Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll, aber irgendwie muss ich den größten Grillfauxpas meines Daseins jetzt einfach mal loswerden. Diesmal wird nicht mit tollen Bildern berichtet, sondern einfach nur eine dramatische Geschichte erzählt, die sich vergangene Woche so zugetragen hat.
Wenn ich etwas leidenschaftlich gern tue, kann ich es auch nicht unterlassen mein Umfeld davon in Kenntnis zu setzen. So hatte es sich bei mir am Arbeitsplatz relativ schnell herumgesprochen, dass ich gern und häufig ein schönes Stück Fleisch auf den Grill lege. Ich bin dort zudem auch noch der "Neue", der gerade erst angefangen hat, jedoch kein Barbecue-Battle mit den "Alteingesessenen" scheuen würde. Ob Familie, Freunde oder Nachbarn, bisher hatte ich immer nur viel Lob bekommen. Dazu noch die Vergangenheit einer Fleischerlehre und einigen Gesellenjahren in der Produktion, da kann man sich ruhig mal weit aus dem Fenster lehnen - dachte ich mir.
Mein neuer Chef outete sich als echter Steakgourmet, schnell kamen wir bei dem Thema zusammen. Ich kann gar nicht sagen, ob ich ihn einlud oder er sich selbst eingeladen hatte. "Ich komme dann mit meiner Frau zum schönen Steakessen vorbei". Ist auch egal, die Steilvorlage kam von mir selbst.
"Au weia, der Chef kommt mit seiner Frau zum Grillabend. Da darf nix schief laufen! Nur vom Besten!"
Ob das Event stattfinden konnte, war aber noch von einigen Randbedingungen abhängig: Wetter, Terminlage, Arbeitsaufkommen, etc.
Normalerweise wäre ich bei fester Planung zum Fleischer im Hofladen meines Vertrauens gegangen und hätte ein ganzes Rinderfilet vom Charolais-Jungbullen (ggf. auch Färse) aus der Region "Hohe Börde" vier Wochen vorher vorbestellt. Dry-Aged versteht sich! Doch eben die unsicheren Randbedingungen hielten mich davon ab. Statt dessen bestellte ich beim ortsansässigen Fleischer kurzfristig ein Rinderfilet. Ich erhielt zu einem stolzen Preis eine Qualität, die ich sicher auch bei der Metro bekommen hätte. Vakuumiertes Fleisch aus Argentinien. Wir alle kennen den fast schon beißend sauren Geruch der anaeroben Milchsäurereifung, wenn man die Vakuumverpackung öffnet. Ist ja eigentlich kein Qualitätsmangel, wenn das Fleisch nicht zu stark reifen musste. Trotzdem hatte ich Bedenken. Am Vorabend vor dem Besuch wurden Kopf und Spitze des Filets einem Test unterzogen. Geschmacklich ausgezeichnet, aber leider nur mittelmäßig zart. Ich setzte mein vollstes Vertrauen in das übrig gebliebene Mittelstück. Um dem Ganzen den letzten Pfiff zu geben, bestellte ich auch rechtzeitig vor dem Besuch das Weber Sear Grate. Es sei ganz nebenbei erwähnt, dass ich schon lange scharf darauf war und keinen Cent dieser Anschaffung bereue. Ein Muss für beste Steaks. Ja, was konnte denn jetzt noch schief laufen?
Eigentlich schwöre ich auf die Brekkis von Kaufland oder Aldi, doch bei so einem schönen Steak braucht es vor allem Temperatur. Also Holzkohle, statt Brekkis. Buchenholzkohle, ökologisch angebaut und FSC-zertifiziert. Und schweineteuer! Also rein damit in den Anzündkamin und Anzündwürfel drunter, alles wie hunderte Male zuvor!
Normalerweise dauert es zwanzig Minuten, bis die Kohle an ist und es losgehen kann. Der Chef stand daneben und beäugte alles haargenau, doch ausgerechnet diesmal lief alles anders! Nach zwanzig Minuten war die Kohle nicht mal zu einem Drittel durchgebrannt, dichter Qualm stieg aus dem AZK auf. Ich wurde nervös, spürbar nervös! Endlose 45 Minuten später züngelten Flammen oben aus dem AZK und die Kohle war von einer weißen Schicht bedeckt. Der AZK war aber nur noch halb voll. Ich schüttete die angefeuerte Kohle in den Grill, dabei fiel schon fast die Hälfte durch das Kohlenrost. Es blieb ein Häufchen glühender Asche und ich fühlte mich ganz, ganz klein mit Hut. Nicht mal genug Hitze um ein Minutensteak gar zu bekommen und Gefahr von Aschepanade durch leichten Wind. Ich musste die Geduld meines Besuchs weiter strapazieren. Alles in mir weigerte sich unter diesen Umständen ein Filetsteak auf den Grill zu bringen. Gott sei Dank hatte ich noch einen halben Sack Kaufland-Brekkis, also drauf damit in der Hoffnung, dass der Besuch Nachsicht hat. Zum Glück waren sie äußerst geduldig, bis es dann endlich losgehen konnte. Das Ergebnis war ein solides Stück Fleisch, dessen Garpunkt dem Wunsch meiner Gäste entsprach. Aber 1,5 Stunden um den Grill in Gange zu bekommen? Mir ist immer noch nicht ganz klar, warum das Schicksal mich an diesem Abend nicht gewinnnen lassen wollte. Was denkt ihr? Restfeuchte in der Kohle? Zu kleine Stücke und zu stark verdichtet?
Ich wollte nur das Beste und habe mich bis auf die Knochen blamiert. Der Chef und seine Frau trugen es zum Glück mit Humor und zum Schluss wurde es dann doch ein netter, aber vor allem unvergesslicher Abend.
Wenn ich etwas leidenschaftlich gern tue, kann ich es auch nicht unterlassen mein Umfeld davon in Kenntnis zu setzen. So hatte es sich bei mir am Arbeitsplatz relativ schnell herumgesprochen, dass ich gern und häufig ein schönes Stück Fleisch auf den Grill lege. Ich bin dort zudem auch noch der "Neue", der gerade erst angefangen hat, jedoch kein Barbecue-Battle mit den "Alteingesessenen" scheuen würde. Ob Familie, Freunde oder Nachbarn, bisher hatte ich immer nur viel Lob bekommen. Dazu noch die Vergangenheit einer Fleischerlehre und einigen Gesellenjahren in der Produktion, da kann man sich ruhig mal weit aus dem Fenster lehnen - dachte ich mir.
Mein neuer Chef outete sich als echter Steakgourmet, schnell kamen wir bei dem Thema zusammen. Ich kann gar nicht sagen, ob ich ihn einlud oder er sich selbst eingeladen hatte. "Ich komme dann mit meiner Frau zum schönen Steakessen vorbei". Ist auch egal, die Steilvorlage kam von mir selbst.
"Au weia, der Chef kommt mit seiner Frau zum Grillabend. Da darf nix schief laufen! Nur vom Besten!"
Ob das Event stattfinden konnte, war aber noch von einigen Randbedingungen abhängig: Wetter, Terminlage, Arbeitsaufkommen, etc.
Normalerweise wäre ich bei fester Planung zum Fleischer im Hofladen meines Vertrauens gegangen und hätte ein ganzes Rinderfilet vom Charolais-Jungbullen (ggf. auch Färse) aus der Region "Hohe Börde" vier Wochen vorher vorbestellt. Dry-Aged versteht sich! Doch eben die unsicheren Randbedingungen hielten mich davon ab. Statt dessen bestellte ich beim ortsansässigen Fleischer kurzfristig ein Rinderfilet. Ich erhielt zu einem stolzen Preis eine Qualität, die ich sicher auch bei der Metro bekommen hätte. Vakuumiertes Fleisch aus Argentinien. Wir alle kennen den fast schon beißend sauren Geruch der anaeroben Milchsäurereifung, wenn man die Vakuumverpackung öffnet. Ist ja eigentlich kein Qualitätsmangel, wenn das Fleisch nicht zu stark reifen musste. Trotzdem hatte ich Bedenken. Am Vorabend vor dem Besuch wurden Kopf und Spitze des Filets einem Test unterzogen. Geschmacklich ausgezeichnet, aber leider nur mittelmäßig zart. Ich setzte mein vollstes Vertrauen in das übrig gebliebene Mittelstück. Um dem Ganzen den letzten Pfiff zu geben, bestellte ich auch rechtzeitig vor dem Besuch das Weber Sear Grate. Es sei ganz nebenbei erwähnt, dass ich schon lange scharf darauf war und keinen Cent dieser Anschaffung bereue. Ein Muss für beste Steaks. Ja, was konnte denn jetzt noch schief laufen?
Eigentlich schwöre ich auf die Brekkis von Kaufland oder Aldi, doch bei so einem schönen Steak braucht es vor allem Temperatur. Also Holzkohle, statt Brekkis. Buchenholzkohle, ökologisch angebaut und FSC-zertifiziert. Und schweineteuer! Also rein damit in den Anzündkamin und Anzündwürfel drunter, alles wie hunderte Male zuvor!
Normalerweise dauert es zwanzig Minuten, bis die Kohle an ist und es losgehen kann. Der Chef stand daneben und beäugte alles haargenau, doch ausgerechnet diesmal lief alles anders! Nach zwanzig Minuten war die Kohle nicht mal zu einem Drittel durchgebrannt, dichter Qualm stieg aus dem AZK auf. Ich wurde nervös, spürbar nervös! Endlose 45 Minuten später züngelten Flammen oben aus dem AZK und die Kohle war von einer weißen Schicht bedeckt. Der AZK war aber nur noch halb voll. Ich schüttete die angefeuerte Kohle in den Grill, dabei fiel schon fast die Hälfte durch das Kohlenrost. Es blieb ein Häufchen glühender Asche und ich fühlte mich ganz, ganz klein mit Hut. Nicht mal genug Hitze um ein Minutensteak gar zu bekommen und Gefahr von Aschepanade durch leichten Wind. Ich musste die Geduld meines Besuchs weiter strapazieren. Alles in mir weigerte sich unter diesen Umständen ein Filetsteak auf den Grill zu bringen. Gott sei Dank hatte ich noch einen halben Sack Kaufland-Brekkis, also drauf damit in der Hoffnung, dass der Besuch Nachsicht hat. Zum Glück waren sie äußerst geduldig, bis es dann endlich losgehen konnte. Das Ergebnis war ein solides Stück Fleisch, dessen Garpunkt dem Wunsch meiner Gäste entsprach. Aber 1,5 Stunden um den Grill in Gange zu bekommen? Mir ist immer noch nicht ganz klar, warum das Schicksal mich an diesem Abend nicht gewinnnen lassen wollte. Was denkt ihr? Restfeuchte in der Kohle? Zu kleine Stücke und zu stark verdichtet?
Ich wollte nur das Beste und habe mich bis auf die Knochen blamiert. Der Chef und seine Frau trugen es zum Glück mit Humor und zum Schluss wurde es dann doch ein netter, aber vor allem unvergesslicher Abend.