Obwohl ich eigentlich kein ausgesprochender Liebhaber dieser chinesischen Riesenmesser bin, wollte ich ergründen, was es mit dem chinesischen Allrounder auf sich hat, der von vielen so hoch gelobt wird, obwohl er sich von westlichen Messer und auch der japanischen Messertradition so grundlegend unterscheidet. Als Vorteil wird angegeben, dass man das Schnittgut bequem aufnehmen kann und dass so ein Messer durch das Gewicht ein ganz anderes Schnittgefühl hat.
Dazu ging ich in einige Asialäden um mir die Teile anzuschauen. Die Messer der Marke Kiwi haben mit nicht gereizt. Dann gab es immer wieder welche mit Edelstahlgriff, die mir allerdings sehr dick vorkamen. Dann gab es die Vietnammesser, die auch authentic Blades anbietet, welche sehr dünn sind, aber grob gefinisht. Der Griff war nicht so übel, wie sonst von Authentic Blades gewohnt. Ein heller roher Holzgriff aus einem eher weichen aber feinfaserigen Holz. Gar nicht übel. Allerdings sehen die Klingen alle verschieden aus. Einige haben den Schwung der Schneide Richtung Spitze andere Richtung Schneide, wenige haben den Bauch mittig. Außerdem kannte ich die authetic blades Klingen schon.
Als nächstes gab es große Messer mit ca. 20 cm Klinge, sehr schön dünn (über 1mm unter 2mm). Stahl unbekannt - weder eindeutig als rostfrei noch als rostend zu erkennen. Griff aus geriffeltem hellen, naturbelassenen Holz, Erl eingeschlagen, Blechzwinge. Die Klingen waren geschützt mit einer grünen Pappscheide. Kosten ca.25 €. Vielleicht kennt sie jemand. Chinesisch ist leider nicht so meine Stärke.
Genommen habe ich dann schließlich eines aus Taiwan in einer schönen roten Pappschachtel. Es machte einen gut (in Relation zu den anderen, die ich in der Hand hatte) verarbeiteten ersten Eindruck. Ich habe mir mehrere Exemplare dieses Messers angesehen. Sie waren alle recht ähnlich. Kleine Unterschiede. Das eine hier einen kleinen Schleiffehler, das andere dort. Jedenfalls war eines nicht eindeutig besser als das andere, sodass man jedes hätte nehmen können. Der geriffelte Griff war aus einem braunen lackierten Holz mit einer Zwinge aus Edelstahlblech. Von allen lag es mir am besten in der Hand, auch dank der zwar nicht abgerundeten aber abgefasten Kanten, die den Pinchgrip erstaunlich bequem machten. Eigentlich hatte ich vor den eingeschlagenen Griff abzunehmen. Aber da es wirklich sehr anständig in der Hand lag und nicht wackelte, war das nicht nötig. Außerdem empfand ich den Griff nicht als hässlich. Da man das Messer eigentlich nur im Pinchgrip greift, ist der kurze Griff kein Nachteil. Der Verkäufer behauptete, dass es sich um rostenden Carbonstahl handelt, was sich aber als falsch herausgestellt hat. Kurzum ich habe das Teil für 16€ erstanden.
Erste Daten:
Gewicht: 376g,
Klingenlänge = 20,7 cm
Grifflänge = 10,3 cm
Klingenhöhe am Griff = 9,9 cm
Klingenhöhe nach 5cm = 10,05 cm
Klingenhöhe Mitte = 9,9 cm
Klingenhöhe Spitze = 8,5 cm
Klingendicke Rücken:
Kehl : 3,5mm,
Mitte: 2,2mm,
Spitze: 1,82 mm
Der Anschliff war als Hohlschliff ausgeführt, der rechts stärker ausgeprägt war als links. Beim späteren Schleifen hat sich herausgestellt, dass der Schliff nicht gleichmäßig, also nicht mit dem Schleifautomaten, sondern von Hand ausgeführt war. Dadurch ergaben sich ganz leicht tiefere Stellen, die mir später das Leben schwergemacht haben. Der Bereich, in dem der rauhe Hohlschliff angebracht war, wurde noch gestrahlt, sodass eine Streifenoptik entstand und gleichzeitig die Unregelmäßigkeiten des Schliffs darunter verschwinden.
Typisch Hohlschliff nimmt die Stärke der Klinge, da sie tangential an der Schleifscheibe anliegt, nur wenig zu. Nach meinem Empfinden war die Wate in einem flacheren Winkel als üblich angeschliffen worden. Die Schärfe aus der Schachtel war nicht berauschend, aber mit 2 Strichen übern Wetzstahl rasierte das Messer. Die Schärfeannahme ist also sehr gut. Merkwürdigerweise ist die Angel 1,5mm dicker als das Blatt, was darauf hindeuten könnte, dass die Klinge geschmiedet wurde. Denn dass das Blatt 1,5mm runtergeschliffen wurde, halte ich wegen des Aufwands nicht für wahrscheinlich. Ne andere Möglichkeit wäre noch, dass eine Dickere Angel angeschweißt wurde. Letztendlich weiß ich es nicht. Die Firma konnte ich über internet nicht ermitteln.
Erste Schnittests ergaben eine mittlere Schneidfähigkeit. Horizontal eine Zwiebel einschneiden ging - aber nicht leicht. Vor allem bremste der gestrahlte Bereich der Klingenflanken den Schnitt stark ab.
Geometriedaten, Dicke hinter der Wate:
1mm Abstand: Kehl 0,35mm - Mitte: 0,32 mm - 1cm vor Spitze 0,30mm
1cm Abstand: Kehl 0,75 mm - Mitte: 0,7 mm - 1cm vor Spitze 0,5 mm
2cm Abstand: Kehl 1,14 mm - Mitte: 1,10 mm - 1cm vor Spitze 1,02 mm
Schon beim Kauf war aber klar, dass die Geometrie nur der Ausgangspunkt für eigene Veränderungen sein sollte. Als erstes sollte der Hohlschliff verschwinden und gleichzeitig sollte der Übergang in den geraden Bereich etwas nach hinten versetzt werden. Wegen der Breite des Hohlschliffs war das aber schwerer als gedacht d.h. an der Schneide wurde schnell gut Material abgenommen - ebenso an der Shinogilinie. Trotzdem war der Hohlschliff noch zu sehen. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen zuerst an der Shinogilinie mehr Material abzunehmen. Das hatte zur Folge, dass das Messer an der Schneide überaus dünn wurde und die Dicke auch nicht schnell zunimmt. Das ist normalerweise erwünscht. Allerdings habe ich es nach meinem empfinden etwas übertrieben. Nachdem dann der Flachschliff hergestellt war, habe ich mit einem Tormek-klon zwei Hohlkehlen rein geschliffen, die dazu da sind die Reibung zu reduzieren und eine bessere Schnittgutfreisetzung zu erreichen. Die untere Hohlkehle ist hart am Limit. Die obere Hohlkehle wäre wohl noch tiefer möglich gewesen. Man muss aber bedenken, dass der Aufwand mit der Tiefe überproportional zunimmt. Zudem lag der Fokus der Kehle auf der Reduzierung der Reibung und nicht auf der Optimierung der Schnittgutablösung.
Vergleich vorher/nachher Kehl
Nach dem Einschleifen der Kehlen, ging es an das Finsish am Bandschleifer, das eine schöne glatte reibungsoptimierte Oberfläche hinterlassen sollte. Die Kanten zwischen Hohlkehle und Klingenflanken wurden dadurch automatisch abgerundet und verschliffen. Trotz des abgefasten Kehls habe ich mich dazu entschlossen Rücken Kehl und Stirnseite weiter zu verrunden und zu glätten. Außerdem habe ich einen kleinen Radius an der Spitze und am Kehl angebracht, weil ich mich dort meistens ungewollt piekse. Der Stahl ließ sich sehr leicht schleifen.
Vergleich vorher/nachher "Spitze"
Geometriedaten überarbeitet: Gewicht 348g
1mm Abstand: Kehl 0,07 mm - Mitte: 0,12 mm - 1cm vor Spitze 0,05mm
1cm Abstand: Kehl 0,57 mm - Mitte: 0,57 mm - 1cm vor Spitze 0,4 mm
2cm Abstand: Kehl 0,9 mm - Mitte:0,98m - 1cm vor Spitze 0,7 mm
Wohl wegen der großen Klingenhöhe und dem vorher existierenden Anschliff ist es mein dünnstes Messer geworden. Wenn ich mir nicht einige Dellen und Ausbrüche zuziehe, muss das Messer für Jahre nicht mehr auf den Stein. Wetzen reicht. Erwartungsgemäß schneidet das Messer superleicht. Das große Gewicht ist aber schon ungewohnt.
Dazu ging ich in einige Asialäden um mir die Teile anzuschauen. Die Messer der Marke Kiwi haben mit nicht gereizt. Dann gab es immer wieder welche mit Edelstahlgriff, die mir allerdings sehr dick vorkamen. Dann gab es die Vietnammesser, die auch authentic Blades anbietet, welche sehr dünn sind, aber grob gefinisht. Der Griff war nicht so übel, wie sonst von Authentic Blades gewohnt. Ein heller roher Holzgriff aus einem eher weichen aber feinfaserigen Holz. Gar nicht übel. Allerdings sehen die Klingen alle verschieden aus. Einige haben den Schwung der Schneide Richtung Spitze andere Richtung Schneide, wenige haben den Bauch mittig. Außerdem kannte ich die authetic blades Klingen schon.
Als nächstes gab es große Messer mit ca. 20 cm Klinge, sehr schön dünn (über 1mm unter 2mm). Stahl unbekannt - weder eindeutig als rostfrei noch als rostend zu erkennen. Griff aus geriffeltem hellen, naturbelassenen Holz, Erl eingeschlagen, Blechzwinge. Die Klingen waren geschützt mit einer grünen Pappscheide. Kosten ca.25 €. Vielleicht kennt sie jemand. Chinesisch ist leider nicht so meine Stärke.
Genommen habe ich dann schließlich eines aus Taiwan in einer schönen roten Pappschachtel. Es machte einen gut (in Relation zu den anderen, die ich in der Hand hatte) verarbeiteten ersten Eindruck. Ich habe mir mehrere Exemplare dieses Messers angesehen. Sie waren alle recht ähnlich. Kleine Unterschiede. Das eine hier einen kleinen Schleiffehler, das andere dort. Jedenfalls war eines nicht eindeutig besser als das andere, sodass man jedes hätte nehmen können. Der geriffelte Griff war aus einem braunen lackierten Holz mit einer Zwinge aus Edelstahlblech. Von allen lag es mir am besten in der Hand, auch dank der zwar nicht abgerundeten aber abgefasten Kanten, die den Pinchgrip erstaunlich bequem machten. Eigentlich hatte ich vor den eingeschlagenen Griff abzunehmen. Aber da es wirklich sehr anständig in der Hand lag und nicht wackelte, war das nicht nötig. Außerdem empfand ich den Griff nicht als hässlich. Da man das Messer eigentlich nur im Pinchgrip greift, ist der kurze Griff kein Nachteil. Der Verkäufer behauptete, dass es sich um rostenden Carbonstahl handelt, was sich aber als falsch herausgestellt hat. Kurzum ich habe das Teil für 16€ erstanden.
Erste Daten:
Gewicht: 376g,
Klingenlänge = 20,7 cm
Grifflänge = 10,3 cm
Klingenhöhe am Griff = 9,9 cm
Klingenhöhe nach 5cm = 10,05 cm
Klingenhöhe Mitte = 9,9 cm
Klingenhöhe Spitze = 8,5 cm
Klingendicke Rücken:
Kehl : 3,5mm,
Mitte: 2,2mm,
Spitze: 1,82 mm
Der Anschliff war als Hohlschliff ausgeführt, der rechts stärker ausgeprägt war als links. Beim späteren Schleifen hat sich herausgestellt, dass der Schliff nicht gleichmäßig, also nicht mit dem Schleifautomaten, sondern von Hand ausgeführt war. Dadurch ergaben sich ganz leicht tiefere Stellen, die mir später das Leben schwergemacht haben. Der Bereich, in dem der rauhe Hohlschliff angebracht war, wurde noch gestrahlt, sodass eine Streifenoptik entstand und gleichzeitig die Unregelmäßigkeiten des Schliffs darunter verschwinden.
Typisch Hohlschliff nimmt die Stärke der Klinge, da sie tangential an der Schleifscheibe anliegt, nur wenig zu. Nach meinem Empfinden war die Wate in einem flacheren Winkel als üblich angeschliffen worden. Die Schärfe aus der Schachtel war nicht berauschend, aber mit 2 Strichen übern Wetzstahl rasierte das Messer. Die Schärfeannahme ist also sehr gut. Merkwürdigerweise ist die Angel 1,5mm dicker als das Blatt, was darauf hindeuten könnte, dass die Klinge geschmiedet wurde. Denn dass das Blatt 1,5mm runtergeschliffen wurde, halte ich wegen des Aufwands nicht für wahrscheinlich. Ne andere Möglichkeit wäre noch, dass eine Dickere Angel angeschweißt wurde. Letztendlich weiß ich es nicht. Die Firma konnte ich über internet nicht ermitteln.
Erste Schnittests ergaben eine mittlere Schneidfähigkeit. Horizontal eine Zwiebel einschneiden ging - aber nicht leicht. Vor allem bremste der gestrahlte Bereich der Klingenflanken den Schnitt stark ab.
Geometriedaten, Dicke hinter der Wate:
1mm Abstand: Kehl 0,35mm - Mitte: 0,32 mm - 1cm vor Spitze 0,30mm
1cm Abstand: Kehl 0,75 mm - Mitte: 0,7 mm - 1cm vor Spitze 0,5 mm
2cm Abstand: Kehl 1,14 mm - Mitte: 1,10 mm - 1cm vor Spitze 1,02 mm
Schon beim Kauf war aber klar, dass die Geometrie nur der Ausgangspunkt für eigene Veränderungen sein sollte. Als erstes sollte der Hohlschliff verschwinden und gleichzeitig sollte der Übergang in den geraden Bereich etwas nach hinten versetzt werden. Wegen der Breite des Hohlschliffs war das aber schwerer als gedacht d.h. an der Schneide wurde schnell gut Material abgenommen - ebenso an der Shinogilinie. Trotzdem war der Hohlschliff noch zu sehen. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen zuerst an der Shinogilinie mehr Material abzunehmen. Das hatte zur Folge, dass das Messer an der Schneide überaus dünn wurde und die Dicke auch nicht schnell zunimmt. Das ist normalerweise erwünscht. Allerdings habe ich es nach meinem empfinden etwas übertrieben. Nachdem dann der Flachschliff hergestellt war, habe ich mit einem Tormek-klon zwei Hohlkehlen rein geschliffen, die dazu da sind die Reibung zu reduzieren und eine bessere Schnittgutfreisetzung zu erreichen. Die untere Hohlkehle ist hart am Limit. Die obere Hohlkehle wäre wohl noch tiefer möglich gewesen. Man muss aber bedenken, dass der Aufwand mit der Tiefe überproportional zunimmt. Zudem lag der Fokus der Kehle auf der Reduzierung der Reibung und nicht auf der Optimierung der Schnittgutablösung.
Vergleich vorher/nachher Kehl
Nach dem Einschleifen der Kehlen, ging es an das Finsish am Bandschleifer, das eine schöne glatte reibungsoptimierte Oberfläche hinterlassen sollte. Die Kanten zwischen Hohlkehle und Klingenflanken wurden dadurch automatisch abgerundet und verschliffen. Trotz des abgefasten Kehls habe ich mich dazu entschlossen Rücken Kehl und Stirnseite weiter zu verrunden und zu glätten. Außerdem habe ich einen kleinen Radius an der Spitze und am Kehl angebracht, weil ich mich dort meistens ungewollt piekse. Der Stahl ließ sich sehr leicht schleifen.
Vergleich vorher/nachher "Spitze"
Geometriedaten überarbeitet: Gewicht 348g
1mm Abstand: Kehl 0,07 mm - Mitte: 0,12 mm - 1cm vor Spitze 0,05mm
1cm Abstand: Kehl 0,57 mm - Mitte: 0,57 mm - 1cm vor Spitze 0,4 mm
2cm Abstand: Kehl 0,9 mm - Mitte:0,98m - 1cm vor Spitze 0,7 mm
Wohl wegen der großen Klingenhöhe und dem vorher existierenden Anschliff ist es mein dünnstes Messer geworden. Wenn ich mir nicht einige Dellen und Ausbrüche zuziehe, muss das Messer für Jahre nicht mehr auf den Stein. Wetzen reicht. Erwartungsgemäß schneidet das Messer superleicht. Das große Gewicht ist aber schon ungewohnt.
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