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Sternetrinker-OT Vol. 6 Moritzburg, 22.8.2020 - 23.08.2020

Scharbil

Zwiebelkönig
10+ Jahre im GSV
Endlich finde ich Zeit, über die letzte Zusammenkunft der Sternetrinker zu berichten, die nun auch schon wieder einen knappen Monat hinter uns liegt. Neben dem gemeinsamen Besuch im Falco mit @Sousvidebader bildete unser Treffen gewissermaßen das Rahmenprogramm oder besser gesagt den Auftakt zum Moritzburg-OT.

Nachdem wir uns schon einmal ausführlich den Schweizer Pinots vom Weingut Gantenbein gewidmet hatten, stand die Probe dieses mal im Zeichen der deutschen Weine gleicher Rebsorte. Becker trifft Huber war das Motto. Wobei man sich schon schwertut, die Rebsorte zu bezeichnen – sprechen wir von Spätburgunder oder von Pinot Noir? Immerhin liegen die Weinberge von Fritz Becker auch in Frankreich und wenn der geneigte Weinfreund von einem deutschen Pinot Noir spricht, dann liegt darin auch eine inhaltliche Aussage über den Wein.

Insgesamt standen 20 Rotweine bereit, nämlich die Jahrgänge 2006 – 2010 der Lagen St. Paul und Heydenreich (letzterer seinerzeit nur als „Pinot Noir" bezeichnet) von Friedrich Becker sowie Schloßberg und Wildenstein von Bernhard Huber. Dabei haben wir immer zwei Lagen aus den gleichen Jahrgängen gegeneinander probiert, nämlich St. Paul und Schloßberg sowie Heydenreich und Wildenstein. Das sollte interessante Einblicke garantieren.

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Die Machart der Weine war tatsächlich recht unterschiedlich. Huber würde ich im besten Sinne als „deutsch" bezeichnen und Becker als „französisch". Das hat nichts damit zu tun, dass die Weinberge von Becker zum Teil in Frankreich liegen, weshalb der Heydenreich früher auch nur als „Pinot Noir Tafelwein" verkauft werden durfte. Sondern an einer anderen Philosophie, wie man an die Vinifizierung herangeht. Seinerzeit hat man die Weine auch noch etwas anders angebaut, was man speziell an den Weinen von Huber sieht. Heutzutage liest man früher, die Weine wirken frischer und bekommen nicht so viel vom Faß mit auf den Weg. Und wir haben tatsächlich geglaubt, mit den Jahrgängen 2009 und 2010 eine Weiterentwicklung im Stil speziell der Huber-Weine feststellen zu können. Diese wirkten schlanker, die Frucht steht mehr im Mittelpunkt und weniger das Holz, (deutlich) weniger Röstaromen. Ist für Außenstehende natürlich immer schwer zu beurteilen, aber so war jedenfalls unser Eindruck. Wobei wir natürlich mit Martin Schwarz und seiner Frau Grit ausgewiesene Fachleute mit am Tisch hatten.

Wie fällt nun das Fazit zu den Weinen aus? Vorweg schicken muss man, dass alle Weine wirklich grandios gewesen sind. Wir hatten keinen einzigen Ausfall (ein Wein hatte Kork, aber das ist damit nicht gemeint). Die Probe hat uns wieder bestätigt, was wir schon längst wussten, dass deutsche Burgunder ohne weiteres in der absoluten Spitze mithalten können. Da haben wir aus Burgund schon vieles in der gleichen Preiskategorie getrunken, was deutlich schlechter war. Und die Veränderung in der Stilistik tut den Weinen gut. Hervorzuheben ist auch, dass die Weine keineswegs müde waren. Im Wesentlichen können alle Weine (bis auf die eine oder andere Ausnahme) durchaus noch viele Jahre im Keller verbleiben. Ob nun Becker oder Huber besser ist, lässt sich nicht beantworten. Mal hatte dieser, mal jener die Nase vorne. Insgesamt ein klassisches unentschieden, wobei natürlich auch die persönlichen Präferenzen eine große Rolle spielen. Glücklich kann sich schätzen, wer solche Weine im Keller hat. Ich möchte Euch hier nicht mit meinen gesamten Verkostungsnotizen langweilen. Wer zu dem einen oder anderen Wein mehr wissen möchte, der spreche mich einfach an.

Apropos Keller. Die beiden Runden haben wir mit einer kleinen Erfrischung unterbrochen, nämlich Weißburgunder S 2004 und 2006 vom Weingut Klaus-Peter Keller aus Rheinhessen. 2004 sehr lang, filigrane Säure, sehr gut eingebunden. Die Frische fängt den Schmelz gut ab. Eleganz und trotzdem viel Kraft. Hat gefühlt noch viel Zeit. 2006 war fülliger, hatte aber auch eine starke Säure, die nicht so schön eingebunden war. Kann mit 2004 nicht ganz mithalten. Will jetzt getrunken sein. Schöner Vergleich der beiden Jahrgänge.

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Ach ja. Zu essen gab es natürlich auch etwas. Ursprünglich war geplant, dass ich mit unserem Falk, der ein Profikoch auf Sterneniveau ist, gemeinsam koche und grille. Falk musste aber kurzfristig absagen und die ganze Verantwortung lag auf meinen schmalen Schultern … Nun ja, ich habe mein Bestes gegeben und es ist doch das eine oder andere schöne Gericht auf den Teller gekommen.

Los ging es, der Jahreszeit entsprechend, mit einer Gazpacho. Bestes Gemüse, vor allem die Qualität der Tomaten ist wichtig. Neben allerhand Kräutern gebe ich immer noch eine handvoll Pinienkerne hinein. Wichtig ist, dass mit Chipotle geschärft wird, das gibt der Gazpacho das gewisse Etwas. Auf die Gazpacho kommen bei mir immer geröstete Brotwürfel. Diese kommen in die Pfanne mit reichlich Fett aus dem Mono, also wenn ich z.B. mal wieder ein Brisket mache. Da bleibt in der Tropfschale immer reichlich Fett übrig, welches mit Rauch und dem rub aromatisiert ist. Darin die Würfel richtig schön knusprig braten. Im Zusammenspiel mit der Gazpacho richtig richtig gut, gibt der Suppe Struktur und Biß.

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Dann wieder mal eines meiner Lieblingsgerichte, Räucherfischsuppe. Einfach herrlich, die könnte ich jeden Tag essen. Muss ich nichts weiter dazu sagen, hier ist genug darüber geschrieben.

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Sodann hatte ich auf Geheiß unseres Falk eine Rehleber besorgt. Auf einmal ist das nun mein Gang geworden. Hatte ich noch nie verarbeitet. Ich wollte die Leber im ganzen grillen. Das war keine so gute Idee. Da die Leber unterschiedlich dick ist, hätte ich sie lieber in Scheiben schneiden und dann grillen sollen. Und wie sich herausgestellt hat, sind 56° KT zu viel gewesen. Da ist die Leber praktisch durch. Erstaunlicherweise hat die Leber auch noch ziemlich viel nachgezogen. Aber mit den Frühlingszwiebeln und der herrlichen Johannisbeer-Sauce ist es doch ein passabler Gang geworden.

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Sodann, wie könnte es anders sein, Brisket.

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Stefan @Flashy hatte ein Stück vom einem Wagyu aus Deutschland besorgt. Das Brisket ist gar nicht erst auf den Teller gekommen, sondern wurde einfach vom Brett gegessen. Einen kleinen Topf Rauchjus dazu und gut ist.

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Die als Dessert geplanten Toffifee- Bananen-Blätterteig-Päckchen kamen nach dem Brisket nicht mehr auf den Grill …

War das wieder ein herrlicher Tag. Zu erwähnen sind noch die Weine vom Sonnabend, an dem unser OT traditionell beginnt. Hier haben wir uns mit einem Huber Alte Reben 2002, Geschenk des Weinguts zu unserer Probe, schon einmal in die Stimmung gebracht. Und das Thema für das nächste OT gesetzt. Da werden wir uns den Rieslinge des aufstrebenden Weinguts Stargard aus Österreich widmen.

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Danke fürs Reinschauen!
 
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