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Schweinswürstl Nürnberger Art

Alex W.

Räucherkini
5+ Jahre im GSV
Servus Leute,

Was macht man wenn einem vor lauter Co*** - Wahnsinn (ich mags schon gar nicht mehr ausschreiben...) im Urlaub die sprichwörtliche Decke auf den Kopf fällt? Richtig, man probiert mal wieder ein neues Wurstrezept aus. Seit längerem wollte ich schon mein Bratwurst-Repertoire erweitern. Letztes Jahr im Frühling hab ich ein Rezept von Rüdiger @Schönwetter-Angler ausprobiert (Thüringer Bratwurst), welches ich für sehr gut empfunden habe. Nun wurde es Zeit mal die bei uns üblichen "Schweinswürstel" zu fabrizieren - meiner Meinung nach recht ähnlich den Nürnberger Rostbratwürsten.

Dabei bin ich wieder nach dem "Baukastensystem" vorgegangen: Die Grundwürze (Salz + Pfeffer) und Herstellungsweise (=Saftigkeit) von Rüdigers Rezept hat mir gepasst, wird also beibehalten. Um die regionale Note zu verändern musste ich lediglich ein paar Zutaten austauschen. Kümmel schmecke ich bei unseren nicht heraus, wird also weggelassen. Majoran ist deutlich mehr drin. Muskat ersetzte ich für eine feine Bratwurst durch das "edlere" Macis. Das "bayerische" Element (frische Zwiebeln) darf natürlich nicht fehlen. Insgesamt ist folgendes herausgekommen:

Schweinebauch 50%
Schweineschulter 50%

je kg:

Salz: 20g
Pfeffer weiß: 4g
Majoran: 4g
Piment: 1g
Macis: 1g
Koriander: 0,5g
Ingwer: 0,5g
Zwiebeln frisch: 75g
Kaltes Wasser: 50g
KHM nach Anweisung oder 1TL Backpulver mit Natriumdiphosphat

(Man beachte die Ähnlichkeit zu meiner Bauernwurst (=geräucherte Bratwurst!))


Ich mache es bei dieser Herstellungsvariante so, dass ich alle Gewürze und Zusatzstoffe mit dem kleingeschnittenen Fleisch vermenge. Dann wird alles einmal durch die mittlere Scheibe gewolft und eine Hälfte (Grobeinlage) kühl gestellt. Die andere Hälfte des grob Gewolften wird zusammen mit der frischen Zwiebel noch zwei mal durch die 3mm-Scheibe gelassen. Dann stelle ich aus dem Feinanteil durch kräftiges Mengen (hab es von Hand gemacht) unter langsamer Zugabe des kalten Wassers ein bindiges Brät her. Schließlich noch die Grobeinlage gleichmäßig mit dem Feinbrät vermengen und alles in Saitlinge 22/24 füllen.

Einen Teil hab ich gleich gebraten und probiert, und finde den Geschmack super getroffen! Lediglich die Muskatblüte schmeckt noch etwas hervor, was sich aber noch legen mag. Die Konsistenz war traumhaft saftig. Den Rest hab ich zur Hälfte gebrüht, zur anderen Hälfte roh vakuumiert und eingefroren. Hier die Bilder:
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Ich werde berichten, wie sich die gebrühten/eingefrorenen bewähren! Das zeigt mal wieder schön, wie leicht man eigene Rezepte entwickeln kann, wenn man einmal den richtigen Grundgeschmack (Salz+Pfeffer) herausgefunden hat - den Rest muss man halt dann aus dem Original herausschmecken.

Gruß,

Alex
 
Die Wüschtel schauen gut aus. :thumb2:

Macis mit 1 gr. geht sich eigentlich aus. Ich denke eher es ist der Piment der vorschmeckt.

:prost:
 
Alex, passt!
Gefallen mir sehr gut, auch vom Schnittbild. Speichere ich vorsichtshalber mal ab... 😁
 
Super, Alex - ganz klasse gemacht :thumb2:
Handgewolft und handgemengt mit top Bindung :respekt:
Klasse Anschnitt.

Genau so mache ich das auch immer - mein Grundgerüst für die verschiedenen Wurstsorten, was Fleisch-/Fettverhältnis und Grundwürze angeht, steht. Der Schwenk in eine andere Richtung lässt sich dann relativ einfach anpassen.

Ich will am Mittwoch noch mal so 20 kg Rohwurst machen (meine Bande frißt leider wie 9-köpfige Raupen :-D ). Da steht das Konzept auch. Die einzige Frage, die sich für mich dann immer stellt ist: Will ich was schnellgereiftes oder will ich eine langsame Reife? Entsprechend nehme ich dann NPS oder Kochsalz + Salpeter.

Ich glaube, so langsam sollte ich mich auch mal an etwas Fränkisches oder Nürnbergerisches heranwagen :-)
 
Als "Fast-Nürnberger" sag ich mal ... echt klasse gemacht :gratuliere:
Das kommt schon echt extrem nah an eine Nürnberger ran ... wenn nicht sogar 1:1 :thumb2::thumb2:

Gut ... probieren müsst ich halt mal :D

Ich glaube, so langsam sollte ich mich auch mal an etwas Fränkisches oder Nürnbergerisches heranwagen :-)
Mach das Rüdiger ;)
Zwar würde ich mich hüten einen Profi etwas vorzuschlagen ... aber einen Tipp hätte ich doch für dich :D

https://www.grillsportverein.de/for...ne-erste-bratwurst-selbst-hergestellt.319140/
 
:wiegeil: da wäre ich gerne dabei gewesen :essen!:
 
Will ich was schnellgereiftes oder will ich eine langsame Reife? Entsprechend nehme ich dann NPS oder Kochsalz + Salpeter.
Experimente mit Salpeter (nein, ich will keine Bombe basteln :D) stehen bei mir noch aus. Wird aber sicher auch noch irgendwann kommen. Ist das Zeug eigentlich frei verkäuflich? Ich habs schon mal bei unserem Metzgereibedarfshandel in Kleinmengen gesehen.
Ich glaube, so langsam sollte ich mich auch mal an etwas Fränkisches oder Nürnbergerisches heranwagen
Brauchst ja eigentlich nur wennst das nächste Mal Thüringer machst, bei einem Teil der Wurstmasse Kümmel durch Majoran ersetzen :D so unterschiedlich sind die Würste ja nüchtern betrachtet oft gar nicht. Ich weiß z.B. auch bis heute nicht was eine original Pfälzer Leberwurst von der normalen Hausmacher-Art unterscheidet, die es sonst überall gibt. Aber jede Region ist halt Stolz auf ihre Rezepte. Ist ja auch gut so.
Als "Fast-Nürnberger" sag ich mal ... echt klasse gemacht
Danke :) Und so ein Lob von einem Franken :lach:😊 Die erste Verkostung hat mich überzeugt, genau richtig von der Würze her. Salziger dürfte sie nicht sein. Ich bin jetzt gespannt wie sich die "konservierten" machen.
 
Tach @Alex W.
Sieht sehr lecker aus. Toller Anschnitt. Mache meine Würscht nach ähnlichem Rezept.Bislang ohne frische Zwiebel.
Wird aber mal mit Zwiebel probiert.
Schönes Wochenende. Gruß Wursthansel
 
Ich weiß z.B. auch bis heute nicht was eine original Pfälzer Leberwurst von der normalen Hausmacher-Art unterscheidet, die es sonst überall gibt.

Das ist wie bei Champagner und Cognac, geschütztes Produkt. Die kann nur in der Pfalz original hergestellt werden. :D

Apropos, ich muss bald wieder original Pfälzer Leberwurst machen. ;)

:prost:
 
Ist das Zeug eigentlich frei verkäuflich? Ich habs schon mal bei unserem Metzgereibedarfshandel in Kleinmengen gesehen.
In der Apotheke bekommst das auf jeden Fall. Früher gabs das in jedem Tante Emma Laden.
Wenn gar nix geht, sag bescheid - bei uns gibt es das von 100 g bis 1,5 kg - kostet so gut wie gar nichts.
.... wir haben 1 Fleischerei, die kauft 15 kg davon im Jahr - wenn man jetzt bedenkt, dass aufs Kilo 0,3 bis max. 0,5 g kommen, dann kannst Dir ausmahlen, was die an warmverarbeiteter Rohwurst raushauen übers Jahr.
 
Moin Alex,

die sehen gut aus, die "Nürnberger Art".
Einen Teil hast du frisch eingefroren und den Rest gebrüht?
Da interessiert mich mal, wie die im Vergleich schmecken.

Ich denke, du berichtest dann, oder?


Gruß aus Ostfriesland

Martin
 
Moin Alex,
ich wollte gerade dein Rezept kopieren.........aber so ganz steig ich da nicht hinter:hmmmm:

Dann wird alles einmal durch die mittlere Scheibe gewolft und eine Hälfte (Grobeinlage) kühl gestellt
Durch die grobe Scheibe, oder?

Das Rezept gefällt mir sehr gut. Meine Würste nach Nürnberger Art sind auch immer etwas trocken im Biss. Ich habe es bisher einfach auf das Rezept geschoben.....das macht man dort so.....regionale Unterschiede....:-)
Das fand ich bei den hier erhältlichen Industriewürsten allerdings auch......aber die Zeiten sind lange vorbei.

Gruß Dieter
 
die sehen gut aus, die "Nürnberger Art".
Einen Teil hast du frisch eingefroren und den Rest gebrüht?
Da interessiert mich mal, wie die im Vergleich schmecken.

Ich denke, du berichtest dann, oder?
Guten Morgen Martin. Ja klar werde ich berichten. Bin schon gespannt welche Variante sich besser zur "Konservierung" eignet - dann kann ich bald mal eine größere Menge machen für die kommende Grillsaison - sodass sich das Abwaschen lohnt :)
Moin Alex,
ich wollte gerade dein Rezept kopieren.........aber so ganz steig ich da nicht hinter:hmmmm:

Durch die grobe Scheibe, oder?
Guten Morgen,

Also ich hab für den Handwolf drei Scheiben, eine 8mm, eine 4,5mm und eine 3mm. Ich habe für den ersten Wolfdurchgang alles durch die 4,5mm (mittlere) Scheibe gelassen.
Das Rezept gefällt mir sehr gut. Meine Würste nach Nürnberger Art sind auch immer etwas trocken im Biss. Ich habe es bisher einfach auf das Rezept geschoben.....das macht man dort so.....regionale Unterschiede..
Ja, bei der ganz einfachen "Hausmacher-Variante" lässt man einfach das ganze Fleisch durch die gewünschte Wolfscheibe und mengt es dann bindig. Dabei wird die Konsistenz immer etwas krümelig, wie ein Hackbraten - ist ja im Grunde auch nix anderes. Die Metzger-Variante dagegen enthält bei uns immer einen Feinbrätanteil. In der Metzgerei wird dieser Teil dann mit dem Kutter hergestellt. Letzteren hab ich (noch) nicht, deshalb lasse ich für das Feinbrät einfach die Hälfte der Gesamtmasse noch 1-2x durch die feinste vorhandene Scheibe. Nur letzterer Anteil wird dann gemengt und mit dem Wasseranteil "gestreckt" - das muss ein richtiger "Baaz" sein. Dann mengt man den Rest der Grundmasse (der nicht fein gewolft ist) noch schnell unter. Auf diese Weise wird die Wurst um Welten saftiger.

Also nochmal:

=> Gesamtmenge an Fleisch mit Salz, KHM und Gewürzen vermengen

=> Alles durch die 4,5mm-Scheibe wolfen

=> Die Hälfte der nun mittelgrob gewolften Masse zusammen mit den frischen Zwiebeln noch 1-2x mit der feinsten Scheibe wolfen

=> Diese nun feine Masse unter Zugabe des Eiswassers zu einer richtig klebrigen Masse kneten

=> Die andere Hälfte des mittelgrob gewolften gleichmäßig untermengen

=> Abfüllen

Ist etwas kompliziert zu erklären, aber eigentlich ganz einfach. Ich hoffe es war verständlich.

Grüße,

Alex
 
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