrüchte vom Rungis in Paris und aus Boulogne-sur-Mer, um die Produkt-Qualität wie im Vorbild zu gewährleisten. Deshalb eröffnete er zusätzlich noch einen Fischhandel, um die Gastronomen und Kunden der Stadt ebenfalls mit dieser frischen Ware beliefern zu können.
In den ersten Jahren wurde das Konzept nur schleppend angenommen, da die Leute primär warme Fischgänge wollten. Dazu war die Küchenleistung bei den Gerichten nicht auf Augenhöhe mit der Produktqualität des Seafoods im gehobenen Sternebereich. Der Sprung nach vorne kam 2018 als es Patron Rolf Breitmar gelang, mit Claudia Schröter eine großartige, neue Küchenchefin zu engagieren. Nach Stationen bei einigen der besten Köche der Welt wie Alain Ducasse und Dieter Müller, stellte sie sich der Herausforderung, die tollen Produkte in der kleinen Küche passend in Szene zu setzen, ohne den Bistro-Charakter zu verleugnen und geometrisch exakt austarierte Sterneteller zu servieren. Ihre Mühen wurden prompt belohnt und so wurde das Café de Bretagne aus dem Stand mit 14 GM also knapp unter einem Stern bewertet.
Seitdem sind wir noch häufiger zu Gast, denn egal ob warm oder kalt, man erlebt keine Enttäuschungen, wenn man bereit ist, sich auf das Konzept einzulassen. Das Café de Bretagne ist kein Restaurant zum sehen und gesehen werden oder um einen Tisch mit einem mehrgängigen Menü für einige Stunden zu blockieren. Hier ist es laut, geschäftig und voll, ohne reservierte Tische und Sonderbehandlungen, wie in einem guten Bistro in Franreich. Glücklicherweise sind mittlerweile sehr viele Düsseldorfer zu dieser Art der Gastronomie bereit, so dass man an einem Freitag oder Samstagmittag manchmal Schlangen wie im Takumi vor der Tür erlebt. Genau so muss es imho in einem gutem Bistro sein!
Genug der Vorrede, denn entscheidend ist, was auf den Teller kommt und da fängt man am besten mit der Bouillabaisse an, einem mittlerweile über 2.000 Jahre alten französischen Nationalheiligtum, von dem es vermutlich ebenso viele Rezepte gibt, wie vom Ragù alla bolognese in Italien. Wer sich also an ein solches Gericht wagt, sollte wissen was er tut, um nicht im Fegefeuer der „Originaire de Marseille“ zu landen, denn es gibt sogar eine Charte de la Bouillabaisse, die die Details einer guten Bouillabaisse festlegen:
Die Bouillabaisse muss in 2 Gängen gereicht werden. Dazu gehören 5 Edelfische und Sauce Rouille, sowie Gemüse und Croutons
All das wird im Café de Bretagne beherzigt und so wird die französische Nationalspeise entsprechend in Szene gesetzt:
Natürlich ist diese Bouillabaisse nicht auf dem Niveau des „Le Petit Nice“ in Marseille von ***-Koch Gérald Passedat, aber das ist ja auch nicht der Anspruch. Diese Bouillabaisse ist inspiriert vom „À la Marée“ an der Fischhalle im Pariser Großmarkt Rungis, wo sich morgens um 6h alle Fischhändler treffen, authentischer geht es kaum:
Gang 1
Gang 2
Wir haben aktuell mehr als ein Dutzend Bouillabaisse außerhalb Frankreichs gegessen, teils bei Sterneköchen, aber die im Café de Bretagne bleibt unter all diesen unsere No.1. Sie ist im ersten Moment eher unspektakulär und man könnte sie optisch sicherlich noch ansprechender in Szene setzen, aber wenn man die Augen schließt, hat man nach kurzer Zeit das Gefühl, gerade in Nizza am Meer zu sein.
P. S.
Teil 2 des Berichts mit einer „Le plateau de fruits de mer“ und anderen Seafood- Gerichten folgt zeitnah.