Der Zwilling Messerthread oder das Zwilling Serienchaos
Da sich Mr. Pink immer über die Produktpolitik von Zwilling mit ihrer unübersichtlichen Serienvielfalt ärgert, will ich versuchen ein wenig zu erklären. Der erste Antrieb einer Messerfirma, wie jeder Firma, ist es natürlich Geld zu verdienen. Daher wollen sie möglichst jede Nachfrage bedienen und jede Preissparte irgendwie zufriedenstellen. Deshalb ist es prinzipiell nicht verwunderlich, dass es einige Serien gibt. Trotzdem fällt es schwer den Zweck dieser Serien nachzuvollziehen.
Ein Teil der Zwillingproduktion findet in Seki (Japan) statt, und werden unter dem Namen Zwilling Miyabi verkauft. Ausnahme sind die drei Bob Kramer Serien, die in Seki produziert werden, aber nicht Miyabi heißen, sondern im europäischen Zwillingsprogramm zu finden sind. Im Großen und Ganzen lässt sich sagen, dass in Seki mehr mit verschiedenen hochwertigen Stählen gearbeitet wird. Während sich Solingen mit Ausnahme der Twin Ceramax und Twin 1731 sich auf die Zwilling Sonderschmelze als Stahl konzentriert.
in Seki produziert:
Runde japanisch inspirierte D-Grifform - alle Rostfrei
MIYABI 5000MCD - MC 63 Pulverstahl Laminatdamast - Birkenholzgriff
MIYABI 5000DP - CMV 60 Stahl - Micarta Griff
MIYABI 6000MCT - MC 63 - Cocobolo Pakka (Kai Tim Mälzer Klon)
MIYABI 7000D - CMV 60 Laminatdamast - postmoderner Micartagriff
Europäische Griffform aus Kunststoff mit drei Nieten
MIYABI 600S Sonderschmelze
MIYABI 600D CMV 60 Schneidenstahl Laminatdamast
MIYABI 600MCD MC 66 Pulverstahl Laminatdamast
MIYABI 600Pro Sonderschmelze einseitig angeschliffen
Bob Kramer - Euro Essential - rostfreier FC61 Stahl - Kunststoffgriff
Bob Kramer - Euro Carbon - rostender Stahl 52100 - Grenadilholzgriff
Bob Kramer - Euro Stainless - sog. Chevron Damast SG2 Pulverstahl- Micartagriff
Miyabi 5000S, Klinge Sonderschmelze, Edelstahlzwinge Kunstoffgriff wurde anscheinend eingestampft. Zweitens Miyabi 7000 MC, dreilagig, Schneidlage MC66 Pulverstahl, postmoderner Micartagriff. Drittens gibt es nicht mehr Miyabi 7000 MCD, Schneidlage ebenfalls MC66 Pulverstahl, rotschwarzer Micartagriff. Gerade auszulaufen scheint die Serie Miyabi 600 MCD. Davon sind noch genau drei unterschiedliche Messer erhältlich.
in Solingen werden produziert:
TWIN® 1731
TWIN® Profection
ZWILLING® Pro
TWIN® Cermax
TWIN® Cuisine
®VIER STERNE
TWIN® Four Star II
FIVE STAR
PROFESSIONAL "S"
ZWILLING® Pure
ZWILLING® Motion
TWIN® Pollux
TWIN® Chef
ZWILLING® Style
TWIN® Point
ZWILLING Damascus
Haushaltsmesser: Unter den Haushaltsmessern gibt es welche mit Vollerl und Plastikschalen. Diese heißen Twin "Gourmet". Zweitens gibt es eine Sorte mit gespritzten Kunststoffgriffen die Zwilling "Grip" genannt werden.
Im Solinger Unternehmen hat wohl der Designer und Architekt Matteo Thun einigen Eindruck hinterlassen. Das wird in einem Video von Zwilling deutlich. Thun spricht hier von "No-Design". Also von einem Design, das kein Design sein will, was natürlich ein Widerspruch ist. Einerseits ist es Design, weil sonst bräuchte es ja Matteo Thun nicht, andrerseits soll es nicht nach Gestaltung aussehen. Deutlicher wird was gemeint ist in Thuns Parole „eco-non ego!“ (Öko – statt Ego). Also der Künstler will sich als individuelle Künstlerpersönlichkeit zurücknehmen in seiner Gestaltung. Nun gut, genug der Ideologie. Wie sieht das aus? Die Grundüberlegung ist der Pinchgrip, also das Übergreifen speziell von Profiköchen in die Klinge und ein Design, das dieser Gewohnheit Rechnung trägt.
(Das ist e i n Weg. Meiner Ansicht nach sollte man diese Gewohnheit des Pinchgrip nicht unkritisiert zum Ausgangspunkt machen. Denn der Pinchgrip ist eine Folge dessen, dass die meisten Kochmesser kopflastig sind und das Übergreifen in die Klinge die Balance des Messers verbessert und dadurch leichteres Arbeiten ermöglicht. Wären der Schwerpunkt Richtung Griff verschoben und die Griffe ergonomisch gestaltet, wäre das Übergreifen nicht nötig.)
Die Lösung, die sich Thun und Zwilling haben einfallen lassen ist ein sanfter geschwungener Übergang von der Klinge zum Griff. Um das mal zu würdigen. Immerhin haben Zwilling und Thun die Gewohnheit des Übergreifens als Gestaltungsaufgabe erkannt und eine Lösung sich einfallen lassen. (Typisch Designer: Ein Gedanke wird überall aufgestempelt, ob es sich um ein Kochmesser handelt oder um ein Schälmesser, das man gar nicht im Pinchgrip greift. Von wegen "No-Design". Die designereigene Duftmarke wird überall hinterlassen) Diese Erkenntnis eines sanften Übergangs zur Klinge ist direkt in folgende Serien eingeflossen: Twin 1731, Zwilling Damascus, Twin Profection, Zwilling Pro. "Zwilling Pure" ist die Plastikgriffversion des Twin 1731 mit herkömmlichem Kropf, aber etwas sanfterem Übergang zur Klinge. Ebenfalls erkennbar ist ein sanfter Übergang zur Klinge in den Serien Zwilling "Chef", "Style", "Motion", am wenigsten in der Serie "Twin Point". Also kann man sagen es gibt insgesamt neun Serien, in denen Thuns Überlegung Spuren hinterlassen hat.
Übrig bleiben "Four Star", "Four Star II", "Fünf Sterne", "Twin Ceramax", "Twin Cuisine", "Professional "S"" und "Twin Pollux". Sieben Serien.
So und jetzt - Ärgernisse:
1. die undurchsichtigen zwillingeigenen Marketingstahlangaben, die wohl absichtlich eine Vergleichbarkeit erschweren sollen.
2. die Griffe sind mit einer Ausnahme aus Plastik-fantastik mit einer Ausnahme, und das ist das
3. Ärgernis, dem Twin 1731, dessen Kochmesser und Santoku auf der Zwillingwebseite für happige 429€ angeboten wird. Cronidur 30 (1.4108) und Grenadillgriff rechtfertigen diesen Preis nicht. Das Griffende versprüht Retrocharme.
4. die Serie "TwinPoint". Klinge ganz gut - Griff fürchterlich unbequem, (und das ist gar nicht so leicht einen wirklich unbequemen Griff zu bauen) vor allem an der Unterseite am Übergang zur Klinge. Die Serie besser komplett einstampfen oder den Griff bequem machen.
5. Niemand braucht "Four Star" und "Four Star II", "Twin Pollux" haben sehr dicke Griffe und sehen nicht schön aus. Das geht besser. "Twin Cuisne" mit dem umgedrehten Erl - unnötig. Zwilling "Pure" unnötig. Das wären 5 Serien, die man getrost einstampfen könnte.
Ein gute Idee wäre vielleicht die Entwicklung einer Sonderschmelze 2.0, die den gestiegenen Ansprüchen an hochwertige Messer gerecht wird und die mindestens für alle Messer um die 100€ eingesetzt wird. Anforderungen wären: HRC 59-60, feine, hohe Schärfe, ordentliche Schärfbarkeit und außerordentliche Zähigkeit für feinste Klingengeometrien. Dementsprechend Überprüfung aller Klingengeometrien und eine deutliche Steigerung der Schneidperformance, die auch dem Laien sofort auffällt.
Edit: Eine Serie ist mir heute erst begegnet und zwar "Zwilling Damascus" aus handgeschmiedetem Damast das Messer über 1000 €. Es ist sozusagen die Superluxusvariante der "Twin 1731". Selbst im Zwillingshop ist zur Zeit nur ein Fleischmesser erhältlich.
Da sich Mr. Pink immer über die Produktpolitik von Zwilling mit ihrer unübersichtlichen Serienvielfalt ärgert, will ich versuchen ein wenig zu erklären. Der erste Antrieb einer Messerfirma, wie jeder Firma, ist es natürlich Geld zu verdienen. Daher wollen sie möglichst jede Nachfrage bedienen und jede Preissparte irgendwie zufriedenstellen. Deshalb ist es prinzipiell nicht verwunderlich, dass es einige Serien gibt. Trotzdem fällt es schwer den Zweck dieser Serien nachzuvollziehen.
Ein Teil der Zwillingproduktion findet in Seki (Japan) statt, und werden unter dem Namen Zwilling Miyabi verkauft. Ausnahme sind die drei Bob Kramer Serien, die in Seki produziert werden, aber nicht Miyabi heißen, sondern im europäischen Zwillingsprogramm zu finden sind. Im Großen und Ganzen lässt sich sagen, dass in Seki mehr mit verschiedenen hochwertigen Stählen gearbeitet wird. Während sich Solingen mit Ausnahme der Twin Ceramax und Twin 1731 sich auf die Zwilling Sonderschmelze als Stahl konzentriert.
in Seki produziert:
Runde japanisch inspirierte D-Grifform - alle Rostfrei
MIYABI 5000MCD - MC 63 Pulverstahl Laminatdamast - Birkenholzgriff
MIYABI 5000DP - CMV 60 Stahl - Micarta Griff
MIYABI 6000MCT - MC 63 - Cocobolo Pakka (Kai Tim Mälzer Klon)
MIYABI 7000D - CMV 60 Laminatdamast - postmoderner Micartagriff
Europäische Griffform aus Kunststoff mit drei Nieten
MIYABI 600S Sonderschmelze
MIYABI 600D CMV 60 Schneidenstahl Laminatdamast
MIYABI 600MCD MC 66 Pulverstahl Laminatdamast
MIYABI 600Pro Sonderschmelze einseitig angeschliffen
Bob Kramer - Euro Essential - rostfreier FC61 Stahl - Kunststoffgriff
Bob Kramer - Euro Carbon - rostender Stahl 52100 - Grenadilholzgriff
Bob Kramer - Euro Stainless - sog. Chevron Damast SG2 Pulverstahl- Micartagriff
Miyabi 5000S, Klinge Sonderschmelze, Edelstahlzwinge Kunstoffgriff wurde anscheinend eingestampft. Zweitens Miyabi 7000 MC, dreilagig, Schneidlage MC66 Pulverstahl, postmoderner Micartagriff. Drittens gibt es nicht mehr Miyabi 7000 MCD, Schneidlage ebenfalls MC66 Pulverstahl, rotschwarzer Micartagriff. Gerade auszulaufen scheint die Serie Miyabi 600 MCD. Davon sind noch genau drei unterschiedliche Messer erhältlich.
in Solingen werden produziert:
TWIN® 1731
TWIN® Profection
ZWILLING® Pro
TWIN® Cermax
TWIN® Cuisine
®VIER STERNE
TWIN® Four Star II
FIVE STAR
PROFESSIONAL "S"
ZWILLING® Pure
ZWILLING® Motion
TWIN® Pollux
TWIN® Chef
ZWILLING® Style
TWIN® Point
ZWILLING Damascus
Haushaltsmesser: Unter den Haushaltsmessern gibt es welche mit Vollerl und Plastikschalen. Diese heißen Twin "Gourmet". Zweitens gibt es eine Sorte mit gespritzten Kunststoffgriffen die Zwilling "Grip" genannt werden.
Im Solinger Unternehmen hat wohl der Designer und Architekt Matteo Thun einigen Eindruck hinterlassen. Das wird in einem Video von Zwilling deutlich. Thun spricht hier von "No-Design". Also von einem Design, das kein Design sein will, was natürlich ein Widerspruch ist. Einerseits ist es Design, weil sonst bräuchte es ja Matteo Thun nicht, andrerseits soll es nicht nach Gestaltung aussehen. Deutlicher wird was gemeint ist in Thuns Parole „eco-non ego!“ (Öko – statt Ego). Also der Künstler will sich als individuelle Künstlerpersönlichkeit zurücknehmen in seiner Gestaltung. Nun gut, genug der Ideologie. Wie sieht das aus? Die Grundüberlegung ist der Pinchgrip, also das Übergreifen speziell von Profiköchen in die Klinge und ein Design, das dieser Gewohnheit Rechnung trägt.
(Das ist e i n Weg. Meiner Ansicht nach sollte man diese Gewohnheit des Pinchgrip nicht unkritisiert zum Ausgangspunkt machen. Denn der Pinchgrip ist eine Folge dessen, dass die meisten Kochmesser kopflastig sind und das Übergreifen in die Klinge die Balance des Messers verbessert und dadurch leichteres Arbeiten ermöglicht. Wären der Schwerpunkt Richtung Griff verschoben und die Griffe ergonomisch gestaltet, wäre das Übergreifen nicht nötig.)
Die Lösung, die sich Thun und Zwilling haben einfallen lassen ist ein sanfter geschwungener Übergang von der Klinge zum Griff. Um das mal zu würdigen. Immerhin haben Zwilling und Thun die Gewohnheit des Übergreifens als Gestaltungsaufgabe erkannt und eine Lösung sich einfallen lassen. (Typisch Designer: Ein Gedanke wird überall aufgestempelt, ob es sich um ein Kochmesser handelt oder um ein Schälmesser, das man gar nicht im Pinchgrip greift. Von wegen "No-Design". Die designereigene Duftmarke wird überall hinterlassen) Diese Erkenntnis eines sanften Übergangs zur Klinge ist direkt in folgende Serien eingeflossen: Twin 1731, Zwilling Damascus, Twin Profection, Zwilling Pro. "Zwilling Pure" ist die Plastikgriffversion des Twin 1731 mit herkömmlichem Kropf, aber etwas sanfterem Übergang zur Klinge. Ebenfalls erkennbar ist ein sanfter Übergang zur Klinge in den Serien Zwilling "Chef", "Style", "Motion", am wenigsten in der Serie "Twin Point". Also kann man sagen es gibt insgesamt neun Serien, in denen Thuns Überlegung Spuren hinterlassen hat.
Übrig bleiben "Four Star", "Four Star II", "Fünf Sterne", "Twin Ceramax", "Twin Cuisine", "Professional "S"" und "Twin Pollux". Sieben Serien.
So und jetzt - Ärgernisse:
1. die undurchsichtigen zwillingeigenen Marketingstahlangaben, die wohl absichtlich eine Vergleichbarkeit erschweren sollen.
2. die Griffe sind mit einer Ausnahme aus Plastik-fantastik mit einer Ausnahme, und das ist das
3. Ärgernis, dem Twin 1731, dessen Kochmesser und Santoku auf der Zwillingwebseite für happige 429€ angeboten wird. Cronidur 30 (1.4108) und Grenadillgriff rechtfertigen diesen Preis nicht. Das Griffende versprüht Retrocharme.
4. die Serie "TwinPoint". Klinge ganz gut - Griff fürchterlich unbequem, (und das ist gar nicht so leicht einen wirklich unbequemen Griff zu bauen) vor allem an der Unterseite am Übergang zur Klinge. Die Serie besser komplett einstampfen oder den Griff bequem machen.
5. Niemand braucht "Four Star" und "Four Star II", "Twin Pollux" haben sehr dicke Griffe und sehen nicht schön aus. Das geht besser. "Twin Cuisne" mit dem umgedrehten Erl - unnötig. Zwilling "Pure" unnötig. Das wären 5 Serien, die man getrost einstampfen könnte.
Ein gute Idee wäre vielleicht die Entwicklung einer Sonderschmelze 2.0, die den gestiegenen Ansprüchen an hochwertige Messer gerecht wird und die mindestens für alle Messer um die 100€ eingesetzt wird. Anforderungen wären: HRC 59-60, feine, hohe Schärfe, ordentliche Schärfbarkeit und außerordentliche Zähigkeit für feinste Klingengeometrien. Dementsprechend Überprüfung aller Klingengeometrien und eine deutliche Steigerung der Schneidperformance, die auch dem Laien sofort auffällt.
Edit: Eine Serie ist mir heute erst begegnet und zwar "Zwilling Damascus" aus handgeschmiedetem Damast das Messer über 1000 €. Es ist sozusagen die Superluxusvariante der "Twin 1731". Selbst im Zwillingshop ist zur Zeit nur ein Fleischmesser erhältlich.