Mehr oder weniger zufällig sind wir in Muro/Mallorca auf das Fusion19 gestoßen. Das Restaurant hat erst vor kurzem seinen ersten Stern bekommen und so haben wir uns gedacht, das ist immer ein gutes Zeichen, da kehren wir einmal ein.
Um 19:30 Uhr sind wir die ersten Gäste. Daher bleibt für den Restaurantleiter, der einige Jahre in Deutschland gearbeitet hat, reichlich Zeit, uns das Konzept des Fusion19 zu erklären. Alle Mitglieder der Küchenbrigade haben, wenn ich es richtig verstanden habe, in zwei 3-Sterne-Restaurants gearbeitet. Man will die Identität Mallorcas widerspiegeln. 90 % der Produkte stammen von der Insel. Mit den einzelnen Gängen sollen alle Eigenschaften, für die Mallorca berühmt ist, abgebildet werden. Zugleich soll der Gast aber auch eine Reise rund um den Globus antreten, um die Vielfalt, die in der Küchenbrigade herrscht, widerzuspiegeln. Das Restaurant tritt ganz bewusst mit diesem Konzept an, um für die Sterne zu gehen, wie uns der Restaurantleiter beschreibt. Der erste Stern nach knapp 2 Jahren scheint da nur eine Durchgangsstation zu sein, wenn man den Aufwand sieht, der betrieben wird.
So stehen auf der Karte also 5 Stufen, 13 Schritte, 32 Bissen und 115 Ausarbeitungen. Bis auf kleinere Stationen in Asien und Lateinamerika hat alles einen unmittelbaren Mallorca-Bezug. Aber auch die Anklänge an Asien und Lateinamerika sind nicht zufällig gewählt. Der Küchenchef hat in Japan bei einem berühmten Sushi-Meister gearbeitet und ein Teammitglied stammt aus Lateinamerika. Das möchte man auch im Menü zeigen. Also fangen wir mal an.
Zunächst steht auf der Karte „Seifenstück“. Das ist so gewollt und kein Übersetzungsfehler. Die Kleinigkeit auf dem Porzellan soll den Gaumen erfrischen und anregen. Tatsächlich haben wir einige ätherische Aromen, die man durchaus mit Seife assoziieren mag. Aber nicht schlecht.
Sodann kommt ein Baum angefahren, auf dem sich die Einstimmung in den Abend befindet. Schon hier wird deutlich, wie viel Handwerk uns den Abend lang erwarten wird. Die ersten Häppchen sind himmlisch. Geschmacklich tief, fein und von einer großen Länge, ich habe den Mund vor lauter Staunen gar nicht mehr zubekommen. So etwas erwartet man in einem Einsterner nie im Leben.
Zu den nächsten Kleinigkeiten gibt es eine veritable Wermut-Auswahl. Ich muss gestehen, dass ich bislang praktisch gar nichts über Wermut wusste. Der Chef nimmt sich ausgiebig Zeit, alles zu erklären. Ich entscheide mich für die pure Variante, Conny lässt sich einen Negroni kredenzen. Das passt wirklich ausgezeichnet, kein Vergleich zu dem Zeug, was man in unseren Breiten ab und zu mal probieren kann. Sollte man sich wirklich mehr mit beschäftigen.
Die Häppchen dazu sind wiederum unfassbar gut, links sehen wir eine „Sphäre“, die zeigt, wo die Küche ihr Handwerk gelernt hat.
Sodann die Reminiszenz an Asien. Das ist sehr gut, aber hat nicht gleiche Faszination wie die vorgehenden Gänge. Ganz stark dann aber wieder die Bezüge zu Lateinamerika, wobei Mais und Octopus die Hauptrollen spielen. Nachdem die Teller eingesetzt sind, erscheint der Chef mit im Knochen gegarten Mark, womit der Octopus vollendet wird. Wundervoll, das kann man nicht anders sagen.
Eines meiner Highlights ist dann das, was etwas zurückhaltend mit „unsere Bäckerei“ bezeichnet wird. Als wir am Flughafen angekommen sind, haben wir schon die ganzen Touristen mit ihren Pappschachteln gesehen, um die berühmten Ensaimadas mit nach Hause zu nehmen. Das greift man auf, aber in einer herzhaften Variante, gefüllt mit Fleisch von den ortsansässigen schwarzen Schweinen. Das Gebäck ist zart, fluffig und knusprig, der Inhalt saftig und hochkomplex, dazu kommt noch eine sehr starke Soße obendrauf. Selbst der Staubzucker fehlt nicht. Absolut wundervoll, eines der Highlights des Abends.
Zur Bäckerei gehört auch die Darstellung des Tramuntana-Gebirges. Man sieht auf dem Bild die Berge, aber auch das Meer (Olivenöl), eine mit Butter gefüllte schwarze Olive, die dunkle Erde des Gebirges und die Vegetation. Dazu gab es noch knusprig frittierte Topinambur-Schalen (hehe, das können wir auch!) sowie frittierte Karottenschalen (glaube ich jedenfalls, dass das Karotte gewesen ist). Das Brot hat eine dünne, ultraknusprige Kruste und einen ganz feinen Geschmack.
Im Gemüsegarten steckt viel Handwerk, aus meiner Sicht haben wir hier aber nicht gerade die stärkste Station des Abends. Bei der Produktion meiner Artischocke muss irgendetwas schiefgegangen sein, da sie von Frittieröl regelrecht getroffen hat. Auch die Brühe vom Kohlrabi ist ausbaufähig. Das hat mich etwas ratlos zurückgelassen, weil diese Station irgendwie nicht so richtig in den bisherigen Kontext passen wollte.
Die Meeres-Station überzeugt hingegen wiederum vollständig. Leider sind mir hier (wie schon den ganzen Abend) die Bilder nicht richtig gelungen. Alles wirkt irgendwie unscharf, was vielleicht an dem doch recht schummerigen Licht gelegen haben mag. Aber es geht ja um das Essen, nicht um die Bilder!
Sodann kommen wir zur Taube. Hier wollte bei mir nicht die richtige Faszination aufkommen. Kein schlechter Gang, gewiss nicht, aber die Faszination wie in der ersten Hälfte des Menüs konnte ich nicht mitnehmen.
Dann sind wir auch leider leider fast schon durch. Mittlerweile ist es 22:00 Uhr und die letzten Gäste treffen ein. Das sei normal, sagt der Restaurantleiter, heute werde es bestimmt wieder bis mindestens 2:00 Uhr gehen. Fast hätte ich gefragt, ob wir sitzenbleiben und die erste Hälfte des Menüs noch einmal haben können … Aber meine Frau bereitet derlei Gedankenspielen schnell ein Ende und ködert mich damit, dass man doch nächstes Jahr wiederkommen und eine Reise zu den ganzen Sternerestaurants der Insel machen könnte. Das möchte man natürlich nicht aufs Spiel setzen.
Versunken in derlei Gedanken ist zwischenzeitlich der Souschef mit einem Wagen an den Tisch getreten. Dieser enthält eine Art Butterfass. In diesem wird eine hinreißende Nocke aus Eis geschlagen, cremig und intensiv, zum Niederknien. Es geht dann weiter mit einer Huldigung an die Mandel, die in all ihren Facetten geboten wird. Auf dem Bild nicht zu sehen ist Mandelmilch, die noch angegossen wird. Ein paar schöne kleine Häppchen runden den Abend ab.
Die Weinkarte ist sehr umfangreich mit, wie könnte es anders sein, dem Fokus auf Spanien. Wir haben uns einen schönen Godello vom Weingut Raul Perez herausgesucht. Der La Claudina aus dem Jahrgang 2020 stammt aus einer winzigen Einzellage von 0,3 ha, wird im Eichenholzfass ausgebaut, wobei sich ein wenig Florhefe entwickelt. Das wird sicher nicht mein Favorit, aber wir haben einen ansprechenden Wein im Glas, der das ganze Menü hervorragend begleitet hat.
Insgesamt ist es ein ausgezeichneter Abend gewesen. Für mich sind das klare zwei Sterne gewesen. Wenn man dazu bedenkt, dass für das ganze Menü 125 € aufgerufen werden, dann kann man sich über diese gästefreundliche Kalkulation nur doppelt freuen. So, wie es im Moment aussieht, werden meine Frau und ich in Zukunft deutlich häufiger wieder nach Mallorca reisen und das Fusion19 wird in jedem Fall immer ein Pflichttermin sein.
Um 19:30 Uhr sind wir die ersten Gäste. Daher bleibt für den Restaurantleiter, der einige Jahre in Deutschland gearbeitet hat, reichlich Zeit, uns das Konzept des Fusion19 zu erklären. Alle Mitglieder der Küchenbrigade haben, wenn ich es richtig verstanden habe, in zwei 3-Sterne-Restaurants gearbeitet. Man will die Identität Mallorcas widerspiegeln. 90 % der Produkte stammen von der Insel. Mit den einzelnen Gängen sollen alle Eigenschaften, für die Mallorca berühmt ist, abgebildet werden. Zugleich soll der Gast aber auch eine Reise rund um den Globus antreten, um die Vielfalt, die in der Küchenbrigade herrscht, widerzuspiegeln. Das Restaurant tritt ganz bewusst mit diesem Konzept an, um für die Sterne zu gehen, wie uns der Restaurantleiter beschreibt. Der erste Stern nach knapp 2 Jahren scheint da nur eine Durchgangsstation zu sein, wenn man den Aufwand sieht, der betrieben wird.
So stehen auf der Karte also 5 Stufen, 13 Schritte, 32 Bissen und 115 Ausarbeitungen. Bis auf kleinere Stationen in Asien und Lateinamerika hat alles einen unmittelbaren Mallorca-Bezug. Aber auch die Anklänge an Asien und Lateinamerika sind nicht zufällig gewählt. Der Küchenchef hat in Japan bei einem berühmten Sushi-Meister gearbeitet und ein Teammitglied stammt aus Lateinamerika. Das möchte man auch im Menü zeigen. Also fangen wir mal an.
Zunächst steht auf der Karte „Seifenstück“. Das ist so gewollt und kein Übersetzungsfehler. Die Kleinigkeit auf dem Porzellan soll den Gaumen erfrischen und anregen. Tatsächlich haben wir einige ätherische Aromen, die man durchaus mit Seife assoziieren mag. Aber nicht schlecht.
Sodann kommt ein Baum angefahren, auf dem sich die Einstimmung in den Abend befindet. Schon hier wird deutlich, wie viel Handwerk uns den Abend lang erwarten wird. Die ersten Häppchen sind himmlisch. Geschmacklich tief, fein und von einer großen Länge, ich habe den Mund vor lauter Staunen gar nicht mehr zubekommen. So etwas erwartet man in einem Einsterner nie im Leben.
Zu den nächsten Kleinigkeiten gibt es eine veritable Wermut-Auswahl. Ich muss gestehen, dass ich bislang praktisch gar nichts über Wermut wusste. Der Chef nimmt sich ausgiebig Zeit, alles zu erklären. Ich entscheide mich für die pure Variante, Conny lässt sich einen Negroni kredenzen. Das passt wirklich ausgezeichnet, kein Vergleich zu dem Zeug, was man in unseren Breiten ab und zu mal probieren kann. Sollte man sich wirklich mehr mit beschäftigen.
Die Häppchen dazu sind wiederum unfassbar gut, links sehen wir eine „Sphäre“, die zeigt, wo die Küche ihr Handwerk gelernt hat.
Sodann die Reminiszenz an Asien. Das ist sehr gut, aber hat nicht gleiche Faszination wie die vorgehenden Gänge. Ganz stark dann aber wieder die Bezüge zu Lateinamerika, wobei Mais und Octopus die Hauptrollen spielen. Nachdem die Teller eingesetzt sind, erscheint der Chef mit im Knochen gegarten Mark, womit der Octopus vollendet wird. Wundervoll, das kann man nicht anders sagen.
Eines meiner Highlights ist dann das, was etwas zurückhaltend mit „unsere Bäckerei“ bezeichnet wird. Als wir am Flughafen angekommen sind, haben wir schon die ganzen Touristen mit ihren Pappschachteln gesehen, um die berühmten Ensaimadas mit nach Hause zu nehmen. Das greift man auf, aber in einer herzhaften Variante, gefüllt mit Fleisch von den ortsansässigen schwarzen Schweinen. Das Gebäck ist zart, fluffig und knusprig, der Inhalt saftig und hochkomplex, dazu kommt noch eine sehr starke Soße obendrauf. Selbst der Staubzucker fehlt nicht. Absolut wundervoll, eines der Highlights des Abends.
Zur Bäckerei gehört auch die Darstellung des Tramuntana-Gebirges. Man sieht auf dem Bild die Berge, aber auch das Meer (Olivenöl), eine mit Butter gefüllte schwarze Olive, die dunkle Erde des Gebirges und die Vegetation. Dazu gab es noch knusprig frittierte Topinambur-Schalen (hehe, das können wir auch!) sowie frittierte Karottenschalen (glaube ich jedenfalls, dass das Karotte gewesen ist). Das Brot hat eine dünne, ultraknusprige Kruste und einen ganz feinen Geschmack.
Im Gemüsegarten steckt viel Handwerk, aus meiner Sicht haben wir hier aber nicht gerade die stärkste Station des Abends. Bei der Produktion meiner Artischocke muss irgendetwas schiefgegangen sein, da sie von Frittieröl regelrecht getroffen hat. Auch die Brühe vom Kohlrabi ist ausbaufähig. Das hat mich etwas ratlos zurückgelassen, weil diese Station irgendwie nicht so richtig in den bisherigen Kontext passen wollte.
Die Meeres-Station überzeugt hingegen wiederum vollständig. Leider sind mir hier (wie schon den ganzen Abend) die Bilder nicht richtig gelungen. Alles wirkt irgendwie unscharf, was vielleicht an dem doch recht schummerigen Licht gelegen haben mag. Aber es geht ja um das Essen, nicht um die Bilder!
Sodann kommen wir zur Taube. Hier wollte bei mir nicht die richtige Faszination aufkommen. Kein schlechter Gang, gewiss nicht, aber die Faszination wie in der ersten Hälfte des Menüs konnte ich nicht mitnehmen.
Dann sind wir auch leider leider fast schon durch. Mittlerweile ist es 22:00 Uhr und die letzten Gäste treffen ein. Das sei normal, sagt der Restaurantleiter, heute werde es bestimmt wieder bis mindestens 2:00 Uhr gehen. Fast hätte ich gefragt, ob wir sitzenbleiben und die erste Hälfte des Menüs noch einmal haben können … Aber meine Frau bereitet derlei Gedankenspielen schnell ein Ende und ködert mich damit, dass man doch nächstes Jahr wiederkommen und eine Reise zu den ganzen Sternerestaurants der Insel machen könnte. Das möchte man natürlich nicht aufs Spiel setzen.
Versunken in derlei Gedanken ist zwischenzeitlich der Souschef mit einem Wagen an den Tisch getreten. Dieser enthält eine Art Butterfass. In diesem wird eine hinreißende Nocke aus Eis geschlagen, cremig und intensiv, zum Niederknien. Es geht dann weiter mit einer Huldigung an die Mandel, die in all ihren Facetten geboten wird. Auf dem Bild nicht zu sehen ist Mandelmilch, die noch angegossen wird. Ein paar schöne kleine Häppchen runden den Abend ab.
Die Weinkarte ist sehr umfangreich mit, wie könnte es anders sein, dem Fokus auf Spanien. Wir haben uns einen schönen Godello vom Weingut Raul Perez herausgesucht. Der La Claudina aus dem Jahrgang 2020 stammt aus einer winzigen Einzellage von 0,3 ha, wird im Eichenholzfass ausgebaut, wobei sich ein wenig Florhefe entwickelt. Das wird sicher nicht mein Favorit, aber wir haben einen ansprechenden Wein im Glas, der das ganze Menü hervorragend begleitet hat.
Insgesamt ist es ein ausgezeichneter Abend gewesen. Für mich sind das klare zwei Sterne gewesen. Wenn man dazu bedenkt, dass für das ganze Menü 125 € aufgerufen werden, dann kann man sich über diese gästefreundliche Kalkulation nur doppelt freuen. So, wie es im Moment aussieht, werden meine Frau und ich in Zukunft deutlich häufiger wieder nach Mallorca reisen und das Fusion19 wird in jedem Fall immer ein Pflichttermin sein.