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Emotionen am Herd

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Admin

BOFH
Teammitglied
20+ Jahre im GSV
Wissen Sie, was gute Handwerkerinnen und Handwerker, gute Köchinnen und Köche gemeinsam haben? Sie arbeiten fast ausschließlich mit einer hochwertigen Aurüstung bzw. Werkzeug. Beide Berufsgruppen wissen sehr genau, warum sie dies tun, es ist eine Mischung aus 3 Aspekten: Erstens kommen sie schneller und besser an ihr Arbeitsziel, zweitens ist es sicherer, drittens macht es damit mehr Spaß. Und genau an diesem Punkt kommen auch die Emotionen ins Spiel.

Stellen Sie sich vor, Sie stehen in Ihrer Küche und bereiten ein Gericht zu. Neben Ihnen ein tolles Schneidebrett aus altem Teak - oder Eichenholz, Ihr superscharfes Lieblingsmesser, Ihre freiform warmgeschmiedete Eisenpfanne aus einer Schmiede. In unserer Küche befinden sich auch zwei davon von der Hammerschmiede Josef Kindermann in Waldkirchen, ein Traum von einer Pfanne. Bevor ich jetzt in den Verdacht gerate, hier firmenspezische Produktunterstützung zu betreiben: Im gleichen Pfannenschrank tummeln sich auch zwei wunderbare Freiform - Pfannen der Firma Turk. Unsere Eisenpfannen werden liebend gerne " massiert"; von einem Pfannenwender aus der Damastschmiede Mirko Günther, aus einem Stück freiform geschmiedet, mit Schmiedezunder und Leinöl veredelt. Auch dieser Betrieb stellt tolle warmgeschmiedete Eisenpfannen her - ebenso wie z.B. die Firma Baak.

Wenn es kaltgeschmiedet sein darf, auch gerne von den Firmen Scholl, Gräwe, Rösle, Zimmermann, deBuyer, GSW usw...sorry, wenn ich jemanden vergessen habe. Oder wie wäre es mit einer Knoblauchpresse in der Edelstahlversion aus dem Hause Joseph Joseph?

Ein frisches, knuspriges Baguette - aufgeschnitten mit einem Güde Brotmesser mit Wellenschliff, 32 cm - ist in unserer Küche eine kulturelle Veranstaltung, da freut sich das Brot und auch unsere Seele. In unserer Küche verwende ich auch fast täglich eine Eigenkonstruktion - ein Gipsspachtelset aus dem Baumarkt. Edelstahl, 3 Stück keine 5 €. Die untere Seite habe ich etwas angeschärft, damit kann ich z.B. superleicht geschnittenes Gemüse von meinem Schneidebrett aufnehmen. Oder auch z. B. einen Marmorkuchen von oben ganz leicht teilen.

Vielleicht auch ein kleiner Holzlöffel, handgeschnitzt. Wir haben in vor Jahren vor einem Bazar in der Türkei auf einem kleinen Straßenstand gekauft. Von einem alten Mann, der ihn selbst aus einem Stück Holz geschnitzt und zusammen mit anderen verkauft hat. Sein Preis war 1 €, ich schäme mich heute noch, dass ich ihm nur 2€ gegeben habe. Wissen Sie, was er sofort gemacht hat, als wir seinen kleinen Stand verlassen hatten? Er hat die 2 € dafür verwendet, um sich etwas zu essen zu kaufen, er hatte Hunger, aber kein Geld. Vermutlich für mich die größte Emotion in unserer Küche, die mich jeden Tag daran erinnert, wie dankbar wir eigentlich sein sollten...


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...in irgendeiner Küche in Ihrer Umgebung wird auch gerade gekocht, auf einem wackeligen Holzbrett mit einem stumpfen, ausgenudelten Messer mit Kunststoffgriff werden die Zutaten geschnitten, zubereitet in einer beschichteten Pfanne, die ums Überleben kämpft.

...links eine von mir sauber eingebrannte, kaltgeschmiedete Eisenpfanne, rechts eine Pfanne aus Edelstahl. Mit welcher Pfanne würden Sie lieber an Ihrem Herd arbeiten?

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...oder freiform warmgeschmiedet?
Was kann da noch schief gehen?

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Was denken Sie, welches Ergebnis wird besser ausfallen?

Kochen hat auch viel mit " sich wohlfühlen " zu tun, sich bei der "Arbeit" mit schönen Dingen zu umgeben. Viele Hausfrauen kennen das gegenteilige Gefühl. Sie müssen - wieder mal vom Alltag genervt - in ihrer Küche möglichst schnell irgendetwas auf die Teller zaubern - Frust statt Lust am Herd. Oft höre ich im Zusammenhang mit Neuanschaffungen - nicht nur in der Küche - das Argument: Ja ja, das ist ja alles schön und gut, aber das ist mir viel zu teuer. Wissen Sie, was ich ihnen antworte? Billig kaufen ist mir zu teuer. Eine vernünftige Eisenpfanne, ein gutes Messer begleiten Sie - bei etwas Pflege - ihr ganzes Kochleben lang, sie können Sie an die nächste Generation vererben. Bis dahin waren Ihre Pfannen und Messer auf mindestens 10 Beerdigungen ihrer minderwertigen, vermeintlich preiswerten Schwester und Brüder.

Menschen können schon manchmal verrückt sein, nicht immer eine negative Eigenschaft - dazu zähle ich ich auch manchmal mich. Habe mir z. B. angewöhnt, für irgendwelche Gegenstände oder auch Personen in meinem Umfeld " Kosenamen" zu vergeben.

In unserer Küche gibt es z. B. eine Hochrand - Stahlpfanne ( Lyoneser Form) von deBuyer, 32 cm mit einem Gegengriff. In dieser Eisenpfanne habe ich bisher kiloweise Zwiebeln, Kartoffen, Gemüse, Fleisch usw. angebraten, ein echtes Arbeitstier - ich nenne sie immer liebevoll "Muli". Eine andere, kaltgeschmiedete Eisenpfanne, deren Patina immer noch nicht meinen - relativ hohen - Ansprüchen an deren Patina entspricht, wird von mir die "Zicke" genannt. Auch das hat was mit Emotionen am Herd zu tun...

Passen Sie bitte nur auf, dass Sie das nicht übertreiben, wenn Sie z.B. zu Ihrer besseren Hälfte sagen: "Ich komme gleich, räume gerade nur schnell die Olle , den Ollen weg"...

Vorsicht ist auch für die Männerwelt geboten, wenn sie z.B. ein altes Nudelholz in der Küche aufbewahren. Es soll schon Männer gegeben haben, die damit - sehr schmerzhaft - an die Nichteinhaltung der verordneten Sperrzeit erinnert wurden...

Und noch ein kleiner Tipp für die Kochgemeinschaft:

Sollten Sie sich mal in den Finger schneiden, achten Sie bitte darauf, dass Sie dies mit einem möglichst scharfen Messer versuchen, denn dadurch ensteht ein sauberer, glatter Schnitt, die Wunde verheilt schneller. Auch hier zahlt sich Qualität aus. Mir persönlich gelingen diese skalpellartigen Schnitte immer noch am besten mit 3 Klingentypen in unserer Küche. Entweder mit einem Herder Windmühlenmesser aus Karbonstahl, einem " Authentic Blades" Messer aus einem kleinen Bergdorf in Vietnam mit einer 1 mm Klinge, ebenfalls aus Karbonstahl. Es darf auch gerne ein Damastmesser der Serie Gou von Yaxell, gefertigt aus 101 - lagigem Pulverstahl mit einer Härte von 63 HRC sein. Geschärft mit einem gelben Belgischen Brocken oder einem Schleifstab aus dem Hause Sieger, einem Wetzstahl aus Sinterrubin. Wenn es noch ein wenig mehr sein darf, ziehe ich diese Messer auf einem Leder mit z. B. Siliciumkarbid ab. Für gröbere Arbeiten verwende ich auch gerne Messer von Heimo Roselli aus Finnland oder ein freiform geschmiedetes Wiegemesser aus Federstahl von Jens Nettlich aus Winningen an der Mosel, ebenso ein Traum von einem Messer. Ihre Wohnung haben Sie in einem Messerblock aus Neuseeland, gefertigt aus einem Stück Treibholz mit Kupferbeschlägen.

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