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Kaviar-Verkostung 2.0 - Sternegriller Edition

Hypopheralcus

Der Elch
5+ Jahre im GSV
Der ein oder andere kennt vielleicht noch meinen ursprünglichen Thread, in dem wir eine sehr umfangreiche Kaviar-Querverkostung mit meiner "Hausmarke" Sepehr Dad durchgeführt haben

Im Rahmen des Sternegriller-Treffens Mitte April hatten wir nun die Gelegenheit, eine weitere "Quer-Verkostung" von Kaviar, dieses Mal mit Fokus auf "N25", durchzuführen, und die ganze Sache damit auf das "nächste Level" zu bringen:

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Das LineUp​

Folgende Kaviar-Varianten waren im Rennen:
(Da das für viele sicher interessant ist, schreibe ich zu jeder Variante den Endverbraucher-Preis für eine 50-Gramm-Dose dazu)
  1. N25 Baerii (95,-)
  2. Prunier Tradition Baerii (100,-)
  3. Prunier St. James Baerii (140,-)
  4. N25 Schrenckii (125,-)
  5. N25 Oscietra (125,-)
  6. N25 Kaluga Hybrid (125,-)
  7. N25 Kaluga (200,-)
  8. N25 Beluga (250,-)
  9. Desietra Beluga (250,-)
  10. Prunier Beluga (325,-)
Für einen leichteren Test haben wir die Dosen in 3 Gruppen aufgeteilt:

  • eine Baerii-Querverkostung
  • eine reine Beluga-Platte
  • und eine "gemischte Platte" mit dem Mittelklasse-Sorten

Ein paar Vorworte​


Der ein oder andere kennt vielleicht das sehr noble und renommierte "Caviar House & Prunier", von dem gemeinhin angenommen wird, qualitativ herausragenden Kaviar zu produzieren.
Und eines sei Vorweggenommen:

Caviar House & Prunier ist zweifellos herausragend...

...aber leider nur im Marketing, und nicht in der Kaviar-Herstellung

Ich komme im Detail noch darauf zurück, aber leider wird die Erwartung an den Namen und auch an den Preis nicht ansatzweise erfüllt.

Man nimmt ja gemeinhin an, dass Unternehmen als "Werbe-Bilder" stets die allerbeste Qualität nehmen (manche helfen da sogar künstlich nach - Stichwort "Food Artist"

Nun macht euch selbst ein Bild.

Das ist das erste Bild von N25, das man auf der Homepage sieht:

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Und so sieht das ganze bei Prunier aus:

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Damit sei dem Vorwort genüge getan - ich verweise bzgl. einiger "theoretischer" Informationen über Sorten etc, auf meinen ganz oben verlinkten Thread und nun kommen wir zu:

Runde 1 - Baerii​


Der Acipenser Baerii - der oft unter dem Handelsnamen "Sibirskaya" oder "Sibirscher Stör" gehandelt wird, ist quasi ein "Einsteiger-Kaviar"
Er ist im Verhältnis der am wenigsten Komplexe und eignet sich - gemeinsam mit dem Oscietra/Gueldenstaedtii gut für Leute, die erste Erfahrungen mit echtem Stör-Kaviar sammeln wollen und bisher vllt. nur Seehasenrogen und Lachskaviar aus dem Supermarkt hatten - dabei ist der Baerii etwas intensiver, der Gueldenstaedtii dafür etwas komplexer.

Im Ring der Runde 1 waren also:
  • N25 Baerii (95,-)
  • Prunier Tradition Baerii (100,-)
  • Prunier St. James Baerii (140,-)
Hier waren wir sehr überrascht, dass Prunier zwei Handelsmarken (Tradition und St. James) aus der gleichen Gattung (Baerii) herstellt. Wohlgemerkt, ohne dies irgendwie transparent zu zeigen. Im Gegenteil - es wird penibel vermieden, beim relativ teuren "St. James" irgend einen Hinweis auf die Gattung zu geben - denn der Preis wäre nicht mehr zu rechtfertigen.
Es heißt nur sehr vollmundig: "Die Produktion von Saint-James traf den Geschmack von edlem Klientel wie Königen, Königinnen und Staatsoberhäuptern, die regelmäßig im Prunier Restaurant zu Gast waren. Die Quintessenz der Prunier-Kaviare"

Unser Urteil diesbezüglich war (leider) sehr eindeutig und einstimmg: Wenn das der Kaviar der Könige ist, dann bleiben wir lieber Bürgerliche :D
Ich will gar nicht in eine "Brandrede" abschweifen, aber es sei gesagt: beide Prunier Kaviar fielen auf ganzer Linie durch - viel (!) zu salzig - viel zu jodhaltig und damit unangenehm salzig-bitter, was man an der Farbe schon erkennen kann.

Hingegen der N25 bereits in der "niedrigsten Stufe" angenehm, eher auf der weniger komplexen, dafür intensiv-feinwürzigen Seite, für einen Baerii aber bereits sehr rund und auch angenehm cremig, mit einem typischerweise weichen Korn. Ich hatte bisher wenig übrig für "Siberian" Kaviar (=Baerii), aber dieser ist absolut in der "Top-Liga" beheimatet.
Besonders ist hier der sehr geringe Salzgehalt aufgefallen, denn N25 würzt innerhalb der "Malossol" Bandbreite von 2,8 bis 4 % Salz eher auf der unteren Hälfte, nämlich bei ca, 3,3 %, also während "Malossol" normal bereits bedeutet, dass es mild gesalzen ist, liegen die N25-Produkte nochmal unterhalb dessen, was üblicherweise zugefügt wird - das lässt den Kaviar besonders harmonisch und "rund" wirken.

Wer nun denkt, ich würde übertreiben, der möge bitte das Bild der Baerii-Tellers genau betrachten:

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Nein - hier fällt die Schärfe des Bildes nicht plötzlich bei der zweiten Dose stark ab - es ist tatsächlich "Matsch"

Case closed

Runde 2 - Oscietra, Schrenckii, Kaluga, Kaluga Hybrid​

Der zweite Test-Teller war etwas heterogen - denn auch wenn alle 4 Dosen von N25 waren, handelt es sich hier um 4 sehr unterschiedliche Sorten:

  • N25 Schrenckii (125,-)
  • N25 Oscietra (125,-)
  • N25 Kaluga Hybrid (125,-)
  • N25 Kaluga (200,-)
Erfreulicherweise gibt es in diesem Testlauf keine Sorte, die sich verstecken muss:

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Der Oscietra (Acipenser Gueldenstaedtii) ist die zweite Sorte, die ich als "einsteigerfreundlich" bezeichnen würde - er ist deutlich komplexer als der Baerii mit einer eher "nussigen" Note und einem eher festeren Korn, ist aber immer noch "mild" genug, um auch Einsteigern einen guten Anfang zu bilden. Auch hier muss ich wieder festhalten, dass er im Vergleich zu anderen Oscietras einen deutlich geringeren Salzgehalt im Geschmack hat und man dadurch besonders "viel" vom eigentlichen Kaviar schmeckt.

Der Schrenckii (Acipenser Schrenckii) ist da bereits etwas spezieller. Ich habe einmal einen besonderen Schrenckii gehabt (auch in meinem ursprünglichen Verkostungs-Thread nachzulesen - der "Cristal Grand Cru", der schon fast "angriffig" war). Doch der N25 Schrenckii hält sich hier nobel zurück, glänzt aber durch eine besonders würzige Umami-Note - stemmt sich dadurch bspw. auch hervorragend gegen andere Komponenten (Creme Epaisse, Lachs, etc.) und ist sicher einer der kräftigsten Sorten im Lineup. Dem ein oder anderen mag er evtl. schon zu kräftig sein, aber wer es zu schätzen weiß, findet hier unter den Schrenckiis eine sehr spannende Variante.

Der Kaluga Hybrid (Acipenser Schrenckii x Huso Dauricus) ist der präferierte Kaviar einiger Sterneköche. Er ist zweifellos der absolute "Preis-Leistungs-Sieger", denn er kommt mit der Intensität und Komplexität, die nahe an den Beluga geht, jedoch zu 50 % des Preises des Beluga. Mit einem großen, relativ festen Korn liefert er trotzdem ein sehr cremiges, fast butteriges Mundgefühl und eine Komplexität an Aromen, die einen kurz auf eine Reise ans Meer entführt und mit einem sehr langen Nachhall die Erinnerung daran am Leben erhält. Ein fast "perfekter" Kaviar, den jeder mal probiert haben sollte und den einige Sternegriller zum Favoriten erklärt haben.

Der Favorit der anderen Sternegriller war der reinrassige Kaluga (Huso Dauricus), der ein "Cousin" des Belugas ist. Er ist dem Kaluga Hybrid (in dem er zur Hälfte ja "drin steckt") sehr ähnlich - vielleicht einen Ticken weniger intensiv (dafür ist ja die andere Hälfte des Hybrid, der Schrenckii, verantwortlich), aber nicht weniger vollmundig und komplex mit einem langen Nachhall. Hier möchte ich kurz umschwenken zu einer anderen Verkostung, die ich mit meinem Mann kürzlich gemacht habe - dort haben wir (unter anderem) einen Kaluga (Huso Dauricus) von meiner "Hausmarke" Sepehr Dad mit einem Kaluga (Huso Dauricus) von N25 verglichen. Wir waren uns einig, dass der Kaluga von Sepehr Dad ein hervorragender und komplexer Kaviar ist, der im Mund einen Sturm an verschiedenen Aromen und Noten abgibt. Und dann haben wir den N25 probiert und aus dem Sturm wurde ein ausgewachsener Hurricane. Ich weiß wirklich noch nicht ganz, wie sie das machen - aber die Qualität von N25 ist einfach eine Größenordnung besser als unsere (eigentlich wirklich sehr gute) Hausmarke.

Finalrunde - Beluga, Beluga? und Beluga!?​

Die Finalisten:
  • N25 Beluga (250,-)
  • Desietra Beluga (250,-)
  • Prunier Caviar House Beluga (325,-)
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Disclaimer: Ich bin mir relativ sicher, dass @Kimble hier beim Prunier und beim Desietra heimlich Seehasenrogen-Dosen umettikettiert hat - anders kann ich mir das Ergebnis nicht erklären.

Vorab die gute Nachricht für Prunier: deren Beluga war nur der zweitschrecklichste in diesem Test. Das (offenbar Prunier-typische) bitter-jodige Aroma und die geradezu matschige Struktur wurde nur vom "mit Kaviar gewürzten Salz" des Desietra-Belugas(!?) getoppt.
Beide wurden bei einer "Rück-Verkostung" selbst vom einfachen Oscietra und Baerii deklassiert - von den Kalugas gar nicht zu sprechen.

Wer den Fehler gemacht hat, zuerst den N25-Beluga und danach einen der anderen beiden "Belugas" zu kosten, lieferte ein paar unfreiwillige Grimassen.
Mehr brauchen wir darüber glaube ich nicht mehr erwähnen. Leider hatte Kimble die Albufera Sauce da noch nicht fertig - damit hätte man eventuell noch etwas retten können ;-)

Der N25 Beluga (Huso Huso) vom echten Beluga-Stör hingegen liefert das, was man sich von einem Beluga erwartet - intensiv-cremig mit einer weiten Komplexität, die einen am Weg ans Meer noch durch einen Nusswald und eine Molkerei schleift, um den Genießer dann am Strand mit einem wohlig-berauschten Gefühl zurückzulassen. Fängt man damit an, hört man nicht mehr auf
Und das ist auch wichtig, denn am Schluss:

Ein Appell & ein Wort der Warnung:​

Wer sich eine Dose guten Kaviars für zu Hause gönnt mag möglicherweise versucht sein, so lange wie möglich etwas von diesem Erlebnis zu haben. Doch @Kimble und ich haben es leider geschafft, bei einem der gemeinsamen Tests, wo wir uns eine besonders hochwertige Beluga-Dose geteilt haben, das Erlebnis faktisch zu ruinieren, da ich die bereits geöffnete Dose aufgrund ein paar zeitlicher Zwischenfälle gut 5 Tage im Kühlschrank hatte.
Ich konnte dann irgendwie nicht nachvollziehen, warum @Kimble so geschwärmt hat - für mich war der Beluga relativ angriffig und flach. Doch bei der Sternegriller-Verkostung hatte ich eine frische Dose und es war 100 und 1.

Daher mein Appell: Leistet euch die ein oder andere Dose guten (!) Kaviars. Wenn ihr glaubt, der schmeckt euch nicht, weil ihr hattet schon mal Lachskaviar oder Seehasenrogen, dann bitte holt euch mal einen N25 Oscietra - er hat absolut nichts mit den Supermarkt-Kaviars zu tun - promise!
Aber das wichtigste, und meine Warnung: Genießt den Kaviar gehaltvoll, bewusst, mit einem guten Getränk dazu, am besten auf Blinis mit einer guten Creme Epaisse - aber bitte behaltet ihn nicht länger als 1-2 Tage geöffnet im Kühlschrank. Und wenn ihr kein "0-Grad-Fach" habt, dann bitte behaltet ihn auch ungeöffnet nicht länger als 1-2 Wochen im Kühlschrank (der aber bestenfalls ohnehin auf 2-4 Grad eingestellt sein sollte)

Eine halbe Dose ruinierter Beluga ist genug fürs ganze Forum :D

PS: Dass manche Dosen beim anschließenden Blini-Lachs-Kaviar-aufmampfen es gar nie aus der Küche zu den anderen geschafft haben ist ein hartnäckiges Gerücht, das ich hiermit empört abstreite! :angel:
 
Vielen Dank @Hypopheralcus für diesen großartigen Bericht. Man spürt Dein Faible für Kaviar, man merkt in jeder Zeile Deine Begeisterung (bzw. Enttäuschung). Eigentlich bleibt Deinen Worten wenig hinzuzufügen, deshalb nur ein paar kurze Anmerkungen von mir.

Zunächst ein Hinweis zu den Preisen: Kaviar ist ein Luxusgut und wird daher dementsprechend kalkuliert. Je nach Produkt kann ein Faktor 2-3 zwischen dem Endkunden- und Gastronomiepreis liegen. Dann ist Kaviar zwar immer noch ein teures Produkt, aber nicht mehr so absurd teuer, wie man ihn in Online-Shops findet. Was die Mengen angeht sind 30g sicherlich ein guter Start, allerdings muss man sagen, dass eine Portion zum Probieren 10g haben sollte, um das richtige Mundgefühl zu haben und die Komplexität zu spüren.

Wir hatten in den Wochen zuvor sehr viel Kaviar bei uns getestet für diese Auswahl und die Unterschiede sind so frappierend wie beschrieben. Wer einmal einen St. James probiert hat wird vermutlich behaupten, dass Kaviar nicht sein Ding sei, wer einmal einen N25 Beluga kosten durfte, wird seine Meinung schnell ändern. Kaviar ist eben keinen Blattgold, sondern ein großartiges Würzmittel und das I-Tüpfchelen für ein Tartar oder einen Fisch, wenn man das richtige Produkt verwendet. Aufgrund des Preises verwenden viele Restaurants leider schlechte Qualitäten, was den Ruf als unnötiges Luxusprodukt sicherlich mitgeprägt hat.

Was der richtige Kaviar ist, hängt auch ein wenig von der Nutzung ab. Pur ist eine Kaluga sicherlich feiner und eleganter als ein Schrenkii, kombiniert man den Kaviar mit Essen, liegt der Schrenkii mit seinem Umami wieder vorne. Wenn man sich nicht den Luxus leisten möchte, ständig beide Sorten im Schrank zu haben, ist der Hybrid daher ein guter Kompromiss, weshalb viele Spitzenköche ihn nutzen.

Dazu kommt, dass Kaviar trotz der Zucht ein Naturprodukt ist. Nur weil diese Woche ein Produkt super war bedeutet es nicht, dass der nächste Fisch ebenso schmeckt. N25 erfasst dazu jedes Tier mit Korngrösse und Alter, so dass man hier eine gleichbleibende Qualität bekommt, wenn man als Gastro-Kunde seine Präferenzen hinterlegt hat. Selbst der Salzgehalt lässt sich bei größerer Abnahme selbst festlegen, wovon manche Spitzenköche Gebrauch machen.

Wer bisher nicht viel mit Kaviar anfangen konnte, für den ist imho der N25 Oscietra sicher ein guter Einstieg. Wer einmal herausfinden will, was Kaviar kann, dem würde ich für den Start einerseits den N25 Schrenkii empfehlen, der beim Kochen oder auch Grillen ein richtiger Mehrwert ist, und natürlich den N25 Beluga. Beim letzterem muss ich an dieser Stelle allerdings eine deutliche Warnung aussprechen. Die Suchtgefahr ist extrem hoch und man wird nie wieder irgendeinen versalzenen Allerweltskaviar in einem Restaurant essen können. Dafür ist der N25 Beluga vermutlich einer der besten Kaviar dieser Welt und zeigt, was mit diesem Produkt möglich ist.
 
Ich habe noch nie Kaviar gegessen und bin schwer mit mir am hadern ob ich bei der Pfingst Box mir das einmal gönnen soll. Wird wohl auf den Gesamtpreis ankommen den ich mit den Grundbedürfnissen schon abdecke.
Ansonsten vielen Dank für den tollen Bericht und der Orientierungshilfe. 👍🏻😃
 
Das hört sich erstmal gut an, aber da sind noch soviele andere Wünsche davor. 🙈
Ich warte mal in Ruhe die Preisliste ab und entscheide dann.
Das Budget wurde ja schon erhöht.
 
Aussagekräftiger Test:thumb2: allerdings ist Kaviar für mich als Lebensmittel raus seit ich einen Bericht der Kaviargewinnung im Iran gesehen habe.
Genau so geht es mir bei Glasaalen.
 
Danke für den Tollen Bericht. 👍
Da kommt wieder das habenwollenGen durch :sabber:

Gleich mal Kontostand Checken o_O
 
Wow! Vielen Dank für diesen tollen Bericht! Ich habe jedes Wort verschlungen! :-)

ich werde mal gleich meine Frau anrufen und mitteilen, dass sich unsere Pläne für den Sommer geändert haben. Hotel ist schon storniert! Wir investieren lieber in Kaviar! :rotfll:
 
Aussagekräftiger Test:thumb2: allerdings ist Kaviar für mich als Lebensmittel raus seit ich einen Bericht der Kaviargewinnung im Iran gesehen habe.
Kaviar vom wilden Stör gibt es auf legalem Weg schon seit Jahren nicht mehr und der N25 Kaviar kommt aus einer Zucht in China. Ausgerechnet China? Ja, dieses Land hat schon sehr früh in den 90ern intensiv in die Züchtung von Stören investiert, weshalb sie heute Weltmarktführer sind und weltweit den besten Kaviar produzieren. Dort gibt es schon sehr alte Störe in der Zucht, denn ein Beluga kann über 100 Jahre alt werden. Eine der größten Störzucht-Anlage befindet sich im Qiandao-See (Hangzhou/Zhejiang), wo die Tiere im See schwimmen können. Hier ein zahlenmässiger Überblick aus China:
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Viele andere Länder haben erst nach dem Wildfang Verbot im Jahr 2009 angefangen, sich intensiver mit der Züchtung zu beschäftigten. Die Züchtung ist aber nicht nur sehr komplex, so dass man dafür einige Erfahrung braucht, sondern die Tiere sind einfach noch sehr jung, weshalb man niemals den Geschmack eines alten Störes auf diese Art bekommt. Ein Acipenser baerii braucht in der Zucht 5-6 Jahre, der Acipenser Gueldenstaedtii 8-12 Jahre, der Acipenser Schrenckii 12 Jahre und der Huso Huso (Beluga) gar 16-18 Jahre bis Kaviar gewonnen werden kann. Wir bestellen bei N25 ausschließlich Produkte aus der Réserve Linie, die nicht nur selektiert sind, sondern auch länger gereift. Der Kaviar kommt da von bis zu 25 Jahre alten Stören, die natürlich viel intensiver als ein Jungtier schmecken. Das Alter erklärt auch die Preisunterschiede, ähnlich wie beim Wein. Wenn ich einen Fisch 25 Jahre aufziehen muss, ist dieser naturgemäß teurer als ein 5 Jahre altes Exemplar und natürlich auch seltener. Dazu kommt, dass ein Acipenser baerii relativ anpassungsfähig an die Zuchtverhältnisse ist, so dass der meiste Kaviar von diesem Tier kommt, während die Züchtung eines HusoHuso extrem anspruchsvoll ist, wodurch die Mengen beschränkt sind.

Wen die Geschichte hinter dem Produkt interessiert, kann sie u. a. hier nachlesen
Kaviar der Extraklasse: Von China nach München
Auf Entdeckungsreise bei N25 Caviar
 
Danke für die Einblicke in eine für mich bis dato komplett unbekannte Welt.

Aber jetzt weiß ich, wo ich nachschauen kann, wenn ich mal in Verlegenheit kommen sollte, eines von diesen Produkten probieren zu dürfen.
 
Einfach Hammer. Sehr geiler Bericht und einfach ein Genuß zu lesen. Chapeau :gnade:.
Wir lieben Kaviar (und u.a. auch Foie Gras und Austern), leider fehlt uns dafür die nötige Kohle um bei diesen öfters in den Genuss kommen zu können. Ab und zu gönnen wir uns auch einmal Kaviar (hauptsächlich Osetra), aber ich investiere lieber in Wagyu, denn da habe ich von der Menge einfach mehr davon. Ich weiß das dies kein Vergleich ist und in eine andere Kategorie fällt, aber gewisse Prioritäten müssen gesetzt werden :pfeif: ;)
 
Ein toller Bericht, vielen Dank für den Einblick @Hypopheralcus. Toll, wie du in das Thema eintauchst und uns teilhaben lässt :respekt:

Spannend finde ich, Kaviar vor allem als Solitär zusehen - ich hatte immer mal wieder einen Löffel als Topping auf einem Gang (u.a. auch mal was von N25 bei Jan Hartwig), aber nie wirklich so reduziert. Ist Kaviar für dich als Solitär vor allem eine Sache des Tastings, oder wie hälst du es?

Andererseits: meine Pfingst-Box ist sicher schon voll, und es besteht ganz sicher keine Möglichkeit mehr, da auch noch Kaviar zu ergänzen :fahne:

Ganz nette Geschichte am Rande: Ich war vor einigen Jahren mal auf einer Wein-Reise in China, und hatte mich bei einem Zwischenstopp sehr gewundert, warum mitten in der Pampa umzäunte und schwer bewachte Fischzucht-Anlagen aufgebaut sind. Garnelen in allen Ehren, aber das fand ich doch übertrieben. Man belehrte mich schließlich, dass hier Störe heranwüchsen, deren Wert einem (gar nicht mal so kleinem) Auto in nichts nachsteht … nach Art unserer Gastgeber hat man dann natürlich auch angeboten, zu den teuersten chinesischen Weinen entsprechende Mengen Kaviar zu verkosten. Ich habe dankend abgelehnt - heute wäre das wohl etwas anders, wenngleich die Kombination immernoch etwas schwierig erscheint…
 
Hammer guter Bericht @Hypopheralcus ! :thumb1:
Ich kann die Beschreibungen zu 100% unterschreiben, toll rüber gebracht, man liest wirklich deine Leidenschaft für das Thema heraus. :D
Ich bin ja auch nicht übermäßig Kaviar-erfahren aber ich fand die Unterschiede wirklich krass! Vor Allem das Prunier Zeug ist im Vergleich wirklich absolut erschreckend und unterirdisch, das hätte ich nicht gedacht.
 
Ist Kaviar für dich als Solitär vor allem eine Sache des Tastings, oder wie hälst du es?

Also in der Praxis essen wir Kaviar schon sehr gerne als Kombination mit anderen Dingen (klassisch mit Blinis, Creme und Lachs oder auf Tartar, etc.)
Und es kommt ein wenig auf die Sorten an, aber wie @Kimble vorhin richtig erwähnt hat - ein Kaluga oder Kaluga Hybrid ist etwas, wenn man da einen puren Löffel nimmt tut man sich schwer, nicht gleich die ganze Dose auszulecken :D
Am Ende sind es zwei paar Schuhe - die aber beide eine Daseinsberechtigung haben. Was ich aber immer empfehlen würde ist, dem Kaviar einen angemessenen Platz als "Star" am Teller zu geben - in eine gemischte Reispfanne würde ich ihn tendenziell nicht hineinmischen ;-)

Ich bin ja auch nicht übermäßig Kaviar-erfahren aber ich fand die Unterschiede wirklich krass! Vor Allem das Prunier Zeug ist im Vergleich wirklich absolut erschreckend und unterirdisch, das hätte ich nicht gedacht.

Wir sollten meinem Verdacht des um-ettiketierten Seehasenrogens nochmal nachgehen. Am besten, @Sousvidebader und @Flashy locken @Kimble mit einem Stählemühle- und Latour-Tasting ab, während wir beide seine Berkel entführen und als Geisel halten, bis wir die Wahrheit herausgefunden haben! :D
 
Wir sollten meinem Verdacht des um-ettiketierten Seehasenrogens nochmal nachgehen. Am besten, @Sousvidebader und @Flashy locken @Kimble mit einem Stählemühle- und Latour-Tasting ab, während wir beide seine Berkel entführen und als Geisel halten, bis wir die Wahrheit herausgefunden haben! :D

Da bin ich dabei. :D
Und wenn er die Wahrheit nicht raus rückt, bin ich auch nicht unglücklich und hab ne schicke Berkel. :camouflage:
 
- in eine gemischte Reispfanne würde ich ihn tendenziell nicht hineinmischen ;-)

Mich würde jetzt auch nicht wundern, wenn @Kimble hier plötzlich den besten Reis der Welt - grönländischen Gletscher-Reis - präsentiert, das Korn für € 1,80, der hervorragend mit Kaviar harmoniert... 🙈
 
Mich würde jetzt auch nicht wundern, wenn @Kimble hier plötzlich den besten Reis der Welt - grönländischen Gletscher-Reis - präsentiert, das Korn für € 1,80, der hervorragend mit Kaviar harmoniert... 🙈

Ach so teuer ist der Reis nicht. Ein
sieben Jahre gereifter Acquaeello Reis liegt bei gut 40€ das Kg.

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Ein Reiskorn wiegt etwa 40mg. Das bedeutet wir sind hier bei läppischen 0,1cent pro Korn. 😜 :rotfll:
 
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