Bei einem 3 Tägigen Berlin Tripp mit @Heroki,
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habe ich mir einen lange gehegten und besonderen Wunsch erfüllt und wir haben für den ersten Abend einen Tisch im Nobelhart & Schmutzig reserviert. Seit ich mich in der gehobenen Küche bewege, geistert dieser Name bei Gesprächen immer wieder durch den Raum.
Selten geht es dabei um eine positive Beschreibung des Restaurants.
"Brutal Regional, Reduziert bis der ganze Teller leer ist, diese eine Kartoffel wurde von Tante Elfriede aus dem dritten Stock geerntet usw."
Hier mal eine kurze wertfreie Zusammenfassung für alle die den Namen des Restaurants noch nie gehört haben oder insgesamt nichts damit anfangen können:
Das Restaurant Nobelhart & Schmutzig ist ein 2015 von Billy Wagner und Micha Schäfer eröffnetes Restaurant. Das Restaurant hat sich einem stark regionalen Küchenstil verschrieben.
Es kommt nichts auf den Teller was nicht aus der unmittelbaren Umgebung (frühere waren es glaube ich maximal 50km um Berlin) stammt.
Daher gibt es im Restaurant z.B. keinen Pfeffer, keine Zitronen oder ähnliche Dinge.
Das Konzept war damals in 2015 als Anlehnung an die New Nordic Cuisine unerhört Modern.
Man wollte auffallen und provozieren (manche würden sagen nur um des provozierens und der Schlagzeilen willen).
Seit 2016 trägt es durchgängig einen Michelin Stern, sowie seit 2020 den grünen Stern für besondere Nachhaltigkeit. Dazu wurde das Restaurant in der Worlds 50 Best Restaurants Liste im Jahr 2023 als Bestes Deutsches Restaurant der Welt auf Platz 45 gelistet.
Los geht’s!
Hier ist mal das Restaurant von außen.
An der Tür, im Internet, der Speisekarte (und jedem jemals gegebenen Interview und Bericht) wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das Fotografieren im Restaurant nicht gestattet ist.
Ursprünglich war mein Planeine versteckte Knopflochkamera euch das ganze hier in reiner Textform ggf. mit ein paar Skizzen vom Plating zu präsentieren.
Am Ende haben mich aber dann doch zwei Punkte abgehalten es so zu machen.
Der davon eindeutig stärker wiegende Grund,
es hat einfach keine Sau im Restaurant interessiert.
Die Hälfte der Gäste hatte Ihr Handy auf dem Tisch liegen und wurde von Billy Wagner sogar noch ermutigt Fotos von den Weinflaschenetiketten und den Schallplatten Covern (selbstverständlich wird hier noch richtige Musik aufgelegt und spätestens alle 20 Minuten darf einer der Köche seine Arbeit unterbrechen und rennen um die Platte zu wechseln) zu machen.
Die Dame drei Plätze weiter war zwischen Ihren Gängen andauernd auf Instagram und Tinder unterwegs.
Also habe ich ab etwa der Hälfte des Menüs auch die entsprechenden Bilder zu den Gängen gemacht.
Hier aber jetzt erstmal das Restaurant von innen.
Gemütliches Ambiente, außerhalb der Küche relativ Dunkel gehalten. Um die offen gestaltete Küche sind etwa 90% aller Plätze U förmig angeordnet. Mittlerweile ist ein solcher Chef Table sicher nichts besonderes mehr, dürfte aber vor 9 Jahren noch ordentlich Eindruck gemacht haben.
Serviert wird ausschließlich ein 10 Gängiges Menü.
Dazu gibt es eine Wein- und eine alkoholfreie Begleitung. Die Weinkarte hat es allerdings in sich.
Sie umfasst 168 Seiten (Wer will klickt hier) der Erste Wein steht erst auf Seite 45!!!
Davor wird über Ikea Gläser, die Auswahl der Weine, Glasbruch, Britta Wasser und die Adobe Schriftart Adobe Gramond sowie den Drucker (Brother MFC-L6800DW) auf dem diese Karte aus gebrauchten Apfelschalen gedruckt wurde und der links unter der Theke steht philosophiert.
"Alles klar Sousvidebader, haha, übertreibs nicht! So einen Scheiß macht…
Immer daran denken, Ihr zahlt 200€ für das Menü. Immerhin ist das Britta gefilterte Wasser inklusive.
Los geht’s also mit dem Essen. (Wie schon geschrieben, die ersten paar Gänge noch ohne Bilder. Ich lasse aber gerne meinen 3 Jährigen Neffen was zeichnen.)
Wir bekommen sogleich eine kleine Steintasse mit angegossener Dampfender Flüssigkeit von Nackthafer, Koriandersaat und Honig eingeschenkt.
Die Flüssigkeit ist recht heiß und wässrig. Koriander und Honig schmeckt man gar nicht. Dazu fehlt auch etwas Salz.
Ich denke man wollte bei dem kalten Schmuddelwetter draußen eine kleine heiße Stärkung servieren.
Dafür hat hier aber ordentlich die Tiefe gefehlt.
Schon besser gelungen ist eine kleine Brotzeit aus Roggensauerteigbrot, selbst gereifter Butter und ein paar kleinen Beilagen.
Besonders gut waren die Blutwurstpraline und der Krautsalat.
Dazu noch ein Stück Fetakäse welcher der beste meines Lebens war.
Das Brot war okay aber leider nicht vor Ort im Restaurant aufgebacken.
Ich habe das kritisiert, da ich finde es gibt wenig das besser schmeckt als ein noch leicht warmes Brot mit guter Butter.
@Heroki gab hier allerdings zu bedenken, das warmes Brot eben fast immer gut schmeckt, auch wenn es scheiße gemacht ist und man eigentlich nur an einem kalten Brot wirklich erkennen kann wie gut es tatsächlich.
Da dürft Ihr entscheiden was euch jetzt wichtiger ist.
Der Fermentationstrog wird mit großem Stolz präsentiert und auch erklärt von welchem Bauernhof und welcher Kuh die Milch dafür kommt.
Sie wird dann im Restaurant aufgeschlagen und der natürlichen Fermentation überlassen. Uns wird gesagt, dass diese Butter aus dem Herbst 2022 stamme. Dem Pärchen neben uns sagt man auf Englisch sie sei 3 Monate alt.
Keine Ahnung ob sie da jetzt mehrere Jahrgänge von haben und je nach Lust und Laune mal das eine und mal das andere servieren.
Die Butter sieht aus wie Butter, streicht sich wie kalte Butter, hat aber einen leicht an guten Käse erinnernde Note in der Nase, welche aber sofort verschwindet wenn man hineinbeißt. Auch hier wäre eine leicht gesalzene Butter nochmal einen Tick besser. Gerade zum kräftigen Roggenbrot.
Weiter geht es mit Sellerie und Ei.
Hier wollte man aus diesen beiden Zutaten eine Carbonara nachbauen.
Der Sellerie wurde in lange Fäden geschnitten und sieht überzogen mit der dickflüssig gelben Soße wirklich fast wie Spaghetti Carbonara aus. Ähnlich wie die Schallplatte die gerade in der selben Spur hängen geblieben ist, klinge wohl ich, wenn ich sage, hier fehlt Salz!
In diesem Fall sogar verdammt viel Salz. Ansonsten kann man das Gericht schon so machen aber die Frage ist halt warum?
Vegan ist das ganze durch das Ei eh nicht mehr, also wieso nicht gleich richtige Nudeln hernehmen.
6,5/10
Es folgt Gelbe Bete mit Safran aus dem Seenland (der Klimawandel machts möglich, dass man diesen mittlerweile auch schon um Berlin herum anbauen kann)
Die waren glaube ich garnicht mal so verkehrt aber ich habe echt kein Bild mehr dazu im Kopf. Vielleicht kann hier @Heroki weiterhelfen?
Schalotte, Schupfnudel und Wacholder
Hier waren vor allem die Zwiebeln sehr schön geschmort, die eine! Schupfnudel war recht gummiartig und der Wacholder glänzte durch völlige Abwesenheit. 6/10
"Man habe heute noch ein Special auf der Karte. Ein ausgebackenes Stück vom Schweinskopf mit eingelegten Radieschen.
Ob wir davon etwas möchten?"
Wir sagen natürlich ja und ab hier gehen dann auch die Fotos los. Das Plating der Gänge davor war recht ähnlich zu den folgenden Bildern.
Hier gab es also optisch nichts was man verpasst hat.
Ausgebackener Schweinskopf mit Radieschen
Er sei "wirklich sehr fettig" werden wir noch vorgewarnt und ja das ist er auch.
Aber verdammt gut, heiß und unglaublich knusprig. Dazu die Radieschen, welche knackig sind und eine sehr schöne Säure besitzen. 7,5/10
Kalb mit gelber Zwiebel
Erinnert ihr euch noch an die Butter von oben?
Da war Milch drin.
Kühe geben ja leider nur Milch wenn sie schwanger sind.
Das Nobelhart & Schmutzig ist ein Restaurant mit einem ganzheitlichen Ansatz.
Deshalb haben sie auch das Kalb geschlachtet von dessen Mutter wir die Milch vorhin hatten.
Normalerweise werden Kälber mit etwa 12 Monaten geschlachtet aber dieses hier haben wir schon mit 3 Monaten geschlachtet….
WTF!!!
und nochmal ausgeschrieben What the Fuck!
Mir hat’s bei der Erklärung leider kurzzeitig die Festplatte zerhauen und ich hab nur, "ähhhh okay" geantwortet. Daher war ich nicht schnell genug um nachzufragen was das jetzt gerade war.
Vielleicht ist das so nach der Devise gedacht, lieber früh geschlachtet, dass es möglichst nicht so lange leiden muss. Keine Ahnung?
Ich habe absolut kein Problem mit dem töten von Tieren und auch das Konzept der ganzheitlichen Verwertung ist löblich aber normalerweise wird das irgendwie in die Richtung „wir beziehen die Milch und das Fleisch vom selben Hof" und nicht, weil wir die Milch brauchen killen wir auch das Kalb und normalerweise dürfen die Tiere 12 Monate leben aber wir bringen es schon nach 3 Monaten um erklärt.
Aaaaaaaaaaaaaanyway!
Das war ein tadellos gebratenes schönes Stück Kalbfleisch.
Ordentlich gesalzen, die Zwiebeln haben wirklich sehr sehr gut dazu gepasst und das war für mich der beste Gang des Abends. 8/10
Ich hatte als Aperitif etwas Champagner, anschließend noch etwas Riesling und dann auf Empfehlung von Billy noch ein Bier.
Der vegetarische Hauptgang von @Heroki dagegen war Nix.
Rote Bete mit extrem stark eingekochtem Holunder der vom Teller fast nicht zu lösen war und die Textur von im Sommer auf heißem Asphalt klebenden Gummireifenresten hatte.
Kartoffelpüree mit Grünkohl
Ein wirklich schönes Napfgericht.
Ordentliches Kartoffelpüree mit dem knackigsten Grünkohl den ich je hatte. Die angebotenen Frage ob wir noch einen Nachschlag wollen,
be-jaen wir und bekommen sogleich eine neue (soviel zum Thema Nachhaltigkeit) Schale mit dem Kartoffelpüree serviert. 7/10
Buchteln mit Fichtennadeln
Es folgt ein weiteres tolles Soulfood Gericht. Die Buchteln haben genau die richtige Temperatur um sie gerade noch mit den Fingern essen zu können.
Die Fichtennadelcreme und die eingelegten Beeren dazu machen richtig Spaß. Hier wäre ein Nachschlag auch keine verkehrte Wahl gewesen. 7,5/10
Birne und Heu
Die Birne ist angegrillt, enthält allerdings noch Stücke vom Rand des Kerngehäuses. Das Eis aus Achtung! Kuhmilch wurde mehrere Stunden mit Heu infundiert und schmeckt angeblich jeden Tag etwas anders. Für mich schmeckt es nach einem sehr geilen Salzkaramell Eis aber keine Spur von Heu. 6/10
Als Wegzehrung gibt es an der Tür noch einen Windbeutel mit Haselnuss den wir draußen beim gehen essen.
Natürlich gibt es vom einzigen Gang außerhalb der Fotoverbotszone kein Foto.
Fazit:
Und wie war’s denn jetzt.
Schlimmer als befürchtet? Nicht so schlimm wie erwartet?
Irgendwie würde ich sagen von allem etwas. Ich war mittlerweile knapp 90 mal im Sternerestaurant. Es gibt wenig was ich hier noch nicht gesehen habe. Für mich hake ich das Kapitel mit, kann man mal gemacht haben ab.
Der Stern des Guide Michelin ist gerechtfertigt. Was hier auf den Teller kommt, hat in den meisten Fällen Hand und Fuß und entspricht in etwa dem, was man von anderen Sternerestaurants auch erwarten kann.
Ich würde sogar so weit gehen und sagen, das Nobelhardt & Schmutzig eignet sich hervorragend für Einsteiger in der Welt der Sterneküche. Hier wird man wahrhaftig an die Hand genommen und es wird einem genau erklärt, was man da bekommt und wie man es am besten isst.
Die Platzierung in der Worlds Hippest.. ähhh Verzeihung, Worlds 50 Best Restaurant Liste auf Platz 45 ist natürlich an den Haaren Herbeigezogen und entbehrt jeglicher Grundlage.
Es zeigt aber umso mehr den Charakter dieser speziellen Liste und ich wage zu bezweifeln, dass es selbst in einer ehrlichen Liste der 50 Besten Restaurants nur in Deutschland überhaupt in den top 100 (ja die Worlds 50. Best geht ironischerweise von 1-100) vertreten wäre.
Trotzdem kann ich es mir eben wie oben schon beschrieben für einen Anfänger durchaus gut vorstellen. Nicht zu vergessen muss die Erfahrung dort vor 8-9 Jahren als Konzepte wie brutal Regional, Chefs Table und die genaue Aufzählung welcher Bauer jetzt welchen Salatkopf gepflückt hat etwas ganz modernes sein. Gerade zum Beispiel ein Italienischer Tourist der seine Einsterner und das Personal von Zuhause in den meisten Fällen nur als durch und durch bieder und konservativ mit einer versteckten Küche im Eck des Restaurants kennt, könnte hier leicht ins schwärmen kommen, von so viel Progressivität und Kommunikation mit dem Personal.
Insgesamt eine 6,9/10
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habe ich mir einen lange gehegten und besonderen Wunsch erfüllt und wir haben für den ersten Abend einen Tisch im Nobelhart & Schmutzig reserviert. Seit ich mich in der gehobenen Küche bewege, geistert dieser Name bei Gesprächen immer wieder durch den Raum.
Selten geht es dabei um eine positive Beschreibung des Restaurants.
"Brutal Regional, Reduziert bis der ganze Teller leer ist, diese eine Kartoffel wurde von Tante Elfriede aus dem dritten Stock geerntet usw."
Hier mal eine kurze wertfreie Zusammenfassung für alle die den Namen des Restaurants noch nie gehört haben oder insgesamt nichts damit anfangen können:
Das Restaurant Nobelhart & Schmutzig ist ein 2015 von Billy Wagner und Micha Schäfer eröffnetes Restaurant. Das Restaurant hat sich einem stark regionalen Küchenstil verschrieben.
Es kommt nichts auf den Teller was nicht aus der unmittelbaren Umgebung (frühere waren es glaube ich maximal 50km um Berlin) stammt.
Daher gibt es im Restaurant z.B. keinen Pfeffer, keine Zitronen oder ähnliche Dinge.
Das Konzept war damals in 2015 als Anlehnung an die New Nordic Cuisine unerhört Modern.
Man wollte auffallen und provozieren (manche würden sagen nur um des provozierens und der Schlagzeilen willen).
Seit 2016 trägt es durchgängig einen Michelin Stern, sowie seit 2020 den grünen Stern für besondere Nachhaltigkeit. Dazu wurde das Restaurant in der Worlds 50 Best Restaurants Liste im Jahr 2023 als Bestes Deutsches Restaurant der Welt auf Platz 45 gelistet.
Los geht’s!
Hier ist mal das Restaurant von außen.
An der Tür, im Internet, der Speisekarte (und jedem jemals gegebenen Interview und Bericht) wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das Fotografieren im Restaurant nicht gestattet ist.
Ursprünglich war mein Plan
Am Ende haben mich aber dann doch zwei Punkte abgehalten es so zu machen.
Der davon eindeutig stärker wiegende Grund,
es hat einfach keine Sau im Restaurant interessiert.
Die Hälfte der Gäste hatte Ihr Handy auf dem Tisch liegen und wurde von Billy Wagner sogar noch ermutigt Fotos von den Weinflaschenetiketten und den Schallplatten Covern (selbstverständlich wird hier noch richtige Musik aufgelegt und spätestens alle 20 Minuten darf einer der Köche seine Arbeit unterbrechen und rennen um die Platte zu wechseln) zu machen.
Die Dame drei Plätze weiter war zwischen Ihren Gängen andauernd auf Instagram und Tinder unterwegs.
Also habe ich ab etwa der Hälfte des Menüs auch die entsprechenden Bilder zu den Gängen gemacht.
Hier aber jetzt erstmal das Restaurant von innen.
Gemütliches Ambiente, außerhalb der Küche relativ Dunkel gehalten. Um die offen gestaltete Küche sind etwa 90% aller Plätze U förmig angeordnet. Mittlerweile ist ein solcher Chef Table sicher nichts besonderes mehr, dürfte aber vor 9 Jahren noch ordentlich Eindruck gemacht haben.
Serviert wird ausschließlich ein 10 Gängiges Menü.
Dazu gibt es eine Wein- und eine alkoholfreie Begleitung. Die Weinkarte hat es allerdings in sich.
Sie umfasst 168 Seiten (Wer will klickt hier) der Erste Wein steht erst auf Seite 45!!!
Davor wird über Ikea Gläser, die Auswahl der Weine, Glasbruch, Britta Wasser und die Adobe Schriftart Adobe Gramond sowie den Drucker (Brother MFC-L6800DW) auf dem diese Karte aus gebrauchten Apfelschalen gedruckt wurde und der links unter der Theke steht philosophiert.
"Alles klar Sousvidebader, haha, übertreibs nicht! So einen Scheiß macht…
Immer daran denken, Ihr zahlt 200€ für das Menü. Immerhin ist das Britta gefilterte Wasser inklusive.
Los geht’s also mit dem Essen. (Wie schon geschrieben, die ersten paar Gänge noch ohne Bilder. Ich lasse aber gerne meinen 3 Jährigen Neffen was zeichnen.)
Wir bekommen sogleich eine kleine Steintasse mit angegossener Dampfender Flüssigkeit von Nackthafer, Koriandersaat und Honig eingeschenkt.
Die Flüssigkeit ist recht heiß und wässrig. Koriander und Honig schmeckt man gar nicht. Dazu fehlt auch etwas Salz.
Ich denke man wollte bei dem kalten Schmuddelwetter draußen eine kleine heiße Stärkung servieren.
Dafür hat hier aber ordentlich die Tiefe gefehlt.
Schon besser gelungen ist eine kleine Brotzeit aus Roggensauerteigbrot, selbst gereifter Butter und ein paar kleinen Beilagen.
Besonders gut waren die Blutwurstpraline und der Krautsalat.
Dazu noch ein Stück Fetakäse welcher der beste meines Lebens war.
Das Brot war okay aber leider nicht vor Ort im Restaurant aufgebacken.
Ich habe das kritisiert, da ich finde es gibt wenig das besser schmeckt als ein noch leicht warmes Brot mit guter Butter.
@Heroki gab hier allerdings zu bedenken, das warmes Brot eben fast immer gut schmeckt, auch wenn es scheiße gemacht ist und man eigentlich nur an einem kalten Brot wirklich erkennen kann wie gut es tatsächlich.
Da dürft Ihr entscheiden was euch jetzt wichtiger ist.
Der Fermentationstrog wird mit großem Stolz präsentiert und auch erklärt von welchem Bauernhof und welcher Kuh die Milch dafür kommt.
Sie wird dann im Restaurant aufgeschlagen und der natürlichen Fermentation überlassen. Uns wird gesagt, dass diese Butter aus dem Herbst 2022 stamme. Dem Pärchen neben uns sagt man auf Englisch sie sei 3 Monate alt.
Keine Ahnung ob sie da jetzt mehrere Jahrgänge von haben und je nach Lust und Laune mal das eine und mal das andere servieren.
Die Butter sieht aus wie Butter, streicht sich wie kalte Butter, hat aber einen leicht an guten Käse erinnernde Note in der Nase, welche aber sofort verschwindet wenn man hineinbeißt. Auch hier wäre eine leicht gesalzene Butter nochmal einen Tick besser. Gerade zum kräftigen Roggenbrot.
Weiter geht es mit Sellerie und Ei.
Hier wollte man aus diesen beiden Zutaten eine Carbonara nachbauen.
Der Sellerie wurde in lange Fäden geschnitten und sieht überzogen mit der dickflüssig gelben Soße wirklich fast wie Spaghetti Carbonara aus. Ähnlich wie die Schallplatte die gerade in der selben Spur hängen geblieben ist, klinge wohl ich, wenn ich sage, hier fehlt Salz!
In diesem Fall sogar verdammt viel Salz. Ansonsten kann man das Gericht schon so machen aber die Frage ist halt warum?
Vegan ist das ganze durch das Ei eh nicht mehr, also wieso nicht gleich richtige Nudeln hernehmen.
6,5/10
Es folgt Gelbe Bete mit Safran aus dem Seenland (der Klimawandel machts möglich, dass man diesen mittlerweile auch schon um Berlin herum anbauen kann)
Die waren glaube ich garnicht mal so verkehrt aber ich habe echt kein Bild mehr dazu im Kopf. Vielleicht kann hier @Heroki weiterhelfen?
Schalotte, Schupfnudel und Wacholder
Hier waren vor allem die Zwiebeln sehr schön geschmort, die eine! Schupfnudel war recht gummiartig und der Wacholder glänzte durch völlige Abwesenheit. 6/10
"Man habe heute noch ein Special auf der Karte. Ein ausgebackenes Stück vom Schweinskopf mit eingelegten Radieschen.
Ob wir davon etwas möchten?"
Wir sagen natürlich ja und ab hier gehen dann auch die Fotos los. Das Plating der Gänge davor war recht ähnlich zu den folgenden Bildern.
Hier gab es also optisch nichts was man verpasst hat.
Ausgebackener Schweinskopf mit Radieschen
Er sei "wirklich sehr fettig" werden wir noch vorgewarnt und ja das ist er auch.
Aber verdammt gut, heiß und unglaublich knusprig. Dazu die Radieschen, welche knackig sind und eine sehr schöne Säure besitzen. 7,5/10
Kalb mit gelber Zwiebel
Erinnert ihr euch noch an die Butter von oben?
Da war Milch drin.
Kühe geben ja leider nur Milch wenn sie schwanger sind.
Das Nobelhart & Schmutzig ist ein Restaurant mit einem ganzheitlichen Ansatz.
Deshalb haben sie auch das Kalb geschlachtet von dessen Mutter wir die Milch vorhin hatten.
Normalerweise werden Kälber mit etwa 12 Monaten geschlachtet aber dieses hier haben wir schon mit 3 Monaten geschlachtet….
WTF!!!und nochmal ausgeschrieben What the Fuck!
Mir hat’s bei der Erklärung leider kurzzeitig die Festplatte zerhauen und ich hab nur, "ähhhh okay" geantwortet. Daher war ich nicht schnell genug um nachzufragen was das jetzt gerade war.
Vielleicht ist das so nach der Devise gedacht, lieber früh geschlachtet, dass es möglichst nicht so lange leiden muss. Keine Ahnung?
Ich habe absolut kein Problem mit dem töten von Tieren und auch das Konzept der ganzheitlichen Verwertung ist löblich aber normalerweise wird das irgendwie in die Richtung „wir beziehen die Milch und das Fleisch vom selben Hof" und nicht, weil wir die Milch brauchen killen wir auch das Kalb und normalerweise dürfen die Tiere 12 Monate leben aber wir bringen es schon nach 3 Monaten um erklärt.
Aaaaaaaaaaaaaanyway!
Das war ein tadellos gebratenes schönes Stück Kalbfleisch.
Ordentlich gesalzen, die Zwiebeln haben wirklich sehr sehr gut dazu gepasst und das war für mich der beste Gang des Abends. 8/10
Ich hatte als Aperitif etwas Champagner, anschließend noch etwas Riesling und dann auf Empfehlung von Billy noch ein Bier.
Der vegetarische Hauptgang von @Heroki dagegen war Nix.
Rote Bete mit extrem stark eingekochtem Holunder der vom Teller fast nicht zu lösen war und die Textur von im Sommer auf heißem Asphalt klebenden Gummireifenresten hatte.
Kartoffelpüree mit Grünkohl
Ein wirklich schönes Napfgericht.
Ordentliches Kartoffelpüree mit dem knackigsten Grünkohl den ich je hatte. Die angebotenen Frage ob wir noch einen Nachschlag wollen,
be-jaen wir und bekommen sogleich eine neue (soviel zum Thema Nachhaltigkeit) Schale mit dem Kartoffelpüree serviert. 7/10
Buchteln mit Fichtennadeln
Es folgt ein weiteres tolles Soulfood Gericht. Die Buchteln haben genau die richtige Temperatur um sie gerade noch mit den Fingern essen zu können.
Die Fichtennadelcreme und die eingelegten Beeren dazu machen richtig Spaß. Hier wäre ein Nachschlag auch keine verkehrte Wahl gewesen. 7,5/10
Birne und Heu
Die Birne ist angegrillt, enthält allerdings noch Stücke vom Rand des Kerngehäuses. Das Eis aus Achtung! Kuhmilch wurde mehrere Stunden mit Heu infundiert und schmeckt angeblich jeden Tag etwas anders. Für mich schmeckt es nach einem sehr geilen Salzkaramell Eis aber keine Spur von Heu. 6/10
Als Wegzehrung gibt es an der Tür noch einen Windbeutel mit Haselnuss den wir draußen beim gehen essen.
Natürlich gibt es vom einzigen Gang außerhalb der Fotoverbotszone kein Foto.
Fazit:
Und wie war’s denn jetzt.
Schlimmer als befürchtet? Nicht so schlimm wie erwartet?
Irgendwie würde ich sagen von allem etwas. Ich war mittlerweile knapp 90 mal im Sternerestaurant. Es gibt wenig was ich hier noch nicht gesehen habe. Für mich hake ich das Kapitel mit, kann man mal gemacht haben ab.
Der Stern des Guide Michelin ist gerechtfertigt. Was hier auf den Teller kommt, hat in den meisten Fällen Hand und Fuß und entspricht in etwa dem, was man von anderen Sternerestaurants auch erwarten kann.
Ich würde sogar so weit gehen und sagen, das Nobelhardt & Schmutzig eignet sich hervorragend für Einsteiger in der Welt der Sterneküche. Hier wird man wahrhaftig an die Hand genommen und es wird einem genau erklärt, was man da bekommt und wie man es am besten isst.
Die Platzierung in der Worlds Hippest.. ähhh Verzeihung, Worlds 50 Best Restaurant Liste auf Platz 45 ist natürlich an den Haaren Herbeigezogen und entbehrt jeglicher Grundlage.
Es zeigt aber umso mehr den Charakter dieser speziellen Liste und ich wage zu bezweifeln, dass es selbst in einer ehrlichen Liste der 50 Besten Restaurants nur in Deutschland überhaupt in den top 100 (ja die Worlds 50. Best geht ironischerweise von 1-100) vertreten wäre.
Trotzdem kann ich es mir eben wie oben schon beschrieben für einen Anfänger durchaus gut vorstellen. Nicht zu vergessen muss die Erfahrung dort vor 8-9 Jahren als Konzepte wie brutal Regional, Chefs Table und die genaue Aufzählung welcher Bauer jetzt welchen Salatkopf gepflückt hat etwas ganz modernes sein. Gerade zum Beispiel ein Italienischer Tourist der seine Einsterner und das Personal von Zuhause in den meisten Fällen nur als durch und durch bieder und konservativ mit einer versteckten Küche im Eck des Restaurants kennt, könnte hier leicht ins schwärmen kommen, von so viel Progressivität und Kommunikation mit dem Personal.
Insgesamt eine 6,9/10
