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Wicked Edge - ein erster Erfahrungsbericht

Vicente_cgn

Dauergriller
5+ Jahre im GSV
Hallo zusammen!

Ich habe mir im August 2019 ein Wicked Edge (WE) Schleifsystem gekauft und möchte mir heute endlich die Zeit nehmen ein wenig darüber zu schreiben.

Bisher gibt es zu dem System kaum deutsche Erfahrungsberichte, was sicherlich auch mit dem hohen Preis und den zahlreichen preiswerteren Alternativen zu tun hat. Umso eher wird man fündig wenn man sich im englischsprachigen Teil des Internets umschaut, dann findet man neben der offiziellen Homepage (Link) inklusive Forum und einem Wiki (Link) auch zahlreiche Youtube Videos in denen das System und der Umgang damit ausführlich erklärt wird und auch Stärken und Schwächen aufgezeigt werden. Hier mal ein offizielles Werbefilmchen (Link) damit jeder weiss worüber ich hier schreibe.

Einige werden sich fragen weshalb ich mich trotz des hohen Preises ausgerechnet für dieses System entschieden habe. Die Antwort ist einfach die, das ich durch die Begeisterung der Besitzer neugierig geworden bin und wissen wollte ob das System wirklich so simpel und gut funktioniert wie es in den Videos zu sehen ist. Zudem habe ich mir einige Systeme angeschaut und verglichen, lässt man den Preis einmal ausser acht so kam nur das WE-System für mich in Frage.

Ich habe nur zwei Bezugsquellen im deutschsprachigen Raum gefunden und mich aufgrund der positiven Erfahrungsberichte für Knives&Tools entschieden. Schaut man sich dort in der Kategorie Wicked Edge um so wird man vor die Wahl zwischen verschiedenen Ausführungen mit mehr oder weniger Zubehör gestellt. Das es so wenige Distributoren in Deutschland gibt ist einer der wenigen Negativpunkte aber daran kann man dem System nicht die Schuld geben.

Ich selber bin ein absoluter Anfänger was das Schleifen von Messern angeht. Im Herbst 2018 habe ich einen Messerschleifkurs der Firma Herder in Solingen besucht wo einem der Umgang mit Wetzstab, Abziehleder und Wasserschleifsteinen gezeigt wurde. Ich empfand es als mühsam bis unmöglich, einen gleichbleibenden Schleifwinkel einzuhalten - und das auch noch für beide Seiten der Schneide. Und ich wollte das Schleifen nicht erst monatelang trainieren bevor ich meinen Messern die gewünschte Schärfe verpassen kann weshalb ich den Entschluss fasse den bequemen Weg zu gehen und ein Schleifsystem zu kaufen. Natürlich habe ich auf der anderen Seite keine Erfahrung was Abweichungen um ein paar Grad wirklich ausmachen aber besser wird das Ergebnis dadurch sicher nicht.

Bevor ich zu den Details komme möchte ich noch kurz darauf eingehen was dieses System für mich von anderen abhebt.

a) Im Gegensatz zu anderen Systemen kann ich beim Wicked Edge gleichzeitig beide Seiten bearbeiten. Ich muss das Messer nicht neu einspannen wenn ich die Seite wechseln möchte sondern ich habe für jede Seite jeweils einen eigenen Schleifstein.
Steine.jpg


b) Ist der Winkel einmal eingestellt so kann ich als Anwender diesbezüglich nichts mehr falsch machen. Es besteht gar keine Möglichkeit mit dem falschen Winkel zu schleifen.

c) Das System hat kaum bewegliche Teile und ist ziemlich robust. Es gibt also kein Spiel welches Einfluss auf das Ergebnis hat.
Kugelgelenk.jpg


Die Sache mit den zweifachen Steinen macht den Spaß vermutlich auch etwas teurer weil man die Steine immer im Doppelpack kauft. Laut Aussage des Herstellers soll ein Stein ca. 400-500 Messer schleifen können. Die groben Steine halten dabei nicht ganz so lange wie die Feinen.

Hier kommen wir auch schon zu einem Nachteil speziell der diamantbeschichteten Steine: der Hersteller war ziemlich großzügig was die Beschichtung angeht und somit müssen diese Steine erst einmal eingeschliffen werden bevor man damit einen perfekten Schliff erhält. Diese Einschleifphase hat bei mir etwa 7-8 Messer gedauert, glücklicherweise standen mir genug billige Übungsmesser zur Verfügung. Daran, wie der Stein über die Klinge gleitet, merkt man auch als Anfänger sofort wenn er seine volle Einsatzfähigkeit erreicht hat. Hat man keine Übungsmesser zur Hand kann man laut Forum auch ein Stück Stahl einspannen und bearbeiten. Einen Vorteil gibt's aber auch noch: ein Abrichten der Steine ist auch nach langer Nutzungsdauer nicht notwendig da diese plan bleiben.

Noch ein Wort zu den Schleifsteinen: schaut man sich das Angebot an so sieht man dass es neben den Diamantschleifsteinen auch Diamantschleiffolien zum aufkleben, Keramik, Lederstreichriemen mit Diamantpaste, Halter für selbstklebendes Schleifpapier, Balsaabziehstreifen oder Aluminiumoxid-Polierbänder gibt. In den USA werden inzwischen sogar Wasserschleifsteine für das System angeboten. Das Wiki bietet hier einen ganz guten Überblick in welchem die Original-Schleifmittel in der Reihenfolge der Anwendung von grob nach fein aufgelistet sind (Link). Ich habe mich bisher auf die Nutzung der Diamantschleifsteine sowie der Diamantschleiffolie beschränkt, für mich ist das ausreichend. Die Experten hier im Forum werden sicherlich noch etwas zu den Vor- und Nachteilen der einzelnen Schleifutensilien für das System sagen können - ich habe davon leider (noch) keine wirkliche Ahnung.

Zurück zu der Auswahl des Systems. Ich habe mich für ein Paket auf Basis des WE130-Modells entschieden. Hier ist die Einstellung des Schleifwinkels zwar etwas aufwändiger als bei dem neuesten Modell aber dafür hat man hier die Möglichkeit, Messer beidseitig mit asymmetrischem Schleifwinkel zu schleifen.
System_komplett.jpg


Kommen wir zur Anwendung. Die Grobeinstellung des Schleifwinkels erfolgt über eine Schiene mit Vertiefungen die in etwa ein Grad ausmachen. Für die Feineinstellung gibt es an jedem Arm eine Made welche mit einer Rändelschraube gesichert ist, somit ist die Einstellung in 0.1 Grad Schritten problemlos möglich. Die Winkelanzeige auf der Schiene ist übrigens ziemlich überflüssig da der Schleifwinkel je nach Höhe der Klinge abweicht. Wenn man genau arbeiten möchte schafft man sich am besten einen digitalen Winkelanzeiger (Bevel Box o.ä.) an. Dieser haftet mit seiner magnetischen Seite an den Scheifsteinen und man kann sehr bequem den gewünschten Winkel einstellen.
Winkelmessung.jpg


Das Herzstück des Systems ist die Halteklammer für das Messer. Diese unterlag in der Vergangenheit mehreren Änderungen und ist meiner Meinung nach sehr ausgereift. Mit einem Hebel bewegt man beide Seiten der Klammer gleichzeitig was dafür garantiert, dass das Messer mittig eingespannt wird. Bei früheren Modellen lies sich nur eine Seite der Klammer bewegen. An der Rückseite lässt sich noch die Stärke der Klammer einstellen falls man extrem dünne Klingen schleifen möchte, für meine Messer musste ich jedoch bisher nie über die Hälfte hinausgehen.
Staerke.jpg


Zum Thema Zubehör möchte ich es jedem selber überlassen, einmal über das Angebot drüberzuschauen. Für mich haben sich bisher drei Dinge als unverzichtbar herausgestellt:

Da ist zum einen der Low-Angle-Adapter welcher quasi eine Verlängerung der Halteklammer darstellt und es ermöglicht, Messer mit einer sehr schmalen Klinge zu bearbeiten oder, wie es der Name schon sagt, sehr kleine Schleifwinkel zu realisieren.
20191120_124918.jpg


Die anderen beiden Teile sind Schablonen welche es einem ermöglichen, ein Messer bei einem erneuten Schleifvorgang genau an der gleichen Stelle einzuspannen wie zuvor. Leider funktionieren die Schablonen nicht zusammen mit dem Low-Angle-Adapter, hier notiert man sich am besten ein paar Bezugspunkte wie z.B. die Entfernung der Messerspitze zur vorderen, oberen Ecke der Halteklammer.
Position - small.jpg



Damit kommen wir auch schon zum nächsten Punkt auf den ich eingehen möchte: ist dass System wirklich so einfach im Einsatz wie asngepriesen?

Beginnen wir mit dem Einspannen des Messers. Hier gibt es eine kleine Hilfe welche zwei verschiedene Höhen zum einspannen vorgibt. Ich denke, es ist jedem klar das man für breite Klingen die untere Position wählt, für schmalere Klingen die obere.
20190928_122140.jpg


Zudem ist es möglich, das Messer auf dieser vorgegeben Höhe nach vorne oder nach hinten zu schieben. Dies ist hilfreich um den sogenannten "Sweet Spot" zu ermitteln. Der "Sweet Spot" eines Messers ist quasi die Position bei welcher der Schleifstein in einer gleichmässigen Höhe über die Schneide gleitet. Das klingt komlizierter als es ist, im beiliegenden Handbuch ist ausführlich mit Bildern dokumentiert wie man diese Position ganz einfach ermittelt. Alles was man benötigt ist ein wasserfester Stift (Edding o.ä.) um die Klinge vorab zu markieren. Das Ganze dauert vielleicht 5 Minuten und wenn man sich danach anhand der oben genannten Schablonen die genaue Position notiert (ich empfehle ein Foto) so ist dies eine einmalige Tätigkeit. Möchte man der Klinge einen komplett neuen Schliff verpassen so kann man den "Sweet Spot" natürlich auch vernachlässigen, im Prinzip kann man sich so jedoch einiges an Schleifarbeit sparen und hält den Materialabtrag so gering wie möglich.

Danach wird der gewünschte Schleifwinkel eingestellt, hzier erfolgt die Kontrolle erneut mit einem Edding o.ä., und dann kann man auch schon mit dem Schleifen loslegen. Einfach den Stein mit der gewünschten Körnung auswählen und mit einer Seite beginnen bis sich ein Grat gebildet hat. Dabei ist es dem Grat egal, wie man Ihn erzeugt: ob durch eine schrubbende oder eine kreisende Bewegung, alternativ kann man auch den Schleifstein von vorne oben nach hinten unten ziehen ("edge leading") oder umgekehrt ("edge trailing"). Genauso wie man es auch mit einem normalen Schleifstein macht sind der Gewohnheit des Anwenders hier keine Grenzen gesetzt.

Man geht nun also, wie ich es auch beim Schleifen mit Wassersteinen gelernt habe, nach folgendem Plan vor:
- erste Seite: Grat erzeugen
- zweite Seite: Grat erzeugen
- beide Seiten: abwechselnd schleifen bis kein Grat mehr vorhanden ist
- zum nächst feineren Stein wechseln

Diese Tätigkeit könnte man auch durch eine Maschine durchführen lassen, die Bewegung ist sehr einfach und man muss nur darauf achten dass man an der Messerspitze nicht über das Ziel hinausschiesst und abrutscht.

Man kann ein wenig Spannung in das Thema bringen wenn man den Fortschritt mit einem Mikroskop überprüft. Ich benutze zu diesem Zweck ein simples USB-Mikroskop.
20190928_122552.jpg


Nun muss man sich nicht mehr auf seine Gefühl oder ein Stück Watte verlassen um zu prüfen ob bereits ein Grat vorhanden ist. Man kann Ihn stattdessen sehen da er das Licht reflektiert (sorry für die schlechte Aufnahme, ich musste mich erst an das freihändige Fotografieren mit dem Mikroskop gewöhnen):
Grat.jpg


Daneben eine Klinge bei welcher der Grat bereits entfernt wurde:
ohne_grat.jpg


Die unschöne Seite an der Sache mit dem Mikroskop: man sieht ggf. Ausbrüche in der Klinge die man lieber nicht sehen würde.
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Und siehe da - sogar ein Anfänger bekommt mit dem System eine glänzende Schneide auf olle Messer von der Schwiegermutter. :clap2:
Um Missverständnissen vorzubeugen: eine glänzende Schneide ist kein Garant für Schärfe, auch mit diesem System muss man darauf achten dass kein Grat mehr vorhanden ist.

Ist das Wicked Edge denn auch so idiotensicher wie es den Eindruck vermittelt? Ich sage mal: klares jein.

So muss man beim Handling schon ein wenig Sorgfalt walten lassen wenn man keine unschönen Kratzer in die Klinge machen möchte. Rutscht man nämlich mit dem Schleifstein zu tief so ist es schon passiert. Ein paar findige Anwender basteln sich Stopper welche sie auf den Armen unter dem Schleifstein anbringen um dieses Problem zu vermeiden. Weshalb so etwas nicht direkt vom Hersteller angeboten wird, ist mir ein Rätsel.

Auch sollte man darauf achten, dass man die beiden Feststellschrauben auf jeder Seite (Grob- und Fein) festzieht bevor man loslegt.

Ein großes Defizit zeigt das System beim Schleifen von langen, dünnen Klingen. Diese neigen dazu sich zu biegen, je nachdem wieviel Druck man auf den Schleifstein bringt. Bei meinem Modell hat der Hersteller ein Loch in der Basisplatte eingebracht in welches man einen Stab mit einer Halterung einbringen könnte. Leider gibt es solch eine Halterung für die Messerspitze jedoch nicht zu kaufen. Bei früheren Modellen wurde sowas wohl noch mitgeliefert. Entweder bastelt man sich hier selber etwas oder man ist halt gezwungen während dem Schleifvorgang mit den Fingern von der gegenüberliegenden Seite dagegen zu halten. Solange man die Grate erzeugt ist das noch in Ordnung aber wenn es dann daran geht, beide Seiten abwechselnd zu schleifen erschwert es die Arbeit.

FAZIT:
Das System erspart einem nicht die Arbeit des Schleifens - aber es lässt weniger Fehler zu und macht das Ergebnis reproduzierbar. Ein gewisses Grundwissen und Verständsnis über verschiedene Stahlsorten, Messertypen, Klingengeometrie und Schnittechniken ist in jedem Fall hilfreich. Gerade letzteres macht aus einem scharfen Messer ein gutes Messer und da kann einem kein Schleifsystem der Welt helfen. Zudem sollte man sich vor der Anwendung Fragen stellen wie: "Welchen Schneidwinkel sollte ich bei einem Ausbeinmesser erzeugen um keine Ausbrüche zu riskieren wenn es auf einen Knochen trifft?". Auch ein gewisses Fingerspitzengefühl ist beim Schleifvorgang von Nutzen wenn man sich nicht auf ein Mikroskop verlassen möchte.

Gebe ich an dieser Stelle eine Kaufempfehlung? Lieber nicht. Dazu ist das System einfach zu teuer und jeder muss mit sich selber klären ob es Ihm das wert ist. Gegenüber der Verwendung von Wassersteinen spart man sich ein wenig Zeit. Leute, die wie ich Schwierigkeiten haben einen konstanten Winkel zu halten, bekommen mit diesem System bessere Ergebnisse. Ich persönlich bereue den Kauf nicht.

Positiv:
  • Anwenderfehler kaum möglich
  • grosse Auswahl an Schleifmaterial
  • Auch ohne Vorkenntnisse gutes, reproduzierbares Schleifergebnis
  • stabil, gute Qualität der Einzelteile

Negativ:
  • hoher Preis
  • keine Stabilisierung langer, dünner Klingen
  • vermeidbare Kratzer an der Klinge möglich

Ich hoffe ich konnte Euch einen kleinen Einblick in das Wicked Edge Schleifsystem geben. Falls ich etwas vergessen habe was Euch interessiert so könnt Ihr nmatürlich gerne Fragen stellen.

Viele Grüße,
Thomas
 
Das hatte ich kurze Zeit auch mal auf dem Wunschzettel. Aber da habe ich mir gesagt, bei dem Preis kann ich mir auch gleich ein richtiges Schleifgerät kaufen. ;)

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Wurde dann ein älterer CILE 1000 von http://batkovic-alati.hr/de/cile1000/.
Und zum rumschleppen habe ich jetzt eigentlich nur noch Work Sharp Sachen.
 
Das hatte ich kurze Zeit auch mal auf dem Wunschzettel. Aber da habe ich mir gesagt, bei dem Preis kann ich mir auch gleich ein richtiges Schleifgerät kaufen. ;)
[...]
Wurde dann ein älterer CILE 1000 von http://batkovic-alati.hr/de/cile1000/.
Und zum rumschleppen habe ich jetzt eigentlich nur noch Work Sharp Sachen.

:eek:o_O:o

Oh, hatte ich eigentlich erwähnt dass das WE schön klein und kompakt ist? Auf jedem Schreibtisch Platz findet und je nach Ausstattungsvariante in einem handlichen Rollkoffer geliefert wird? :P;)
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:eek:o_O:o

Oh, hatte ich eigentlich erwähnt dass das WE schön klein und kompakt ist? Auf jedem Schreibtisch Platz findet und je nach Ausstattungsvariante in einem handlichen Rollkoffer geliefert wird? :P;)
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Schickes Kistchen. :thumb1:
Wie ich schrieb nehme ich den CILE ja nicht mit ;) Aber die Idee ist gut. Ich baue mir mal ein Köfferchen für mein Work Sharp Zeug zusammen.
Hat das WE auch ein Leder dabei?
Ansonsten kann ich einen Stropblock empfehlen. Ich habe mir nach dem Vorbild einen nachgebaut.
Ich habe einfach zwei Stücke Armeekoppel auf ein Kantholz geklebt. Einmal raue Seite ein mal glatte Seite.
Sehr handlich und funktioniert prima.
 
Hi Ferdy,

sind dabei inkl. 4 und 2 Mikrometer Diamantschleifspray.
Aber bisher habe ich die noch nicht benutzt, derzeit reicht mir noch mein Abziehleder welches ich mir auf dem Herder-Schleifkurs gekauft habe.

Aber danke für den Tipp! :-)
 
@Vicente_cgn
Das ist ja mal ein ausführlicher Bericht, Respekt :thumb1:

Letztendlich bestärkt mich das weiter darin, so ein Teil haben zu wollen. Gerade bei Messern die nicht den Standardwinkel haben, finde ich das sehr hilfreich. Da kann man auch die günstigen Lösungen alle vergessen denn die ruinieren am Ende den Schliff, selbst wenn das Messer danach scharf ist.

Am einfachsten ist es natürlich theoretisch die Schleifsteine zu nutzen die man hat, allerdings ist die gleich bleibende Qualität recht schwierig zu halten, wenn man nicht genug Routine darin hat, und diese nur selten nutzt.

Gemessen an einem mehrmonatigen Lehrgang bei einem japanischen Messerschleifer, sind die Wicked-Tools geradezu ein Schnäppchen (Man kann sich eben alles schon rechnen 😄)

Ich hatte eigentlich den Pro3 ins Auge gefasst, spricht aus deiner Sicht etwas dagegen?
 
Das ist ja mal ein ausführlicher Bericht, Respekt :thumb1:
Hallo Kimble,

danke schön! Wenn ich einmal ins Schreiben komme fällt's mir schwer damit wieder aufzuhören. ;)

Am einfachsten ist es natürlich theoretisch die Schleifsteine zu nutzen die man hat, allerdings ist die gleich bleibende Qualität recht schwierig zu halten, wenn man nicht genug Routine darin hat, und diese nur selten nutzt.

Das war auch meine Motivation. Zudem habe ich keine Angst mehr irgendwas zu versauen. Obwohl ich immer noch Schleifanfänger bin (und dank dem WE wohl auch immer bleiben werde) habe ich kein Problem damit mein Schanz Lucidus damit zu schärfen und sogar den Schneidwinkel zu verändern. Mit einem Wasserstein hätte ich mich vermutlich nie daran getraut.

Gemessen an einem mehrmonatigen Lehrgang bei einem japanischen Messerschleifer, [...]
Echt, sowas gibt es? Das wäre genau mein Ding gewesen. Na ja, seit diesem Jahr bin ich mit der Fliegerei zu sehr eingespannt, da reicht die Zeit nur noch für das Wicked Edge.

Ich hatte eigentlich den Pro3 ins Auge gefasst, spricht aus deiner Sicht etwas dagegen?
Du meinst das Generation 3 Pro? Ja, zwischen dem und dem WE130 habe ich auch geschwankt und bin inzwischen überzeugt mich mit dem WE130 richtig entschieden zu haben.

Mit dem Gen 3 Pro kannst Du zwar den Schleifwinkel schneller und noch feiner einstellen (0.5 Grad anstatt 1 Grad) aber dafür änderst Du den Schleifwinkel immer beidseitig. Falls Du also mal ein Messer mit unsymmetrischer Schneide hast und die originalen Winkel auch beibehalten möchtest kannst Du das mit dem Gen 3 Pro eigentlich vergessen sobald Du beginnst den Grat zu entfernen.

Dahingegen kann das WE130 alles was das Gen 3 Pro auch beherrscht - man muss halt den Winkel auf jeder Seite mit den Rändelschrauben und durch verschieben einstellen. Das macht man in der Regel einmal und dann war's das. Ich vermisse hier kein Schnelleinstellung zumal ich auch nicht jeden Tag 3 Messer schleifen muss.

Du kommst doch aus der Gegend um Düsseldorf, da ist Hürth bei Köln auch nicht so weit von entfernt. Wenn Du magst kannst Du das Teil gerne mal persönlich unter die Lupe nehmen und ausprobieren.


Viele Grüße,
Thomas
 
Aus aktuellem Anlass habe ich mich nochmals mit dem Thema beschäftigt. Zunächst hatte ich die Idee, das Schleifsystem direkt beim Hersteller in den USA zu kaufen, da es dort 20% günstiger ist und beim Import in die EU kein Zoll anfällt. Rechnet man jedoch die Einfuhrumsatzsteuer von 19% hinzu, macht der Import keinen Sinn. Dann habe ich mir die Pakete angeschaut:

Beim WE130 Schleifsystem für 595 € sind 2 Diamant-Steine dabei, 100/200 und 400/600. Der 100/200 macht wohl nur in seltenen Fällen Sinn, da Wicked Edge selbst empfiehlt mit einer 600er Körnung anzufangen und eine gröbere Körnung nur beim kompletten Neuschliff wg. Ausbrüchen o.ä. zu verwenden. Das Generation 3 Pro Schleifsystem ist zwar 400 € teurer, hat dafür aber zusätzlich noch den 800/1000er Stein dabei sowie den Koffer mit passenden Einlagen, die sonst zusammen gut 300 € kosten, womit sich der Mehrpreis relativiert.

Um den finalen Schliff zu erreichen, gibt es wohl 2 Möglichkeiten. Entweder nutzt man „Lapping Films“ oder man nimmt Keramik-Steine, die nicht verschleißen. Von dieser Entscheidung hängt ab, welche Steine man oberhalb der 1000er Körnung nutzt. Ich tendiere zu Keramik, so dass ein Ceramic 1200/1600 und ein Micro Fine Ceramic 1,4/0,6µ (entspricht ca. einer Körnung von 8,000/20.000) dazukommen. Für die letzte Politur gibt es dann Lederstreifen, auf die eine Diamantemulsion in 14/10µ und 4/2µ aufgebracht wird. So sieht dann das komplette Set aus, wenn man sich für Keramik entscheidet :
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Im Vergleich zum zum Weg mit Lapping Films spart man ungefähr die Hälfte der Schritte:
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Im Alltag wird man sich in vielen Fällen vermutlich schon mit einem 1600er Schliff begnügen, aber ein Sashimi-Messer o.ä. möchte man natürlich sehr scharf haben.

Klickt man alles, was man haben möchte, zusammen, kommt schon ein recht ambitionierter Preis von rund 1.500 € zustande:
1586068511457.png


Ob es das wert ist, muss jeder selbst wissen. Andererseits haben hier genügend Leute Messer für mehrere Tausend €, da ist es vielleicht eine Überlegung wert, in ein perfektes Schleifsystem zu investieren.
 
Ich hadere ja auch schon länger damit mir ein Wicked Edge zuzulegen.
Meine Konfiguration ist so ähnlich wie bei Kimble, jedoch mit dem WE130 des Threadstarters, da mir das Generation 3 zu wuchtig ist.
Lange Rede, gar kein Sinn, ich habe mir gerade bei Knivesandtools, dort ist es gerade fast 100€ reduziert, mit noch ein bißchen Zubehör bestellt.
Bin gespannt und werde berichten.
 
Lange Rede, gar kein Sinn, ich habe mir gerade bei Knivesandtools, dort ist es gerade fast 100€ reduziert, mit noch ein bißchen Zubehör bestellt.
Du wirst es nicht bereuen, das ist der Rolls Royce unter den Schleifsystemen, ich habe bisher nichts Vergleichbares gesehen und das Ergebnis ist sehr professionell. Wenn man hochwertige Messer hat, lohnt sich die Investitionen auf jeden Fall, denn das ist eine Anschaffung fürs Leben.
 
Ich hatte das letztes Jahr schon auf dem Schirm, habe es dann aber 'verdrängt'. Der Horl Rollschleifer gefällt mir besser, über den hatte ich auch nachgedacht, aber Funktion geht vor Design.
 
Ich hatte das letztes Jahr schon auf dem Schirm, habe es dann aber 'verdrängt'. Der Horl Rollschleifer gefällt mir besser, über den hatte ich auch nachgedacht, aber Funktion geht vor Design.
Der Horl Rollenschleifer ist zweifelsohne ein gutes Gerät, aber er spielt nicht in der selben Liga, sowohl was die Technik als auch was die Möglichkeiten betrifft. Natürlich hat er ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, aber im Vergleich zum Wicked Edge ist er doch eher der Golf.😉
 
Der Horl Rollenschleifer ist zweifelsohne ein gutes Gerät, aber er spielt nicht in der selben Liga, sowohl was die Technik als auch was die Möglichkeiten betrifft. Natürlich hat er ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, aber im Vergleich zum Wicked Edge ist er doch eher der Golf.😉
das hast Du aber sehr höflich formuliert!
 
Du wirst es nicht bereuen, das ist der Rolls Royce unter den Schleifsystemen, ich habe bisher nichts Vergleichbares gesehen und das Ergebnis ist sehr professionell. Wenn man hochwertige Messer hat, lohnt sich die Investitionen auf jeden Fall, denn das ist eine Anschaffung fürs Leben.

Es gibt schon noch einige andere äußerst hochwertige Systeme, die mindestens auf dem selben Niveau spielen. Eines der besten ist das System von Magna-Tec, dann gibt es noch ein paar Systeme im Bereich von 400-1000 Euro (z.B. "Bogdan-System"), welche nur in Kleinserie produziert werden/wurden.

https://www.dictum.com/de/messerschaerfsysteme/magna-tec-delta-s-schaerfsystem-708560

LG Josef
 
Es gibt zwei österreichische Jungs, die machen ein ziemlich cooles Schleifgerät (es heißt Nowi), was sie bald in Serie produzieren möchten. Ihre Website sollte irgendwann mal online gehen...

https://katocut.at

Ich habe das System schon live gesehen, es ist das beste, was ich bis jetzt in Händen hatte. Perfekte Verarbeitung und einwandfreie Funktionalität. Preislich im Bereich hoch dreistellig.

LG Josef
 
Wie sind denn die Winkel-Voreinstellungen des Katocut zu verstehen? Das wäre ja scheinbar die größte Schwäche des Home gegenüber dem Pro?
 
Auch wenn schon älter...

Ich habe damals eines der ersten Systeme gekauft, direkt in den USA.
Damals hatte ich genug Kohle und es war auch noch billiger.

Die Keramiksteine hatte ich auch bestellt, waren aber totaler Mist und die hab ich dann vom Halter abgemacht und darauf andere Steine (Hohnsteine für Maschinen) angebracht.

Dann habe ich mir noch Leersteine gekauft, auf die ich erst Balsaholz und darauf Leder geklebt habe, weil das Leder was dabei war kaputt war.

Soweit zu den Tips.

Insgesamt gefällt mir der Schliff mit den Wasserseinen am besten und fuhlt sich auch am besten an.
Allerdings muss man die natürlich einweichen und hat Sauerei.
Und sie höhlen sich mit der Zeit aus, stört aber nicht.

Ich würde Wassersteine vom Schliff deutlich bevorzugen.

Hier mal ein Video von meinem Messer, was ich am schärfsten geschliffen habe.

Ich muss allerdings dazu sagen, es hat mich sehr viel Fingerspitzengefühl gekostet nicht zu stark aufzudrücken um es so hin zu bekommen.

Bei einem Schleifwinkel von 15 Grad ist es schärfer als mein Rasiermesser, das geschätzt 5 Grad Winkel hat.

Mit dem Messer habe ich 7x ein Haar der lange nach gespalten.
Das soll mir erstmal einer mit Hand vormachen ein Messer trotz des hohen Winkels so scharf zu schleifen.

Achso: Die Klinge wurde nur bis 1400 grit geschliffen.

Ein Spiderco Tenacious, guter Stahl , aber bei weitem nicht ein Top Stahl und trotzdem dieses Ergebnis. Der Stahl ist so ein Mittelding zwischen richtig gutem Stahl und normalem Messerstahl.

Eime Anmerkung noch:
Fürs Kochen schleife ich maximal bis 800 oder 1000,weil je feiner der Schliff, desto schlechter kommt man beispielsweise durch die Haut von Tomaten etc.

Video:
 
Wie einfach ist es denn beim WE den Schleifwinkel von japanischen Küchenmessern zu finden? Oftmals ist die Klinge so schmal, dass der Winkel dann auch mit dem Marker Test schwierig genau erkannt werden kann, oder?

Mit dem Low Angle Adapter muss dann ja auch jedes Zehntel eines Grads einen Unterschied machen oder?
 
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