• Du musst dich registrieren, bevor du Beiträge verfassen kannst. Klicke auf Jetzt registrieren!, um den Registrierungsprozess zu starten. Registrierte User surfen werbefrei, können Suchen durchführen und sehen die volle Darstellung des Forums mit vielen anderen Unterforen!!!

applied Whiskylogie - eine wissenschafltiche Betrachung von Studiosus Petz

Bär

Master in applied Whiskylogie & Diätassistent
10+ Jahre im GSV
R.I.P.
Werte, hochgeschätze Kolleginnen und Kollegen der wissenschafltichen Kammer!

Ich freue mich, Ihnen heute meinen ersten Aufsatz im Umfeld der applied Whiskylogie präsentieren zu dürfen. Wie vielleicht einige von Ihnen wissen, wurde mir aus - nun, sagen wir, nicht immer ganz nachvollziehbaren Gründen - unlängst ein Sonderrang verliehen, der dazu führt, dass ich mich dem Thema Whisky auf hochwissenschaflicher Basis zu nähern gedenke.
Es gibt ja Individien, die sich mit dem Studium von völligen Belanglosigkeiten widmen; wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Wie unnötig und absurd. Völlige Zeitverschwendung, beklagenswert, beinahe schon, und betrüblich. Ich hingegen gedenke, mich mit einem wirklich wichtigen Thema zu befassen: Den geistreichen Getränken, insbesondere denen, die aus Korn destilliert wurden.
Manche von Ihnen, hochgeschätze Kolleginnen und Kollegen, kennen mich ja ein wenig und wissen, dass ich ein großer Freund der gehobenen Gastronimie bin, ich mich selbst als Schöngeist bezeichne, ich ein Liebhaber der klassischen Musik bin, ein Ästhet und ein großer Verfechter von gehobenen Umgangsformen bin. Zuweilen habe ich eine gewisse Tendenz, mich etwas umständlich auszudrücken, doch das bitte ich Sie, mir zu verzeihen.

Kommen wir nun, ich beginne schon wieder abzuschweifen, eine meiner vielen schlechten Gewohnheiten, aber leider eine, die ich aufgrund meines fortgeschrittenen Alters wohl nicht mehr abzulegen in der Lage sein werde, zum eigentlichen Thema des Abends: Ein erster Diskurs in die Welt des Whiskys. Bitte erwarten Sie nicht zu viel, wie Sie wissen, stehe ich erst am Beginn langwährender Studien, dich ich allerdings sehr ernsthaft zu betreiben gedenke.

Ich muss wohl zugeben, dass ich Außergewöhnliches mag und damit schaffe ich nun endlich den Brückenschlag zu meinem ersten Studienobjekt:
Einem Balvenie Carribean Cask 14 Jahre.
Bereits sein Name deutet an, dass es ein Whisky ist, der über einen Zeitraum von 14 Jahren in Fässern aus amerikanischer Eiche gelagert wurde, bevor er in Rumfässern zur Nachreifung kam. Bei dem Balvenie Carribean Cask handelt es sich zudem um einen schottischen Single Malt.

Wertes Auditorium, bitte lassen Sie mich mit der Degustation beginnen.

Betrachten wir zunächst einmal die Verpackung, die ein erstes optisches Signal setzt:

Whisky1.jpg



Ansprechend, sehr ansrpechend, wie ich meine. Ich spüre bereits beim Betrachten eine leichte Verführung, mehr sehen zu wollen. Derartigen Trieben soll man nicht zu lange widersprechen, und so öffnen wir den Deckel und befreien die Flasche:


Whisky2.jpg


Ah, welch wohlgefällige Rundungen mein Auge umschmeichlen und welch herzerwärmende Farbe mich begrüßt. Das verlangt nach mehr! Nach viel mehr! Doch zunächst seien mir noch einige grundlegende Worte erlaubt.

Das Glas: Es gibt Banausen, die meinen, ein Glas sei nicht wichtig. Eine widerwärtige Vorstellung, regelrecht. Nur im rechten Glas vermag ein rechter Stoff zu seinem Recht zu kommen und sich so zu entfalten, wie es seine Natur verlangt. Dünn muss es sein, das Glas und rein. Nichts soll den edlen Tropfen beeinflussen. So fiel meine Wahl auf ein Singe Malt Glas des Hauses Riedel.

Kommen wir zur Temperatur: Es gibt Kreaturen, die meinen, man trinkt Whisky on the rocks. Welch ein furchtbarer Frevel. Meinetwillen mag man ein eiskaltes Bier trinken; die Wenigsten unter diesen Gerstengebräuen beinhalten so viele leichte Nuancen, die eine höhere Temperatur erfordern würden. Nicht so dieser Whisky. Er soll sich entfalten können, seine feinen Geschmackskomponenten zeigen, und das kann er nur, ist der wohltemperiert.

Gehen wir voran und schenken ein:


Whisky3.jpg






Whisky4.jpg



Dieser Farbton: Mittelalter Bernstein. Ein Genuss zu schauen. Ein wohliger Schauder überläuft mich. Ich hebe das Glas, schwenke es leicht und führe es in einem eleganten Bogen Richtung meiner Nase: Langsam und genussvoll inhaliere ich die riechbaren Komponenten. Ich rieche schottisches Hochland und Karibik. Ich spüre die Sonne des Äquators in meinem Nacken und den guten schottischen Regen, den der Wind fast waagerecht fallen lässt, auf meinen Wangen. Es drängt mich, den ersten Schluck zu kosten. Lange lasse ich ihn im Mundraum verweilen, sauge jede noch so kleine Komponente in mich auf. Ich schmecke Eiche und Vanillie. Beide nicht dominant, sondern gut abgestimmt und sehr verführerisch. Ich schmecke eine Frucht. Welche? Ich vermag es noch nicht zu bestimmen. Zu betörend ist der Genuss in diesem Moment. Ein Hauch von Toffee? Ja, ich bilde es mir ein. Eine gewisse Süße findet mein Gaumen. Kräftig und doch cremig sagt meine Zunge.
Vollmundig und ungeheuer ausgeglichen. Kein Torf, kein Rauch, grandios! Wobei letztgenannte auch ihr Recht haben, aber nicht bei diesem Tropfen.Der Studierende in mir sagt: Ein echter Genuss. Kein Whisky für jeden Tag, sondern einer für den besonderen Anlass. Eine gelungene Komposition dank der Rumfässer. Nicht, dass man nun glaubt, der Whisky schmeckt nach Rum. Mitnichten. Und doch verleiht er ihm ein ganz, ganz subtil, sehr dezent im Hintergrund steckendes, zusätzliches, Aroma.
Der Abgang könnte als, sagen wir, mittellang bezeichnet werden. Vielleicht einen Tacken länger als mittellang. Und angenehm wärmend! Geradezu verführerisch wärmend, wie ich hinzufügen sollte.

In der Tat, meine Wahl war vorzüglich. Ich muss mich für meine Entscheidung, diesen Tropfen, und keinen anderen, für meine erste Verkostung zu wählen, geradezu beglückwünschen.

Hochgeschätztes Auditorium, ich darf mich für Ihre Aufmerksamkeit von ganzem Herzen bedanken und empfehle mich bis zur nächsten Degustation,

Ihr Studiosus Petz
 

Anhänge

  • Whisky4.jpg
    Whisky4.jpg
    296,1 KB · Aufrufe: 372
  • Whisky3.jpg
    Whisky3.jpg
    157,4 KB · Aufrufe: 367
  • Whisky2.jpg
    Whisky2.jpg
    305 KB · Aufrufe: 372
  • Whisky1.jpg
    Whisky1.jpg
    356 KB · Aufrufe: 378
Na den Sonderrang hast du dir mit deinem Einstand mehr als verdient.

:prost:
Tom
 
Toll,sehr gut geschrieben :o ............................dein neuer Sonderrang, sei dir gegönnt! :muhahaha:
 
Den hab ich auch hier stehn. Schmeckt ganz gut ;)
 
Ein sehr schöner Essay! Ich sehe schon, du bist drauf und dran dir auch noch einen Doktortitel in der angewandten Whiskylogie zu erarbeiten... ;)

Ein Balvenie ist immer eine Sünde wert!

Sláinte!
_DSC1415.jpg
 

Anhänge

  • _DSC1415.jpg
    _DSC1415.jpg
    289,7 KB · Aufrufe: 326
Eine sehr ansprechende Abhandlung, mit viel Eloquenz verfasst.
Der Sonderrang hat seine volle Berechtigung!
 
Werter Herr Bär ... über diese Abhandlung wird man unter den Fachfreunden der Whiskylogy noch in Jahren sprechen. Eloquent und fundiert scheinen hier schon einer Untertreibung gleich zu kommen
Meinen tief empfundenen Respekt vor dieser Arbeit; Verbunden natürlich mit der Bitte um Fortführung der selben.

Hochachtunsvoll ...

... there are two things a Highlandman likes naked, and one of them is Malt Whiskey!
:lach:

Glück Auf
 
Bei dem Vortrag hört man den Profigenießer heraus und kann den Titel den Du hast, voll und ganz nachvollziehen. Allein beim Lesen spürt man den Geschmack des guten Stoffes auf der Zunge.

Ich werde Deine Vorträge alle besuchen und schreibe mich hiermit als Dauerstudent ein.

Hoffentlich bekommen wir noch mehr gute Vorträge zu lesen.

Gruß
Kai

PS: Ich liebe den Belvenie auch.
 
Hochgeschätzter, hochverehrter Herr Professor @Spätzünder

Mit großer Freude vernehme ich, dass meine Abhandlung auf Ihre Zustimmung gestoßen ist, und ich darf Ihnen an dieser Stelle versichern, dass ich im Rahmen meiner Studien in der Tat auch gedenke, mit derartigen Degustationen fortzufahren. Hinter vorgehaltener Hand, aber bitte, lieber Herr Professor, behalten Sie dies noch für sich, darf ich Ihnen sagen, dass sich in der gestrigen Lieferung noch drei Fläschchen befanden, die nun auf ihre Analyse warten. So schnell wird mir also der Stoff meiner Studien nicht ausgehen. Und ich habe Anlass zur Vermutung, dass sich da noch der eine oder andere Schatz darunter befindet. Zudem erscheint es mir über alle Maßen geboten, dass ich die sich bereits seit längerer Zeit in meinem Besitz befindlichen Tropfen auch einer eingehenden, tiefgründigen Analyse unterziehen. Es möge der Herbst und Winter kommen.

Mit vorzüglichen Grüßen...
 
Hoffentlich bekommen wir noch mehr gute Vorträge zu lesen.
Nun ja Kai,

die nackte Zahl wird sicher noch steigen. Ob sie gut sind? Das vermag ich unmöglich zu beurteilen, doch ich versuche es eben auf die Humorvolle... ;)

Darüber hinaus bin ich einem sehr lieben und von mir hochgeschätzen Mitglied hier noch einen Urlaubsbericht schuldig, die Bär-Tales warten auf Fortsetzung, Grillen sollte ich auch mal wieder..... Barmherziger! Recht viel für einen Mann... :grin:

Viele Grüße
Gerhard
 
Grandios. :thumb1:
Ganz großes Damentennis.
Sehr schöne Beschreibung des Testes und das hier:
"Kein Torf, kein Rauch,"
lässt mich aufhorchen. Der kommt mal in die Betrachtung.
Vielen Dank für den Genusstrip.
:anstoޥn:
 
Vielen Dank für den Genusstrip
Nun ja, Stefan, der Dank ist wohl eher auf meiner Seite. Die anderen Tropfen, die sich im Paket befanden sind Dir nämlich allesamt bekannt und basieren auf Deiner Empfehlung. ;)

Viele Grüße
Gerhard
 
Sehr schöne kurzweilige Abhandlung, welche ich genußvoll und mit einem Schmunzeln im Gesicht gelesen habe:thumb1:.

Hoffentlich kann ich es zeitlich einrichten, dass ich auch an den nächsten Seminarterminen teilnehmen kann.
 
Zurück
Oben Unten