Guten Tag, liebe Grillsportler.
Auf vielfachen Wunsch eines einzelnen Herren werde ich mich mal vorstellen.
Persönliches von Anfang an
Vor rund 55 Jahren erblickte ich das elektrische Gaslicht dieser Welt, undzwar im nördlichen Ostwestfalen (die vierte Himmelrichtung fand leider keinen Platz mehr). Unbestätigten Gerüchten zufolge wollte meine Mutter mich treudeutsch Horst, Günter oder Hartmut nennen. Mein Vater marschierte aber zum Standesamt, dachte an einen amerikanischen Flieger, der ihm im Krieg das Leben gerettet hatte, und erklärte dem Urkundsbeamten, dass sein Sohn ab sofort auf den Namen John Edward hören würde. Meine Mutter wurde dieser Tatsache erst gut ein Jahr später gewahr und es haute sie glatt vom Hocker. Aber eingetragen war eingetragen!
Der Funke zündet
Im Alter von etwa 9 Jahren entdeckte ich mit meinen Kumpels das "Trapper-Leben", und das bedeutete auch Essenzubereitung über offenem Feuer. In einem nahegelegenen kleinen Wäldchen wurde das Feuer entfacht und Kumpel Horst klaute seiner Oma den besten Kochtopf. Erster kulinarischer Höhepunkt war eine rustikale Suppe aus Wasser und Erbswurst. Das Ergebnis war eigentlich ungenießbar, aber was uns nicht umbringt,.... Dann gab es Dosenwürstchen, frisch an der Weidenrute verkokelt. Tja, das Grillvirus hatte zugeschlagen! Allerdings auch der Feuerteufelvirus, denn nachdem wir zum dritten oder vierten mal fast das ganze Wäldchen in Schutt und Asche gelegt hatten, bekamen wir einen lebenslangen Platzverweis und mit Grillen war's also bis auf weiteres Essig.
Jetzt geht's lo-hos...
Grilltechnisch waren die folgenden 30 Jahre äußerst unspektakulär. Würstchen, Schaschlik und mal ein Steak auf irgendeinem hochwertigen Tankstellengrill (die für nen Fünfer!) und damit war es auch gut.
Als ich dann im zarten Alter von rund 40 Lenzen meine eigene Hütte bezog (Frau, Kind und Hund wollten unbedingt mit!), nahm das Unheil seinen Lauf. Anstelle des Profi-Tankstellen-Grills musste nun war repräsentatives her, was sich dann als "Grillwagen" manifestierte. Schnell stellte sich heraus, dass diese Anschaffung eindeutig für den Musculus gluteus maximus war. Weg mit dem Ramsch und einen Säulengrill aus Edelstahl her. Endlich hatte man was zu putzen! Bekannte und Nachbarn lächelten nur mitleidig, denn ein Kugelgrill war das Maß aller Dinge, denn, merke: nur durch indirektes Grill kommt der Genuss. Aha. Aber warum nicht, also her mit dem Dingen! Stolz präsentierte ich Heißmacher, da kam schon der nächste Nackenschlag: Wer keinen Gasgrill hat, kann auch nicht richtig grillen! Schützenhilfe bekamen die Befürworter dann auch noch durch meine befreundete Ehefrau: "Damit kann man sooooo gesund grillen!" Ich wollte nicht gesund grillen, ich wollte schmackhaft grillen! Also stellte ich mich stur und taub, aber als auch der Hund mich schon komisch anschaute, gab ich nach und besorgte so ein gesundes Wunderwerk.
Gas und gesund
Glücklichweise konnte ich ein adäquates Gerät günstig gebraucht erstehen. Um es kurz zu machen: Der Grill bekam drei Chancen sich zu beweisen, dann hatte ich die Faxen dicke. GöGin bombadierte mich zwar einige zeitlang mit Gemüserezepten, doch ich widerstand mannhaft. Sollte sie ihre Grünpflanzen doch selber verbrennen! GöGin hatte aber Angst vor Gas, so dass sie nicht alleine Grillen wollte und ich hatte damit ja gar nichts zu tun. Yes- Strike!
Das konnte und wollte GöGin aber nicht auf sich sitzen lassen. Nun kam sie mit Rezepten für Schmorgerichte, Eintöpfe, usw. rüber. "Wofür haben wir eigentlich einen Elektroherd?", fragte ich genervt und legte das Thema ad acta. Doch das sollte noch nicht das Ende der Geschichte sein.
Der Smoker-Virus
Im Sommerurlaub in Österreich lernte ich einen Smoker kennen und sofort stand fest: So was muss ich auch haben! GöGin meinte, ich hätte wohl nicht Knochen am Spare Rib und so ein Ungetüm würde ihr beim Scheidungsrichter deutliche Pluspunkte bringen. Egal, das Ding musste her!
Nun hieß es, sich in die Materie einzuarbeiten; "einfach Kohle rein, Würstchen drauf und fettich" war wohl nicht. So lernte ich eine ganz neue Grillwelt kennen, zu der natürlich auch Pulled Pork, Beef Brisket, Smoked Spare Ribs und mehr gehörten. Und das alles natürlich slow, sehr slow, und cool, sehr cool. Und natürlich Fleisch feucht marinieren, trocken marinieren, moppen, lackieren, und und und. Was für ein Unsinn!
(Ich bin übrigens auf dieses Forum gestoßen, weil mich ein Bekannter auf den Artikel von storkracer "Mythos Pulled Pork" hinwies, den er für völlig beknackt hielt. Ich aber möchte storkracer am liebsten das "Goldene Grillabzeichen mit Eichenlaub, Schwertern und geschliffenen Holzkohlestückchen" verleihen! Endlich mal jemand der sich traut die Wahrheit auszusprechen! Hut ab!)
Das Ende vom Lied
Ich habe mich von großen Zielen, großen und teuren Maschinen, sowie überzogenen Vorstellungen verabschiedet. Für den kleinen Hunger zwischendurch reicht das knuffige Landmann Grillfass (GöGin isst eh wie ein Spatz und die Feuerwehrkapelle soll ihren eigenen LKW-großen Grill benutzen!). Unliebsame und uneingeladene Grillschmarotzer schocke ich gerne mit meinem Supergrill: Eine alte 10 Liter Gurkendose
Pulled Pork und Konsorten gibt es immer noch, aber aus dem Backofen (mit erstklassiger Temperaturregelung auch über Stunden - im Gegensatz zu meinem Smoker)
Wenn ich unbedingt Rauchgeschmack brauche, dann nehme ich Liquid Smoke von Feuer & Glas (wofür nehme ich das eigentlich nicht?)
Und anstatt Grillsaucen mühsam zusammenzukochen, um sie dann letztendlich doch weg zu werfen, nehme ich die (Industrie)-Sauce meines Vertrauens und peppe sie meiner Vorstellung nach auf.
Meinen Sie jetzt ich wäre ein Banause?
Ja, das sagen alle.
Und sie haben recht!
Und ich kann damit prima leben.
John
Auf vielfachen Wunsch eines einzelnen Herren werde ich mich mal vorstellen.
Persönliches von Anfang an
Vor rund 55 Jahren erblickte ich das elektrische Gaslicht dieser Welt, undzwar im nördlichen Ostwestfalen (die vierte Himmelrichtung fand leider keinen Platz mehr). Unbestätigten Gerüchten zufolge wollte meine Mutter mich treudeutsch Horst, Günter oder Hartmut nennen. Mein Vater marschierte aber zum Standesamt, dachte an einen amerikanischen Flieger, der ihm im Krieg das Leben gerettet hatte, und erklärte dem Urkundsbeamten, dass sein Sohn ab sofort auf den Namen John Edward hören würde. Meine Mutter wurde dieser Tatsache erst gut ein Jahr später gewahr und es haute sie glatt vom Hocker. Aber eingetragen war eingetragen!
Der Funke zündet
Im Alter von etwa 9 Jahren entdeckte ich mit meinen Kumpels das "Trapper-Leben", und das bedeutete auch Essenzubereitung über offenem Feuer. In einem nahegelegenen kleinen Wäldchen wurde das Feuer entfacht und Kumpel Horst klaute seiner Oma den besten Kochtopf. Erster kulinarischer Höhepunkt war eine rustikale Suppe aus Wasser und Erbswurst. Das Ergebnis war eigentlich ungenießbar, aber was uns nicht umbringt,.... Dann gab es Dosenwürstchen, frisch an der Weidenrute verkokelt. Tja, das Grillvirus hatte zugeschlagen! Allerdings auch der Feuerteufelvirus, denn nachdem wir zum dritten oder vierten mal fast das ganze Wäldchen in Schutt und Asche gelegt hatten, bekamen wir einen lebenslangen Platzverweis und mit Grillen war's also bis auf weiteres Essig.
Jetzt geht's lo-hos...
Grilltechnisch waren die folgenden 30 Jahre äußerst unspektakulär. Würstchen, Schaschlik und mal ein Steak auf irgendeinem hochwertigen Tankstellengrill (die für nen Fünfer!) und damit war es auch gut.
Als ich dann im zarten Alter von rund 40 Lenzen meine eigene Hütte bezog (Frau, Kind und Hund wollten unbedingt mit!), nahm das Unheil seinen Lauf. Anstelle des Profi-Tankstellen-Grills musste nun war repräsentatives her, was sich dann als "Grillwagen" manifestierte. Schnell stellte sich heraus, dass diese Anschaffung eindeutig für den Musculus gluteus maximus war. Weg mit dem Ramsch und einen Säulengrill aus Edelstahl her. Endlich hatte man was zu putzen! Bekannte und Nachbarn lächelten nur mitleidig, denn ein Kugelgrill war das Maß aller Dinge, denn, merke: nur durch indirektes Grill kommt der Genuss. Aha. Aber warum nicht, also her mit dem Dingen! Stolz präsentierte ich Heißmacher, da kam schon der nächste Nackenschlag: Wer keinen Gasgrill hat, kann auch nicht richtig grillen! Schützenhilfe bekamen die Befürworter dann auch noch durch meine befreundete Ehefrau: "Damit kann man sooooo gesund grillen!" Ich wollte nicht gesund grillen, ich wollte schmackhaft grillen! Also stellte ich mich stur und taub, aber als auch der Hund mich schon komisch anschaute, gab ich nach und besorgte so ein gesundes Wunderwerk.
Gas und gesund
Glücklichweise konnte ich ein adäquates Gerät günstig gebraucht erstehen. Um es kurz zu machen: Der Grill bekam drei Chancen sich zu beweisen, dann hatte ich die Faxen dicke. GöGin bombadierte mich zwar einige zeitlang mit Gemüserezepten, doch ich widerstand mannhaft. Sollte sie ihre Grünpflanzen doch selber verbrennen! GöGin hatte aber Angst vor Gas, so dass sie nicht alleine Grillen wollte und ich hatte damit ja gar nichts zu tun. Yes- Strike!
Das konnte und wollte GöGin aber nicht auf sich sitzen lassen. Nun kam sie mit Rezepten für Schmorgerichte, Eintöpfe, usw. rüber. "Wofür haben wir eigentlich einen Elektroherd?", fragte ich genervt und legte das Thema ad acta. Doch das sollte noch nicht das Ende der Geschichte sein.
Der Smoker-Virus
Im Sommerurlaub in Österreich lernte ich einen Smoker kennen und sofort stand fest: So was muss ich auch haben! GöGin meinte, ich hätte wohl nicht Knochen am Spare Rib und so ein Ungetüm würde ihr beim Scheidungsrichter deutliche Pluspunkte bringen. Egal, das Ding musste her!
Nun hieß es, sich in die Materie einzuarbeiten; "einfach Kohle rein, Würstchen drauf und fettich" war wohl nicht. So lernte ich eine ganz neue Grillwelt kennen, zu der natürlich auch Pulled Pork, Beef Brisket, Smoked Spare Ribs und mehr gehörten. Und das alles natürlich slow, sehr slow, und cool, sehr cool. Und natürlich Fleisch feucht marinieren, trocken marinieren, moppen, lackieren, und und und. Was für ein Unsinn!
(Ich bin übrigens auf dieses Forum gestoßen, weil mich ein Bekannter auf den Artikel von storkracer "Mythos Pulled Pork" hinwies, den er für völlig beknackt hielt. Ich aber möchte storkracer am liebsten das "Goldene Grillabzeichen mit Eichenlaub, Schwertern und geschliffenen Holzkohlestückchen" verleihen! Endlich mal jemand der sich traut die Wahrheit auszusprechen! Hut ab!)
Das Ende vom Lied
Ich habe mich von großen Zielen, großen und teuren Maschinen, sowie überzogenen Vorstellungen verabschiedet. Für den kleinen Hunger zwischendurch reicht das knuffige Landmann Grillfass (GöGin isst eh wie ein Spatz und die Feuerwehrkapelle soll ihren eigenen LKW-großen Grill benutzen!). Unliebsame und uneingeladene Grillschmarotzer schocke ich gerne mit meinem Supergrill: Eine alte 10 Liter Gurkendose
Pulled Pork und Konsorten gibt es immer noch, aber aus dem Backofen (mit erstklassiger Temperaturregelung auch über Stunden - im Gegensatz zu meinem Smoker)
Wenn ich unbedingt Rauchgeschmack brauche, dann nehme ich Liquid Smoke von Feuer & Glas (wofür nehme ich das eigentlich nicht?)
Und anstatt Grillsaucen mühsam zusammenzukochen, um sie dann letztendlich doch weg zu werfen, nehme ich die (Industrie)-Sauce meines Vertrauens und peppe sie meiner Vorstellung nach auf.
Meinen Sie jetzt ich wäre ein Banause?
Ja, das sagen alle.
Und sie haben recht!
Und ich kann damit prima leben.
John
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