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Eine Reise Genitalien

Ich hoffe, ich mache das richtig mit Thema erstellen, Thread, etc.

Nachdem ich bereits so netten Austausch mit @Kimble und @Sousvidebader hatte, berichte ich nun von unserer Reise Genitalien Ende August. Die Deutsche Bahn hatte leider beschlossen, zu streiken, so dass wir mit dem Flixbus nach Mailand reisen mussten. Unwürdiger kann eine Reise kaum beginnen, dachte ich. Für mich war es dann wesentlich erträglicher als gedacht. Für meine weibliche Weggefährtin weitaus weniger, da die Bustoilette aufgrund hohen Füllstands bereits überschwappte und die Busfahrer sich zu keiner Aussage über ihre Pausenzeiten hinreißen ließen.

In Mailand angekommen das erste Highlight: Farini: Sensationelle Pizza mit einem so wollüstigen Teig, dass der ebenfalls hervorragende Belag fast überflüssig war.

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Weiter ging es in Mailand leider wenig spektakulär. Ich schoss einmal beim Pulen einer Königskrabbe etwas Fleisch meiner vegetarischen Freundin ins Gesicht (jeglichen Kommentar zu Analogien erspare ich mir und Euch). Ansonsten wenig spektakulär, da viele Restaurants geschlossen waren. Auch die Italiener machen Urlaub.

Highlight war in Como ein kleines Restaurant "Piazza Roma" etwas abgelegen der Touristenströme in Como gelegen. Der Vater im Service, der Sohn kocht. Wir kamen zur Mittagszeit und hatten nicht reserviert. Der Patron bot uns an, nach 45' wiederzukommen. Gesagt, getan. Es gab als Entschuldigung (?) Prosecco auf's Haus und danach den besten Pulpo, den ich je gegessen habe, herzerwärmende Ravioli mit Meeresfrüchtefüllung, einen Nero Di Troia und einen herausragenden Käsekuchen (wer kennt diesen italienischen Klassiker nicht?) mit Blaubeerkompott. Als wir ein angemessenes Trinkgeld gaben, bestand der Wirt darauf, uns eine Flasche Nebbiolo als Dank mitzugeben. Die Flasche gibt es mittlerweile nicht mehr. Sie war definitiv nicht von der Resterampe.

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Ich fands direkt witzig. Dachte erst, das ist beabsichtigt im Titel, um Aufmerksamkeit zu haschen, aber nachdem sich das im Text auch wieder findet :hmmmm:
 
Wir fuhren von dort an den Gardasee, wo die Sache deutlich Fahrt aufnahm. Zunächst im Ristorante Alla Fassa direkt am "Strand" des Gardasees gelegen. Herrliche Küche, tolle Weinkarte, herzlicher Service. Getrunken haben wir einen Curtefranca vom Weingut Ca' del Bosco. Als Chardonnay-Liebhaber eine große Freude, hier auch einen runden Wein mit Holzausbau und zurückgenommener Säure trinken zu können und nicht nur die Lugana-Massenweine vom Weingut, das mit Cai anfängt und mit dei Frati aufhört. Traumhafte Carbonara und herrlicher Sonnenuntergang

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Großes Highlight der Reise war ein Besuch in einem Restaurant, das wirklich am absoluten Ausgang der Welt liegt. Antica Locanda Del Contrabbandiere. Der Mann in der Küche, die Frau im Service. Er erklärt zu Beginn das gesamte Menü, sie berät sehr herzlich hinsichtlich der (wie überall in Italien) äußert fair kalkulierten Weinkarte. Grandioser lauwarmer Meeresfrüchtesalat mit Kartoffelpüree, Steinpilzrisotto, etc.

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Da ich eine mindestens so große Leidenschaft für Wein wie für Essen hege, konnte ich meine Perle durch stetes gutes Zureden, eine Heultiraden und auf-den-Boden-werfen (das hat früher bei der Eisdiele schon funktioniert) davon überzeugen (Euphemismus), dass wir un-be-dingt ins Valpolicella fahren und dort Amarone verkosten müssen. Nicht zu den Klassikern wie Masi und Tommasi, die nicht nur einen sehr ähnlichen Namen haben, sondern schlicht an einer langen Straße direkt gegenüberliegen.

Wir fuhren zu Ca'La Bionda. Dort konnten wir nach einer Kellerführung mit dem sehr leidenschaftlichen Winzer alle Weine des Weinguts verkosten. Der Amarone des Weinguts ist deshalb so beeindruckend, weil er trotz des hohen Alkoholgehalts trotzdem eine gewisse Frische mitbringt, die nicht direkt alles erschlägt. Amarone wird von den Italienern generell eher nicht zum Essen getrunken, sondern als Meditationswein. Sprich: Jeder hält die Schnauze und alle genießen nur, was sie im Glas haben. Man kann von den Italienern so vieles lernen...

Begeistert hat mich zudem noch der Recioto des Weinguts. Ein Süßwein. Dieser wird erzeugt, indem die Trauben nicht drei Monate getrocknet werden, wie beim Amarone, sondern sechs Monate. Im Gegensatz zu einer BA oder gar TBA besteht hier nicht die Tendenz, klebrig süß zu werden (an alle Kracher-Fans: Das ist bei Kracher auch nicht der Fall, aber es geht schon ein wenig in die Richtung). Eine Frische wie bei einer Molitor-Spätlese, aber mehr Fülle, mehr Maul-voll. Herrlich!
 
Von dort ging es zu einem kleinen Weingut namens Falezze. Es wird nur von Luca Anselmi und seiner Frau Sofia betrieben, die sich natürlich für die Lese Helfer suchen. Ich bin auf den Amarone aufmerksam geworden im Restaurant Nannina in Stuttgart. Ein wahrer Meditationswein, der aber trotzdem noch eine Eleganz und Finesse mitbringt, mit der er sich meiner Meinung nach gut zum Essen trinken lässt. Das Weingut erzeugt neben dem Amarone nur noch einen Ripasso. Hierbei wird ein Valpolicella mit dem Trester des Amarone in Kontakt gebracht und gewinnt dadurch ebenfalls an Kraft und Tiefe. Insgesamt pro Jahr nur 10.000 Flaschen. Mittlerweile gibt es auch einen Grappa, den wir ebenfalls verkosteten und der sensationell war. Ein sehr sympathisches Ehepaar, das uns sehr herzlich empfangen und alles gezeigt hat. Sie wollen in naher Zukunft auch ein Agriturismo auf dem Weingut etablieren. Guten Wein wird es für die Gäste in jedem Fall geben.

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Vom Gardasee ging es schließlich nach Südtirol ins Hotel Silena. Dies war auch ein Ausgleich für meine Valpolicella-Tour. Ein Hotel, das viel Wert auf Yoga, Feng-Shui (Schreibweise?) und Räucherstäbchen legt. Ich dachte, ich werde dort permanent mit Humus und Avocado beworfen und muss ständig die Haltung des bückenden Hundes eingehen, aber siehe da: Eine geile Weinkarte und grandioses Essen. Gibt es einen Gott? Bin ich doch nicht nur böse. Womit habe ich das verdient? Genügend Bonus-Punkte gesammelt, weil ich alten Damen die Dinge aus dem obersten Supermarkt-Regal geholt habe? Sei es, wie es sei. Wir haben großartig gegessen und noch besser getrunken. Ich freue mich immer beim Blick in italienische oder auch spanische Weinkarten, dass hier so trinkfreudig kalkuliert wird (Serre Nuove von Ornellaia für 62.- EUR. Das ist ca. Faktor 1,5). Andererseits werde ich wütend, dass in Deutschland teilweise mit Faktor 4 oder sogar 5 kalkuliert wird und das nicht nur in der Sternegastro.

Neben dem besagten Serre Nuove tranken wir einen Lamarein vom Weingut Untergazner. Der Wein ist ein Lagrein (autochthone Rebsorte aus Tirol, die etwas weicher und etwas tanninärmer ist als Sangiovese), der aber wie ein Amarone ausgebaut wird. Die Trauben werden getrocknet, wodurch der Wasseranteil sinkt und der Zuckergehalt und dadurch später der Alkoholgehalt steigt.

Jahrgang 2018 war Babymord und erst am nächsten Tag entfaltete der Wein seine wahre Pracht. Ich konnte den Sommelier überreden, mir eine Flasche zu verkaufen. Normalerweise gibt es diesen Wein entweder gar nicht oder á la Klaus Peter Keller in größeren Paketen mit anderen Weinen des Weinguts. Daher liegt das Prachtstück nun im Keller und fiebert seiner Trinkreife entgegen. Manchmal streichle ich das Etikett und beschalle den Wein mit Mozart. Was bei Kobe-Rindern hilft, kann hier so falsch nicht sein. Nur das bespucken mit Bier wäre bei Wein wohl kontraproduktiv.

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Zuletzt noch ein paar Impressionen ohne Kontext. Ein traumhafter Urlaub, der mir sicher wieder ein paar Kilo mehr auf die Rippen gezaubert hat. Nachdem ich ein halbes Jahr in Florenz gelebt habe, hat sich das mit der Bikinifigur allerdings eh auf Lebenszeit erledigt.

In diesem Sinne einen schönen Abend. In kulinarischer Verbundenheit, Euer Schwabengriller

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Weiter ging es in Mailand leider wenig spektakulär. Ich schoss einmal beim Pullen einer Königskrabbe etwas Fleisch meiner vegetarischen Freundin ins Gesicht (jeglichen Kommentar zu Analogien erspare ich mir und Euch). Ansonsten wenig spektakulär, da viele Restaurants geschlossen waren. Auch die Italiener machen Urlaub.

Highlight war in Como ein kleines Restaurant "Piazza Roma" etwas abgelegen der Touristenströme in Como gelegen. Der Vater im Service, der Sohn kocht. Wir kamen zur Mittagszeit und hatten nicht reserviert. Der Patron bot uns an, nach 45' wiederzukommen. Gesagt, getan. Es gab als Entschuldigung (?) Prosecco auf's Haus und danach den besten Pulpa, den ich je gegessen habe, herzerwärmende Ravioli mit Meeresfrüchtefüllung, einen Nero Di Troia und einen herausragenden Käsekuchen (wer kennt diesen italienischen Klassiker nicht?) mit Blaubeerkompott. Als wir ein angemessenes Trinkgeld gaben, bestand der Wirt darauf, uns eine Flasche Nebbiolo als Dank mitzugeben. Die Flasche gibt es mittlerweile nicht mehr. Sie war definitiv nicht von der Resterampe.

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Danke für den Tip, wir sind nächsten Juni 2 oder 3 Tage in Como, da werden wir mal reinschauen.
 
Sehr schön beschrieben, vielen Dank dafür!

Nach jetzt gefühlt 20 Anspielungen.... Überprüfe mal bitte deinen Thread-Titel, ob der so gewollt ist :muhahaha: ich verstehe beide Botschaften dahinter


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