Durch einen meiner letzten Berichte hier im Forum kam es zu ein paar damit verbundenen Anfragen. Da es sich meist immer um dieselben Fragen handelt,
dachte ich mir, ich mache das ähnlich_der Erklärung zum Thema Kobe Fleisch (Link zu fettigem Fleisch) in einem eigenenThread.
• Wer oder was ist der Guide Michelin?
Der Michelin ist ein jährlich erscheinender Hotel- und Restaurantführer.
Neben diesem gibt es auch noch einen Touristik-Michelin, der sich um Sehenswürdigkeiten und Reisen kümmert.
Am berühmtesten ist sicherlich der rote Restaurantführer mit seinen Sternen.
Dass in diesem Buch zusätzlich auch etwa 1700 Hotels aller Preiskategorien gelistet sind wissen viele Leute gar nicht.
Der Restaurantführer gehört zum französischen Reifenhersteller Michelin und teilt sich mit diesem auch das berühmte weiße Maskottchen “Bibendum“.
Der Guide erscheint mittlerweile seit 122 Jahren.
Ursprünglich war es ein Buch mit Landkarten und Markierungen für die wenigen Autofahrer mit Adressen, wo es Benzin und Werkstätten im Land gibt.
1926 kamen dann zu den Übernachtungsmöglichkeiten auch erstmals die berühmten Michelinsterne für Restaurants dazu.
Im Jahr 1910 kam die deutsche Auflage hinzu, welche seit 1964 durchgängig produziert wird.
• Was und wie bewertet der Michelin?
Der Michelin bewertet einzig die Küchenleistung! Das, was auf dem Teller ist, zählt und nicht das Personal oder Ambiente.
Aus diesem Grunde gibt es streng genommen auch keine Sterneköche, da die Sterne für die Gesamtleistung der Küche vergeben werden. Ein Koch kann seinen Stern auch nicht einfach mitnehmen, wenn er sich selbstständig macht oder das Restaurant wechselt.
Ein weiterer verbreiteter Irrtum ist, dass der Guide Michelin nur Restaurants in der Spitzengastronomie bewertet.
Es gibt neben den Sternen noch andere Abstufungen für einfachere Küchen in denen bewertet wird.
Die einfachste Kategorie ist die bloße Nennung auf der Website. Hier stehen z.B. sogar verschiedene Burger-Franchise Ketten.
Gefolgt vom Michelin Teller und der Nennung im jährlich neu erscheinenden Buch.
Darüber liegt der Bib Gourmand.
Er wird für "sorgfältig zubereitete und zugleich preiswerte Mahlzeiten" vergeben. Hier gibt es, meist je nach Land,
einen bestimmten Betrag, für den es im Restaurant möglich sein muss zu essen. In Deutschland sind es aktuell 38€.
Die Michelin Sterne sind sicherlich die berühmteste und wichtigste Auszeichnung für Restaurants auf der ganzen Welt.
Vergeben werden aufsteigend 1-3 Sterne.
Jemand der behauptet, in einem 5 Sterne Restaurant essen gewesen zu sein, verwechselt dies meist mit den Sternen nach welchen Hotelkategorien unterteilt sind.
• Im nachfolgenden die offizielle Erklärung des Michelin zu den jeweiligen Stufen.
Der Teller
Eine Küche mit guter Qualität
Qualitätsprodukte, fachkundig zubereitet: Einfach ein gutes Essen!
Bib Gourmand
Unser bestes Preis-Leistungs-Verhältnis
Ein Maximum an Schlemmerei für bis zu 38€ (wird regelmäßig angepasst), gute Produkte, die schön zur Geltung gebracht werden, eine moderate Rechnung, eine Küche mit exzellentem Preis-Leistungs-Verhältnis.
1 Stern
Eine Küche voller Finesse – einen Stopp wert
”Produkte von ausgesuchter Qualität, unverkennbare Finesse auf dem Teller, ausgeprägte Aromen, Beständigkeit in der Zubereitung - einen Stopp wert!“
Diese Beständigkeit ist meiner Meinung nach auch etwas das für den Guide Michelin bei der Vergabe essenziell ist. Ich habe schon in vielen Restaurants gegessen die an einem Abend einen Stern oder auch mehr verdient hätten, diesen aber nicht besitzen, da es an einem anderen Abend wieder deutlich schlechter war.
2 Sterne
Eine Spitzenküche – einen Umweg wert
“Beste Produkte werden von einem talentierten Küchenchef und seinem Team mit Know-how und Inspiration in subtilen,
markanten und mitunter neuartigen Speisen trefflich in Szene gesetzt - einen Umweg wert!“
3 Sterne
Eine einzigartige Küche – eine Reise wert
“Die Handschrift eines großartigen Küchenchefs! Erstklassige Produkte, Reinheit und Kraft der Aromen, Balance der Kompositionen.
Hier wird die Küche zur Kunst erhoben. Perfekt zubereitete Gerichte, die nicht selten zu Klassikern werden - ein Reise wert!“
Seit dem Jahr 2020 gibt es außerdem noch einen grünen Stern für Restaurants mit besonderer Nachhaltigkeit was Tierwohl, Haltung, Transport und Verbreitung der Produkte angeht.
Die Restaurants werden von den Testessern (sog. Inspektoren) anonym besucht. Sie reservieren ganz normal wie jeder andere Gast,
essen, bezahlen und geben sich auch nicht als solche in irgendeiner Art und Weise zu erkennen.
Dies passiert jedes Jahr aufs Neue mehrfach und es werden auch verschiedene Tester eingesetzt.
Die Bewertung der Restaurants erfolgt dann durch den Chefredakteur zusammen mit den Inspektoren des jeweiligen Landes.
Bei der höchsten Vergabe von drei Michelin Sternen müssen diese Restaurants auch noch zusätzlich von Inspektoren anderer Länder besucht und für gut genug befunden werden.
Die Auszeichnung im Guide Michelin ist für die Restaurants kostenlos (anders bei anderen Kritikern, die eine bestimmte kostenpflichtige Mindestabnahmemenge ihrer gedruckten Exemplare für eine Nennung in diesen verlangen).
In den letzten paar Jahren hat sich um die Veröffentlichung zwar mehr und mehr eine Show mit Livestream, Galadinner, etc. gebildet,
hierbei geht es aber mehr um neue Aufsteiger in die Drei-Sterne-Liga.
Ein Restaurant mit nur einem Stern oder einer Auszeichnung darunter, wird davon meist nichts mitbekommen und erst durch Erscheinen der neuen Ausgabe erfahren, ob sie eine Auszeichnung erhalten oder verteidigt haben.
• Was gibt es da zu essen?
Aktuell gibt es über dreihundert besternte Restaurants in Deutschland, sowie nochmals fast 400 Bib-Gourmand Restaurants.
Man kann hier also nicht von einem einheitlichen Geschmacksbild ausgehen.
Lange Zeit galt einzig und alleine die französische Küche als maßgeblicher Standard und ein Dreisterner ohne diese wäre undenkbar gewesen.
Diese Zeiten sind aber längst vorbei, wenn auch immer noch in vielen Lokalen mit französischen Techniken und Produkten gekocht wird,
haben wir zusehends eine Vermischung verschiedener Kochstile und viele Restaurants haben sich komplett eigenen Stilen zugewandt.
Gerade in den Dreisternern ist meist eine komplett eigene Handschrift und Menüzusammenstellung erkennbar.
Ähnlich wie bei Kunstwerken, bei welchen Experten oftmals nur anhand des Pinselstriches dieses Bild einem bestimmten Maler und sogar zeitlichen Periode zuordnen können, gibt es viele Leute (auch hier im Forum),
welche anhand eines einzelnen Tellers oder einer verwendeten Zutatenliste diese einem bestimmten Koch auf der Welt zuordnen können.
In den letzten Jahren gab es in den Küchen einen Wandel hin zum Regionalen.
Die Köche und Restaurants versuchen mehr mit Produzenten vor Ort zusammenzuarbeiten und Gerichte zu vereinfachen.
Oftmals gibt es alte und vergessene Gemüsesorten. Die Tage von mit Trüffel gefülltem Hummer unter Bergen von Foie Gras und Kaviar gehören längst der Vergangenheit an. Auf den Teller kommt nicht mehr unbedingt nur was teuer ist, sondern vor allem was schmeckt und harmonisch zusammenpasst.
Auch wenn teure und seltene Zutaten nach wie vor sehr verbreitet sind, habe ich in 3 Sterne Restaurants schon Pizza, Spare-Ribs und Burger gegessen.
Was trinkt man in einem Sternerestaurant?
Die schnelle Antwort: das worauf man gerade Lust hat. Wein, Bier Champagner, Coca Cola, Tee, go for it.
Zu den meisten Menüs gibt es optional eine vom Sommelier zusammengestellte Weinbegleitung, welche auf die Gänge im Menü abgestimmt ist.
Ist es der erste Besuch in einem solchen Restaurant und man hat absolut keine Ahnung von Wein oder gerade keine Lust sich mit der Thematik zu beschäftigen,
ist das vermutlich keine schlechte Entscheidung.
Eine Weinbegleitung krankt vor allem hier in Deutschland aber leider auch oft am Faktor Geld.
Da die Essenspreise meist zu niedrig sind, kann, wenn überhaupt, nur durch den Verkauf von Getränken Gewinn erzielt werden.
Ein Sommelier befindet sich daher auch immer in einer wirtschaftlichen Zwickmühle, zwischen einer guten Auswahl und dem finanziellen Einsatz.
Nur in den aller seltensten Fällen haben wir eine Weinbegleitung mit wirklich großartigen Weinen gesehen.
Dies soll nicht heißen, die Weine wären schlecht, nur gab es auf der Karte meist für gleiches Geld Flaschenweine, welche deutlich interessanter wären.
Daher buche ich eigentlich nie eine Weinbegleitung zum Menü dazu und wähle immer einzelne Weine selbst aus.
Gerade mit mehreren Person ergibt sich so die Möglichkeit, wirklich großartige Flaschen zusammen zu entdecken und zu trinken.
Das Thema alkoholfreie Begleitung zum Menü hat in den letzten Jahren durch die Restaurants selbst auch mehr und mehr Aufmerksamkeit erfahren.
Hier sollte man aber genau abklären, was dabei angeboten wird, um am Ende nicht mit fünf verschiedenen Apfelsaftsorten abgespeist zu werden.
Auch Bier und Sake Begleitungen erfreuen sich hierzulande mehr und mehr Beliebtheit.
Der beste Mojito meines Lebens war ein alkoholfreier.
Ja, im Sternerestaurant gibt es Bier und nein, man wird nicht komisch angeschaut, wenn man dieses bestellt.
• Was zieht man in einem Sternerestaurant an?
Eine feste Kleiderordnung mit Anzug und Krawatte gibt es zumindest in Deutschland längst nicht mehr.
Dies ist eher ein Relikt vergangener Zeiten oder der Vorstellung mancher, die noch nie in einem solchen Restaurant waren.
Hier geht es längst nicht mehr so steif zu wie viele glauben.
(Ja das hängt wirklich so auf der Toilette in einem Italienischen Dreisteren der auch auf der "Worlds 50 Best Restaurant" Liste steht.)
Ein hier sehr bekanntes GSV Mitglied in seiner schicksten Kleidung beim besuch eines Dreisterner’s.
Jeder besuchte Dreisterner hat mich bisher in derselben “Garderobe“ gesehen. Schwarzes Polohemd, dunkle Jeans und schwarz-weiße Sneaker.
(mit Ausnahme des Drei Sterne Hauses Barreis. Dort hatte ich meine kaputten ausgelatschten neongelben Asics Joggingschuhe an,
da ich es schlicht vergessen hatte, die Schuhe nach einer Wanderung vor dem Essen noch zu wechseln)
Nie habe ich mich dort under- oder overdressed gefühlt oder gab es missbilligende Blicke vom Service.
Dies gilt allerdings nicht überall auf der Welt. Im Ausland gibt es durchaus noch einige große Häuser, die einen Dresscode mit Hemd, Krawatte und Jackett vorschreiben. Diese werden aber immer seltener und meist ist der Anlass, in einem solchen Restaurant essen zu gehen, es auch wert sich etwas in Schale zu schmeißen.
• Kann man mit Kindern ins Sternerestaurant?
Wie an anderer Stelle schon angemerkt, gibt es nicht das eine typische Sternerestaurant dessem Muster alle folgen.
Wenn mein Kind gerade die Phase hat, in der es nur Spaghetti mit Tomatensoße mag, tue ich sicherlich keinem mit dem Besuch bei einem Japaner einen Gefallen.
Auch wenn ein Kind "jetzt mal ruhig am Tisch sitzen soll, während sich die Erwachsenen unterhalten“ ist das mit einem 10-12-gängigen Menü vermutlich nicht die beste Idee. Da sehe ich den Fehler aber auch eher bei den Eltern, wenn sich das Kind dann 5-6 Stunden alleine unterhalten darf/soll.
Die Kleinen sind ab einem gewissen Alter aber durchaus auch neugierig, was es verschiedenes auf der Welt zu essen gibt.
Den schnellen 3-Gänge-Mittagslunch kann man,denke ich, mit Kindern jeden Alters mitmachen. Für ein großes Abendmenü sollten die Kinder aber altersmäßig schon eher im zweistelligen Bereich sein.
Ein wunderschönes Erlebnis habe ich erst vor ein paar Monaten in der Schwarzwaldstube, einem der berühmtesten und renommiertesten Dreisternerestaurants Deutschlands.
Am Nebentisch hatte gerade eine Familie mit zwei kleinen Mädchen (geschätzt um die 10 Jahre) Platz genommen. Aus der Küche kam sofort Torsten Michel,
kniete sich am Tisch neben die Mädels und fragte,was sie denn zu essen wollten. Er könne ihnen auch etwas machen, das nicht auf der Karte steht.
Am Ende gab es für die Mädels passend zum Digestiv der Eltern auch noch ein Stamperl heiße Schokolade.
Etwas, das ich am nächsten Abend (wir waren zweimal hintereinander dort) ebenfalls zum Dessert bestellt habe.
Zuckerwatte zur Verabschiedung in einem Dreisterner
(Ich hätte mich so auf den Boden geschmissen und angefangen zu schreien, wenn das nur der Nachbartisch mit kleinen Kindern bekommen hätte und wir nicht auch.)
• Was kostet das?
Bei einem Einsterner in Deutschland haben wir meist einen kompletten Menüpreis Abends, der sich irgendwo bei ca. 120 € exkl. Getränke bewegt.
Zweisterner liegen im Bereich zwischen 160€ und 220€.
Drei Sterne Restaurants bei 250-300€.
Isst man a la Carte, kann das natürlich noch nach oben oder unten gehen.
Mittagsmenüs werden meist auch etwas kleiner und günstiger angeboten wie die abendlichen Menüs.
Leider werden Mittagsöffnungszeiten in guten Restaurants in diesem Land immer seltener.
Einige Restaurants bieten darüber hinaus auch für Studenten oder jüngere Leute günstigere Menüs an um den Einstieg in die Sternewelt zu erleichtern.
(2 Sterne Restaurant Falco in Leipzig)
• Warum sind die Portionen dort so klein und wird man davon überhaupt satt?
Dies beruht oftmals auf einem Missverständnis einzeln gezeigter Bilder.
Ein Gang wie dieser ist nicht ein komplettes Essen und nicht mal ein ganzes Hauptgericht, sondern immer Teil eines mehrgängigen Menüs.
Wir sprechen hier in der Regel von 7-12 Gängen, oftmals noch ergänzt um einige kleine Überraschungen,
die ohne Ankündigung zu Beginn oder am Ende aus der Küche kommen.
Leider gibt es in immer weniger Sternerestaurants auch ein a La Carte Menü.
Wenn ich nur klassisch drei Gänge (Vorspeise, Hauptspeise, Nachspeise) bestelle, fallen diese Portionen auch deutlich größer aus.
Satt wird man auf jeden Fall. Hungrig bin ich in all den Jahren noch nie aus einem Sternerestaurant gegangen.
Selbst wenn man es nicht werden würde, ist das Ziel nicht, einen Dreisterner möglichst schnell und mit vollem Bauch zu verlassen.
(Man kann sich sonst immer noch auf den Käsewagen stürzen )
• Warum geht man dort hin?
Weil man gut essen möchte.
So leicht ist die Antwort auf diese Frage.
Es geht einfach nur darum, ein tolles Essen, im Idealfall mit netten Menschen, zu haben und so einen schönen Nachmittag oder Abend zu verbringen.
Sicherlich gibt es Restaurants die aufgrund ihrer Küchenleistung schon regelrecht herausfordern sind.
Zum besseren Verständnis ein paar Vergleiche aus dem Fußball.
Ein Champions League Spiel kann eine sehr spannende und nervenaufreibende Angelegenheit sein.
Man freut sich schon Tage und Wochen im Voraus auf das Ereignis. Man unterstützt die eigenen Restaurants vor Ort wie den eigenen Verein durch seine Anwesenheit.
Man hat diesen einen Fußballverein den mal schon als aller erstes toll fand und den man immer etwas im Auge behält, auch wenn man nicht mehr selbst vor Ort ist.
Fiebert mit, wenn der Verein ins Straucheln gerät oder der Lieblingsspieler langsam sein Alterslimit erreicht hat und man sich fragt,
ob er das wieder aufholt oder ob es bald einen neuen gibt, der diese Lücke füllt oder ob sie überhaupt jemals wieder gefüllt werden kann.
• Gibt es Alternativen zum Michelin?
Neben dem Michelin gibt es noch eine ganze Reihe an anderen Restaurantführern.
Der seit 1969 erscheinende Gault Millau ist vermutlich der zweitbekannteste.
Des Weiteren gibt es noch den Gusto, Der Feinschmecker, Der Vatra Führer, Schlemmer Atlas und diverse Andere.
Ich kann hier nicht auf alle einzeln eingehen, es sei aber gesagt, dass der Michelin als die unumstrittene Referenz gilt, was Restaurantbewertungen angeht.
Bei manchen Guides mit zweifelhafterem Ruf sind die Restaurants teilweise verpflichtet, eine gewisse Menge der jährlich erscheinenden Bücher abzukaufen,
um in selbigem genannt zu werden. Ein gewisser Interessenskonflikt ist hier auf beiden Seiten klar erkennbar.
Zwei interessante Websiten gibt es aber noch zu dem Thema, welche ich hier kurz aufgreifen möchte:
Der Blog von Julien Walther, Trois Etoiles.
Sein erklärtes Ziel ist es, in jedem Drei-Sterne-Restaurant der Welt gegessen zu haben. Viel fehlt ihm dazu nicht mehr. Aktuell hat er 120 der weltweit 134 Restaurants mit drei Sternen besucht. (Trios Etoiles)
Er bewegt sich auch viel im 1-2 Sterne Bereich. Dadurch hat er eine weltweite Kompetenzerreicht, was die Vergleichbarkeit verschiedenster Restaurants auf der ganzen Welt angeht.
Zwar enthalten die Berichte natürlich seine persönliche Meinung, welche auch mal bei vermeintlichen Kleinigkeiten stark ins Gewicht fallen kann,
seine Berichte sind aber trotzdem sehr interessant zu verfolgen.
Das Andere sind die Restaurant Ranglisten bzw. das Holstein Ranking. Hierbei handelt es sich nicht um eine_ Restaurantbewertung an sich,
sondern die Seiten ermitteln anhand der andern Restaurantführer (Michelin, Gaut-Millau, Gusto usw.) eine Durchschnittsbewertung für jedes Restaurant basierend auf den Bewertungen der einzelnen Guides. Eine Metabewertung sozusagen. (Restaurant Ranglisten)
Mythen und Halbwahrheiten zum Michelin
Kann man einen Michelin Stern zurückgeben
Auch dies ist in den vergangenen Jahren vorgekommen. Einige Köche und Restaurantbesitzer haben meist sehr öffentlichkeitswirksam angekündigt,
dass sie ihre Sterne zurückgegeben haben. Meist steckt dahinter aber nicht mehr als Eigen-PR für das entsprechende Restaurant.
Der Michelin merkt dazu offiziell an, dass man einen Stern gar nicht zurückgeben kann, da man diesen nicht physisch erhält, sondern lediglich in einem Buch genannt wird.
Man könne lediglich darum bitten, nicht mehr in zukünftigen Ausgaben des Michelin genannt zu werden, wenn man dies aus verschiedenen Gründen nicht möchte.
Die Köche die dies tun, begründen es meist mit dem auf ihnen lastenden Druck, diese Sterne Jahr für Jahr verteidigen zu müssen oder der Angst davor, den Stern wieder zu verlieren.
Eine Aussage, der ich persönlich relativ wenig abgewinnen kann.
Selbstverständlich ist der Druck, in der absoluten Champions League der Köche mitzuspielen,extrem hoch.
Ähnlich beim Fußball achtet viele Menschen rund um die Welt auf Einen und jeder noch so kleine Fehler wird genauestens beobachtet.
Andererseits, und das ist der Punkt auf den ich hinaus möchte, erkocht man nicht zufällig Drei Michelin Sterne, obwohl man eigentlich etwas ganz anderes machen wollte.
Wir sprechen hier von aktuell weltweit !!! gerade einmal 121 Restaurants die das schaffen. So etwas passiert nicht zufällig.
Dafür braucht es die Besten der Besten und den absoluten Willen, dies auch durchzuziehen.
Wer mit dem Druck und der geforderten Leistung nicht mehr umgehen kann oder mag, soll kann und darf das selbstverständlich jederzeit kundtun und sein Restaurant neu ausrichten.
Die Vergangenheit hat allerdings gezeigt, dass es in den meisten Fällen eben oft nur Eigen-PR war oder man aufgrund anhaltend schlechter Küchenleistung der Streichung eines oder mehrerer Sterne einfach geschickt zuvor kommen möchte, indem man in jedem Klatschblatt verkündet, man möchte wieder bodenständiger und einfacher für die Leute kochen.
Auch hat der Guide Michelin ein paar Restaurants vor allem in Japan gestrichen, welche aufgrund ihrer extrem wenigen Sitzplätze oder einer speziellen Gästepolitik nicht für normale Personen zugänglich sind. Manche sprechen auch von Private-Clubs, in welche man nur über andere Stammgäste hineinkommt.
Trivia zum Michelin
Währende des D-Days wurden amerikanische Soldaten mit den roten Restaurantführer ausgestattet, da dessen Karten als relativ genau galten und man befürchtete,
sonst vor Ort durch abmontierte oder vertauschte Straßen - und Ortsschildern in die Irre geleitet zu werden. Diese werden mittlerweile mit hohen Sammlerpreisen gehandelt.
Das Reifenmaskottchen Bibendum ist weiß, da so die Reifen zur damaligen Zeit auch waren.
Als Autoreifen durch bessere Herstellungsverfahren schwarz wurden, hat man die weiße Farbe beibehalten.
(Im Netzt gibt es ein paar historische Abbildungen mit schwarzen Maskottchen, welche aber meist gestalterisch recht gruselig aussehen)
Aber der Freund des Schwagers vom Chiropraktiker meines Hundes hat mir erzählt, dass …..!
sie aufgefordert wurden, das Restaurant zu verlassen, nachdem sie vom Teller des jeweils anderen probiert hatten / ihnen eine Gabel runtergefallen ist / sie von 20 am Tisch liegenden Bestecken die falsche Gabel für den Gang benutzt haben/ sie auf der Rechnung den Vermerk "bitte beehren Sie uns nie wieder" bekommen hätten.
Geschichten wie diese geistern schon seit Jahrzehnten durch das Internet und werden gerne als Parolen bei Streitgesprächen zum Thema angeführt. Einige Köche haben sogar schon öffentlich erhebliche Belohnungen ausgelobt, falls ein Gast eine Rechnung mit entsprechendem Vermerk vorweisen könnte. (Sehr interessante Übersicht zur Thematik - Klick)
Im Sternerestaurant geht es immer sehr hochnäsig und verklemmt zu.
Auch dieses Gerücht kann ich nach über 60 Besuchen in besternten Restaurants nicht bestätigen. Wie überall ist es mit Menschen, dass man zu einigen einen besseren Draht findet und zu anderen nicht. Ich habe schon alles erlebt von „Sie wollen die Küche sehen, klar ich führe Sie hin und zeige ihnen alles“ über „klar schicke ich ihnen das Rezept per Mail“ bis hin zum Besuch beim selben Blumenladen und Frisör. Unfreundlichkeit war aber in all diesen Jahren nie dabei.
Es wird meist auch kein großes Geheimnis um spezielle Zubereitungen gemacht. Ich habe einige Rezepte aus Sternerestaurants bekommen. Teils noch am Abend vom Chefkoch persönlich von Hand geschrieben.
Das war also meine kleine Abhandlung über den Guide Michelin und die Sternerestaurants. Ich kann nur jedem empfehlen, der mit dem Thema noch keine Berührungspunkte hatte, es einmal zu probieren und ende mit meinem persönlichen Lieblingsspruch von @Kimble : „Deinen ersten Dreier vergisst du nie“
Falls Ihr noch Fragen habt, könnt Ihr sie mir gerne stellen.
Quellenverzeichnis:
Fotos Privat
Wikimedia
Guide Michelin Website
dachte ich mir, ich mache das ähnlich_der Erklärung zum Thema Kobe Fleisch (Link zu fettigem Fleisch) in einem eigenenThread.
• Wer oder was ist der Guide Michelin?
Der Michelin ist ein jährlich erscheinender Hotel- und Restaurantführer.
Neben diesem gibt es auch noch einen Touristik-Michelin, der sich um Sehenswürdigkeiten und Reisen kümmert.
Am berühmtesten ist sicherlich der rote Restaurantführer mit seinen Sternen.
Dass in diesem Buch zusätzlich auch etwa 1700 Hotels aller Preiskategorien gelistet sind wissen viele Leute gar nicht.
Der Restaurantführer gehört zum französischen Reifenhersteller Michelin und teilt sich mit diesem auch das berühmte weiße Maskottchen “Bibendum“.
Der Guide erscheint mittlerweile seit 122 Jahren.
Ursprünglich war es ein Buch mit Landkarten und Markierungen für die wenigen Autofahrer mit Adressen, wo es Benzin und Werkstätten im Land gibt.
1926 kamen dann zu den Übernachtungsmöglichkeiten auch erstmals die berühmten Michelinsterne für Restaurants dazu.
Im Jahr 1910 kam die deutsche Auflage hinzu, welche seit 1964 durchgängig produziert wird.
• Was und wie bewertet der Michelin?
Der Michelin bewertet einzig die Küchenleistung! Das, was auf dem Teller ist, zählt und nicht das Personal oder Ambiente.
Aus diesem Grunde gibt es streng genommen auch keine Sterneköche, da die Sterne für die Gesamtleistung der Küche vergeben werden. Ein Koch kann seinen Stern auch nicht einfach mitnehmen, wenn er sich selbstständig macht oder das Restaurant wechselt.
Ein weiterer verbreiteter Irrtum ist, dass der Guide Michelin nur Restaurants in der Spitzengastronomie bewertet.
Es gibt neben den Sternen noch andere Abstufungen für einfachere Küchen in denen bewertet wird.
Die einfachste Kategorie ist die bloße Nennung auf der Website. Hier stehen z.B. sogar verschiedene Burger-Franchise Ketten.
Gefolgt vom Michelin Teller und der Nennung im jährlich neu erscheinenden Buch.
Darüber liegt der Bib Gourmand.
Er wird für "sorgfältig zubereitete und zugleich preiswerte Mahlzeiten" vergeben. Hier gibt es, meist je nach Land,
einen bestimmten Betrag, für den es im Restaurant möglich sein muss zu essen. In Deutschland sind es aktuell 38€.
Die Michelin Sterne sind sicherlich die berühmteste und wichtigste Auszeichnung für Restaurants auf der ganzen Welt.
Vergeben werden aufsteigend 1-3 Sterne.
Jemand der behauptet, in einem 5 Sterne Restaurant essen gewesen zu sein, verwechselt dies meist mit den Sternen nach welchen Hotelkategorien unterteilt sind.
• Im nachfolgenden die offizielle Erklärung des Michelin zu den jeweiligen Stufen.
Der Teller
Eine Küche mit guter Qualität
Qualitätsprodukte, fachkundig zubereitet: Einfach ein gutes Essen!
Bib Gourmand
Unser bestes Preis-Leistungs-Verhältnis
Ein Maximum an Schlemmerei für bis zu 38€ (wird regelmäßig angepasst), gute Produkte, die schön zur Geltung gebracht werden, eine moderate Rechnung, eine Küche mit exzellentem Preis-Leistungs-Verhältnis.
1 Stern
Eine Küche voller Finesse – einen Stopp wert
”Produkte von ausgesuchter Qualität, unverkennbare Finesse auf dem Teller, ausgeprägte Aromen, Beständigkeit in der Zubereitung - einen Stopp wert!“
Diese Beständigkeit ist meiner Meinung nach auch etwas das für den Guide Michelin bei der Vergabe essenziell ist. Ich habe schon in vielen Restaurants gegessen die an einem Abend einen Stern oder auch mehr verdient hätten, diesen aber nicht besitzen, da es an einem anderen Abend wieder deutlich schlechter war.
2 Sterne
Eine Spitzenküche – einen Umweg wert
“Beste Produkte werden von einem talentierten Küchenchef und seinem Team mit Know-how und Inspiration in subtilen,
markanten und mitunter neuartigen Speisen trefflich in Szene gesetzt - einen Umweg wert!“
3 Sterne
Eine einzigartige Küche – eine Reise wert
“Die Handschrift eines großartigen Küchenchefs! Erstklassige Produkte, Reinheit und Kraft der Aromen, Balance der Kompositionen.
Hier wird die Küche zur Kunst erhoben. Perfekt zubereitete Gerichte, die nicht selten zu Klassikern werden - ein Reise wert!“
Seit dem Jahr 2020 gibt es außerdem noch einen grünen Stern für Restaurants mit besonderer Nachhaltigkeit was Tierwohl, Haltung, Transport und Verbreitung der Produkte angeht.
Die Restaurants werden von den Testessern (sog. Inspektoren) anonym besucht. Sie reservieren ganz normal wie jeder andere Gast,
essen, bezahlen und geben sich auch nicht als solche in irgendeiner Art und Weise zu erkennen.
Dies passiert jedes Jahr aufs Neue mehrfach und es werden auch verschiedene Tester eingesetzt.
Die Bewertung der Restaurants erfolgt dann durch den Chefredakteur zusammen mit den Inspektoren des jeweiligen Landes.
Bei der höchsten Vergabe von drei Michelin Sternen müssen diese Restaurants auch noch zusätzlich von Inspektoren anderer Länder besucht und für gut genug befunden werden.
Die Auszeichnung im Guide Michelin ist für die Restaurants kostenlos (anders bei anderen Kritikern, die eine bestimmte kostenpflichtige Mindestabnahmemenge ihrer gedruckten Exemplare für eine Nennung in diesen verlangen).
In den letzten paar Jahren hat sich um die Veröffentlichung zwar mehr und mehr eine Show mit Livestream, Galadinner, etc. gebildet,
hierbei geht es aber mehr um neue Aufsteiger in die Drei-Sterne-Liga.
Ein Restaurant mit nur einem Stern oder einer Auszeichnung darunter, wird davon meist nichts mitbekommen und erst durch Erscheinen der neuen Ausgabe erfahren, ob sie eine Auszeichnung erhalten oder verteidigt haben.
• Was gibt es da zu essen?
Aktuell gibt es über dreihundert besternte Restaurants in Deutschland, sowie nochmals fast 400 Bib-Gourmand Restaurants.
Man kann hier also nicht von einem einheitlichen Geschmacksbild ausgehen.
Lange Zeit galt einzig und alleine die französische Küche als maßgeblicher Standard und ein Dreisterner ohne diese wäre undenkbar gewesen.
Diese Zeiten sind aber längst vorbei, wenn auch immer noch in vielen Lokalen mit französischen Techniken und Produkten gekocht wird,
haben wir zusehends eine Vermischung verschiedener Kochstile und viele Restaurants haben sich komplett eigenen Stilen zugewandt.
Gerade in den Dreisternern ist meist eine komplett eigene Handschrift und Menüzusammenstellung erkennbar.
Ähnlich wie bei Kunstwerken, bei welchen Experten oftmals nur anhand des Pinselstriches dieses Bild einem bestimmten Maler und sogar zeitlichen Periode zuordnen können, gibt es viele Leute (auch hier im Forum),
welche anhand eines einzelnen Tellers oder einer verwendeten Zutatenliste diese einem bestimmten Koch auf der Welt zuordnen können.
In den letzten Jahren gab es in den Küchen einen Wandel hin zum Regionalen.
Die Köche und Restaurants versuchen mehr mit Produzenten vor Ort zusammenzuarbeiten und Gerichte zu vereinfachen.
Oftmals gibt es alte und vergessene Gemüsesorten. Die Tage von mit Trüffel gefülltem Hummer unter Bergen von Foie Gras und Kaviar gehören längst der Vergangenheit an. Auf den Teller kommt nicht mehr unbedingt nur was teuer ist, sondern vor allem was schmeckt und harmonisch zusammenpasst.
Auch wenn teure und seltene Zutaten nach wie vor sehr verbreitet sind, habe ich in 3 Sterne Restaurants schon Pizza, Spare-Ribs und Burger gegessen.
Was trinkt man in einem Sternerestaurant?
Die schnelle Antwort: das worauf man gerade Lust hat. Wein, Bier Champagner, Coca Cola, Tee, go for it.
Zu den meisten Menüs gibt es optional eine vom Sommelier zusammengestellte Weinbegleitung, welche auf die Gänge im Menü abgestimmt ist.
Ist es der erste Besuch in einem solchen Restaurant und man hat absolut keine Ahnung von Wein oder gerade keine Lust sich mit der Thematik zu beschäftigen,
ist das vermutlich keine schlechte Entscheidung.
Eine Weinbegleitung krankt vor allem hier in Deutschland aber leider auch oft am Faktor Geld.
Da die Essenspreise meist zu niedrig sind, kann, wenn überhaupt, nur durch den Verkauf von Getränken Gewinn erzielt werden.
Ein Sommelier befindet sich daher auch immer in einer wirtschaftlichen Zwickmühle, zwischen einer guten Auswahl und dem finanziellen Einsatz.
Nur in den aller seltensten Fällen haben wir eine Weinbegleitung mit wirklich großartigen Weinen gesehen.
Dies soll nicht heißen, die Weine wären schlecht, nur gab es auf der Karte meist für gleiches Geld Flaschenweine, welche deutlich interessanter wären.
Daher buche ich eigentlich nie eine Weinbegleitung zum Menü dazu und wähle immer einzelne Weine selbst aus.
Gerade mit mehreren Person ergibt sich so die Möglichkeit, wirklich großartige Flaschen zusammen zu entdecken und zu trinken.
Das Thema alkoholfreie Begleitung zum Menü hat in den letzten Jahren durch die Restaurants selbst auch mehr und mehr Aufmerksamkeit erfahren.
Hier sollte man aber genau abklären, was dabei angeboten wird, um am Ende nicht mit fünf verschiedenen Apfelsaftsorten abgespeist zu werden.
Auch Bier und Sake Begleitungen erfreuen sich hierzulande mehr und mehr Beliebtheit.
Der beste Mojito meines Lebens war ein alkoholfreier.
Ja, im Sternerestaurant gibt es Bier und nein, man wird nicht komisch angeschaut, wenn man dieses bestellt.
• Was zieht man in einem Sternerestaurant an?
Eine feste Kleiderordnung mit Anzug und Krawatte gibt es zumindest in Deutschland längst nicht mehr.
Dies ist eher ein Relikt vergangener Zeiten oder der Vorstellung mancher, die noch nie in einem solchen Restaurant waren.
Hier geht es längst nicht mehr so steif zu wie viele glauben.
(Ja das hängt wirklich so auf der Toilette in einem Italienischen Dreisteren der auch auf der "Worlds 50 Best Restaurant" Liste steht.)
Ein hier sehr bekanntes GSV Mitglied in seiner schicksten Kleidung beim besuch eines Dreisterner’s.
Jeder besuchte Dreisterner hat mich bisher in derselben “Garderobe“ gesehen. Schwarzes Polohemd, dunkle Jeans und schwarz-weiße Sneaker.
(mit Ausnahme des Drei Sterne Hauses Barreis. Dort hatte ich meine kaputten ausgelatschten neongelben Asics Joggingschuhe an,
da ich es schlicht vergessen hatte, die Schuhe nach einer Wanderung vor dem Essen noch zu wechseln)
Nie habe ich mich dort under- oder overdressed gefühlt oder gab es missbilligende Blicke vom Service.
Dies gilt allerdings nicht überall auf der Welt. Im Ausland gibt es durchaus noch einige große Häuser, die einen Dresscode mit Hemd, Krawatte und Jackett vorschreiben. Diese werden aber immer seltener und meist ist der Anlass, in einem solchen Restaurant essen zu gehen, es auch wert sich etwas in Schale zu schmeißen.
• Kann man mit Kindern ins Sternerestaurant?
Wie an anderer Stelle schon angemerkt, gibt es nicht das eine typische Sternerestaurant dessem Muster alle folgen.
Wenn mein Kind gerade die Phase hat, in der es nur Spaghetti mit Tomatensoße mag, tue ich sicherlich keinem mit dem Besuch bei einem Japaner einen Gefallen.
Auch wenn ein Kind "jetzt mal ruhig am Tisch sitzen soll, während sich die Erwachsenen unterhalten“ ist das mit einem 10-12-gängigen Menü vermutlich nicht die beste Idee. Da sehe ich den Fehler aber auch eher bei den Eltern, wenn sich das Kind dann 5-6 Stunden alleine unterhalten darf/soll.
Die Kleinen sind ab einem gewissen Alter aber durchaus auch neugierig, was es verschiedenes auf der Welt zu essen gibt.
Den schnellen 3-Gänge-Mittagslunch kann man,denke ich, mit Kindern jeden Alters mitmachen. Für ein großes Abendmenü sollten die Kinder aber altersmäßig schon eher im zweistelligen Bereich sein.
Ein wunderschönes Erlebnis habe ich erst vor ein paar Monaten in der Schwarzwaldstube, einem der berühmtesten und renommiertesten Dreisternerestaurants Deutschlands.
Am Nebentisch hatte gerade eine Familie mit zwei kleinen Mädchen (geschätzt um die 10 Jahre) Platz genommen. Aus der Küche kam sofort Torsten Michel,
kniete sich am Tisch neben die Mädels und fragte,was sie denn zu essen wollten. Er könne ihnen auch etwas machen, das nicht auf der Karte steht.
Am Ende gab es für die Mädels passend zum Digestiv der Eltern auch noch ein Stamperl heiße Schokolade.
Etwas, das ich am nächsten Abend (wir waren zweimal hintereinander dort) ebenfalls zum Dessert bestellt habe.
Zuckerwatte zur Verabschiedung in einem Dreisterner
(Ich hätte mich so auf den Boden geschmissen und angefangen zu schreien, wenn das nur der Nachbartisch mit kleinen Kindern bekommen hätte und wir nicht auch.)
• Was kostet das?
Bei einem Einsterner in Deutschland haben wir meist einen kompletten Menüpreis Abends, der sich irgendwo bei ca. 120 € exkl. Getränke bewegt.
Zweisterner liegen im Bereich zwischen 160€ und 220€.
Drei Sterne Restaurants bei 250-300€.
Isst man a la Carte, kann das natürlich noch nach oben oder unten gehen.
Mittagsmenüs werden meist auch etwas kleiner und günstiger angeboten wie die abendlichen Menüs.
Leider werden Mittagsöffnungszeiten in guten Restaurants in diesem Land immer seltener.
Einige Restaurants bieten darüber hinaus auch für Studenten oder jüngere Leute günstigere Menüs an um den Einstieg in die Sternewelt zu erleichtern.
(2 Sterne Restaurant Falco in Leipzig)
• Warum sind die Portionen dort so klein und wird man davon überhaupt satt?
Dies beruht oftmals auf einem Missverständnis einzeln gezeigter Bilder.
Ein Gang wie dieser ist nicht ein komplettes Essen und nicht mal ein ganzes Hauptgericht, sondern immer Teil eines mehrgängigen Menüs.
Wir sprechen hier in der Regel von 7-12 Gängen, oftmals noch ergänzt um einige kleine Überraschungen,
die ohne Ankündigung zu Beginn oder am Ende aus der Küche kommen.
Leider gibt es in immer weniger Sternerestaurants auch ein a La Carte Menü.
Wenn ich nur klassisch drei Gänge (Vorspeise, Hauptspeise, Nachspeise) bestelle, fallen diese Portionen auch deutlich größer aus.
Satt wird man auf jeden Fall. Hungrig bin ich in all den Jahren noch nie aus einem Sternerestaurant gegangen.
Selbst wenn man es nicht werden würde, ist das Ziel nicht, einen Dreisterner möglichst schnell und mit vollem Bauch zu verlassen.
(Man kann sich sonst immer noch auf den Käsewagen stürzen )
• Warum geht man dort hin?
Weil man gut essen möchte.
So leicht ist die Antwort auf diese Frage.
Es geht einfach nur darum, ein tolles Essen, im Idealfall mit netten Menschen, zu haben und so einen schönen Nachmittag oder Abend zu verbringen.
Sicherlich gibt es Restaurants die aufgrund ihrer Küchenleistung schon regelrecht herausfordern sind.
Zum besseren Verständnis ein paar Vergleiche aus dem Fußball.
Ein Champions League Spiel kann eine sehr spannende und nervenaufreibende Angelegenheit sein.
Man freut sich schon Tage und Wochen im Voraus auf das Ereignis. Man unterstützt die eigenen Restaurants vor Ort wie den eigenen Verein durch seine Anwesenheit.
Man hat diesen einen Fußballverein den mal schon als aller erstes toll fand und den man immer etwas im Auge behält, auch wenn man nicht mehr selbst vor Ort ist.
Fiebert mit, wenn der Verein ins Straucheln gerät oder der Lieblingsspieler langsam sein Alterslimit erreicht hat und man sich fragt,
ob er das wieder aufholt oder ob es bald einen neuen gibt, der diese Lücke füllt oder ob sie überhaupt jemals wieder gefüllt werden kann.
• Gibt es Alternativen zum Michelin?
Neben dem Michelin gibt es noch eine ganze Reihe an anderen Restaurantführern.
Der seit 1969 erscheinende Gault Millau ist vermutlich der zweitbekannteste.
Des Weiteren gibt es noch den Gusto, Der Feinschmecker, Der Vatra Führer, Schlemmer Atlas und diverse Andere.
Ich kann hier nicht auf alle einzeln eingehen, es sei aber gesagt, dass der Michelin als die unumstrittene Referenz gilt, was Restaurantbewertungen angeht.
Bei manchen Guides mit zweifelhafterem Ruf sind die Restaurants teilweise verpflichtet, eine gewisse Menge der jährlich erscheinenden Bücher abzukaufen,
um in selbigem genannt zu werden. Ein gewisser Interessenskonflikt ist hier auf beiden Seiten klar erkennbar.
Zwei interessante Websiten gibt es aber noch zu dem Thema, welche ich hier kurz aufgreifen möchte:
Der Blog von Julien Walther, Trois Etoiles.
Sein erklärtes Ziel ist es, in jedem Drei-Sterne-Restaurant der Welt gegessen zu haben. Viel fehlt ihm dazu nicht mehr. Aktuell hat er 120 der weltweit 134 Restaurants mit drei Sternen besucht. (Trios Etoiles)
Er bewegt sich auch viel im 1-2 Sterne Bereich. Dadurch hat er eine weltweite Kompetenzerreicht, was die Vergleichbarkeit verschiedenster Restaurants auf der ganzen Welt angeht.
Zwar enthalten die Berichte natürlich seine persönliche Meinung, welche auch mal bei vermeintlichen Kleinigkeiten stark ins Gewicht fallen kann,
seine Berichte sind aber trotzdem sehr interessant zu verfolgen.
Das Andere sind die Restaurant Ranglisten bzw. das Holstein Ranking. Hierbei handelt es sich nicht um eine_ Restaurantbewertung an sich,
sondern die Seiten ermitteln anhand der andern Restaurantführer (Michelin, Gaut-Millau, Gusto usw.) eine Durchschnittsbewertung für jedes Restaurant basierend auf den Bewertungen der einzelnen Guides. Eine Metabewertung sozusagen. (Restaurant Ranglisten)
Mythen und Halbwahrheiten zum Michelin
Kann man einen Michelin Stern zurückgeben
Auch dies ist in den vergangenen Jahren vorgekommen. Einige Köche und Restaurantbesitzer haben meist sehr öffentlichkeitswirksam angekündigt,
dass sie ihre Sterne zurückgegeben haben. Meist steckt dahinter aber nicht mehr als Eigen-PR für das entsprechende Restaurant.
Der Michelin merkt dazu offiziell an, dass man einen Stern gar nicht zurückgeben kann, da man diesen nicht physisch erhält, sondern lediglich in einem Buch genannt wird.
Man könne lediglich darum bitten, nicht mehr in zukünftigen Ausgaben des Michelin genannt zu werden, wenn man dies aus verschiedenen Gründen nicht möchte.
Die Köche die dies tun, begründen es meist mit dem auf ihnen lastenden Druck, diese Sterne Jahr für Jahr verteidigen zu müssen oder der Angst davor, den Stern wieder zu verlieren.
Eine Aussage, der ich persönlich relativ wenig abgewinnen kann.
Selbstverständlich ist der Druck, in der absoluten Champions League der Köche mitzuspielen,extrem hoch.
Ähnlich beim Fußball achtet viele Menschen rund um die Welt auf Einen und jeder noch so kleine Fehler wird genauestens beobachtet.
Andererseits, und das ist der Punkt auf den ich hinaus möchte, erkocht man nicht zufällig Drei Michelin Sterne, obwohl man eigentlich etwas ganz anderes machen wollte.
Wir sprechen hier von aktuell weltweit !!! gerade einmal 121 Restaurants die das schaffen. So etwas passiert nicht zufällig.
Dafür braucht es die Besten der Besten und den absoluten Willen, dies auch durchzuziehen.
Wer mit dem Druck und der geforderten Leistung nicht mehr umgehen kann oder mag, soll kann und darf das selbstverständlich jederzeit kundtun und sein Restaurant neu ausrichten.
Die Vergangenheit hat allerdings gezeigt, dass es in den meisten Fällen eben oft nur Eigen-PR war oder man aufgrund anhaltend schlechter Küchenleistung der Streichung eines oder mehrerer Sterne einfach geschickt zuvor kommen möchte, indem man in jedem Klatschblatt verkündet, man möchte wieder bodenständiger und einfacher für die Leute kochen.
Auch hat der Guide Michelin ein paar Restaurants vor allem in Japan gestrichen, welche aufgrund ihrer extrem wenigen Sitzplätze oder einer speziellen Gästepolitik nicht für normale Personen zugänglich sind. Manche sprechen auch von Private-Clubs, in welche man nur über andere Stammgäste hineinkommt.
Trivia zum Michelin
Währende des D-Days wurden amerikanische Soldaten mit den roten Restaurantführer ausgestattet, da dessen Karten als relativ genau galten und man befürchtete,
sonst vor Ort durch abmontierte oder vertauschte Straßen - und Ortsschildern in die Irre geleitet zu werden. Diese werden mittlerweile mit hohen Sammlerpreisen gehandelt.
Das Reifenmaskottchen Bibendum ist weiß, da so die Reifen zur damaligen Zeit auch waren.
Als Autoreifen durch bessere Herstellungsverfahren schwarz wurden, hat man die weiße Farbe beibehalten.
(Im Netzt gibt es ein paar historische Abbildungen mit schwarzen Maskottchen, welche aber meist gestalterisch recht gruselig aussehen)
Aber der Freund des Schwagers vom Chiropraktiker meines Hundes hat mir erzählt, dass …..!
sie aufgefordert wurden, das Restaurant zu verlassen, nachdem sie vom Teller des jeweils anderen probiert hatten / ihnen eine Gabel runtergefallen ist / sie von 20 am Tisch liegenden Bestecken die falsche Gabel für den Gang benutzt haben/ sie auf der Rechnung den Vermerk "bitte beehren Sie uns nie wieder" bekommen hätten.
Geschichten wie diese geistern schon seit Jahrzehnten durch das Internet und werden gerne als Parolen bei Streitgesprächen zum Thema angeführt. Einige Köche haben sogar schon öffentlich erhebliche Belohnungen ausgelobt, falls ein Gast eine Rechnung mit entsprechendem Vermerk vorweisen könnte. (Sehr interessante Übersicht zur Thematik - Klick)
Im Sternerestaurant geht es immer sehr hochnäsig und verklemmt zu.
Auch dieses Gerücht kann ich nach über 60 Besuchen in besternten Restaurants nicht bestätigen. Wie überall ist es mit Menschen, dass man zu einigen einen besseren Draht findet und zu anderen nicht. Ich habe schon alles erlebt von „Sie wollen die Küche sehen, klar ich führe Sie hin und zeige ihnen alles“ über „klar schicke ich ihnen das Rezept per Mail“ bis hin zum Besuch beim selben Blumenladen und Frisör. Unfreundlichkeit war aber in all diesen Jahren nie dabei.
Es wird meist auch kein großes Geheimnis um spezielle Zubereitungen gemacht. Ich habe einige Rezepte aus Sternerestaurants bekommen. Teils noch am Abend vom Chefkoch persönlich von Hand geschrieben.
Das war also meine kleine Abhandlung über den Guide Michelin und die Sternerestaurants. Ich kann nur jedem empfehlen, der mit dem Thema noch keine Berührungspunkte hatte, es einmal zu probieren und ende mit meinem persönlichen Lieblingsspruch von @Kimble : „Deinen ersten Dreier vergisst du nie“
Falls Ihr noch Fragen habt, könnt Ihr sie mir gerne stellen.
Quellenverzeichnis:
Fotos Privat
Wikimedia
Guide Michelin Website