Das nenne ich mal einen Vergleich von Öfen.Servus,
ich nehme nicht für mich in Anspruch allwissend zu sein. Aber zumindest ist bei mir das Hobby so ausgeprägt, dass ich zu einer vernünftigen Einschätzung der folgenden Öfen was sagen kann:
Pizza Party Bollore
Den Ofen gibt es leider nicht mehr. Man kann den gleichen Ofen in einer reinen Holzversion kaufen, oder aber den viel kleineren Ardore. Der Bollore war wirklich ein super Ofen, denn mit wenigen Handgriffen kann man das gute Stück ruckzuck von Gas auf Holz umbauen. Schraube lösen, Brenner raus, Abdeckung rein. Für die Öfen spricht, dass man diese mit dem Biscotto Stein bestellen kann, was für eine Pizza Napoletana aus meiner Sicht unerlässlich ist. Da es sich um die Kategorie "Stahlkuppel" handelt, ist der Ofen sehr schnell aufgheizt und da er doch nicht so klein ist, ist er recht temperaturstabil wenn man im Holzbetrieb sein Feuer ein wenig im Blick hat. Bislang ist es immer noch mein Lieblingsofen und gerade wenn es schnell gehen muss: nach 20 Minuten Aufheizzeit - ob Gas oder Holz- geht es los. Zum Brotbacken, oder braten finde ich den Ofen nicht so geeignet, auch wenn es Freaks gibt die durchaus ansehliches daraus hervorzaubern. Ein paar Pizzateiglinge habe ich mal verbacken, aber die Temperatur fällt auch mit Glut im Ofen dann doch rasch ab. Ein Brathendl hat ein wenig viel Hitze abgekommen, denn nur Glut ist zu wenig und mit Flamme ist es schnell zu viel.
Der Ardore hingegen ist als reine Gas-Pizzamaschine konzpiert, was man von den Kollegen hier so sieht ist der Ofen sicher ein tolles Gerät. Anfangs fanden sich viele Abnehmer, als es einen sehr interessanten Einführungspreis gab, aktuell ist man inkusive Biscotto bei rund 800 Euro + Versand.
Ramster
Der Ramster ist auch mein Lieblingsofen - allerdings mit der Ausnahme dass ich damit keine Napolitana backe. Das funktioniert schon aufgrund der verbauten Steine nicht und zudem ist es ein doppelstöckiger Ofen. Mag auch hier sein, dass man das irgendwie (mit Biscotto) dann besser hinbekommt aber dafür sind die Öfen nicht gemacht. Pizzabacken tu ich trotzdem darin und zwar Blechpizzen nach "römischer Art", d.h. bei Temperaturen von ca. 300° über ca. 7-8 Minuten und mit sehr hoch hydrierten Teigen.
Zur Höchstform läuft der Ofen dann beim Brotbacken auf, ich hole da oft 6 - 8 Brote auf einmal raus. Auch alles was gebraten werden muss - einfach nur traumhaft, jüngst an Weihnachten gab es wieder Pute.
Bedenken ist hier aber auch, dass ein Ofen mit viel Schmotte richtig durchgeheizt werden muss. Unter einer Stunde fange ich gar nicht an, weil das nix wird. Besser ist es, sich dafür 2 Stunden Zeit zu nehmen und den Ofen langsam auf Temperatur zu bringen. Dafür läuft der dann wie ein Uhrwerk.
P134H
Schon wieder ein Lieblingsofen - allerdings für drinnen. Bei dem Wetter aktuell hab ich keine Lust, dauernd auf die Terasse zum Pizzabacken zu laufen. Zudem muss man dann ständig Tür auf/zu, was etwas nervig ist. Insofern macht der Ofen gerade aktuell wieder Spaß, wobei ich keine Vergleichmöglichkeiten habe. Aber egal wo man hinguckt, der Ofen ist mehr oder weniger die Referenz für Pizza Napolitana und recht viele Alternativen gibt es kaum. Wäre noch zu erwähnen, dass die Brotbäcker sich gerne die hohe Version P134HA holen, weil man dann genug Platz nach oben hat.
Ooni
Hier spreche ich jetzt mal für den Karu, für den ich auch den Gasbrenner habe. Das Flammenbild bzw. der Brenner ist hier ein ganz anderer als bei den Koda's. Mir ist es auf Anhieb gelungen aus dem Ofen schöne Pizzen zu zaubern, selbst mit dem Originalstein. Der sehr kleine Ofen hat aber prinzipbedingt die folgenden Nachteile:
- im Holzbetrieb muss man sehr viel heizen, bzw. immer im Blick haben dass genügend Brennstoff vorhanden ist. Was ich nochmals testen muss ist den Ofen mit Briketts zu heizen und nur kleine Holzscheite zum Backen aufzulegen. Die Temperatur schwankt sehr stark, weil der Ofen einfach zu klein ist bzw. sehr wenig thermische Masse hat.
- Wenn wir beim Holz sind: Du musst den Kindern die Bauklötze aus der Hand reißen und das Holz mit einem Spielzeugbeil spalten. Tatsächlich braucht man wirklich sehr kleine Stücke Holz. Das Anfeuerholz im Baumarkt dürfte schon zu lange sein. Hier muss man sich also wirklich überlegen wo man so kleines Holz auftreiben kann bzw. die Möglichkeit hat, das z.B. mit einer Kappsäge entsprechend vorzubereiten.
- Im Gasbetrieb wird es etwas entspannter. Hier wird zum Teil der Gasbrenner gemoddet um statt einer blauen Flamme eine gelbe zu erhalten. Diese erzeugt mehr Strahlungswärme und verhilft wohl zu insgesamt besserer Oberhitze. Da ich im späten Herbst meine Pizzatätigkeiten nach drinnen verlegt habe, konnte ich mich nicht mehr weiter mit dem Gasbrenner beschäftigen.
- Wenn man eine Napolitana im Auge hat, dann ist auch hier ein Biscotto empfehlenswert, da man den Coderitstein sehr schnell überheizen kann und damit die Böden verbrennt.
- Das aus meiner Sicht größte "Manko" ist die fehlende Übersicht im Ofen. Dieser ist ja sehr flach und der Brenner sitzt hinten. Deswegen sieht man die Pizza hinten auch nicht kokeln. Das Manko ist insofern behebbar, wenn man in festen Zeitabständen die Pizza dreht. Für jemanden wie mich, der den Vergleich zwischen den Öfen hat, ist es etwas was stört. Allerdings kann man mit dem Ofen super Pizzen zaubern, das will ich dem gar nicht abstreiten.
Beim Ooni würde ich persönlich heute gleich zum Koda greifen. Das mit Holz ist nett, aber wirklich kein muss. Übrigens kommen die Öfen nicht aus Italien, der Hauptsitz der Firma ist in Schottland.
Valoriani
Bei einem kleinen Treffen konnte ich auch mal einen Valoriani im Holzbetrieb in Augenschein nehmen. Ergriffen wie ich war, habe ich natürlich die erste Pizza gleich dem Flammengott geopfert, der @Maddin77 weitere Augenzeugen können das ja bestätigen... Ganz im Ernst: Das ist natürlich eine ganz andere Liga: preislich, optisch, sehr universell in der Nutzung und auch qualitativ auf hohem Niveau.
Wenn ich was kaufen müsste...
Würde ich das vom Budget abhängig machen. Wenn dir 1000,00 Euro oder mehr zur Verfügung stehen dann eher ein etwas größerer Ofen. Die laufen temperaturstabiler, haben mir Platz und Übersicht und sind auch oft optisch ein ganz anderer Hingucker. Es ist echt schwierig hier einen konkreten Tipp zu geben, weil das viel von den individuellen Wünschen abhängt. Jeder Ofen hat seine Vor- und Nachteile. Zudem ist das Problem: Hat man sich erst mal entschieden und nennt so ein Teil sein eigen, steigt ggf. auch mit der Zeit der Anspruch. ggf. ist daher so ein Koda keine schlechte Sache. Den kann man zur Not später mit etwas Verlust weiterverkaufen, muss aber nicht gleich eine Menge Geld hinblättern.
Was Teigrezepte uns sonst angeht: Wir Pizzabäcker haben uns in der Backstube in der Rubrik Pizza versteckt...
So - nun hoffe ich dich nicht mit dieser epischen Anwort erschreckt zu haben und hoffe dass diese doch recht ausführlich gewordene Antwort dem ein oder anderen in der Entscheidung weiterhelfen kann.
Dieser Bericht sollte im Bereich der Kaufberatung irgendwie gut sichtbar sein.