AW: Schichtfleisch ohne Zwiebeln möglich?
Häufig wird stillenden Müttern empfohlen, auf blähende Lebensmittel wie Hülsenfrüchte oder Kohlgemüse zu verzichten. Dies beruht auf der Annahme, die bei der Verdauung im Darm der Mutter entstehenden Gase könnten beim gestillten Säugling Blähungen hervorrufen. Hierfür gibt es keine wissen- schaftlichen Beweise (Lawrence/Lawrence, 1999).
Auch die Empfehlung, dass stillende Mütter auf den Verzehr von säurehaltigen Lebensmitteln, z.B. Zitrusfrüchten, verzichten sollten, um einem möglichen Wundwerden des Säuglings vorzubeugen, beruht nicht auf wissenschaftlich gesicherten Sachverhalten, sondern auf Erfahrungsberichten einzelner Betrof- fener (Lawrence/Lawrence, 1999).
Allein aus Vorsichtsgründen sollte die stillende Mutter auf Lebensmittel wie Obst, Gemüse oder Getreideprodukte nicht verzichten, da sonst eine ausgewo- gene Nährstoffzufuhr gefährdet wird. Wie die SuSe-Studie („Stillen und Säug- lingsernährung in Deutschland“; siehe auch Kapitel 6.1) aber zeigt, erhalten stillende Mütter heute in einem Großteil der deutschen Geburtskliniken eine besondere „Schon“kost und auch nach der Klinikentlassung verzichten viele Mütter auf bestimmte Lebensmittel während der Stillzeit (Dulon/Kersting, 2000a; 2000b).
Wenn eine Mutter vermutet, dass ihr gestilltes Kind auf einzelne Lebens- mittel in der mütterlichen Ernährung mit Unverträglichkeitserscheinungen wie Blähungen oder Wundwerden reagiert, sollte sie zur Überprüfung das in Frage stehende Lebensmittel weglassen und die Befindlichkeit ihres Kindes in den folgenden 24 Stunden beobachten. Tritt Besserung ein, sollte die Mut- ter auf das betreffende Lebensmittel zunächst verzichten. Nach einigen Wochen kann eine erneute Einführung versucht werden (Lawrence/Lawrence,
1999).
Geschmacksstoffe aus der Nahrung der Mutter können in die Muttermilch übergehen. So kommt der gestillte Säugling schon früh mit der Geschmacks- vielfalt der Lebensmittel aus der Umgebung seiner Mutter in Berührung. Möglicherweise ist dadurch die Beobachtung zu erklären, dass gestillte Säug- linge neue Lebensmittel im Rahmen der Beikost leichter akzeptieren als Säuglinge, die sensorisch uniforme industriell hergestellte Säuglingsmilch- nahrung erhalten haben (Menella/Beauchamp, 1991).
Quelle: bzga.de