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Tim Raue ** - Auf die Fresse

Geehrte Freunde des gepflegten Wasabi-Kaisergranats,

lange war es mein Wunsch, bei Tim Raue zu essen. Zu meinem 30. Jubiläum gönnte ich mir einen Besuch. Ich war bereits in zahlreichen Sternerestaurants. Für mich hat dieses Menü vieles in den Schatten gestellt.

Bereits der Eingangsbereich mit einem Stück der Berliner Mauer und den Plaketten legen lege artis die Murmeln auf den Tisch. Hoffentlich kann die Küche mit Raues Ego mithalten.

Die Aperos waren mE nicht so prickelnd. Amuse gibt es keins, ebenso wenig Brot. Ich liebe frischgebackenes Brioche mit einer aufgeschlagenen Butter oder dergleichen. Aber hier gilt: Fokus.

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Der erste Gang war ebenfalls noch nicht der erhoffte Paukenschlag. Ganz nett trifft es hier am besten. Das Sprottenmousse gepaart mit der Gurke ergibt eine schöne Frische. Diese wird von Jodigkeit des Kaviars ansprechend kontrastiert. Mit der Portion der Fischeier legt Raue seine eigenen daneben. Dennoch fehlt für mich der Kick. Aber ich werde ja auch gerade erst warm

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Der nächste Gang offenbart bereits in der Nase, dass es die Reise wert war, auch wenn Raue nur ** hat. Zander mit Rettich und Sake Beurre Blanc. Der Fisch ist von exzellenter Güte und ebenfalls ansprechend portioniert. Die Beurre Blanc ist cremig, aber durch den Sake offenbart sich dennoch eine schöne Frische. Die Küche hätte mich auch mit einem Eimer Beurre Blanc in den Eingangsbereich setzen können. Toller Kontrast durch gepickelten Rettich und Rettichgranité (?). Drei Komponenten. Sensationelle Qualitäten. Der Zauber beginnt.

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Zum folgenden Teller wurde bereits viel geschrieben. Ich habe so lange darauf hingefiebert. Nun schließe ich die Augen. Es wird still. Der Granat und ich. Es ist eine Wucht, obwohl die Komposition gar nicht so spektakulär ist. Schärfe durch den Wasabi wird aufgefangen durch die Süße exotischer Früchte. Der Hauptdarsteller wird in Tempurateig ausgebacken. Da wird kein Kopfsalat entsaftet, niemand benötigt einen Rotationsverdampfer oder muss Fichtennadeln sammeln. Es ist ein saugeiler Teller, der Dir mit voller Wucht geile Aromen ins Gesicht klatscht. Das Niveau steigt weiter.

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Ein weiterer Teller mutet für ein Restaurant der 50 best Liste eher ungewöhnlich an. Knuspriges Eisbein mit Zitrusgel und Erdnusscreme. Außen knusprig, innen saftig. Die ziemlich fettige Angelegenheit wird durch die zitrische Frische zum tänzeln gebracht und durch die erdig-nussigen Aromen der Creme austariert. Auch hier wieder kein Butter-aged Kobe mit Rote-Bete-Sphäre, die zerplatzt, wenn der Sommelier Helene Fischer rückwärts singt, sondern geilster Scheiß auf hohem Niveau, aber simpel und einfach zu verstehen.

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Die ganze Geschichte nimmt dann mit Wagyu und Paprika wieder ordentlich Fahrt auf. Das Fleisch ist sensationell, wenngleich ich mir nicht sicher bin, ob ich Wagyu nicht lieber anders gegart genossen hätte. Mit den Paprikakomponenten und der Schärfe, die sie beisteuern, ergibt das weich gegarte Fleisch aber eine sehr aromatische, aber trotzdem gut ausbalancierte Geschmackswelt.

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Nicht im Bild das Predessert. Ein Pflaumenmousse mit Holunder(?)Baiser. Der Nebentisch lässt das Schälchen zurückgehen. Für mich wieder eine geile, klar erkennbare Raue Komposition. Das Mousse ist für sich genommen komplett versalzen. Mit dem süßen Baiser ergibt das ganze aber wieder Sinn. Neu. Ungewöhnlich. Herausfordernd. Das Predessert steht meiner Meinung für die Küche Raues. Auf die Fresse. Aneckend. Keine Crowd-Pleaser. Genau deshalb werde ich diesen Abend nie vergessen.

Er schließt mit Kiwi, Kokosnuss und Shiso. Ein fulminantes Finale. Die Süße der Kokosnuss mit der Säure der Kiwi für sich genommen schon sehr geil. Irgendjemand steuert Schärfe bei. Shiso? Kann der das? Ist doch eher zitrisch? Ich weiß es nicht. Ist mir auch egal. Geiles Dessert. Bums und zu.

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Die Weine des Abends haben mir großen Spaß gemacht. Ich versuche aber nicht, eine Harmonie zwischen Teller und Glas zu erzeugen, sondern betrachte es getrennt. Die beiden Sommeliers haben sich sehr ins Zeug gelegt und ich durfte viel probieren. Eine der spannendsten Weinkarten, die ich kenne. Hier wird wohl jeder fündig. Sogar im offenen Ausschank. Ich habe dann aber sicherheitshalber noch zwei halbe Flaschen zur Unterstützung herangezogen.

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Wunderschöne Bericht Serie. So viele Aromen, auch in dieser Kombination übersteigen meinem Erfahrungshorizont :)
Liest sich aber am Sonntag morgen sehr gut.
 
Leider verstehe ich die rosa Laguiole Griffe absolut nicht. Die tun echt in den Augen weh.

Ansonsten schöne Bilderreihe durch das Menü. Ich habe zum Glück schon gegessen, sonst hätte ich jetzt bestimmt welchen.
Danke fürs teilen.

Ja, kann ich verstehen. War immer mal wieder ein Augenzwinkern. Genau wie bei dem Kinderbesteck für den Kaviar oder dass das Eisbein auf einem Plastikteller "tranchiert" wird. Mir hat's gefallen, würde mir das Messer aber nicht für zuhause kaufen;)
 
Amuse gibt es keins, ebenso wenig Brot. Ich liebe frischgebackenes Brioche mit einer aufgeschlagenen Butter oder dergleichen. Aber hier gilt: Fokus.

Raue sagt immer, "wer zu seinem Essen Brot möchte, kann gerne auf die andere Straßenseite gehen". Da ist ein guter Italiener bei dem es reichlich Brot und andere Kohlenhydrate zu Essen gibt. ;)


Zum folgenden Teller wurde bereits viel geschrieben. Ich habe so lange darauf hingefiebert. Nun schließe ich die Augen. Es wird still. Der Granat und ich. Es ist eine Wucht, obwohl die Komposition gar nicht so spektakulär ist. Schärfe durch den Wasabi wird aufgefangen durch die Süße exotischer Früchte. Der Hauptdarsteller wird in Tempurateig ausgebacken. Da wird kein Kopfsalat entsaftet, niemand benötigt einen Rotationsverdampfer oder muss Fichtennadeln sammeln. Es ist ein saugeiler Teller, der Dir mit voller Wucht geile Aromen ins Gesicht klatscht. Das Niveau steigt weiter.

Genau darauf freue ich mich auch schon sehr. Noch vier mal schlafen und dann gibt’s ein kleines Garnelchen. :D

Leider verstehe ich die rosa Laguiole Griffe absolut nicht. Die tun echt in den Augen weh.

Ja Pink ist wirklich schrecklich. Ich wäre eher für Neongrün oder Gelb. :t㳳chel:

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