Hannover - heiter bis wolkig - die Frisur hält! (Was keine Kunst ist)
Seit Tagen haben mich bereits leise Stimmen aus dem Gefrierfach verfolgt... "Grill mich! Grill mich!". Egal was ich tat oder wo ich war, es hörte nicht auf...
Da ich ja ein netter Kerl bin, hatte ich gestern schließlich Mitleid mit den vom Metzger geschändeten Schweineteilen aus dem Froster (ich berichtete: http://www.grillsportverein.de/forum/threads/der-trend-geht-nicht-zum-fremdmetzger.212500/) und befreite sie aus der Eishölle um ihnen die letzte Ehre zu erweisen - natürlich standesgemäß im Dopf. Die Zeremonie wurde von den folgenden Kollegen begleitet:
Alle Beteiligten kannten das Prozedere und es ging recht flott zur Sache... das Gemüse wurde kurz gegen das Messer geschmissen. Pilze schneiden? Nah! Grob ist Trumpf....
Flugs die Pülverchen zusammengeschüttet und dem Fleisch damit die letzte Ölung ohne Öl verpasst. Aus Rücksicht auf die hinterbliebenen Borstentiere wurde an dieser Stelle auf ein Bild des Gemetzels verzichtet. Ein bisschen Pietät muss sein...
Der Trauermarsch bequemte sich dann samt Gebein in schönster Schichtfleisch-Manier (nur mit mehr Gemüse und ohne Speck) in die eiserne Jungfrau... wobei diese hier weniger 'ne Jungfrau, sondern vielmehr ne sehr erfahrene alte Dame ist.
Zuckerrübensirup und Tomatenmark sorgen dafür, dass die ganze Chose nicht zu fad über die Bühne geht und gesellen sich spontan zwischen die Beteiligten.
AU BACKE!! Beinahe die wichtigsten Grabbeigaben vergessen... schnell noch hinterhergereicht, während dem Adlerauge des Betrachters das Mini-Krematorium im Hintergrund bestimmt nicht entgeht.
Als nun mit Lorbeer, Wacholder und Piment auch den letzten Riten genüge getan wurde, konnte dann noch einmal kurz am offenen Sarg vorbei defiliert werden, bevor er endgültig gefüllt und mit feinstem Porter für den Weg in's Jenseits verschlossen wurde.
Auf dem historischen Kohlefriedhof angekommen erklang schnell ein kaum hörbares, aber deshalb nich weniger feierliches Brutzeln und der alsbald aufsteigende Duft verriet der Nachbarschaft, dass einer weiteren Schweineseele der Weg in's Jenseits sehr erleichtert wurde... ein schlichter, aber dennoch erhebender Anblick.
Als einziger Sargträger litt ich ziemlich schnell an ernsthafter Unterhopfung... natürlich gibt's auf jedem ordentlichen Begräbnis reichlich Mittelchen dagegen. Dieses mal fiel die Wahl auf ein kleines Fläschchen mit dem weißen Gaul auf rotem Grund... und es zeugt ja schließlich auch von guten Manieren, zu Ehren der Toten zu trinken. Das Schwein hätte es ganz sicher so gewollt. Prost!
Um mir die Zeit während der Totenwache nicht zu lang werden zu lassen, besann ich mich eines anderen altertümlichen Brauchs: Brot backen!
Schnell noch Roggen und Weizen geerntet, gedroschen und gemahlen... dazu wurden fix im großen Bottich Hefekulturen gezüchtet, die Kuh gemolken, Butter gestampft und die Molke aufgefangen. Danach flugs Oliven und Tomaten geerntet, letztere getrocknet und mit reichlich Knoblauch und Kräutern in Olivenöl eingelegt, dann zerschnibbelt und zusammen mit den soeben innerhalb verdächtig kurzer Zeit erzeugten Produkten zu einem griffigen Teig verknetet. (Böse Zungen könnten mir jetzt unterstellen, dass ich Mehl, Buttermilch, Hefe, Oliven und Tomaten im nahegelegenen Supermarkt gekauft habe, aber das ist natürlich völliger Humbug!) Achja, das Salz habe ich natürlich auch selbst aus einem südamerikanischen Salzsee gekratzt und den Pfeffer selbst gepflückt! Und wehe jemand behauptet was anderes!
So sieht das jedenfalls nach 45 Minuten Ruhe in der guten alten Tupperware aus:
Nach einer knappen Stunde im Backofen duftete es nicht nur im Garten, sondern auch in der Wohnung schon ziemlich gut... geht doch fast nichts über frisches Brot!
Wie ein Junkie an der Klebstofftube schnüffelte ich so am Backofen vor mich hin, als mich ein lautes piepsen nachdrücklich daran erinnerte, doch mal bitte nach dem Dopf zu gucken, der seit nunmehr knapp 2,5 Stunden sein Dasein im Kohlefriedhof fristete... da also war er nun... der Moment in dem sich zeigen sollte, ob die Sau nun selbst in Walhalla schmaust oder kalte Leiden in Helheim ertragen muss (die Christen unter uns setzen hier bitte Himmel und Hölle ein).
Deckel hoch, ein kurzer Blick, ne Nase voll Duft... sieht aus, als wäre die Seele des Borstenviehs glücklich in's Paradies aufgestiegen. Und ich sag' euch: es sieht nicht halb so gut aus wie es gerochen hat.
Und wie jeder weiß, gibt es eine Zeit zum trauern und eine Zeit zum schmausen. Für mich war letztere angebrochen... genug des Firlefanzes, jetzt wird serviert!
Die ersten Knochenstücke kamen mir schon beim rausheben der Fleischteile entgegen - so gehört sich das!
Angerichtet werden musste das ganze natürlich auch entsprechend rustikal, nicht auf einem schnöden Teller, womöglich noch einem vom freundlichen Schweden nebenan... nene... das Feeling muss schon passen.
Ich präsentiere: geschmorte Stücke von der sehr sehr fleischigen Rippe mit Suppengemüse, Pilzen und Paprika in Schwarzbiertunke und ofenwarmem Tomaten-Oliven-Brot, stilecht serviert in der vorgewärmten Eisenpfanne.
Fazit: für ein aus der Not heraus zubereitetes Kompromissgericht war es verdammt lecker... das Fleisch war butterzart, das Gemüse genau richtig, geschmacklich echt intensiv und sehr gut abgerundet durch das warme Brot. Ein klarer Beweis dafür, dass ein Männeressen auch sehr gut ohne Schärfe auskommt. Approved!
Vollgefressene Grüße aus'm Hannoveraner Vorort
Martin
PS: ich bitte die lausige Qualität der Bilder zu entschuldigen... die wurden freihändig, in Eile und mit hungrigem Magen mit dem Handy gemacht
Seit Tagen haben mich bereits leise Stimmen aus dem Gefrierfach verfolgt... "Grill mich! Grill mich!". Egal was ich tat oder wo ich war, es hörte nicht auf...
Da ich ja ein netter Kerl bin, hatte ich gestern schließlich Mitleid mit den vom Metzger geschändeten Schweineteilen aus dem Froster (ich berichtete: http://www.grillsportverein.de/forum/threads/der-trend-geht-nicht-zum-fremdmetzger.212500/) und befreite sie aus der Eishölle um ihnen die letzte Ehre zu erweisen - natürlich standesgemäß im Dopf. Die Zeremonie wurde von den folgenden Kollegen begleitet:
Alle Beteiligten kannten das Prozedere und es ging recht flott zur Sache... das Gemüse wurde kurz gegen das Messer geschmissen. Pilze schneiden? Nah! Grob ist Trumpf....
Flugs die Pülverchen zusammengeschüttet und dem Fleisch damit die letzte Ölung ohne Öl verpasst. Aus Rücksicht auf die hinterbliebenen Borstentiere wurde an dieser Stelle auf ein Bild des Gemetzels verzichtet. Ein bisschen Pietät muss sein...
Der Trauermarsch bequemte sich dann samt Gebein in schönster Schichtfleisch-Manier (nur mit mehr Gemüse und ohne Speck) in die eiserne Jungfrau... wobei diese hier weniger 'ne Jungfrau, sondern vielmehr ne sehr erfahrene alte Dame ist.
Zuckerrübensirup und Tomatenmark sorgen dafür, dass die ganze Chose nicht zu fad über die Bühne geht und gesellen sich spontan zwischen die Beteiligten.
AU BACKE!! Beinahe die wichtigsten Grabbeigaben vergessen... schnell noch hinterhergereicht, während dem Adlerauge des Betrachters das Mini-Krematorium im Hintergrund bestimmt nicht entgeht.
Als nun mit Lorbeer, Wacholder und Piment auch den letzten Riten genüge getan wurde, konnte dann noch einmal kurz am offenen Sarg vorbei defiliert werden, bevor er endgültig gefüllt und mit feinstem Porter für den Weg in's Jenseits verschlossen wurde.
Auf dem historischen Kohlefriedhof angekommen erklang schnell ein kaum hörbares, aber deshalb nich weniger feierliches Brutzeln und der alsbald aufsteigende Duft verriet der Nachbarschaft, dass einer weiteren Schweineseele der Weg in's Jenseits sehr erleichtert wurde... ein schlichter, aber dennoch erhebender Anblick.
Als einziger Sargträger litt ich ziemlich schnell an ernsthafter Unterhopfung... natürlich gibt's auf jedem ordentlichen Begräbnis reichlich Mittelchen dagegen. Dieses mal fiel die Wahl auf ein kleines Fläschchen mit dem weißen Gaul auf rotem Grund... und es zeugt ja schließlich auch von guten Manieren, zu Ehren der Toten zu trinken. Das Schwein hätte es ganz sicher so gewollt. Prost!
Um mir die Zeit während der Totenwache nicht zu lang werden zu lassen, besann ich mich eines anderen altertümlichen Brauchs: Brot backen!
Schnell noch Roggen und Weizen geerntet, gedroschen und gemahlen... dazu wurden fix im großen Bottich Hefekulturen gezüchtet, die Kuh gemolken, Butter gestampft und die Molke aufgefangen. Danach flugs Oliven und Tomaten geerntet, letztere getrocknet und mit reichlich Knoblauch und Kräutern in Olivenöl eingelegt, dann zerschnibbelt und zusammen mit den soeben innerhalb verdächtig kurzer Zeit erzeugten Produkten zu einem griffigen Teig verknetet. (Böse Zungen könnten mir jetzt unterstellen, dass ich Mehl, Buttermilch, Hefe, Oliven und Tomaten im nahegelegenen Supermarkt gekauft habe, aber das ist natürlich völliger Humbug!) Achja, das Salz habe ich natürlich auch selbst aus einem südamerikanischen Salzsee gekratzt und den Pfeffer selbst gepflückt! Und wehe jemand behauptet was anderes!
So sieht das jedenfalls nach 45 Minuten Ruhe in der guten alten Tupperware aus:
Nach einer knappen Stunde im Backofen duftete es nicht nur im Garten, sondern auch in der Wohnung schon ziemlich gut... geht doch fast nichts über frisches Brot!
Wie ein Junkie an der Klebstofftube schnüffelte ich so am Backofen vor mich hin, als mich ein lautes piepsen nachdrücklich daran erinnerte, doch mal bitte nach dem Dopf zu gucken, der seit nunmehr knapp 2,5 Stunden sein Dasein im Kohlefriedhof fristete... da also war er nun... der Moment in dem sich zeigen sollte, ob die Sau nun selbst in Walhalla schmaust oder kalte Leiden in Helheim ertragen muss (die Christen unter uns setzen hier bitte Himmel und Hölle ein).
Deckel hoch, ein kurzer Blick, ne Nase voll Duft... sieht aus, als wäre die Seele des Borstenviehs glücklich in's Paradies aufgestiegen. Und ich sag' euch: es sieht nicht halb so gut aus wie es gerochen hat.
Und wie jeder weiß, gibt es eine Zeit zum trauern und eine Zeit zum schmausen. Für mich war letztere angebrochen... genug des Firlefanzes, jetzt wird serviert!
Die ersten Knochenstücke kamen mir schon beim rausheben der Fleischteile entgegen - so gehört sich das!
Angerichtet werden musste das ganze natürlich auch entsprechend rustikal, nicht auf einem schnöden Teller, womöglich noch einem vom freundlichen Schweden nebenan... nene... das Feeling muss schon passen.
Ich präsentiere: geschmorte Stücke von der sehr sehr fleischigen Rippe mit Suppengemüse, Pilzen und Paprika in Schwarzbiertunke und ofenwarmem Tomaten-Oliven-Brot, stilecht serviert in der vorgewärmten Eisenpfanne.
Fazit: für ein aus der Not heraus zubereitetes Kompromissgericht war es verdammt lecker... das Fleisch war butterzart, das Gemüse genau richtig, geschmacklich echt intensiv und sehr gut abgerundet durch das warme Brot. Ein klarer Beweis dafür, dass ein Männeressen auch sehr gut ohne Schärfe auskommt. Approved!
Vollgefressene Grüße aus'm Hannoveraner Vorort
Martin
PS: ich bitte die lausige Qualität der Bilder zu entschuldigen... die wurden freihändig, in Eile und mit hungrigem Magen mit dem Handy gemacht
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