Werte, hochgeschätze Kolleginnen und Kollegen der wissenschafltichen Kammer!
Ich freue mich, Ihnen heute meinen ersten Aufsatz im Umfeld der applied Whiskylogie präsentieren zu dürfen. Wie vielleicht einige von Ihnen wissen, wurde mir aus - nun, sagen wir, nicht immer ganz nachvollziehbaren Gründen - unlängst ein Sonderrang verliehen, der dazu führt, dass ich mich dem Thema Whisky auf hochwissenschaflicher Basis zu nähern gedenke.
Es gibt ja Individien, die sich mit dem Studium von völligen Belanglosigkeiten widmen; wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Wie unnötig und absurd. Völlige Zeitverschwendung, beklagenswert, beinahe schon, und betrüblich. Ich hingegen gedenke, mich mit einem wirklich wichtigen Thema zu befassen: Den geistreichen Getränken, insbesondere denen, die aus Korn destilliert wurden.
Manche von Ihnen, hochgeschätze Kolleginnen und Kollegen, kennen mich ja ein wenig und wissen, dass ich ein großer Freund der gehobenen Gastronimie bin, ich mich selbst als Schöngeist bezeichne, ich ein Liebhaber der klassischen Musik bin, ein Ästhet und ein großer Verfechter von gehobenen Umgangsformen bin. Zuweilen habe ich eine gewisse Tendenz, mich etwas umständlich auszudrücken, doch das bitte ich Sie, mir zu verzeihen.
Kommen wir nun, ich beginne schon wieder abzuschweifen, eine meiner vielen schlechten Gewohnheiten, aber leider eine, die ich aufgrund meines fortgeschrittenen Alters wohl nicht mehr abzulegen in der Lage sein werde, zum eigentlichen Thema des Abends: Ein erster Diskurs in die Welt des Whiskys. Bitte erwarten Sie nicht zu viel, wie Sie wissen, stehe ich erst am Beginn langwährender Studien, dich ich allerdings sehr ernsthaft zu betreiben gedenke.
Ich muss wohl zugeben, dass ich Außergewöhnliches mag und damit schaffe ich nun endlich den Brückenschlag zu meinem ersten Studienobjekt:
Einem Balvenie Carribean Cask 14 Jahre.
Bereits sein Name deutet an, dass es ein Whisky ist, der über einen Zeitraum von 14 Jahren in Fässern aus amerikanischer Eiche gelagert wurde, bevor er in Rumfässern zur Nachreifung kam. Bei dem Balvenie Carribean Cask handelt es sich zudem um einen schottischen Single Malt.
Wertes Auditorium, bitte lassen Sie mich mit der Degustation beginnen.
Betrachten wir zunächst einmal die Verpackung, die ein erstes optisches Signal setzt:
Ansprechend, sehr ansrpechend, wie ich meine. Ich spüre bereits beim Betrachten eine leichte Verführung, mehr sehen zu wollen. Derartigen Trieben soll man nicht zu lange widersprechen, und so öffnen wir den Deckel und befreien die Flasche:
Ah, welch wohlgefällige Rundungen mein Auge umschmeichlen und welch herzerwärmende Farbe mich begrüßt. Das verlangt nach mehr! Nach viel mehr! Doch zunächst seien mir noch einige grundlegende Worte erlaubt.
Das Glas: Es gibt Banausen, die meinen, ein Glas sei nicht wichtig. Eine widerwärtige Vorstellung, regelrecht. Nur im rechten Glas vermag ein rechter Stoff zu seinem Recht zu kommen und sich so zu entfalten, wie es seine Natur verlangt. Dünn muss es sein, das Glas und rein. Nichts soll den edlen Tropfen beeinflussen. So fiel meine Wahl auf ein Singe Malt Glas des Hauses Riedel.
Kommen wir zur Temperatur: Es gibt Kreaturen, die meinen, man trinkt Whisky on the rocks. Welch ein furchtbarer Frevel. Meinetwillen mag man ein eiskaltes Bier trinken; die Wenigsten unter diesen Gerstengebräuen beinhalten so viele leichte Nuancen, die eine höhere Temperatur erfordern würden. Nicht so dieser Whisky. Er soll sich entfalten können, seine feinen Geschmackskomponenten zeigen, und das kann er nur, ist der wohltemperiert.
Gehen wir voran und schenken ein:
Dieser Farbton: Mittelalter Bernstein. Ein Genuss zu schauen. Ein wohliger Schauder überläuft mich. Ich hebe das Glas, schwenke es leicht und führe es in einem eleganten Bogen Richtung meiner Nase: Langsam und genussvoll inhaliere ich die riechbaren Komponenten. Ich rieche schottisches Hochland und Karibik. Ich spüre die Sonne des Äquators in meinem Nacken und den guten schottischen Regen, den der Wind fast waagerecht fallen lässt, auf meinen Wangen. Es drängt mich, den ersten Schluck zu kosten. Lange lasse ich ihn im Mundraum verweilen, sauge jede noch so kleine Komponente in mich auf. Ich schmecke Eiche und Vanillie. Beide nicht dominant, sondern gut abgestimmt und sehr verführerisch. Ich schmecke eine Frucht. Welche? Ich vermag es noch nicht zu bestimmen. Zu betörend ist der Genuss in diesem Moment. Ein Hauch von Toffee? Ja, ich bilde es mir ein. Eine gewisse Süße findet mein Gaumen. Kräftig und doch cremig sagt meine Zunge.
Vollmundig und ungeheuer ausgeglichen. Kein Torf, kein Rauch, grandios! Wobei letztgenannte auch ihr Recht haben, aber nicht bei diesem Tropfen.Der Studierende in mir sagt: Ein echter Genuss. Kein Whisky für jeden Tag, sondern einer für den besonderen Anlass. Eine gelungene Komposition dank der Rumfässer. Nicht, dass man nun glaubt, der Whisky schmeckt nach Rum. Mitnichten. Und doch verleiht er ihm ein ganz, ganz subtil, sehr dezent im Hintergrund steckendes, zusätzliches, Aroma.
Der Abgang könnte als, sagen wir, mittellang bezeichnet werden. Vielleicht einen Tacken länger als mittellang. Und angenehm wärmend! Geradezu verführerisch wärmend, wie ich hinzufügen sollte.
In der Tat, meine Wahl war vorzüglich. Ich muss mich für meine Entscheidung, diesen Tropfen, und keinen anderen, für meine erste Verkostung zu wählen, geradezu beglückwünschen.
Hochgeschätztes Auditorium, ich darf mich für Ihre Aufmerksamkeit von ganzem Herzen bedanken und empfehle mich bis zur nächsten Degustation,
Ihr Studiosus Petz
Ich freue mich, Ihnen heute meinen ersten Aufsatz im Umfeld der applied Whiskylogie präsentieren zu dürfen. Wie vielleicht einige von Ihnen wissen, wurde mir aus - nun, sagen wir, nicht immer ganz nachvollziehbaren Gründen - unlängst ein Sonderrang verliehen, der dazu führt, dass ich mich dem Thema Whisky auf hochwissenschaflicher Basis zu nähern gedenke.
Es gibt ja Individien, die sich mit dem Studium von völligen Belanglosigkeiten widmen; wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Wie unnötig und absurd. Völlige Zeitverschwendung, beklagenswert, beinahe schon, und betrüblich. Ich hingegen gedenke, mich mit einem wirklich wichtigen Thema zu befassen: Den geistreichen Getränken, insbesondere denen, die aus Korn destilliert wurden.
Manche von Ihnen, hochgeschätze Kolleginnen und Kollegen, kennen mich ja ein wenig und wissen, dass ich ein großer Freund der gehobenen Gastronimie bin, ich mich selbst als Schöngeist bezeichne, ich ein Liebhaber der klassischen Musik bin, ein Ästhet und ein großer Verfechter von gehobenen Umgangsformen bin. Zuweilen habe ich eine gewisse Tendenz, mich etwas umständlich auszudrücken, doch das bitte ich Sie, mir zu verzeihen.
Kommen wir nun, ich beginne schon wieder abzuschweifen, eine meiner vielen schlechten Gewohnheiten, aber leider eine, die ich aufgrund meines fortgeschrittenen Alters wohl nicht mehr abzulegen in der Lage sein werde, zum eigentlichen Thema des Abends: Ein erster Diskurs in die Welt des Whiskys. Bitte erwarten Sie nicht zu viel, wie Sie wissen, stehe ich erst am Beginn langwährender Studien, dich ich allerdings sehr ernsthaft zu betreiben gedenke.
Ich muss wohl zugeben, dass ich Außergewöhnliches mag und damit schaffe ich nun endlich den Brückenschlag zu meinem ersten Studienobjekt:
Einem Balvenie Carribean Cask 14 Jahre.
Bereits sein Name deutet an, dass es ein Whisky ist, der über einen Zeitraum von 14 Jahren in Fässern aus amerikanischer Eiche gelagert wurde, bevor er in Rumfässern zur Nachreifung kam. Bei dem Balvenie Carribean Cask handelt es sich zudem um einen schottischen Single Malt.
Wertes Auditorium, bitte lassen Sie mich mit der Degustation beginnen.
Betrachten wir zunächst einmal die Verpackung, die ein erstes optisches Signal setzt:
Ansprechend, sehr ansrpechend, wie ich meine. Ich spüre bereits beim Betrachten eine leichte Verführung, mehr sehen zu wollen. Derartigen Trieben soll man nicht zu lange widersprechen, und so öffnen wir den Deckel und befreien die Flasche:
Ah, welch wohlgefällige Rundungen mein Auge umschmeichlen und welch herzerwärmende Farbe mich begrüßt. Das verlangt nach mehr! Nach viel mehr! Doch zunächst seien mir noch einige grundlegende Worte erlaubt.
Das Glas: Es gibt Banausen, die meinen, ein Glas sei nicht wichtig. Eine widerwärtige Vorstellung, regelrecht. Nur im rechten Glas vermag ein rechter Stoff zu seinem Recht zu kommen und sich so zu entfalten, wie es seine Natur verlangt. Dünn muss es sein, das Glas und rein. Nichts soll den edlen Tropfen beeinflussen. So fiel meine Wahl auf ein Singe Malt Glas des Hauses Riedel.
Kommen wir zur Temperatur: Es gibt Kreaturen, die meinen, man trinkt Whisky on the rocks. Welch ein furchtbarer Frevel. Meinetwillen mag man ein eiskaltes Bier trinken; die Wenigsten unter diesen Gerstengebräuen beinhalten so viele leichte Nuancen, die eine höhere Temperatur erfordern würden. Nicht so dieser Whisky. Er soll sich entfalten können, seine feinen Geschmackskomponenten zeigen, und das kann er nur, ist der wohltemperiert.
Gehen wir voran und schenken ein:
Dieser Farbton: Mittelalter Bernstein. Ein Genuss zu schauen. Ein wohliger Schauder überläuft mich. Ich hebe das Glas, schwenke es leicht und führe es in einem eleganten Bogen Richtung meiner Nase: Langsam und genussvoll inhaliere ich die riechbaren Komponenten. Ich rieche schottisches Hochland und Karibik. Ich spüre die Sonne des Äquators in meinem Nacken und den guten schottischen Regen, den der Wind fast waagerecht fallen lässt, auf meinen Wangen. Es drängt mich, den ersten Schluck zu kosten. Lange lasse ich ihn im Mundraum verweilen, sauge jede noch so kleine Komponente in mich auf. Ich schmecke Eiche und Vanillie. Beide nicht dominant, sondern gut abgestimmt und sehr verführerisch. Ich schmecke eine Frucht. Welche? Ich vermag es noch nicht zu bestimmen. Zu betörend ist der Genuss in diesem Moment. Ein Hauch von Toffee? Ja, ich bilde es mir ein. Eine gewisse Süße findet mein Gaumen. Kräftig und doch cremig sagt meine Zunge.
Vollmundig und ungeheuer ausgeglichen. Kein Torf, kein Rauch, grandios! Wobei letztgenannte auch ihr Recht haben, aber nicht bei diesem Tropfen.Der Studierende in mir sagt: Ein echter Genuss. Kein Whisky für jeden Tag, sondern einer für den besonderen Anlass. Eine gelungene Komposition dank der Rumfässer. Nicht, dass man nun glaubt, der Whisky schmeckt nach Rum. Mitnichten. Und doch verleiht er ihm ein ganz, ganz subtil, sehr dezent im Hintergrund steckendes, zusätzliches, Aroma.
Der Abgang könnte als, sagen wir, mittellang bezeichnet werden. Vielleicht einen Tacken länger als mittellang. Und angenehm wärmend! Geradezu verführerisch wärmend, wie ich hinzufügen sollte.
In der Tat, meine Wahl war vorzüglich. Ich muss mich für meine Entscheidung, diesen Tropfen, und keinen anderen, für meine erste Verkostung zu wählen, geradezu beglückwünschen.
Hochgeschätztes Auditorium, ich darf mich für Ihre Aufmerksamkeit von ganzem Herzen bedanken und empfehle mich bis zur nächsten Degustation,
Ihr Studiosus Petz