Ich habe ihn im Nachhinein den Standhaften getauft.
Kurzversion: auf schrecklich weit geschossen, nachgemessen, 145 Meter. Keine Heldentat, aber es war auch kein Fehler auszumachen. Schuß tief in die Kammer, Ein& Ausschuß kurz vor dem Zwerchfellständer.
Aber der Reihe nach. Es sollte zum Ansitz gehen, das Wetter war eigentlich gut, nur ein bissi windig. Also an die Hecke in der Senke. Dort wird sich gerne gesonnt und es ist halbwegs windgeschützt.
Um an den Sitz zu kommen, fährt man entlang einer Hecke etwa 400 Meter in eine Senke, Auto abstellen, die letzten 100 Meter zum Sitz, der mitten in einer Heckenkreuzung steht. Ich biege auf die Wiese ab und überfahre beinahe einen Hasen, 30 Meter weiter rennt mir fast ein Schmalreh ins Auto.
Auf den Sitz steigen, einrichten, Lage peilen. Überall wo das Heu noch nicht gemacht ist, stehen die Rehe am Übergang zwischen ungemäht und gemäht. Die Wiese vor mir muß gestern gemäht worden sein, ganz frisch war es nicht mehr, aber auch nicht ganz trocken.
Ich richte mich ein, zirkuliere die Waffe aus dem Fenster. SD. Fluch und Segen gleichermaßen, nur daß die 764 damit noch länger ist und Hochsitze ja generell für Zwerge gebaut sind. Geht aber.
Irgendwann rennt ein weiteres SR über die gemähte Fläche, es scheint, als wäre der Leibhaftige hinter ihm her, der Versuch bergab zu bremsen auf dem Heu hat sein Ende in einem filmreifen Salto gefunden.
Dann auf 200 Meter ein Fuchs, der noch gut 50 Meter näher kommt. Ein Dreibein. Er sah wohgenährt und munter aus, deswegen hab ich auf Experiment verzichtet.
Der Bock, auf den ich es abgesehen hatte, war mir schon länger bekannt, im hohen Gras war abba früher nix zu machen.
Es ist noch früh, gerade mal 9 Uhr, da kommt er um die Ecke, allerdings nicht da, wo ich ihn erwartet hatte und noch dazu viel weiter weg. 200 Meter ungefähr.
Warten eben. Französisch-Lektionen auf dem Händi und den Bock dabei im Auge behalten. Irgendwann zieht er breit in meine Richtung. Wirklich wie auf dem Schießstand und als hätte jemand die Zielscheibe draufgeklebt.
Ich wußte, daß es weit ist. Er kam bei 200 Metern raus, mein Referenzpunkt war bei 110 Metern. Irgendwo dazwischen war das. Auflage gut und ruhig, also sollte es passen. Konzentrieren, eingeschossen auf 100 Meter mit 2 cm hoch. Also etwas höher anhalten, entsichern, Ziel ruhig erfassen, ausatmen, letzte Korrektur, Schuß.
Ich bilde mir ein, den Kugelschlag gehört zu haben, aber es passiert erstmal GAR nichts. NICHTS. Rehe sind zwar nicht die hellsten Kerzen auf der Torte, aber wenn neben mir eine Kugel einschlägt und ich nix abbekommen habe, dann würde ich zumindest als Reh zusehen, daß ich Land gewinne. Nichts dergleichen. Repetiert war schon, ich war noch immer drauf, aber der hat einfach zu ruhig gestanden. Sonst hätte ich nachgeschossen.
Dann nach einer gefühlten mittleren Ewigkeit macht er einen Satz in die Luft, geht noch 10 Meter, taumelt, fällt um, schlegelt, Ruhe.
Es überkommt mich eine gewisse Unruhe, Jagdfieber nennt man das glaub ich.
Es ist noch früh, taghell, also keine Eile.
Waffe sichern, Fernglas ablegen, durchatmen.
Händi, weiter Lektionen gemacht, nach 20 Minuten zusammenpacken und ans Auto. Die Hunde waren schon in heller Aufregung, die haben den Schuß gehört.
Auf die Weide fahren, 50 Meter vor dem Bock stehenbleiben, Kofferraum auf. Die Nasen stehen im Wind und ich sehe einen braunen und einen Schwarzen Blitz in Richtung Bock fliegen. Kurz an den Bock und dann der Fährte nach in Richtung Anschuß, von dort zurück zum Bock, den Bock am Hals nehmen, einmal kräftig schütteln, eine Runde Nachlauf über die Weide und dann wieder in den Kofferraum.
Aufbrechen, Mitpächter anrufen, gefragt - bis du noch eine halbe Stunde wach? Ich hab einen Rehkopf für dich. Hab ihm auf dme Hinweg schon einen Kopf gebracht. Der soll als Aufhänger für´s Fernglas dienen, das ich meiner Jungjägerin

zum schlimmen runden Geburtstag schenke. Aber diesen finde ich dafür noch viel besser.
Also zum Mitpächter, Kopfamputation und Durst bekämpfen. Gegen 11 Uhr gab´s die Leber. Für die Hunde und mich.
So macht Jagd Spaß. Es ist schon ein ziemliches Privilleg, was wir da erleben dürfen. MännerInnen, das dürfen wir nie vergessen.....