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Sternetrinker-OT Vol. 4, Freital, 26.10.2019

Scharbil

Zwiebelkönig
10+ Jahre im GSV
Nachdem die Sternetrinker drei Offline-Treffen hinter sich gebracht haben, bei denen die Weine im Fokus standen, wurde es Zeit, sich einmal an etwas anderes heranzuwagen. Glücklicherweise besitzt unser Jürgen nicht nur eine ganze Reihe veritabler Wein-Mumien, sondern hat auch in den 70er und 80er Jahren den einen oder anderen Whisky angeschafft. Und da die Blue Wonder Maltmates ihren 3. Platz beim diesjährigen Whisky-Cup zu feiern hatten,

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wurde es Zeit, die ehrwürdigen Preziosen endlich einmal zu öffnen. @bbq4you und zwei Mitglieder aus unserem Team mussten leider kurzfristig absagen, wir waren zu sechst. 18 Whiskys standen auf der Agenda.

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Dazu ein kleines bescheidenes Menü, unser OT dauert schließlich nur einen Tag. So begannen @Flashy und ich am Vormittag, 10 kg Möhren zu zu druckkaramellisierter Karottensuppe zu verarbeiten.

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Dieses Mal das volle Programm, d. h. natürlich wurden die Strünke aus den Möhren geschnitten, wie es sich gehört, aber wir haben auch die Suppe durchs Sieb passiert und den Möhrensaft geklärt. Da kann man schon 3 Stunden investieren. In die Suppe kam ein Pulled Pork vom Mangalitza.

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Dann wenden wir uns den Whiskys zu. Beginnen wollten wir mit einigen Grains, um uns ein bisschen in Stimmung zu bringen und ein Level zu setzen.

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Invergordon, 1972/2016, Whiskybase-Abfüllung
Guter Biss, schöne malzige Note, ausgewogen. Vielschichtig, gute Mischung aus Eleganz und Kraft. Würde ich jederzeit wieder trinken.

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North British, 1991/2016, Wilson & Morgan
Fällt gegenüber dem Invergordon etwas ab, leichte Bitternote, ordentlich, aber nicht groß. Ist natürlich auch schwer, einen 25jährigen gegen einen 44jährigen zu trinken.

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Blended Grain, 50 Jahre, Cooper´s Choice
Riecht nach Pflaumenkuchen mit Zuckerguss, dazu holzige Noten und Toffifee. Warmer Charakter. Ähnlicher Geschmack, sehr schön zu trinken, „Zigarrenwhisky“. Nicht groß, zeigt aber, dass man den Grains mehr Aufmerksamkeit schenken sollte. Mit dem Invergordon kann er nicht ganz mithalten.

Dann gehen wir respektvoll mal die beiden nächsten Whiskys an.

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Macallan 1977/97, Glenscoma
Relativ hell, am Anfang verhaltene, sehr elegante Nase. Die 55,7 % Alkohol sind sehr gut eingebunden. Tolle Süße mit sehr viel Glyzerin, extrem lang. Ein einzigartiger Whisky. Wenn man etwas Wasser dazu gegeben hat, explodierte er förmlich im Mund und zeigte eine große Aromenfülle. Für mich der beste Whisky des Abends.

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Macallan 25 Jahre, Mitte der 80iger in Schottland gekauft
Süßes Karamell, fast minzige Noten. Dominante Süße, feine Noten nach gebrannten Mandeln und dunkler Schokolade. Hatte für mich leichte Tendenzen in Richtung Rum. Trotz der nur 43 % Alkohol habe ich mal ein bisschen Wasser dazugegeben, da erschien er mir etwas länger und vielschichtiger. Da dieser Whisky schon 25 Jahre auf dem Buckel hat, haben wir ihn vorsichtshalber dekantiert.

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Dann wollen wir uns mal eine gute Grundlage schaffen. Wir hatten Rib Eyes, wundervolle Stücke vom Angus, einmal aus Schottland und einmal aus Irland. Endlich kam der Beefer mal wieder zum Einsatz. Geschmacklich haben sich die beiden Stücke fast gar nichts genommen. Dazu Ofenkartoffeln und Pfannengemüse. Ein herrlicher Genuss.

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Aber weiter im Programm.

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Highland Park, 1957/1980, Cadenhead
Perfekte elegante Nase, ausgewogen, Heidekraut. Geschmack ebenso, leichter Rauch mit schöner Süße. Der Alkohol ist gerade richtig. Auch hier haben wir einen großen Whisky im Glas.

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Springbank, 25 Jahre, Glenscoma
Tolle Nase, fruchtig-blumig, zart, hat fast eine irische Anmutung. Geschmack tief, Alkohol gut eingebunden, schöne Süße. Nach einiger Zeit im Glas in der Nase Pfirsicharomen. Toller Whisky.

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Springbank, 20 Jahre, Glenscoma
Deutlich mehr Alkohol, tiefe dunkle Nase. Schöne Süße, Kuhstall, gewann deutlich durch Wasser. Ein wundervoller Whisky.

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Ardbeg Kildalton, ohne Alter (ca. 20 Jahre)
Die Ardbeg-Stilistik ist deutlich erkennbar, typisch medizinisch/jodisch. In der Nase kalter Rauch bzw. Asche. Die Süße scheint mir etwas vordergründig zu sein. Kein großer Whisky, nicht sonderlich differenziert, aber lecker ist er, ohne Frage.

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Ardbeg 1975/1997, Gordon & MacPhail
Ganz andere Nummer als der Kildalton. Differenzierte schöne Nase, die man eigentlich nur als perfekt bezeichnen kann. Die Rauchigkeit ist sehr zurückgenommen und gut eingebunden. Wir haben Zitrusfrüchte, überhaupt eine tolle Ätherik. Während für mich der 20jährige Macallen am ganzen Abend die Nasenspitze vorn hatte, war es für andere dieser Whisky hier.

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Caol Ila, 25 Jahre
Gegenüber dem 75er Ardbeg deutlich einfacher strukturiert, passt aber sehr gut in die Reihe. Etwas vordergründige Süße, man glaubt auch hier einen Unterschied zwischen Islay-Stil von heute und den vergangener Jahre zu spüren. Sehr schön, aber in der hiesigen Reihe fällt er doch ein bißchen ab.

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Ardbeg 1972/1984, Gordon & MacPhail
Passt vom Stil her zum 75er. Ausdifferenziert und fein, schöne Süße und Noten von Karamell. Eleganter Whisky. Mit der Zeit entwickelte er eine schöne speckige Nase, ebenso im Geschmack. Trotz seiner (nur) 40 % Alkohol lang, etwas plakativer als der 75iger. Hier sind wir näher an der Ardbeg-Stilistik dran, so wie wir sie heute kennen.

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Ardbeg 1965/1980, Gordon & MacPhail
Wieder ganz anders, so die Mitte zwischen 1972 und 1975. Ein bisschen einfach gestrickt, wirkt etwas eindimensionaler als die anderen bzw. genauer gesagt: geradeweg.

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Laphroaig 1979/1996, Glenscoma
Fokusierte Nase, ganz anderer Charakter, schöne Süße, gutes Holz (Süßholz). Fruchtige Esther-Note, schöner schlanker und fokusierter Whisky.

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Laphroaig 1970/1984, Cadenhead
Klare Verwandtschaft erkennbar, mehr Alkohol, der ihm gut steht. Begann mit einer leicht dumpfigen und muffigen Note im Geschmack, die aber sehr schnell verfolgen ist. Hervorragende Nase, feine Süße, Jod/Rauch ganz dosiert und exzellent eingebunden, unterlegt von einer pointierten Süße. Nach einiger Zeit in der Nase Brotkruste, leichte Hefigkeit. Großartiger Whisky.

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Ardbeg „Over 10 years old“, Cadenhead
Hier haben wir wieder die Ardbeg-Typizität, schöner Rauch gemischt mit Jod und Süße. Guter Alkoholbiss, viel Glyzerin, bei aller Kraft nicht sprittig. Großer Whisky, hat von allen viel, nicht elegant o. ä., sondern pure Kraft getragen von einer phantastischen Süße. Die Glyzerine kleiden den ganzen Mund aus und die Nase kann man nicht mehr viel besser machen.

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Ardbeg 1969/1982, Cadenhead
Erhabene Nase, Vanille unterlegt von Rauch, weniger Jod. Ähnliche Stilistik wie der 10jährige, aber nicht ganz so opulent. Ein grandioser Whisky, der die Runde würdig beschließt.

Zum Dessert gab es zwischendurch, das hätte ich angesichts der vielen tollen Whiskys beinahe vergessen, ein Crumble auf Beeren mit Vanilleeis und Eierlikörschaum.

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Wenn man sagen kann, dass wir mit unserem 3. OT die Endstufe im Weinbereich erklommen haben, dann kann man das gleiche Prädikat auch für den Whisky-Bereich vergeben. Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine solche Vielzahl ausgezeichneter Whiskys im Glas gehabt zu haben. Interessant war für uns alle vor allem die Entwicklung, die die Stilistik auf Islay seit den 70igern genommen haben muss. Die alten Sachen sind lange nicht so torf-dominiert wie ihre Pendants heute, viel differenzierter im Aromenbild, das hätte ich nicht für möglich gehalten. Ein großes Dankeschön geht wieder einmal an unseren Jürgen, der dieses wundervolle OT möglich gemacht hat.

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Danke fürs Reinschauen!
 
Wie schon an anderer Stelle geschrieben: Chapeau!

18 an der Zahl ist eine ordentliche Hausnummer, auch dafür meinen Respekt.
Das dazu gereichte Menü passt gut dazu.

Vielen Dank für den detaillierten Bericht mit deinen Verköstigungsnotizen.
 
Ein sehr schöner Bericht, mit einem guten Essen und einer sensationellen Whisky-Auswahl! :respekt:

Trotzdem eine - ernstgemeinte - Frage: Kann man bei einer derartigen Anzahl die Unterschiede noch erschmecken?
 
Wie immer ein toller Bericht... das Rezept für die Suppe hätte ich gerne 🙏
 
Ein sehr schöner Bericht, mit einem guten Essen und einer sensationellen Whisky-Auswahl! :respekt:

Trotzdem eine - ernstgemeinte - Frage: Kann man bei einer derartigen Anzahl die Unterschiede noch erschmecken?

ja, auf jeden Fall. Wir sind´s ja auch gewöhnt ...

Also bei den 25 Flaschen zu zehnt vor 2 Wochen, da waren wir an der Grenze. Das war auch deutlich mehr. Aber gestern, also ich hab von Anfang bis Ende alles schmecken können. Wir haben 16 Uhr angefangen und es ging bis nach Mitternacht, das verteilt sich.
 
Toller Bericht, vielen Dank dafür
 
Herzlichen Dank! Da schließe ich mich gerne den Worten meiner Vorschreiber an. Dem habe ich nichts hinzuzufügen. Toller Bericht, tolle Whiskys, lecker Essen. Was will man(n) mehr?
👍
 
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