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Spaghetti ch'abbruscianu - Brennende Nudeln

DarkRoast

Simplicissimus On_Hiatus
10+ Jahre im GSV
Er trat ein, niemand grüßte, er setzte sich, wurde mehrmals umplatziert von Wirt und Kellner, bis er an einem kleinen Beistelltischchen mit Blick zur Wand saß - die andere Tische waren angeblich alle reserviert.

„Ich hätte Pirciati ch’abbruscianu, wenn Ihnen danach ist“, sagte der Schnauzbart.
Er wusste, was Pirciati waren, eine bestimmte Sorte Pasta, aber wieso abbruscianu, was verbrannte da? Doch er wollte dem anderen nicht die Genugtuung verschaffen, ihm zu erklären, wie Pirciati zubereitet werden. So fragte er nur:
„Was heißt >wenn mir danach ist<“
„Eben wenn Ihnen danach ist“, lautete die Antwort.
„Mir ist danach, keine Sorge, mir ist danach“.
Schließlich kamen die Nudeln:
Sie dufteten nach Paradies auf Erden. Der Schnauzbart lehnte sich bequem an den Türrahmen, als gäbe es gleich etwas zu sehen.
Montalbano wollte den Duft tief in seine Lungen strömen lassen.
Während er gierig einatmete, sagte der andere:
„Wollen Sie eine Flasche Wein griffbereit haben, bevor Sie anfangen zu essen?“
Der Commissario nickte, er hatte keine Lust zu reden. Ein Krug wurde vor ihn hingestellt, ein Liter schwerer Rotwein. Montalbano schenkte sich ein Glas ein und steckte die erste Gabel in den Mund. Die Luft blieb ihm weg, er hustete, und Tränen traten ihm in die Augen. Er hatte das deutliche Gefühl, alle seine Geschmackpapillen hätten Feuer gefangen. Er leerte das Glas auf einen Zug, und der Wein war, was den Alkoholgehalt betraf, auch nicht von schlechten Eltern.
„Immer langsam und vorsichtig“, riet der Wirt und Kellner.
„Was ist denn da drin?“ fragte Montalbano halb erstickt.
„Öl, eine halbe Zwiebel, zwei Knoblauchzehen, zwei gesalzene Anchovis, ein Teelöffel Kapern, schwarze Oliven, Tomaten, Basilikum, ein halber scharfer Peperoncino, Salz, Schafkäse und schwarzer Pfeffer“, zählte der Schnauzbart mit leisem Sadismus in der Stimme auf.
„Jesus Maria“, sagte Montalbano. „Und wer kocht bei Ihnen?“
„Mè mogliere, meine Frau“, sagte der Schnauzbart und ging drei neuen Gästen entgegen.
Im Wechsel mit den Gabelbissen trank Montalbano schluckweise Wein und stöhnte, mal als läge er in den letzten Zügen, mal vor überwältigender Lust (kann Essen so erschöpfend lustvoll sein wie Sex?, fragte er sich mittendrin), und traut sich sogar, mit Brot die im Teller verbliebenen Saucenreste zu essen, wobei er sich ab und zu den Schweiß von der Stirn wischte.
Danach konnte er nichts anderes mehr essen, bezahlte eine Rechnung, die ein Witz war, ging, wie es sich hier gehört, grußlos hinaus und bemerkte, dass er vollkommen betrunken war.
Danach verhielt er sich überhaupt nicht so, wie es seiner Stellung und seinem Amt angemessen war.

Andrea Camilleri: Der Kavalier der späten Stunde

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Ein ganz schnelles und einfaches Gericht, aber wirklich köstlich, probiert's mal aus...

Herzlichst
Walter
 
Moin Walter,

da hätte ich gerne probiert
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:prost:
 

Anhänge

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    488 Bytes · Aufrufe: 1.540
Es kommen alte Erinnerungen hoch:
Ich hatte in jungen Jahren mal eine sizilianische Freundin - die hat mit dem Gericht des Öfteren versucht, meinen Magen zu testen.
Ich habe das Gericht schon völlig vergessen ...

Erinnert mich auch sehr an Spaghetti alla Puttanesca.
 
ganz großes Kino :thumb2:
und auch der Commissario Montalbano ist ein Knaller ... hab so ziemlich alle am Kindle :D
:weizen:
 
@Alle: Herzlichen Dank für die vielen freundlichen Kommentare! :sonne:

Ich hatte in jungen Jahren mal eine sizilianische Freundin - die hat mit dem Gericht des Öfteren versucht, meinen Magen zu testen.
Ich habe das Gericht schon völlig vergessen ...
Wir haben es bei unserem ersten Sizilienurlaub vor vielen Jahren kennengelernt und seither ist es eigentlich bei uns im "Standardrepertoire" der schnellen und einfachen Pastagerichte.

Erinnert mich auch sehr an Spaghetti alla Puttanesca.
Ist auch nahe dran, bei uns allerdings meist nur leicht pikant, d.h. deutlich weniger scharf als die "'bruscianu". Außerdem machen wir die Puttanesca entgegen dem Standardrezept meist ohne Oliven.

Commissario Montalbano ist ein Knaller ... hab so ziemlich alle am Kindle :D
Hab ich auch sehr gerne gelesen. Erst später bin ich dann draufgekommen, daß der Camilleri auch einiges abseits der Belletristik geschrieben hat. Die Bücher (z.B."Il Rè di Girgenti" dt. "König Zosimo", "La Concessione del telefono" dt. "Der unschickliche Antrag", etc.) finde ich eigentlich fast noch besser als die Montalbano Reihe...
 
@DarkRoast
soweit hab i mich noch nicht vorgewagt :woot:
hab den Kindle aber auch eher fürs Fischen ... und da .. .nojo... :D
:weizen:
 
Das ist - neben den Klassikern wie "Aglio, Olio...", Arrabiata, Puttanesca, etc. - einer der Dauerläufer bei uns. Und, je nach Wahl der Chilisorte und -menge, von moderat bis höllisch scharf variierbar.
 
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