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Sternetrinker-OT Vol. 11 Moritzburg, 30-31.10.2022

Scharbil

Zwiebelkönig
10+ Jahre im GSV
Ende Oktober ist es endlich mal wieder soweit gewesen – die Sternetrinker haben sich zu einem kurzen OT zusammengefunden. Martin Schwarz, seines Zeichens bester sächsischer Winzer, ist vor kurzem in den VDP aufgenommen worden. Einen herzlichen Glückwunsch dazu nochmals an dieser Stelle. Da ich noch einige alte Flaschen von ihm im Keller hatte, die meisten davon, als er noch Kellermeister auf dem Weingut Schloss Proschwitz gewesen ist, wollten wir eine kleine Probe rund um diese Flaschen machen. Martin und Grit hatten auch noch einiges älteres beizusteuern. Wenn man an Sächsische Weine denkt, fällt einem natürlich nicht gleich der Begriff „lange lagerfähig“ ein. Aber so viel sei schon vorweg gesagt: Wir wurden komplett eines besseren belehrt.

Los ging es am Sonntag mit ein paar Kleinigkeiten. Canapes vom selbstgemachten Räucherlachs standen auf dem Programm. Aber das hat die Leute lange nicht so sehr interessiert, wie die schönen Brote unseres Jürgen, wozu die berühmte Butter aus Hause Bordier gereicht wurde. Ich kenne keine Adresse in und um Dresden, wo besseres Brot erhältlich ist als in der Privatbäckerei von Jürgen.

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Sodann eine Variation von Caprese. Dazu werden Kirschtomaten gehäutet, halbiert und bei 50 Grad für 3 Stunden getrocknet. Auf die Schnittflächen gibt es ein wenig Salzersatz, Pfeffer und nach einer Stunde (wenn die Tomaten schon ein wenig angetrocknet sind) einen Tupfen Schnittlauchöl. Dazu machen wir eine klassische weiße Tomatensuppe je nach persönlichem Geschmack, die mit Agar Agar zu einem leichten Gelee abgebunden wird. Auf dem Teller sieht man ferner confierte Tomaten, über die ein Basilikumöl gekommen ist. Der Mozzarella wird noch mit einem Tomaten-Zwiebel-Chutney getoppt. Klingt ziemlich aufwendig, ist es auch. Aber alle Komponenten lassen sich schön vorbereiten, also genau das Richtige, um den Gang in eine Weinprobe zu stellen.

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Kommen wir zum Highlight des Tages: Roastbeef vom australischen Wagyu (BMS 8-9) und vom japanischen Miyazaki A5 (BMS 12). Nachdem Stefan dieses mit äußerster Präzision pariert hatte, kam es auf die Feuerplatte vom Monolith. Denn dieses Fleisch kann man praktisch nicht normal über Holzkohle grillen aufgrund des veritablen Fettbrands, der sofort entstehen würde. Zur Unterstützung des Fleisches gibt es nur ein wenig blanchierten, in der Pfanne mit Röstzwiebelöl angeschwenkten Blumenkohl und eine Rauchjus. Großartig. Schon das australische würde der Star einer jeder Steak-Verkostung sein, aber das Miyazaki ist schon noch einmal eine ganz andere Liga.

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Bei den Weinen sind wir quer durch den Gemüsegarten gegangen, was uns eben so schmeckt. Stagard ist ein Weingut aus Österreich, das in den letzten Jahren immer mehr Furore gemacht hat. Die Rieslinge sind fein und geschliffen, bringen aber auch Kraft und Komplexität mit. Kann uneingeschränkt empfohlen werden. Etwas witzig wirkt die Flasche Bochumer Rotspon 2009. Dabei handelt es sich um einen nicht näher zu identifizierenden Wein aus St. Emilion. Hatten wir eher als Kuriosität gedacht, entpuppte sich aber als durchaus schön zu trinken und jetzt absolut auf dem Punkt. Nicht groß, aber ordentlich. Rosenberg von Markowitsch, Jahrgang 2010, ist wie immer eine sichere Bank. Jetzt perfekt gereift, hat aber sicher noch ein Trinkfenster von weiteren 5 bis 10 Jahren vor sich. Die Highlights des Abends bestanden in Grand-Puy-Lacost 2000 und natürlich Paul Jaboulet Aine Hermitage La Chapelle 1996. Letzterer ist jetzt perfekt auf dem Punkt. Kein bisschen müde, immer noch schöne primärfruchtige Aromen, kräftig und fein, für mich das Musterbeispiel eines klassischen Rhone. GPL zeigte sich fest, brauchte viel Luft. Wenn der Hermitage für mich das Musterbeispiel eines Rhone ist, sehen wir das gleiche beim GPL für Pauillac. Das macht die Faszination Bordeaux aus. Speziell wenn ich mir vorstelle, wie sich der Wein immer noch weiterentwickeln wird. Da kann man nur ins Schwärmen kommen.

Abschließend Käse und da sind wir noch einmal zu weiß zurückgekehrt. Keller RR 2012 zeigte sich typisch, jetzt voll auf der Höhe, fängt die großen roten sehr gut auf. Und Lehnert-Veit Goldtröpfchen 2010 Auslese*** ist immer wieder ein Genuss aus diesem wunderbaren Jahr. Das war ein schöner Tag.

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Für Montag, in Sachsen ist Reformationstag, hatten wir uns dann eine Premiere ausgedacht, indem wir nicht selber gekocht und gegrillt haben. Zu Gast war Hanna Lehmann. Als Küchenchefin hatte sie einen Bib, jetzt ist sie selbständige Privatköchin. Los ging es mit Jakobsmuschel, Fenchel, Pomelo und Buttermilch. Ein wundervoller Auftakt. Schön, wie sich diese Aromen verbinden. Das werde ich versuchen, einmal nachzumachen.

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Herbstlich ist die Pilzessenz aus Waldpilzen und Champignons mit Topinambur, reduzierter Sahne, Haselnuss und Scharfgarbe. Wenn ich jemals so filigran arbeiten könnte. Endlich kommt auch mal die Kaffeekanne von Großmuttern zum Einsatz!

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Ein für mich besonderes Highlight war Sellerie-Mille-feuille mit Kräutersoße und Perlzwiebel. Die Kräutersoße war eine beurre blanc. In diese Reduktion wurde die Petersilie einpüriert, anschließend mit Butter aufmontiert. Ist eigentlich ganz einfach und schmeckte wunderbar. Speziell die gepickelten Zwiebeln haben dem Gang eine herrliche Frische gegeben.

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Zum Hauptgang hatten wir Hirschrücken, Hirschragout, Pastinake, dazu Pilze und Grünkohl. Ein wundervolles Herbstgericht, welches Lust auf den anstehenden Besuch in Baiersbronn macht. Denn dort ist Hirsch- bzw. Reh zu dieser Jahreszeit gesetzt. Unseren Stefan habe ich noch nie so konzentriert anrichten sehen, unter den gestrengen Augen von Hanna Lehmann möchte man sich schließlich keinen Lapsus erlauben.

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Den Abschluss bildete ein Dessert aus Kürbis und Quitte.

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Parallel haben wir die Weine verkostet. Immerhin konnten wir 20 Positionen zusammentragen, zurück bis ins Jahr 1998. Die Weißen::

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Martin Schwarz Pinot blanc brut nature Reserve 52 2015: Reinsortiger Weißburgunder. Gelbfruchtig, schöne Brioche-Noten. Schmelzig, Säure sehr elegant und schön eingebunden. Mittlerer Körper, feine Perlage.

Schloss Proschwitz, Riesling Spätlese 1998: Dicht und konzentriert, am Anfang leichte oxidative Noten, die dann aber weggegangen sind. Konzentriert, sehr schön zu trinken. Ganz erstaunlich, welche Kraft und Fülle dieser Wein noch hat. Martin erklärt, dass der Weinberg, von dem der Riesling stammt, das erste mal Trauben hervorgebracht hatte. Wenig Ertrag, kleine Beeren, dicke Schale. Daher ist die Qualität des Weins erklärbar. Keine Fehlnoten, störende Altersaromen oder dergleichen. Hätte ich dieser Form nie erwartet.

Martin Schwarz Müller-Thurgau2007: Dieser Wein verfügte über einen Plastik-Korken. Schmeckte fürchterlich nach Chemie und konnte nur weggeschüttet werden.

Martin Schwarz 2007 Riesling & Traminer: Gute Säure, für sein Alter noch recht frisch. Traminer gut zu erkennen. Aber hat zweifellos seine besten Zeiten bereits seit einigen Jahren hinter sich.

Schloss Proschwitz Weißer Burgunder trocken 2002: Gute, runde Säure. Keine Frucht mehr, schöne Sekundäraromen. Leichter oxidativer Ton. Ordentlich für diesen 20 Jahre alten Wein.

Martin Schwarz Weißburgunder & Grauburgunder 2004: Beim ersten Schluck im Glas kurz nach dem Öffnen der Flasche wussten wir nicht, ob der Wein hinüber ist oder nur verschlossen und viel Luft braucht. Also testweise den Wein in die große Karaffe und richtig viel Luft gegeben. In der Tat präsentierte sich der Wein dann vollständig auf der Höhe. Sehr ausgewogen mit viel Kraft und feiner Säure. Keine expliziten Primärfruchtaromen mehr, aber wundervoll zu trinken. Viel Schmelz, nussige und buttrige Aromen. Blind wäre ich hier definitiv ins Burgund gegangen. Stand über lange Zeit, nachdem er sich geöffnet hatte. Hätte ich nach 18 Jahren nicht erwartet, dass sich der Wein in dieser ausgezeichneten Form präsentiert. Großer Wein, das kann man ohne Übertreibung sagen.

Schloss Proschwitz Grauburgunder Barrique 2003: Gelesen mit über 100 Grad Oechsle in diesem extrem heißen Jahr. Daher spürbare Restsüße. Guter Holzeinsatz. Der Wein ist noch in ausgezeichneter Form. haben wir aus mehreren Gläsern verkostet; deutliche Vorteile für Riedel Burgund Grand Cru. Vor allem dieses Glas zeigt die große Würze, die dem Wein innewohnt. Wunderbar. Ein Monument. Kann man nicht anders sagen.

Schloss Proschwitz Grauburgunder Barrique 2005: Anders als 2003, weniger auf der süßen Seite, aber auch diese große Würze. Wirkt wie ein klssischer Burgunder. Schmelz, Macadamia-Nuss. Sehr gut integrierte Säure, hätte man nicht gedacht nach dieser langen Zeit. Ausgezeichnet. Blind niemals als Grauburgunder aus Sachsen erkennbar, klar auf der burgundischen Seite. Fantastisch.

Martin Schwarz Riesling Meißner Kapitelberg 2011: Schöner, eleganter Wein, jetzt alles in der Balance. Nicht auf der primärfruchtigen Seite, fein. Dann die Roten:

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Martin Schwarz Spätburgunder & Portugieser 2004: Starke Röstaromen, Fässer stammen von Neipperg. Sehr dicht. Das Alter merkt man ihm nicht unbedingt an, hat durchaus noch Frucht auf der Sekundärebene. Nahm im Glas aber keine Entwicklung mehr, sondern wurde etwas spröde. Will jetzt getrunken werden.

Martin Schwarz Spätburgunder & Portugieser 2008: Noch dunkler, laut Goldi gallige Noten, die zu Beginn ungewohnt wirkten. Kenne den Wein recht gut, habe ihn so noch nie gesehen. Änderte sich aber schnell im Glas, obwohl wir ihn ca. 1,5 h dekantiert hatten. Zeigte dann seidiges, kondensierbares Tannin. Gute Frucht. Präsentierte sich am Ende als hervorragender, sehr gut zu trinken Wein. Dürfte sich in dieser Form noch mehrere Jahre halten.

Schloss Proschwitz, Spätburgunder 2011: Am Anfang mürbe Süße mit Liebstöckel. Schmeckte nach Todessüße. Sehr weit. Legte dann im Glas eine erstaunliche Entwicklung hin. Wurde viel fokussierter, die Süße entwickelte sich zu einer schönen Fruchtsüße. Rote Johannisbeeren. Nach ca. 20 Minuten im Glas sehr gefasst, ausgezeichnet. Keine Anzeichen von Mürbheit mehr, sehr erstaunliche Entwicklung. Jetzt sicher auf dem Höhepunkt.

Martin Schwarz Spätburgunder & Portugieser 2011: Entwickelt sich im Glas perfekt, noch primärfruchtig, Säure und Tannin sehr filigran. Alles in der Balance. Sehr konzentriert. Schöne, dunkle Frucht. Am Ende präsente Tannine, begann sich zu verschließen. Wird sich irgendwo zwischen 5 und 10 Jahren noch weiter schön trinken lassen.

Die highlights waren die Süßweine:

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Schloß Proschwitz Traminer Auslese 2003: Etwas schwierig, sehr kräftig, fehlt etwas Finesse. Traminer-Aromatik sehr im Vordergrund, Süße vorhanden, beginnende Sekundär-Aromatik, Säure zurückgenommen. Fehlt etwas das Spiel. Jahrgangstypisch.

Martin Schwarz Traminer Auslese G 2003: Eine absolute Rarität. Die Trauben stammen aus dem Hermannsberg. Gemacht in der Art eines Strohweins, die Trauben wurden auf dem Dachboden angetrocknet. War eine Idee von Grit, deshalb heißt er G. Blitzzaubere Frucht, keinerlei Alterungstöne, mit seinen 11 % sehr leicht. Ausgewogen. Trockenfrüchte, gelbfruchtig. Großartig. Wenn es ihn noch geben würde, hätte er noch ganz viel vor sich. Gefällt deutlich besser als das Pendant von Proschwitz.

Schloß Proschwitz Traminer Auslese*** 2004: Sehr schön. Mittlere Frucht. Kandierte Früchte, eher auf der kräftigen Seite, schöne Sortentypizität. Wird kontrovers diskutiert, ob er einen Touch vom Korken hat. Kann ich nicht erkennen. Sehr sehr schön, gut gereifte Auslese.

Schloß Proschwitz Traminer Auslese 2005: Traminer Auslese 2005 hatten wir aus der halben und aus der ganzen Flasche. Die kleine Flasche hatte bedauerlicherweise Kork. Aber glücklicherweise hatten wir ja noch die große. Extrem typische Nase. Frisch, würde man nie 2005 vermuten. Martin sagt, der Wein hat eine komische Komponente im Abgang. Kann ich nicht feststellen. Dicht, klassische Auslese. Wenn man auf Traminer steht, hat man hier die perfekte Auslese im Glas. Erstaunlich, wie frisch und parfümiert der 2005er noch wirkt.

Schloß Proschwitz Traminer Eiswein: Jahrgang ist auf dem Etikett nicht mehr erkennbar. Höchstwahrscheinlich 2002, das beste Eiswein-Jahr von Martin Schwarz auf Schloß Proschwitz. Als sich Martin und Grit kennengelernt haben, Martin aber nur Augen für den Eiswein hatte. Glockenklar. Farbe wie Hagebuttentee. Keinerlei Botrytis feststellbar. Ein Hammer-Wein, der unumstrittene Star des Abends. Ganz feine Frucht. Was für ein Elixier. Schmeckt dem Alter entsprechend. Monumental, der würde bis in alle Ewigkeit halten. Wahnsinnige Säure, die ausgezeichnet eingebunden ist. Sicher ein Wein, der es locker unter meine Allzeit-Süßwein-Top-10 schafft. Da schaut man Ehrfurcht ins Glas:

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Schloß Proschwitz Portos o.J.: Chargen-Nr. 02/05, dürfte also 2005 abgefüllt worden sein. Tatsächlich ganz im Stile eines Portweins, die 18 % Alkohol sind hervorragend eingebunden. Ausgezeichnete Frucht, schönes Tannin, hat noch viel Zeit.

Fonseca 1985: Schöne rotfruchtige Beeren-Aromen, vor allem Kirsche. Sehr kraftvoll, keine Zeichen von Alter. Packende Tannine. Legt auf den Portos noch eine gewaltige Schippe drauf. Ein Abschluß, wie man ihn sich besser nicht hätte wünschen können. Herrlicher Port. Trinkt man viel zu selten.

Bilanzieren kann man, dass es kaum eine bessere Möglichkeit gibt, den Reformationstag zu verbringen. Ein herrliches OT ist‘s wieder gewesen.

Danke fürs reinschauen!

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Toller Bericht, klasse Event! Da wäre man gern bei gewesen! :thumb2:

Ich durfte letztes Jahr auch eine Probierkiste Wein von Pawis,
Saale-Unstrut trinken und war sehr überrascht, was da geht (Ich
weiß, ist nicht Sachsen).

:prost:
 
Das sieht (wieder einmal) nach einer wundervollen Veranstaltung aus! Wie ich sehe, habt ihr wirklich toll gegessen und großartige Weine verköstigt! Alles ganz nach meinem Geschmack. Respekt für diese Aktion und danke für den überaus ausführlichen Bericht! :-)
 
Ende Oktober ist es endlich mal wieder soweit gewesen – die Sternetrinker haben sich zu einem kurzen OT zusammengefunden. Martin Schwarz, seines Zeichens bester sächsischer Winzer, ist vor kurzem in den VDP aufgenommen worden. Einen herzlichen Glückwunsch dazu nochmals an dieser Stelle. Da ich noch einige alte Flaschen von ihm im Keller hatte, die meisten davon, als er noch Kellermeister auf dem Weingut Schloss Proschwitz gewesen ist, wollten wir eine kleine Probe rund um diese Flaschen machen. Martin und Grit hatten auch noch einiges älteres beizusteuern. Wenn man an Sächsische Weine denkt, fällt einem natürlich nicht gleich der Begriff „lange lagerfähig“ ein. Aber so viel sei schon vorweg gesagt: Wir wurden komplett eines besseren belehrt.

Los ging es am Sonntag mit ein paar Kleinigkeiten. Canapes vom selbstgemachten Räucherlachs standen auf dem Programm. Aber das hat die Leute lange nicht so sehr interessiert, wie die schönen Brote unseres Jürgen, wozu die berühmte Butter aus Hause Bordier gereicht wurde. Ich kenne keine Adresse in und um Dresden, wo besseres Brot erhältlich ist als in der Privatbäckerei von Jürgen.

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Sodann eine Variation von Caprese. Dazu werden Kirschtomaten gehäutet, halbiert und bei 50 Grad für 3 Stunden getrocknet. Auf die Schnittflächen gibt es ein wenig Salzersatz, Pfeffer und nach einer Stunde (wenn die Tomaten schon ein wenig angetrocknet sind) einen Tupfen Schnittlauchöl. Dazu machen wir eine klassische weiße Tomatensuppe je nach persönlichem Geschmack, die mit Agar Agar zu einem leichten Gelee abgebunden wird. Auf dem Teller sieht man ferner confierte Tomaten, über die ein Basilikumöl gekommen ist. Der Mozzarella wird noch mit einem Tomaten-Zwiebel-Chutney getoppt. Klingt ziemlich aufwendig, ist es auch. Aber alle Komponenten lassen sich schön vorbereiten, also genau das Richtige, um den Gang in eine Weinprobe zu stellen.

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Kommen wir zum Highlight des Tages: Roastbeef vom australischen Wagyu (BMS 8-9) und vom japanischen Miyazaki A5 (BMS 12). Nachdem Stefan dieses mit äußerster Präzision pariert hatte, kam es auf die Feuerplatte vom Monolith. Denn dieses Fleisch kann man praktisch nicht normal über Holzkohle grillen aufgrund des veritablen Fettbrands, der sofort entstehen würde. Zur Unterstützung des Fleisches gibt es nur ein wenig blanchierten, in der Pfanne mit Röstzwiebelöl angeschwenkten Blumenkohl und eine Rauchjus. Großartig. Schon das australische würde der Star einer jeder Steak-Verkostung sein, aber das Miyazaki ist schon noch einmal eine ganz andere Liga.

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Bei den Weinen sind wir quer durch den Gemüsegarten gegangen, was uns eben so schmeckt. Stagard ist ein Weingut aus Österreich, das in den letzten Jahren immer mehr Furore gemacht hat. Die Rieslinge sind fein und geschliffen, bringen aber auch Kraft und Komplexität mit. Kann uneingeschränkt empfohlen werden. Etwas witzig wirkt die Flasche Bochumer Rotspon 2009. Dabei handelt es sich um einen nicht näher zu identifizierenden Wein aus St. Emilion. Hatten wir eher als Kuriosität gedacht, entpuppte sich aber als durchaus schön zu trinken und jetzt absolut auf dem Punkt. Nicht groß, aber ordentlich. Rosenberg von Markowitsch, Jahrgang 2010, ist wie immer eine sichere Bank. Jetzt perfekt gereift, hat aber sicher noch ein Trinkfenster von weiteren 5 bis 10 Jahren vor sich. Die Highlights des Abends bestanden in Grand-Puy-Lacost 2000 und natürlich Paul Jaboulet Aine Hermitage La Chapelle 1996. Letzterer ist jetzt perfekt auf dem Punkt. Kein bisschen müde, immer noch schöne primärfruchtige Aromen, kräftig und fein, für mich das Musterbeispiel eines klassischen Rhone. GPL zeigte sich fest, brauchte viel Luft. Wenn der Hermitage für mich das Musterbeispiel eines Rhone ist, sehen wir das gleiche beim GPL für Pauillac. Das macht die Faszination Bordeaux aus. Speziell wenn ich mir vorstelle, wie sich der Wein immer noch weiterentwickeln wird. Da kann man nur ins Schwärmen kommen.

Abschließend Käse und da sind wir noch einmal zu weiß zurückgekehrt. Keller RR 2012 zeigte sich typisch, jetzt voll auf der Höhe, fängt die großen roten sehr gut auf. Und Lehnert-Veit Goldtröpfchen 2010 Auslese*** ist immer wieder ein Genuss aus diesem wunderbaren Jahr. Das war ein schöner Tag.

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Für Montag, in Sachsen ist Reformationstag, hatten wir uns dann eine Premiere ausgedacht, indem wir nicht selber gekocht und gegrillt haben. Zu Gast war Hanna Lehmann. Als Küchenchefin hatte sie einen Bib, jetzt ist sie selbständige Privatköchin. Los ging es mit Jakobsmuschel, Fenchel, Pomelo und Buttermilch. Ein wundervoller Auftakt. Schön, wie sich diese Aromen verbinden. Das werde ich versuchen, einmal nachzumachen.

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Herbstlich ist die Pilzessenz aus Waldpilzen und Champignons mit Topinambur, reduzierter Sahne, Haselnuss und Scharfgarbe. Wenn ich jemals so filigran arbeiten könnte. Endlich kommt auch mal die Kaffeekanne von Großmuttern zum Einsatz!

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Ein für mich besonderes Highlight war Sellerie-Mille-feuille mit Kräutersoße und Perlzwiebel. Die Kräutersoße war eine beurre blanc. In diese Reduktion wurde die Petersilie einpüriert, anschließend mit Butter aufmontiert. Ist eigentlich ganz einfach und schmeckte wunderbar. Speziell die gepickelten Zwiebeln haben dem Gang eine herrliche Frische gegeben.

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Zum Hauptgang hatten wir Hirschrücken, Hirschragout, Pastinake, dazu Pilze und Grünkohl. Ein wundervolles Herbstgericht, welches Lust auf den anstehenden Besuch in Baiersbronn macht. Denn dort ist Hirsch- bzw. Reh zu dieser Jahreszeit gesetzt. Unseren Stefan habe ich noch nie so konzentriert anrichten sehen, unter den gestrengen Augen von Hanna Lehmann möchte man sich schließlich keinen Lapsus erlauben.

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Den Abschluss bildete ein Dessert aus Kürbis und Quitte.

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Parallel haben wir die Weine verkostet. Immerhin konnten wir 20 Positionen zusammentragen, zurück bis ins Jahr 1998. Die Weißen::

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Martin Schwarz Pinot blanc brut nature Reserve 52 2015: Reinsortiger Weißburgunder. Gelbfruchtig, schöne Brioche-Noten. Schmelzig, Säure sehr elegant und schön eingebunden. Mittlerer Körper, feine Perlage.

Schloss Proschwitz, Riesling Spätlese 1998: Dicht und konzentriert, am Anfang leichte oxidative Noten, die dann aber weggegangen sind. Konzentriert, sehr schön zu trinken. Ganz erstaunlich, welche Kraft und Fülle dieser Wein noch hat. Martin erklärt, dass der Weinberg, von dem der Riesling stammt, das erste mal Trauben hervorgebracht hatte. Wenig Ertrag, kleine Beeren, dicke Schale. Daher ist die Qualität des Weins erklärbar. Keine Fehlnoten, störende Altersaromen oder dergleichen. Hätte ich dieser Form nie erwartet.

Martin Schwarz Müller-Thurgau2007: Dieser Wein verfügte über einen Plastik-Korken. Schmeckte fürchterlich nach Chemie und konnte nur weggeschüttet werden.

Martin Schwarz 2007 Riesling & Traminer: Gute Säure, für sein Alter noch recht frisch. Traminer gut zu erkennen. Aber hat zweifellos seine besten Zeiten bereits seit einigen Jahren hinter sich.

Schloss Proschwitz Weißer Burgunder trocken 2002: Gute, runde Säure. Keine Frucht mehr, schöne Sekundäraromen. Leichter oxidativer Ton. Ordentlich für diesen 20 Jahre alten Wein.

Martin Schwarz Weißburgunder & Grauburgunder 2004: Beim ersten Schluck im Glas kurz nach dem Öffnen der Flasche wussten wir nicht, ob der Wein hinüber ist oder nur verschlossen und viel Luft braucht. Also testweise den Wein in die große Karaffe und richtig viel Luft gegeben. In der Tat präsentierte sich der Wein dann vollständig auf der Höhe. Sehr ausgewogen mit viel Kraft und feiner Säure. Keine expliziten Primärfruchtaromen mehr, aber wundervoll zu trinken. Viel Schmelz, nussige und buttrige Aromen. Blind wäre ich hier definitiv ins Burgund gegangen. Stand über lange Zeit, nachdem er sich geöffnet hatte. Hätte ich nach 18 Jahren nicht erwartet, dass sich der Wein in dieser ausgezeichneten Form präsentiert. Großer Wein, das kann man ohne Übertreibung sagen.

Schloss Proschwitz Grauburgunder Barrique 2003: Gelesen mit über 100 Grad Oechsle in diesem extrem heißen Jahr. Daher spürbare Restsüße. Guter Holzeinsatz. Der Wein ist noch in ausgezeichneter Form. haben wir aus mehreren Gläsern verkostet; deutliche Vorteile für Riedel Burgund Grand Cru. Vor allem dieses Glas zeigt die große Würze, die dem Wein innewohnt. Wunderbar. Ein Monument. Kann man nicht anders sagen.

Schloss Proschwitz Grauburgunder Barrique 2005: Anders als 2003, weniger auf der süßen Seite, aber auch diese große Würze. Wirkt wie ein klssischer Burgunder. Schmelz, Macadamia-Nuss. Sehr gut integrierte Säure, hätte man nicht gedacht nach dieser langen Zeit. Ausgezeichnet. Blind niemals als Grauburgunder aus Sachsen erkennbar, klar auf der burgundischen Seite. Fantastisch.

Martin Schwarz Riesling Meißner Kapitelberg 2011: Schöner, eleganter Wein, jetzt alles in der Balance. Nicht auf der primärfruchtigen Seite, fein. Dann die Roten:

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Martin Schwarz Spätburgunder & Portugieser 2004: Starke Röstaromen, Fässer stammen von Neipperg. Sehr dicht. Das Alter merkt man ihm nicht unbedingt an, hat durchaus noch Frucht auf der Sekundärebene. Nahm im Glas aber keine Entwicklung mehr, sondern wurde etwas spröde. Will jetzt getrunken werden.

Martin Schwarz Spätburgunder & Portugieser 2008: Noch dunkler, laut Goldi gallige Noten, die zu Beginn ungewohnt wirkten. Kenne den Wein recht gut, habe ihn so noch nie gesehen. Änderte sich aber schnell im Glas, obwohl wir ihn ca. 1,5 h dekantiert hatten. Zeigte dann seidiges, kondensierbares Tannin. Gute Frucht. Präsentierte sich am Ende als hervorragender, sehr gut zu trinken Wein. Dürfte sich in dieser Form noch mehrere Jahre halten.

Schloss Proschwitz, Spätburgunder 2011: Am Anfang mürbe Süße mit Liebstöckel. Schmeckte nach Todessüße. Sehr weit. Legte dann im Glas eine erstaunliche Entwicklung hin. Wurde viel fokussierter, die Süße entwickelte sich zu einer schönen Fruchtsüße. Rote Johannisbeeren. Nach ca. 20 Minuten im Glas sehr gefasst, ausgezeichnet. Keine Anzeichen von Mürbheit mehr, sehr erstaunliche Entwicklung. Jetzt sicher auf dem Höhepunkt.

Martin Schwarz Spätburgunder & Portugieser 2011: Entwickelt sich im Glas perfekt, noch primärfruchtig, Säure und Tannin sehr filigran. Alles in der Balance. Sehr konzentriert. Schöne, dunkle Frucht. Am Ende präsente Tannine, begann sich zu verschließen. Wird sich irgendwo zwischen 5 und 10 Jahren noch weiter schön trinken lassen.

Die highlights waren die Süßweine:

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Schloß Proschwitz Traminer Auslese 2003: Etwas schwierig, sehr kräftig, fehlt etwas Finesse. Traminer-Aromatik sehr im Vordergrund, Süße vorhanden, beginnende Sekundär-Aromatik, Säure zurückgenommen. Fehlt etwas das Spiel. Jahrgangstypisch.

Martin Schwarz Traminer Auslese G 2003: Eine absolute Rarität. Die Trauben stammen aus dem Hermannsberg. Gemacht in der Art eines Strohweins, die Trauben wurden auf dem Dachboden angetrocknet. War eine Idee von Grit, deshalb heißt er G. Blitzzaubere Frucht, keinerlei Alterungstöne, mit seinen 11 % sehr leicht. Ausgewogen. Trockenfrüchte, gelbfruchtig. Großartig. Wenn es ihn noch geben würde, hätte er noch ganz viel vor sich. Gefällt deutlich besser als das Pendant von Proschwitz.

Schloß Proschwitz Traminer Auslese*** 2004: Sehr schön. Mittlere Frucht. Kandierte Früchte, eher auf der kräftigen Seite, schöne Sortentypizität. Wird kontrovers diskutiert, ob er einen Touch vom Korken hat. Kann ich nicht erkennen. Sehr sehr schön, gut gereifte Auslese.

Schloß Proschwitz Traminer Auslese 2005: Traminer Auslese 2005 hatten wir aus der halben und aus der ganzen Flasche. Die kleine Flasche hatte bedauerlicherweise Kork. Aber glücklicherweise hatten wir ja noch die große. Extrem typische Nase. Frisch, würde man nie 2005 vermuten. Martin sagt, der Wein hat eine komische Komponente im Abgang. Kann ich nicht feststellen. Dicht, klassische Auslese. Wenn man auf Traminer steht, hat man hier die perfekte Auslese im Glas. Erstaunlich, wie frisch und parfümiert der 2005er noch wirkt.

Schloß Proschwitz Traminer Eiswein: Jahrgang ist auf dem Etikett nicht mehr erkennbar. Höchstwahrscheinlich 2002, das beste Eiswein-Jahr von Martin Schwarz auf Schloß Proschwitz. Als sich Martin und Grit kennengelernt haben, Martin aber nur Augen für den Eiswein hatte. Glockenklar. Farbe wie Hagebuttentee. Keinerlei Botrytis feststellbar. Ein Hammer-Wein, der unumstrittene Star des Abends. Ganz feine Frucht. Was für ein Elixier. Schmeckt dem Alter entsprechend. Monumental, der würde bis in alle Ewigkeit halten. Wahnsinnige Säure, die ausgezeichnet eingebunden ist. Sicher ein Wein, der es locker unter meine Allzeit-Süßwein-Top-10 schafft. Da schaut man Ehrfurcht ins Glas:

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Schloß Proschwitz Portos o.J.: Chargen-Nr. 02/05, dürfte also 2005 abgefüllt worden sein. Tatsächlich ganz im Stile eines Portweins, die 18 % Alkohol sind hervorragend eingebunden. Ausgezeichnete Frucht, schönes Tannin, hat noch viel Zeit.

Fonseca 1985: Schöne rotfruchtige Beeren-Aromen, vor allem Kirsche. Sehr kraftvoll, keine Zeichen von Alter. Packende Tannine. Legt auf den Portos noch eine gewaltige Schippe drauf. Ein Abschluß, wie man ihn sich besser nicht hätte wünschen können. Herrlicher Port. Trinkt man viel zu selten.

Bilanzieren kann man, dass es kaum eine bessere Möglichkeit gibt, den Reformationstag zu verbringen. Ein herrliches OT ist‘s wieder gewesen.

Danke fürs reinschauen!

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Immer wieder ein Genuß zu lesen - und mit Hanna Lehmann würde ich auch gern mal kochen!




KOCHEN! - WIRKLICH! :D

also das sollte kein Problem sein. Wenn man Ihre Visitenkarte glauben darf, gibt sie auch private Kochkurse und erstellt individuelle Angebote. Können wir gerne mal was gemeinsam in die Wege leiten.
 
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