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[Veggie] Misslungene zum Würgen

Mi-Pi

Ⓜ️ 🅿️
5+ Jahre im GSV
Supporter
Foto des Monats
★ GSV-Award ★
Eine meiner kulinarischen Erinnerungen ist eine Reise nach Italien Mitte der 90er Jahre.

Ich fuhr mit fünf Freunden zum Gardasee. Unter anderem Stand der Besuch des Starts der Mille Miglia in Brescia auf dem Programm.
Alleine das war schon ein Highlight, aber das Abendessen sollte alles toppen!
Wir kochten schon damals alle gerne und auch nicht allzuschlecht, aber noch lieber aßen wir gut!

Unsere Grundidee bei der Auswahl unserer Restaurants damals waren einfach, aber funktionierte:
- keine Plastikstühle im Lokal
- keine Speisekarte mit Fotos
- Karte auf Italienisch
- keine marktschreierische Typen vor dem Lokal
- viele Einheimische im Lokal

So fanden wir durch Zufall ein kleines Restaurant in einer Seitenstraße von Brescia.
Der Laden war voll, viele Einheimische und Gäste in Rennanzügen. Das Mobiliar bunt gemischt und außer uns sprach niemand deutsch. Die Kellner konnten kein Englisch (oder wollten nicht), etwas Arroganz den Fremden gegenüber spielte auch eine Rolle gehörte aber auch irgendwie dazu.

Es sollte wohl so sein, dass es noch einen Tisch für 6 gab.

Die Karte war durchgängig auf italienisch, aber mit Grundkenntnissen in Latein, etwas Volkshochschul-Italienisch und unserer Küchenerfahrung ging es irgendwie.
 
Erinnern kann ich mich noch an das Dessert (Zigarillo mit Café coretto) und an die Vorspeise

Strangolapreti malfatti!

Was für ein Genuss! Ich erinnere mich bis heute daran!

Gestern nun stolperte ich an der Supermarktkasse auf dem Titelbild einer Kochzeitung über das Gericht und fand im Fundus meiner Kochbücher ein authentisch klingendes Rezept für diese Köstlichkeit (die im deutschen als Ricottanockerl mit Spinat nur halb so gut klingt).
 
Eifersucht oder Gierige Priester?

Gerade im katholischen Italien wirkt der Name des Gerichts – Strangolapreti heißt wörtlich übersetzt "Priesterwürger" – respektlos: Es wird erzählt, dass sich gierige Pfarrer durch hastiges Essen oft an den Nockerln verschluckten.

Andererseits war es vielerorts Brauch, dass nach der Messe die Frauen der Gemeinde abwechselnd den Priester zum Mittagessen zu sich einluden. An diesem Tag bekam der Diener Gottes sowohl den Ehrenplatz am Tisch als auch die größte Portion. Beides stand normalerweise dem Hausherrn zu. Und es mag den einen oder anderen gegeben haben, der dem Priester wünschte, beim nächsten Bissen zu ersticken.

Wie dem auch sei, Strangolapreti sind eine rustikale Spezialität aus Trentino-Südtirol und bereits in den Kochbüchern des 15. Jahrhunderts zu finden.


Misslungene

Eine andere Bezeichnung, oft auch kombiniert für diese italienischen Spinat-Ricotta-Knödel - malfatti - bedeutet wörtlich übersetzt zwar „misslungen“ – dieser Name bezieht sich aber hoffentlich nur auf das etwas unspektakuläre Aussehen
 
Und was gab es heute bei uns zu Essen? Richtig - Strangolapreti:

Die Zutaten sind Spinat, Petersilie, Ricotta, Eier, Pecorino, Mehl, Brötchen vom Vortag, Muskat, Salz und Pfeffer

Die Zubereitung ist denkbar einfach, die Zutaten werden gemischt, so dass ein weicher, aber formbarer Teig entsteht.

Aus dem Teig werden Nockerln geformt und in ganz leicht kochendem Wasser gegart.

Serviert wird mit gebräunter, geschmolzener Butter und Parmesan.
 
Eins vorab, die Malfatti waren alles andere als misslungen oder zum Würgen. Nur das nicht zu kopierende Ambiente eines klassischen italienischen Restaurants hat gefehlt.

Bilder gibt es auch
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Hammer!
Jetzt hab ich wieder HUNGER! :messer:
 
Entweder lag es am vollen Magen, der mir beim Schreiben der Geschicht die Sinne vernebelt hat oder am fortgeschrittenen Alter :hmmmm: , aber es war wohl eher Mitte der 2000er in Brescia ...

Moin Michael!

Ich bin da eher zufällig drauf gestoßen und habe festgestellt, dass wir da wohl gleiche Geschmäcker haben - auch ich war zweimal als staunende Zuschauer bei der MM - allerdings tatsächlich Mitte der 90er. Wir suchten uns ähnlich wie Ihr auf der Strecke zwischen Brescia und dem Gardasee am späten Abend eine dicht an der Straße gelegene Trattoria (mit Plastikstühlen!) und fieberten den ersten Wagen entgegen, die nach Einbruch der Dunkelheit starteten und dicht an der Trattoria vorbeirasten. Hammer!
Leider weiß ich nicht mehr, was wir dort verspeisten. Die Flasche Chianti war auf jeden Fall trotz der Nähe zur "Strada del Chianti" eher aus dem unteren Regal eines Supermarktes :D

Beste Grüsse aus Hannover,
Achim
 
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