Eigentlich äußere ich mich zu solchen Themen nicht. Aber jetzt will ich meine Senf auch mal dazu geben:
Wie überall im Leben gibt es nicht nur schwarz und weiß, es gibt viele Grautöne dazwischen. Ich bin selber auf einem Bauernhof groß geworden, oder wie hier auch schon erwähnt wurde : Schweine KZ oder Schwein-Knast.
In meiner Kindheit hatten wir Hühner, eigene Ferkelerzeugung, Pferde, Bullen. Bis zum Renteneintritt (und der Verpachtung daraufhin) wurde der Betrieb komplett auf reine Schweinemast umgestellt. Dies musste gemacht werden, um zu überleben. Meine Eltern haben drei Kinder, und nur mit "glücklichen" Schweinen hätten wir Nebenerwerbsbettler werden müssen. Wie in fast allen Firmen (und ja, ein Landwirtschaftlicher Betrieb ist auch ein Wirtschaftsunternehmen) zählen Umsatz und Gewinn. Wir konnten 1800 Schweine halten und sind so über die Runden gekommen.
Nur mal als Rechenbeispiel: Wie viele Schweine (Freilandhaltung) darf ich auf einen Ha (Hektar= 100x100m) halten ? Es sind 14 (pro Jahr!) Ein Ha Land für ein Jahr zu pachten kostet hier ca. 1000€ pro Jahr....
Was kann man denn damit verdienen? Dazu kommt das Absatzproblem. Was passiert mit all den Tieren die "glücklich" aufwachsen aber nicht verkauft werden? Sie gehen ganz normal in die konventionelle Schlachtung und das für den konventionellen Preis. Das passiert leider viel häufiger als man denkt. Ich habe viele Freunde in der Landwirtschaft die tolle Rinder oder Schweine aufgezogen haben und letztlich doch nicht losgeworden sind.
Was mich aber am meisten ankotzt ist das ständige an den Pranger stellen der Bauern. Die Bauern die ich kenne quälen keine Tiere, sie schätzen ihre Tiere und bieten ihnen ein Gesetzeskonformes (ein nach wissenschaftlichen Erkenntnissen erträgliches) Leben. Was bringt es hier die Bauern zu gängeln und in die Aufgabe zu treiben, wenn das Fleisch dann 1000km weiter östlich erzeugt wird? (Bei den Eiern sehen wir es) Geht es dadurch nur einem Tier besser?
@Focaccia: Schweine werden ca. 7 Monate gemästet. Hähnchen nur 30 Tage, und jetzt? Wann ist den der beste Schlachtungstermin? Wonach würdest du dich richten?
Zum Platz: Wie viel Platz braucht/möchte denn ein Schwein? Warst du schon mal in einem Stall? In einem Stall liegen Schweine meist so dicht aneinander wie möglich. Sie mögen das so.
Zur Schlachtung: Was machen denn Gastarbeiter schlechter? Oder meinst du die Lebensumstände der Gastarbeiter ?
Was können wir alle (die Schuld bei anderen zu suchen ist immer einfach) machen um die Situation für alle zu verbessern?
Für alle meint:
- Das Tier
- Den Bauern der auch eine Familie ernähren muss
- Den Gastarbeiter der im Heimatland arbeitslos ist
- Die Familien oder Alleinerziehenden die auch gerne Fleisch essen
- Den Schlachter der sich gegen die Industrie behaupten muss
Was es noch zu bedenken gibt:
Es hungern ca. 800 Mio Menschen auf der Erde. Ist es moralisch OK Ressourcen zur Lebensmittelerzeug zu verschwenden? Und ja, Deutschland erzeugt und exportiert Lebensmittel in enormen Mengen für Regionen in denen Ressourcen fehlen und Menschen hungern.
Letztendlich läuft es auf Kompromiss hinaus. Diesen Kompromiss leben wir derzeit.