In den letzten Monaten hatten sich bei uns nach und nach immer wieder neue Olivenöle angesammelt, sei es geschenkt oder auf Empfehlung gekauft. Nach langer Odyssee traf dann kurz vor Weihnachten auch endlich ein Paket von Olive Vision aus Griechenland ein, so dass irgendwann mehr als ein Dutzend verschiedener Öle im Schrank standen. Da man auf Dauer nicht mehr als eine Handvoll guter Olivenöle braucht, galt es herauszufinden, welche der Öle das sein sollen, also Zeit für eine neue Ausgabe von „Stiftung Kimbletest“ wie @Sousvidebader es immer nennt.
Am Start waren insgesamt 14 Premium-Olivenöle, die wir verkosten und quervergleichen wollten. Dazu gab es einen Bewertungsbogen, mit verschiedenen Kriterien wie Nase / Fruchtigkeit / Bitternis / Schärfe / Kraft / Abgang / Misstöne / etc. Es wurde also detailliert der Geschmack und die Sensorik bewertet, ob die Öle E605 und Glyphosat enthalten wissen wir natürlich nicht
Alle Öle sind nativ extra, meist reinsortig und ausschließlich mit mechanischen Verfahren gewonnen, entsprechen also der höchsten Qualitätsklasse. Die Preise sind gerundete Endkundenpreise aus dem Netz von Amazon und BOS, zur Vergleichbarkeit zusätzlich als Literpreis angegeben. Mit etwas Suche findet man im Netz deutlich günstigere Bezugsquellen. Das PLV haben wir absichtlich nicht bewertet, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Für 18 €/l gibt es schon ein sehr gutes Olivenöl.
Hier das Testfeld, sortiert nach Ländern:
1. Mulin Cornille A.O.C.
Frankreich, Provence, Cuvée von Salonenque/Beruguette/Grossane/Picholine/Verdale-Oliven, 40€ für 1,0 (=40€/l)
2. Clara Rodriguez Premium Picual
Spanien, Andalusien, Picual-Oliven, 23€ für 0,5 (=46€/l)
3. O de Oliva Arbequina
Spanien, Andalusien, Arbequina-Oliven, 12€ für 0,5 (=24€/l)
4. Valderrama Arbequina
Spanien, Andalusien, Arbequina-Oliven, 23€ für 1,0 (=23€/l)
5. Santa Tea Gonnelli „Il Laudemio“
Italien, Toskana, Frantoio-Oliven, 36€ für 0,5 (=73€/l)
6. Olivia Verde Frantoio
Italien, Toskana, Frantoio-Oliven, 37€ für 0,5 (=75€/l)
7. Sterparone („Beluga Loves you“)
Italien, Molise, Frantoio Oliven 20€ für 0,5 (=40€/l)
8. Calvi „Mosto Oro“
Italien, Ligurien, Taggiasca Oliven 29€ für 0,75 (=39€/l)
9. Plora „Prince of Crete“
Griechenland, Kreta, Koroneiki -Oliven, 18€ für 1,0 (=18€/l)
10. Jordan Olivenöl
Griechenland, Lesbos, Adramitiani & Kolovi-Oliven, 16€ für 0,7 (=21€/l)
11. Olive Vision „Band of Chefs“
Griechenland, Peloponnes, Koroneiki -Oliven, 13€ für 0,7 (=17€/l)
12. Olive Vision „Moria Elea“ Monovarietal Manaki
Griechenland, Peloponnes, Manaki-Oliven, 16€ für 0,5 (=32€/l)
13. Olive Vision „Moria Elea“ Monovarietal Koroneiki
Griechenland, Peloponnes, Koroneiki-Oliven, 16€ für 0,5 (=32€/l)
14. Olive Vision „Moria Elea“ Deluxe
Griechenland, Peloponnes, Koroneiki & Manaki -Oliven, 32€ für 0,5 (=64€/l)
Nun wurde es ernst:
Nach einer kurzen optischen Prüfung wurden die Öle jeweils pur verkostet, anschließend mit etwas Brot und die Ergebnisse in die Blätter eingetragen. Danach gab es meist noch eine kurze Diskussion über das Öl, bei der die Eindrücke unter uns Testern meist sehr ähnlich waren. Am Ende gab es dann noch eine Querverkostung, um gemeinsam die Gesamtnote des Öls (Skala 1-10) festzulegen, denn der Mensch kann nun einmal am besten relativ vergleichen.
Die ersten beiden Flights beinhalteten eher fruchtige Öle aus allen Ländern außer Griechenland
Flight 1: Frankreich & Spanien:
1. Mulin Cornille A.O.C.
Eine unglaublich intensive Nase, man hat das Gefühl, mitten in einem Olivenhain zu stehen. Nur leichte Fruchtigkeit, spürbare Bitternis, aber vor allen Dingen der Geschmack purer Olive. Das ist kein Olivenöl, sondern eine flüssige Olive – unglaublich intensiv. Man hat das Gefühl, eine frisch vom Baum gepflückte Olive im Mund zu haben, nur die Textur ist eben anders. Ein ganz besonderes Öl für ganz besondere Zwecke. Mit einer Scheibe Brot und etwas Balsamico sensationell, für viele andere Einsatzzwecke viel zu dominant. Eine (abgerundete) 9/10
2. Clara Rodriguez Premium Picual
Ein sehr ausgewogenes und durchaus komplexes Öl, eine schöne Nase, viel Fruchtigkeit, kaum Bitternis, eine deutliche Schärfe im Abgang und relativ viel Kraft für ein primär fruchtiges Öl. Angenehm am Gaumen, allerdings zu dominant für einen Salat oder Kräuteröl, eher für Antipasta 7/10
3. O de Oliva Arbequina
Vordergründige Bitternis, keine Fruchtigkeit, man schmeckt wenig Details, da sich ein leichter Ölfilm auf der Zunge bildet, viel Kraft, es fehlt Ausgewogenheit, zum Braten o.k., 5/10
4. Valderrama Arbequina
Ein eher unspektakuläres Öl, nichts besonders Negatives aber eben auch nichts Positives. Ein Öl ohne Ecken und Kanten, relativ neutral daher universell verwendbar, 5.5/10
Flight 2: Italien
5. Santa Tea Gonnelli „Il Laudemio“
Viel Frucht an der Nase und auch im ersten Moment am Gaumen, wo dann aber sofort eine Bitternis folgt, die wiederum von Schärfe verdrängt wird. Ein Feuerwerk auf der Zunge und auch im Abgang jede Menge Power – man schmeckt intensiv Olive. Pur nur für Hartgesottene, zum Anbraten oder zu kräftigen Antipasta ein komplexes und tolles Öl, 8,5/10
6. Olivia Verde Frantoio
Wunderschöne Nase, sehr fruchtig und komplex, die Fruchtigkeit bleibt, es verteilt sich angenehm am Gaumen, kaum Bitternis. Deutliche, aber nicht unangenehme Schärfe, problemlos pur zu probieren. Trotz der Fruchtigkeit viel Kraft, für einen Salat vielleicht ein Hauch zu viel, perfekt zu einem Rindercarpaccio oder Antipasta, 8,5/10
„Olivia Verde“ und „Il Laudemio“ sind relativ ähnlich und unterscheiden sich primär durch Schärfe und Fruchtigkeit.
7. Sterparone („Beluga Loves you“)
Angenehme Nase, deutliche Fruchtigkeit, starke Bitternis die fast unangenehm ist. Viel Power, kantig, wenig ausbalanciert, das muss man mögen. Eigentlich ein interessantes Öl, wenn die Misstöne im Abgang nicht wären, 5/10
8. Calvi „Mosto Oro“
Angenehme Nase, wenn auch nicht so kräftig wie beim „Olivia Verde“. An Fruchtigkeit kaum zu überbieten, extrem angenehmes fruchtiges Aroma, überhaupt keine Bitternis, nur minimal Schärfe, toller Abgang. Wenn man ein primär fruchtiges Olivenöl sucht, gibt es kaum Besseres, allerdings ist der Einsatzzweck dadurch auch etwas begrenzt. Sicher kein Öl zum Braten, aber das perfekte Öl für Salate oder Kräuteröle und auch pur ein sanfter Genuss 9/10
Zwischenfazit 1
Das war der Punkt an dem wir ernsthafte Zweifel hatten, ob 14 Öle an einem Tag machbar sind. Wer schon mal an einer größeren Weinprobe teilgenommen hat weiß, dass man trotz spucken irgendwann „mundtot“ ist, der Amateur oft schon nach einem Dutzend Weinen, der Sommelier spätestens nach 50. Beim Olivenöl ist das durch den fettigen Film auf der Zunge trotz viel Wasser und Brot noch schwieriger. Man kommt irgendwann an den Punkt, wo man kaum noch Unterschiede schmeckt, insbesondere da einige der Öle viel Schärfe und Power hatten. Darüber hinaus rebelliert irgendwann auch der Magen bei diesen Ölmengen, so dass wir alle eine längere Pause mit einer Zwischenmahlzeit brauchten.
Irgendwann siegte wieder die Neugierde und so ging es weiter mit den griechischen Ölen, von den wir weniger Fruchtigkeit aber viel Power erwarteten
Flight 3: Griechenland Alltag
9. Plora „Prince of Crete“
Eine schöne Nase nach frischer Olive, keinerlei Fruchtigkeit, eine leichte Schärfe im Abgang, der etwas diffiziler sein könnte, dazu deutliche Bitternis und vor allen Dingen viel Kraft und Intensität. Dieses Öl will nicht ausgewogen sein, sondern setzt setzte auf Oliven-Power. Perfekt zum Anbraten, insbesondere von Fleischgerichten, 8/10
10. Jordan Olivenöl
Unauffällige Nase, am Gaumen im ersten Moment fruchtig, danach eher bitter. Kaum Schärfe, wenig Kraft. Insgesamt sehr ausgewogen, daher aber auch ohne besondere Highlights, nichts desto trotz sehr gut. Wenn man nur ein Öl in der Küche hat, sicherlich keine schlechte Wahl als Allrounder, an die Spezialisten kommt es allerdings nicht ran, 7/10
11. Olive Vision „Band of Chefs“
Ein Duft frischer Olive schlägt einem entgegen, so gut wie keine Fruchtnoten, spürbare Bitternis und Kraft, dazu eine leichte Schärfe im Abgang. Ebenfalls sehr ausgewogen ein Universal-Öl, das man sich sehr gut zum Braten von Fisch vorstellen kann. 7,5/10
Flight 4: Griechenland Premium
12. Olive Vision „Moria Elea“ Monovarietal Manaki
Eher dezente Nase, kaum Fruchtaromen, sanfte Bitternis, kaum Schärfe samtig am Gaumen, dadurch pur sehr angenehm. Im ersten Moment wenig spektakulär, aber mit jeder Sekunde spürt man die hervorragende Balance und Komplexität mehr. Perfekt zu Meeresfrüchten und auch in einem Salat eine gute Wahl 8,5/10
13. Olive Vision „Moria Elea“ Monovarietal Koroneiki
Trotz der anderen Oliven-Sorte ist die Verwandtschaft zum Manaki spürbar, allerdings ist das Koroneiki nochmals eine Steigerung. Ähnliche Eigenschaften, aber die Geschmacksnuancen treten deutlicher hervor, ohne dass die Balance verloren geht. Insbesondere die Bitternis ist trotz der Deutlichkeit so angenehm, wie in kaum einem anderen Olivenöl. Fruchtigkeit und Schärfe sind spürbar, aber nie dominant, so dass es universell einsetzbar ist. Fast zu gut zum Braten, aber für das besondere Stück sicher der perfekte Begleiter. Ein klare Empfehlung 9/10
Beim letzten Öl waren wir etwas skeptisch, ob nicht am Ende primär die Flasche bezahlt wird und was für einen Sinn es machen soll, zwei Olivensorten zu mischen, die einzeln doch schon hervorragend sind. Deshalb erwarteten wir ein Ergebnis irgendwo zwischen Manaki und Koroneiki. Wir wurden eines Besseren belehrt ….
14. Olive Vision „Moria Elea“ Deluxe
Dieses Öl trägt den Namen Deluxe zu Recht, denn es markiert die Spitze dessen, was mit Oliven möglich ist. Die Nase ist recht unspektakulär aber einmal am Gaumen entfaltet sich eine Geschmacksexplosion. Man schmeckt eine frische Olive und jede Geschmacknuance, die eine solche Frucht haben kann. Dabei dominiert keine der Facetten, selbst der kräftige Geschmack, wirkt dennoch sanft. Nichts übertreibt an diesem Öl, es ist unglaublich ausgewogen aber dennoch intensiv. Ein absolutes Highlight, das man universell verwenden kann, obwohl es zum Anbraten eigentlich zu schade ist. Für den perfekten Steinbutt aber vielleicht doch eine Überlegung wert. 10/10
Zwischenfazit 2
Am Ende der Probe waren wir froh, so klare Ergebnisse gefunden zu haben, aber auch, dass es vorbei war. Gaumen und Magen waren bei den meisten doch über dem Limit und der eine oder andere musste in den folgenden 24h öfter die Toilette aufsuchen als ihm lieb war. Wenn man beim Frühstück am nächsten Morgen noch einen leichten Ölfilm auf der Zunge spürt weiß man, dass man nächstes Mal vielleicht doch besser wieder eine Weinprobe macht.
Wie viele Öle braucht man denn?
Aus meiner Sicht gibt es 4 wesentliche Einsatzzwecke:
1. Anbraten von Fleisch
2. Anbraten von Fisch und Krustentieren
3. Salate + Kräuteröle
4. Pur zu Brot / Antipasta
Was ist denn nun das Beste Öl?
DAS beste Öl gibt es nicht denn die Einsatzwecke der Olivenöle sind sehr unterschiedlich, vom Anbraten bis zum Salat. Dürfte ich allerdings nur ein Öl benutzen, wäre es ganz klar das „Morea Elea“ Deluxe, das nicht nur großartig schmeckt, sondern auch ein sehr breites Einsatzfeld hat. Angesichts des Preises wäre es dann vielleicht sogar das „Morea Elea“ Monovarietal Koroneiki, das geschmacklich nicht weit weg ist.
Welches Öl soll ich denn nun kaufen?
Wenn man die 4 Kategorien zu Grund legt, gibt es imho für jede eine klare Empfehlungen (und eine Alternative):
1. Anbraten von Fleisch: Plora „Prince of Crete“ (oder Santa Tea Gonnelli „Il Laudemio“)
2. Anbraten von Fisch: „Moria Elea“ Deluxe (oder „Moria Elia“ Monovarietal Koroneiki)
3. Salate + Kräuteröle: Calvi „Mosto Oro“ (oder Olivia Verde Frantoio)
4. Pur zu Brot / Antipasta Mulin Cornille A.O.C. (oder „Moria Elea“ Monovarietal Manaki)
Fazit:
Es war faszinierend zu sehen, wie facettenreich Olivenöle sein können und wie groß die Unterschiede sogar bei derselben Oliven-Sorte sein können. Selbst die schlechtesten Öle in diesem Feld sind absolut gesehen immer noch gute Öle, aber das Bessere ist nun einmal der Feind des Guten und da gab es in paar außergewöhnlich gute Olivenöle.
Das Plora „Prince of Crete“ und das Calvi „Mosto Oro“ stehen sowieso schon seit Jahren als Alltags-Öle in unserer Küche. Dazu noch ein „Morea Elea“ Monovarietal Koroneiki und man kann alle Bereiche abdecken. Das Mulin Cornille A.O.C und „Morea Elea“ Deluxe sind dann eine perfekte Ergänzung, wenn man dazu noch echte Highlights für besondere Anlässe haben möchte.
Am Start waren insgesamt 14 Premium-Olivenöle, die wir verkosten und quervergleichen wollten. Dazu gab es einen Bewertungsbogen, mit verschiedenen Kriterien wie Nase / Fruchtigkeit / Bitternis / Schärfe / Kraft / Abgang / Misstöne / etc. Es wurde also detailliert der Geschmack und die Sensorik bewertet, ob die Öle E605 und Glyphosat enthalten wissen wir natürlich nicht
Alle Öle sind nativ extra, meist reinsortig und ausschließlich mit mechanischen Verfahren gewonnen, entsprechen also der höchsten Qualitätsklasse. Die Preise sind gerundete Endkundenpreise aus dem Netz von Amazon und BOS, zur Vergleichbarkeit zusätzlich als Literpreis angegeben. Mit etwas Suche findet man im Netz deutlich günstigere Bezugsquellen. Das PLV haben wir absichtlich nicht bewertet, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Für 18 €/l gibt es schon ein sehr gutes Olivenöl.
Hier das Testfeld, sortiert nach Ländern:
1. Mulin Cornille A.O.C.
Frankreich, Provence, Cuvée von Salonenque/Beruguette/Grossane/Picholine/Verdale-Oliven, 40€ für 1,0 (=40€/l)
2. Clara Rodriguez Premium Picual
Spanien, Andalusien, Picual-Oliven, 23€ für 0,5 (=46€/l)
3. O de Oliva Arbequina
Spanien, Andalusien, Arbequina-Oliven, 12€ für 0,5 (=24€/l)
4. Valderrama Arbequina
Spanien, Andalusien, Arbequina-Oliven, 23€ für 1,0 (=23€/l)
5. Santa Tea Gonnelli „Il Laudemio“
Italien, Toskana, Frantoio-Oliven, 36€ für 0,5 (=73€/l)
6. Olivia Verde Frantoio
Italien, Toskana, Frantoio-Oliven, 37€ für 0,5 (=75€/l)
7. Sterparone („Beluga Loves you“)
Italien, Molise, Frantoio Oliven 20€ für 0,5 (=40€/l)
8. Calvi „Mosto Oro“
Italien, Ligurien, Taggiasca Oliven 29€ für 0,75 (=39€/l)
9. Plora „Prince of Crete“
Griechenland, Kreta, Koroneiki -Oliven, 18€ für 1,0 (=18€/l)
10. Jordan Olivenöl
Griechenland, Lesbos, Adramitiani & Kolovi-Oliven, 16€ für 0,7 (=21€/l)
11. Olive Vision „Band of Chefs“
Griechenland, Peloponnes, Koroneiki -Oliven, 13€ für 0,7 (=17€/l)
12. Olive Vision „Moria Elea“ Monovarietal Manaki
Griechenland, Peloponnes, Manaki-Oliven, 16€ für 0,5 (=32€/l)
13. Olive Vision „Moria Elea“ Monovarietal Koroneiki
Griechenland, Peloponnes, Koroneiki-Oliven, 16€ für 0,5 (=32€/l)
14. Olive Vision „Moria Elea“ Deluxe
Griechenland, Peloponnes, Koroneiki & Manaki -Oliven, 32€ für 0,5 (=64€/l)
Nun wurde es ernst:
Nach einer kurzen optischen Prüfung wurden die Öle jeweils pur verkostet, anschließend mit etwas Brot und die Ergebnisse in die Blätter eingetragen. Danach gab es meist noch eine kurze Diskussion über das Öl, bei der die Eindrücke unter uns Testern meist sehr ähnlich waren. Am Ende gab es dann noch eine Querverkostung, um gemeinsam die Gesamtnote des Öls (Skala 1-10) festzulegen, denn der Mensch kann nun einmal am besten relativ vergleichen.
Die ersten beiden Flights beinhalteten eher fruchtige Öle aus allen Ländern außer Griechenland
Flight 1: Frankreich & Spanien:
1. Mulin Cornille A.O.C.
Eine unglaublich intensive Nase, man hat das Gefühl, mitten in einem Olivenhain zu stehen. Nur leichte Fruchtigkeit, spürbare Bitternis, aber vor allen Dingen der Geschmack purer Olive. Das ist kein Olivenöl, sondern eine flüssige Olive – unglaublich intensiv. Man hat das Gefühl, eine frisch vom Baum gepflückte Olive im Mund zu haben, nur die Textur ist eben anders. Ein ganz besonderes Öl für ganz besondere Zwecke. Mit einer Scheibe Brot und etwas Balsamico sensationell, für viele andere Einsatzzwecke viel zu dominant. Eine (abgerundete) 9/10
2. Clara Rodriguez Premium Picual
Ein sehr ausgewogenes und durchaus komplexes Öl, eine schöne Nase, viel Fruchtigkeit, kaum Bitternis, eine deutliche Schärfe im Abgang und relativ viel Kraft für ein primär fruchtiges Öl. Angenehm am Gaumen, allerdings zu dominant für einen Salat oder Kräuteröl, eher für Antipasta 7/10
3. O de Oliva Arbequina
Vordergründige Bitternis, keine Fruchtigkeit, man schmeckt wenig Details, da sich ein leichter Ölfilm auf der Zunge bildet, viel Kraft, es fehlt Ausgewogenheit, zum Braten o.k., 5/10
4. Valderrama Arbequina
Ein eher unspektakuläres Öl, nichts besonders Negatives aber eben auch nichts Positives. Ein Öl ohne Ecken und Kanten, relativ neutral daher universell verwendbar, 5.5/10
Flight 2: Italien
5. Santa Tea Gonnelli „Il Laudemio“
Viel Frucht an der Nase und auch im ersten Moment am Gaumen, wo dann aber sofort eine Bitternis folgt, die wiederum von Schärfe verdrängt wird. Ein Feuerwerk auf der Zunge und auch im Abgang jede Menge Power – man schmeckt intensiv Olive. Pur nur für Hartgesottene, zum Anbraten oder zu kräftigen Antipasta ein komplexes und tolles Öl, 8,5/10
6. Olivia Verde Frantoio
Wunderschöne Nase, sehr fruchtig und komplex, die Fruchtigkeit bleibt, es verteilt sich angenehm am Gaumen, kaum Bitternis. Deutliche, aber nicht unangenehme Schärfe, problemlos pur zu probieren. Trotz der Fruchtigkeit viel Kraft, für einen Salat vielleicht ein Hauch zu viel, perfekt zu einem Rindercarpaccio oder Antipasta, 8,5/10
„Olivia Verde“ und „Il Laudemio“ sind relativ ähnlich und unterscheiden sich primär durch Schärfe und Fruchtigkeit.
7. Sterparone („Beluga Loves you“)
Angenehme Nase, deutliche Fruchtigkeit, starke Bitternis die fast unangenehm ist. Viel Power, kantig, wenig ausbalanciert, das muss man mögen. Eigentlich ein interessantes Öl, wenn die Misstöne im Abgang nicht wären, 5/10
8. Calvi „Mosto Oro“
Angenehme Nase, wenn auch nicht so kräftig wie beim „Olivia Verde“. An Fruchtigkeit kaum zu überbieten, extrem angenehmes fruchtiges Aroma, überhaupt keine Bitternis, nur minimal Schärfe, toller Abgang. Wenn man ein primär fruchtiges Olivenöl sucht, gibt es kaum Besseres, allerdings ist der Einsatzzweck dadurch auch etwas begrenzt. Sicher kein Öl zum Braten, aber das perfekte Öl für Salate oder Kräuteröle und auch pur ein sanfter Genuss 9/10
Zwischenfazit 1
Das war der Punkt an dem wir ernsthafte Zweifel hatten, ob 14 Öle an einem Tag machbar sind. Wer schon mal an einer größeren Weinprobe teilgenommen hat weiß, dass man trotz spucken irgendwann „mundtot“ ist, der Amateur oft schon nach einem Dutzend Weinen, der Sommelier spätestens nach 50. Beim Olivenöl ist das durch den fettigen Film auf der Zunge trotz viel Wasser und Brot noch schwieriger. Man kommt irgendwann an den Punkt, wo man kaum noch Unterschiede schmeckt, insbesondere da einige der Öle viel Schärfe und Power hatten. Darüber hinaus rebelliert irgendwann auch der Magen bei diesen Ölmengen, so dass wir alle eine längere Pause mit einer Zwischenmahlzeit brauchten.
Irgendwann siegte wieder die Neugierde und so ging es weiter mit den griechischen Ölen, von den wir weniger Fruchtigkeit aber viel Power erwarteten
Flight 3: Griechenland Alltag
9. Plora „Prince of Crete“
Eine schöne Nase nach frischer Olive, keinerlei Fruchtigkeit, eine leichte Schärfe im Abgang, der etwas diffiziler sein könnte, dazu deutliche Bitternis und vor allen Dingen viel Kraft und Intensität. Dieses Öl will nicht ausgewogen sein, sondern setzt setzte auf Oliven-Power. Perfekt zum Anbraten, insbesondere von Fleischgerichten, 8/10
10. Jordan Olivenöl
Unauffällige Nase, am Gaumen im ersten Moment fruchtig, danach eher bitter. Kaum Schärfe, wenig Kraft. Insgesamt sehr ausgewogen, daher aber auch ohne besondere Highlights, nichts desto trotz sehr gut. Wenn man nur ein Öl in der Küche hat, sicherlich keine schlechte Wahl als Allrounder, an die Spezialisten kommt es allerdings nicht ran, 7/10
11. Olive Vision „Band of Chefs“
Ein Duft frischer Olive schlägt einem entgegen, so gut wie keine Fruchtnoten, spürbare Bitternis und Kraft, dazu eine leichte Schärfe im Abgang. Ebenfalls sehr ausgewogen ein Universal-Öl, das man sich sehr gut zum Braten von Fisch vorstellen kann. 7,5/10
Flight 4: Griechenland Premium
12. Olive Vision „Moria Elea“ Monovarietal Manaki
Eher dezente Nase, kaum Fruchtaromen, sanfte Bitternis, kaum Schärfe samtig am Gaumen, dadurch pur sehr angenehm. Im ersten Moment wenig spektakulär, aber mit jeder Sekunde spürt man die hervorragende Balance und Komplexität mehr. Perfekt zu Meeresfrüchten und auch in einem Salat eine gute Wahl 8,5/10
13. Olive Vision „Moria Elea“ Monovarietal Koroneiki
Trotz der anderen Oliven-Sorte ist die Verwandtschaft zum Manaki spürbar, allerdings ist das Koroneiki nochmals eine Steigerung. Ähnliche Eigenschaften, aber die Geschmacksnuancen treten deutlicher hervor, ohne dass die Balance verloren geht. Insbesondere die Bitternis ist trotz der Deutlichkeit so angenehm, wie in kaum einem anderen Olivenöl. Fruchtigkeit und Schärfe sind spürbar, aber nie dominant, so dass es universell einsetzbar ist. Fast zu gut zum Braten, aber für das besondere Stück sicher der perfekte Begleiter. Ein klare Empfehlung 9/10
Beim letzten Öl waren wir etwas skeptisch, ob nicht am Ende primär die Flasche bezahlt wird und was für einen Sinn es machen soll, zwei Olivensorten zu mischen, die einzeln doch schon hervorragend sind. Deshalb erwarteten wir ein Ergebnis irgendwo zwischen Manaki und Koroneiki. Wir wurden eines Besseren belehrt ….
14. Olive Vision „Moria Elea“ Deluxe
Dieses Öl trägt den Namen Deluxe zu Recht, denn es markiert die Spitze dessen, was mit Oliven möglich ist. Die Nase ist recht unspektakulär aber einmal am Gaumen entfaltet sich eine Geschmacksexplosion. Man schmeckt eine frische Olive und jede Geschmacknuance, die eine solche Frucht haben kann. Dabei dominiert keine der Facetten, selbst der kräftige Geschmack, wirkt dennoch sanft. Nichts übertreibt an diesem Öl, es ist unglaublich ausgewogen aber dennoch intensiv. Ein absolutes Highlight, das man universell verwenden kann, obwohl es zum Anbraten eigentlich zu schade ist. Für den perfekten Steinbutt aber vielleicht doch eine Überlegung wert. 10/10
Zwischenfazit 2
Am Ende der Probe waren wir froh, so klare Ergebnisse gefunden zu haben, aber auch, dass es vorbei war. Gaumen und Magen waren bei den meisten doch über dem Limit und der eine oder andere musste in den folgenden 24h öfter die Toilette aufsuchen als ihm lieb war. Wenn man beim Frühstück am nächsten Morgen noch einen leichten Ölfilm auf der Zunge spürt weiß man, dass man nächstes Mal vielleicht doch besser wieder eine Weinprobe macht.
Wie viele Öle braucht man denn?
Aus meiner Sicht gibt es 4 wesentliche Einsatzzwecke:
1. Anbraten von Fleisch
2. Anbraten von Fisch und Krustentieren
3. Salate + Kräuteröle
4. Pur zu Brot / Antipasta
Was ist denn nun das Beste Öl?
DAS beste Öl gibt es nicht denn die Einsatzwecke der Olivenöle sind sehr unterschiedlich, vom Anbraten bis zum Salat. Dürfte ich allerdings nur ein Öl benutzen, wäre es ganz klar das „Morea Elea“ Deluxe, das nicht nur großartig schmeckt, sondern auch ein sehr breites Einsatzfeld hat. Angesichts des Preises wäre es dann vielleicht sogar das „Morea Elea“ Monovarietal Koroneiki, das geschmacklich nicht weit weg ist.
Welches Öl soll ich denn nun kaufen?
Wenn man die 4 Kategorien zu Grund legt, gibt es imho für jede eine klare Empfehlungen (und eine Alternative):
1. Anbraten von Fleisch: Plora „Prince of Crete“ (oder Santa Tea Gonnelli „Il Laudemio“)
2. Anbraten von Fisch: „Moria Elea“ Deluxe (oder „Moria Elia“ Monovarietal Koroneiki)
3. Salate + Kräuteröle: Calvi „Mosto Oro“ (oder Olivia Verde Frantoio)
4. Pur zu Brot / Antipasta Mulin Cornille A.O.C. (oder „Moria Elea“ Monovarietal Manaki)
Fazit:
Es war faszinierend zu sehen, wie facettenreich Olivenöle sein können und wie groß die Unterschiede sogar bei derselben Oliven-Sorte sein können. Selbst die schlechtesten Öle in diesem Feld sind absolut gesehen immer noch gute Öle, aber das Bessere ist nun einmal der Feind des Guten und da gab es in paar außergewöhnlich gute Olivenöle.
Das Plora „Prince of Crete“ und das Calvi „Mosto Oro“ stehen sowieso schon seit Jahren als Alltags-Öle in unserer Küche. Dazu noch ein „Morea Elea“ Monovarietal Koroneiki und man kann alle Bereiche abdecken. Das Mulin Cornille A.O.C und „Morea Elea“ Deluxe sind dann eine perfekte Ergänzung, wenn man dazu noch echte Highlights für besondere Anlässe haben möchte.