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Ein neuer HBO in der Oberpfalz – Fertigofen mit einigen Um- und Anbauten

fridayonmymind

Schlachthofbesitzer
10+ Jahre im GSV
Hallo zusammen,

nun möchte ich auch mal mein „Corona-ist-doof-Urlaub-fällt-aus-dann-kaufen-wir-uns-halt-was-Schönes-Projekt“ - respektive unseren Holzbackofen aus 2020 vorstellen.
Ich habe hier im Forum so viele Infos, sowohl für den Bau bzw. Kauf als auch den Betrieb und Rezepte - bekommen, dass ich an dieser Stelle gerne was zurückgeben will: Vielleicht interessiert es ja den Einen oder Anderen oder nutzt ihm/ihr sogar was.

Los ging‘s Anfang September 2020: da beschloß der Familienrat (auf meinen schon lange gehegten Wunsch hin 😉), dass das für Urlaub eingeplante und nicht unter’s Volk gebrachte Geld in einen HBO im Garten gesteckt wird. Diese Herangehensweise in 2020 kennen sicher viele von Euch – man muss sich die Argumente und den Blickwinkel nur passend zurecht drehen.🤣😜

Der Standort war schnell gefunden. Nur etwa 5 Meter vom Haus bzw. Wintergarten entfernt an die Kante einer Bruchsteinmauer, die die Höhe einer Böschung teils abfängt und drüber für eine gerade Fläche in der süd-westlichen Ecke hinterm Haus sorgt: Ein wenig einsehbares Plätzchen mit unverbaubarer Aussicht und ausreichend Platz auch für eine Sitzgruppe nebendran - für die allerdings noch ein kleiner Teich (besser Tümpel) weichen muss. Dort hatte ich noch eine Palettenlounge geplant – ein anderes schon länger gehegtes Projekt.

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Vorher - Mittendrin - Nachher (bzw. aktueller Stand Juli 2021)
 
Gehen wir zum eigentlichen Projekt

Teil1: Kauf und grundlegender Bau

Ich wollte unbedingt eine runde Kuppel haben, keine längliche Röhre. Selbst mauern traute ich mir diese aber nicht zu und scheute auch den Aufwand (vor ca. 10 Jahren hatte ich schon mal ein sehr (zu) zeitintensives HBO-Projekt im Garten umgesetzt, das aber später a) undicht wurde und b) dann dem Wintergarten-Anbau ans Haus weichen musste.

Die Wahl fiel recht schnell auf die Portugisischen Öfen von Impexfire, Modell Lisboa. Hier handelt es sich um (betriebs-)fertig gemauerte Öfen aus Ziegeln / Terracotta auf betonierter, tragender Grundplatte mit 2-teiliger Türe und Kaminanschluss vorne. Im Ganzen transportierbar mit 4 einbetonierten Haken an den Ecken - schweres Gerät aufgrund 600kg Masse vorausgesetzt.
Diese fertig gemauerten Kuppeln stellen für mich irgendwie die Idealform eines HBO dar. Und da der Rauchabzug / Kaminanschluss beim Lissabon-Modell vorne liegt, streicht das Feuer hier einmal auch über die Hinterwand und Decke und heizt meines Wissens nach so besser und effektiver als ein mittiger Anschluss ganz oben in der Kuppel.

Die Größe 100cm sollte reichen - wir haben zwar gern Gäste, wollen aber eigentlich nie eine ganze Kompanie verköstigen. Und 2, 3 Brote sollten da auch locker reinpassen, eher sogar 5-6.

Der hier im Forum schon öfters genannte Tomishop konnte letzten Herbst als einer der wenigen zeitnah liefern, und das auch zum fairen Preis sowie nach guter, freundlicher telefonischer Beratung vorab. Genau 6 Tage vergingen von der Bestellung bis Lieferung auf Palette an die Bordsteinkante – Applaus!
Gekostet hat das gute Stück inkl. Rauchrohr mit Verlängerung und Hut, Wandthermometer und Lieferung per Spedition ca. 850 €, aktuell liegt man im Sommer 2021 nun schon spürbar über 1000 €. Wie halt alles, das zur Zeit mit Baumaterial, Garten und Luxus rund ums Haus zu tun hat ... >:(

In der einen Woche bis zur Lieferung habe ich das Fundament vorbereitet und den Unterbau hochgezogen.
Ich lasse einfach mal Bilder sprechen:
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Hier soll er hin – mal vorab ein wenig ausgesteckt, um einen ersten Eindruck zu bekommen.

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Der Unterbau entsteht – Tetris aus vielen, teils auch gebrauchten Rest-Ziegeln, dafür Ressourcen-schonend ;-)
Der gemauerte Sockel bekam auf ein paar Stürze noch eine Lage Ytong zur Isolierung nach unten drauf, dieser wurde sauber eingeschlämmt und verputzt, damit keine Probleme mit Feuchtigkeit aufkommen. Das Gewicht des Ofens verteilt sich plan auf die Fläche und muss so auch der weiche Stein locker abkönnen.
Auf die rechts angrenzende Mauer wird später noch eine Granit-Arbeitsplatte gesetzt.

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Da is das Ding!!! :v:

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Wohl dem, der Freunde mit Knicklader hat, dann bekommt man das ca. 600 kg schwere Teil auch hineter in den Garten und sauber an Ort und Stelle.

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Ein allererstes kleines Anheiz-Feuerchen muss natürlich auch gleich sein. Aber langsam beginnen und dann Tag für Tag steigern ...
 
Teil2: Überdachung und Drumherum

Es ging zügig weiter. Ein Dach musste unbedingt sein und eine gescheite Arbeitsfläche neben dran braucht es auch:
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Die erste Lage Putz ist drauf und die Unterkonstruktion für die Arbeitsplatte daneben ist auch zusammengeschraubt und eingepasst.

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Die Dachkonstruktion nimmt Formen an - gar nicht so einfach für einen Schreibtischtäter. Aber lieber nur zu gut 90% perfekt, dafür aber 100% meins ;-)
Nebendran wurde auch die Arbeitsplatte schon verbaut. Gut, dass ich die größeren Teile der Granitarbeitsplatte unserer alten Küche aufgehoben hatte - machmal ist es ganz gut, wenn man einfach nichts wegwerfen kann... :angel:
Binnen zwei längeren abendlichen Bau-Einheiten war dann auch Richtfest :v:

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Dacheindeckung zum Nulltarif mit nicht behr benötigten Biberschwanz-Schindeln. Nur holen musste ich sie selbst.

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Jetzt mal richtig Feuer. 🔥 Und links vom Ofen kam auch noch eine weitere, kleinere zusätzliche Arbeitsfläche hin. Ebenso wie auch vorne dran als kleine Ablage noch ein Granit-Fensterbrett mit gleicher Optik wie die seitlichen Platten, günstig im Baumarkt geschossen.
Außerdem kamen noch Kreuz-Verstrebungen zwischen die Ständer-Balken für deutlich mehr Stabilität. (auch an der Hinterseite, aber die waren noch nicht fertig zum Aufnahmezeitpunkt)

Später oder morgen geht’s dann hier noch weiter mit:
- optischen Verbesserungen und weiterem Drumherum
- Betriebserfahrungen - positiv und auch manches negativ
- und auch noch mit ein paar Umbauten und Optimierungen
...

:anstoޥn:
 
Echt cool und gelungen….
was mich intetesiert…
du hast trotz geteilter Tür die Rusablagerung am Frontbogen….
ich war der Hoffnung, das dies verringert wird.
hattest du öfters die Tür ganz auf.

kannst du mal ein paar Details deiner Tür fotografieren?
Bin noch am überlegen meine umzubauen.
 
Danke! :-)

hattest du öfters die Tür ganz auf.
Du meinst wahrscheinlich, dass ich das obere Türsegment ganz hätte schliessen sollen in der Feuerphase?
Kam mir nicht so als beste Lösung vor, da die dann dort auf die Tür einwirkende Hitze schon sehr extrem und auf Dauer für das recht dünne Blech wohl nicht so gesund ist.
Hatte ich Anfangs versucht, aber da ist a) die Farbe von der Tür abgeblättert und b) wehe du kommst dann an das Teil ran ohne Handschuhe - das gib heftige Brandings...

Seitdem lasse ich während der Feuerphase lieber beide Türen leicht (ca. 10 cm) geöffnet, das funktioniert ganz gut und erzeugt ausreichend Zug, wobei der Großteil dann auch wie es soll übers Rauchrohr abzieht. Es setzt sich so zwar etwas mehr Russ am Bogen drüber ab, aber damit kann ich leben. Vor allem darf man ja sehen, dass das ein Holzbackofen ist, der auch genutzt wird. Regelmäßig schrubbe ich aber trotzdem mit ner Wurzelbürste etwas drüber, dann hält sich das im erträglichem Rahmen.

PS: Da kommt noch mehr die nächsten Tage - u.a. habe ich vor etwa 3 Monaten die Blechtüren innen mit 3cm Vermiculite-Platte gegen Wärmeverlust gedämmt. Jetzt könnte ich es wohl wieder so machen mit oberer Türhälfte zu, bin's aber mittlerweile einfach schon anders gewohnt.
 
Du meinst wahrscheinlich, dass ich das obere Türsegment ganz hätte schliessen sollen in der Feuerphase?
Kam mir nicht so als beste Lösung vor, da die dann dort auf die Tür einwirkende Hitze schon sehr extrem und auf Dauer für das recht dünne Blech wohl nicht so gesund ist.
zu dünn?

Hatte ich Anfangs versucht, aber da ist a) die Farbe von der Tür abgeblättert
ohhha… bei Meiner löst sich nichts… die rostet höchstens…

und b) wehe du kommst dann an das Teil ran ohne Handschuhe - das gib heftige Brandings...
jupp das tut es… ist aber normal…
bei mir war mal jemand der meint an dem Schließknopf mit bloßer Hand dran zu müssen…. Fehler macht man nur einmal…😅

Seitdem lasse ich während der Feuerphase beide Türen leicht (ca. 10 cm) geöffnet, das funktioniert ganz gut und erzeugt ausreichend Zug,
ja so Arbeit ich auch
wobei der Großteil auch übers rauchrohr abzieht..
definitiv.. hab zwei Abzüge die ziehen Hölle…. Deshalb ist der Schornstein so schön lila 😁
Es setzt sich so zwar etwas mehr Russ am Bogen drüber ab, aber damit kann ich leben. Vor allem darf man ja sehen, dass das ein Hoilzbackofen ist, der auch genutzt wird.
auf jeden Fall, hab es auch schon so akzeptiert…..

und letztendlich ist das was da rausgeholt wird das warum wir so ein Teil haben….außer natürlich weil man schon immer einen haben wollte 🤣

Regelmäßig schrubbe ich aber trotzdem mit ner Wurzelbürste etwas drüber, dann hält sich das im ertäglichem Rahmen.
Mal sehn ob ich das mache… irgendwann nervts eh und s bleibt so.
 
Ich schieb nochmal nen Post nach:

Teil3 - einige kleine Umbauten und Ergänzungen

Soweit so gut - das Teil läuft und bereitet Freude sowie gutes Essen, das man dann - eher als die normalen Alltagsgerichte - auch mit der ganzen Familie oder Gästen zelebriert. Außerdem gibt's seitdem mehr oder weniger regelmäßig frisches, eigenes Brot. Genauso war's gedacht :-)

Nichtsdestotrotz gibts immer was zu pimpen und basteln:
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Auf die Windbretter vorne und hinten am Dachstuhl wurden noch Tropfbleche aufgesetzt, das sollte deren Haltbarkeit und die Dichtigkeit am Rand spürbar verbessern. Hat mir ein befreundeter Spengler gemacht - die "Bezahlung" erfolgte in Pizzen ;-)
Außerdem für die vordere Giebelspitze noch ein kleines Schild selbst gebastelt: Schlicht im Einfachst-Transferdruck mit Tintenstrahldrucker spiegelverkehrt auf eine Sichthülle gedruckt, dann mit einem Rakel vorsichtig auf ein Holzbrett übertragen und anschliessend mit Klarlack für Witterungsbeständigkeit gesorgt.

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Noch zwei "Pimps" - Kleinigkeiten zwar, aber im Betrieb nicht ganz unwichtig:
- ohne Flaschenöffer geht hier nix - es ist ja schliesslich heiß dort am Ofen und man muss dem Flüssigkeitsverlust vorbeugen :anstoޥn:
- eine günstige Küchenuhr mit Timer und Alarm (wichtig v.a. für Brot) aus Edelstahl gut sichtbar am vorderen Balken angebracht. Hat 2 kleine Neodym-Magnete, mit denen es an dahiner eingezogenen Schrauben klebt und somit abnehmbar ist.

Der Rest, den ich sonst noch so gebastelt und mit der Zeit angepasst habe, fällt unter Optimierungen, die sich aus den Betriebs-Erfahrungen ergaben.
Beides erzähle ich Euch dann die nächsten Tage zusammen mit (m)einem Fazit zum Ofen und ein paar Bildern von Backaktionen.

Wünsch Euch einen schönen Abend!
 
Schild für Gibelspitze, Flaschenöffner, und das mit der Uhr…. Geil..das sind die Kleinigkeiten und Tipps..
mach ich nach…..
 
Wie um alles in der Welt hast du dein Kamin so durchs Dach bekommen und Dicht gemacht?
Das mit dem durchs Dach bekommen war eigentlich gar nicht so schlimm. Oben links und rechts je einen Ziegel raus gelassen, das passte von der Breite genau (bzw. wurde so hingetüftelt) mit der Kamin-Position:
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Die verbleibende Lücke dann noch mit je einem oben verkürzten Dachziegel weitestgehend geschlossen. Da diese Ziegel nun oben keine Haken / Einhängepunkte wegen des Zuschnitts mehr hatten, habe ich sie mit der Allzweckwaffe Silikon an der darunterliegenden Reihe dauerhaft fixiert.
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Oben drauf kam dann noch ein passgenaues Kupferblech mit einem runden Ausschnitt in der Mitte, exakt im Rohrdurchmesser. Das konnte man auf den Bildern bisher noch nicht so wirklich sehen. Da drüber dann die Firsthauben, die angemörtelt wurden.
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100% völlig dicht ist das Ganze sicher nicht, aber soweit zu, dass wenn überhaupt nur ganz minimal Regen reinkommen kann. Die Firsthauben sind schon recht genau zugeflext ums Rohr herum und mit dem Mörtel wurden auch die letzten Lücken weitestgehend geschlossen. Das Kupferblech darunter schließt auch sehr genau und eng mit dem Kaminrohr ab (war extrem knapp und nur unter Gequietsche durchzuschieben).
Mir erscheint das so völlig ausreichend - da kommt mehr Regen/Feuchtigkeit durch das Innere des Kaminrohrs in den Ofen als von außenrum. Und wenn‘s mal richtig quer regnet, kommt da auch mehr Nässe von der Seite ran als von dieser Durchführung von oben.
 
Es geht weiter …

Teil4: Fazit

Grundsätzlich bin ich glücklich und zufrieden mit dem Ofen. Es ist eine herrliche Bereicherung und auch Entschleunigung, Gerichte auf diese Art zuzubereiten, ganz zu schweigen vom frischen Brot. Wie weiter oben schon geschrieben, wird Kochen und Essen so mit der ganzen Familie oder Gästen eher zelebriert als im normalen Alltag.

Natürlich muss man sich bewusst sein, das es sich hier um einen Fertigofen handelt, zudem im unteren bis mittleren Preis-Segment. Da gibt's natürlich schon Abstriche. Wie heißt es so schön: „You get what you pay for.“ Es war mir vorab bewusst, dass es hier nicht das High-End-FixUndFertig-Modell mit Mega-Isolierung zum Schnäppchenpreis gibt. Wichtiger war die Frage, was man wirklich hauptsächlich braucht und inwieweit man mit den zu vermutenden Limits des Ofens leben kann. Genauso wie man mit weiteren Problemchen umgeht, die dann im Alltagsbetrieb auftauchen. Aber die haben auch Selbstbauer und sind meist ebenso regelmäßig am pimpen und um-/anbauen.

Mein persönliches Fazit zum Lisboa ist, dass ich mit Preis-/Leitungsverhältnis gut zufrieden bin. Der HBO macht im wesentlichen was und wie er soll, so wie ich es erwartet habe und auch vorab geglaubt habe zu benötigen. Das runde Gewölbe finde ich persönlich wunderschön und freue mich immer wieder, wenn ich durch die Türe reinschaue – für mich ist das einfach die schönste Gewölbeform. Und es ging durch das Fertigteil einfach sehr schnell bis der Ofen an seinbem Arbeitsplatz grundsätzlich einsatzbereit war. Die Haltbarkeit erscheint nach 10 Monaten auch gut – trotz Bullenhitze bis zu über 500° beim Aufheizen gab es bisher keine größeren Risse innen. Und die Haarrisse, die anfangs in der Außenhaut auftauchten, ließen sich mit der mitgelieferten Dichtmasse gut und dauerhaft verschließen. Auch die Größe mit 100 cm (ca. 75 cm innen) war eine gute Wahl und für unseren Bedarf wohl der beste Kompromiss aus Platzbedarf im Garten, Preis und benötigter Backfläche.

Wirklich enttäuscht war ich im Standard nur vom doch recht hohen Wärmeverlust, den ich dann mit der Zeit doch als deutlich zu hoch / zu schnell empfand. Für Pizzen mit ständigem Brennstoff nachlegen in Ordnung und händelbar, auch für eine Runde Brot auch noch einigermaßen OK - wenngleich hier binnen einer Stunde im Auslieferungszustand die Temperatur schon von ca. 250° auf 170° sank.
Die in dem Zusammenhang identifizierten Probleme waren:
  • Wenig Wärmespeicherfähigkeit: das Steingewölbe ist nur knapp 10 cm stark und verputzt ohne wirklich große zusätzliche Isolierung. „Optimal gedämmt“ ist hier wirklich ein sehr freizügiger Werbetext der Anbieter.
  • Dünne Blechtüre vorne ohne Isolierung ; zumindest ist sie 2-geteilt
  • Relativ dünner Backraumboden aus nur 3 cm dicken Terracotta-Platten, die auch noch teils hohl sind. Darunter noch ein paar cm feine Terracotta- Brösel (vermutlich kleingemahlener Produktionsabfall). Da ist bei größeren Pizza-Aktionen die Wärmespeicherung des Bodens dann zu gering und nach 5 bis 6 Pizzen muss man die Glut wieder für einige Minuten in die Mitte schieben, um die Unterhitze zumindest einigermaßen ausreichend zu erhalten
  • Am entscheidensten jedoch: Die eingebaute Drosselklappe ist KEIN Schieber, der völlig dicht macht. Das war mir so vorher nicht bewusst. Am Rand zur Kaminwandung bleibt dort immer ein mehr oder weniger breiter Spalt offen und dann zieht es an dieser Stelle dank Kamineffekt die Wärme trotzdem (wenn auch langsamer) raus. Der Schieber taugt wirklich nur zur Zugregulierung während der Feuerphase, aber als Absperrung beim Backen zum Hitzeerhalt bringt er nicht wirklich viel.

All das hier aufgeführte ist aber kein wirkliches Drama. Es ließ sich gut Abhilfe schaffen und die Situation mit jeder Maßnahme dauerhaft weiter verbessern. Kommt gleich im nächsten Post.

Klar, wer von Haus aus ein top Rundum-Sorglos-Paket will, muss tiefer in die Tasche greifen und ggf. auch vom Profi machen lassen. Wer einfach bloß wegen dem „Ambiente“ einen HBO im Garten will, den er alle heilige Zeit mal anheizt, für den taugt es im Standard auch und ginge wohl sogar noch günstiger. Und wer Zeit, Talent und Hingabe hat, der wird sich sowieso was ganz eigenes selbst in den Garten bauen. Denen gebührt auch allen mein höchster Respekt: Mir war‘s allerdings zu viel bzw. das Vertrauen in mein handwerkliches Geschick an der einen oder anderen Stelle zu wenig.
Mein vorgestellter Ofen ist irgendwas zwischen diesen ganzen Extremen und kommt dem, was ich mit erträumt habe, mittlerweile schon recht nahe - bei immer noch vertretbaren Kosten und Aufwand. Und mal schauen, was sich noch alles zum an- und umbauen findet mit der Zeit … ;-)
 
Teil 5: Umbauten und Optimierungen

Für die im vorherigen Post genannten genannten Problemchen mit Wärmeverlust ließ sich kreativ und mit vertretbarem Aufwand Abhilfe schaffen:
  • Die Blechtüre: Nicht nur ist sie recht dünn, nein auch die Farbe blätterte unter massiver Hitzeeinwirkung vor allem im oberen Bereich recht schnell ab. Darum a) angeschliffen und mit schwarzem Ofenlack die Tür und den Rahmen schwarz matt lackiert. Sieht in schwarz eh viel besser aus als dieser Bronze-Ton. b) Für die beiden Türhäften passgenaue Vermiculite-Platten zugeschnitten und von innen mit hitzebeständigem Silikon eingeklebt. Vermiculite speichert zwar im Gegensatz zu Schamotte wenig Wärme, weist sie dafür aber gut ab und hält sie somit da wo sie hingehört – drinnen. Hält auch die Verbrennungen nun gut in Grenzen, wenn man die Außenhaut der Tür versehentlich anfasst ... ;-)
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  • Die Drosselklappe: Ein Drosselklappe ist einfach kein dicht schließender Schieber – das musste ich erstmal lernen. Während ich immer noch nach einer Lösung suche, eine dichte Klappe nachzurüsten, habe ich mir einstweilen wie folgt beholfen: Ein passgenaues, rundes Stück Vermiculite zusammen mit etwas Steinwolle in mehrere Lagen Alufolie eingewickelt. Dieses Konstrukt lässt sich bei Bedarf direkt von unten in den Rohr-Eingang stecken und dichtet ihn gut ab, wie man mit dem Laser-Thermometer auch nachmessen konnte. Ist zwar nicht sonderlich elegant so, funktioniert aber effektiv. -> Hilfe! Vielleicht hat ja jemand hier eine Idee oder gar eigene, schönere Lösung?
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  • Die Außenwände: Die meisten Selbstbau-Öfen haben wesentlich dickere Wände bzw. noch entsprechend dicke Isolierungs-Schichten außen rum. Gerade letztere fehlte hier. Also bauen wir das ganze um und umwickeln den Ofen mit Keramikwolle und drüber nochmal eine dicke Lage Steinwolle. Dann braucht es natürlich auch eine neue Außenwand, denn die bisherige frei sichtbare, schön verputzte Kuppel ist ja dann nicht mehr.
    Dank Holz-Säulen mit Fachwerk außenrum war dies aber relativ leicht zu bewerkstelligen und auch die Rückbau-Option ohne Beschädigung wäre gegeben - im Falle, dass es weniger als erhofft bringt oder einfach sch… aussieht: Ich habe erstmal nur weiß gestrichene Holzplatten von innen an der Ständer-Konstruktion angebracht. Wenn alles passt, werde ich das noch à la Vollwärmeschutz mit Styropor und Unterschicht mit Gittex sauber mit den Hölzern abgeschlossen verputzen - das steht noch an. Grundsätzlich hat die Maßnahme aber schon mal gut funktioniert und zusammen mit der isolierten Tür und der Abdichtung unter der Drosselklappe nun für einen deutlich verbesserten Wärmeerhalt gesorgt.
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  • Der Backraumboden: Letzter verbliebener Schwachpunkt war nun noch der Boden des Backraums. 3cm starke Terracotta-Platten, die auch noch teilweise hohl sind, haben einfach keine ausreichend hohe Wärmespeicherung- Kapazität. Darunter befindet sich noch eine ca. 5-6 cm dicke Lage Terracotta-Brösel, ähnlich zu grobem Sand. Wahrscheinlich ist das zerkleinerter Produktionsabfall. Da zuhause aber noch massive Schamotte-Steine mit 7 cm Stärke rumlagen, sollte sich doch daraus was besseres machen lassen. Also die alten Platten rausgenommen und als Schablone auf die Schamotte-Steine übertragen. Diese dann ausgeflext und die Oberseite mit einer Schleifscheibe noch etwas geglättet. Dann direkt auf das Brösel-/Sand-Bett gesetzt mit ein paar mm Abstand zum Rand wegen der Wärmeausdehnung. Jetzt kommt der Innenraum zwar 4 cm höher als zuvor, aber das sollte nicht stören.
    Konkrete Auswirkungen kann ich noch nicht berichten, da ich diese vorerst letzte Maßnahme erst vor ein paar Tagen umgesetzt habe. Aber ich erwarte nur gutes davon: Massive und dickere Steine - was soll das schiefgehen außer dass das Aufheizen evtl. etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt. Sollte die Unterhitze nun sogar zu stark werden (was sie bisher noch nie war) läßt sich mit aushudeln ja auch da einfach Abhilfe schaffen.
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Direkt dann direkt auf das Brösel-/Sand-Bett gesetzt mit ein paar mm Abstand zum Rand wegen der Wärmeausdehnung.
Schmeiß das Zeug weg und nimm Quarzsand. Das ist noch mal ein Wärmespeicher, damit sollte alles gut sein.
 
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