Naja, die drei Lagen sind definitiv bei den Preisen Laminat. Das da keiner bei nem 70€ Messer Stahl und Eisenflanken händisch zusammendengelt, dürfte klar sein. Wobei wenn man sich mal anschaut, wie schnell die Japaner mithilfe eines Lufthammers ein Stück Stahl in die grobe Messerform schmieden, ich mir schon vorstellen kann, daß die da das Laminat in die grobe Form schmieden und nicht austanzen. Allein schon weil du ja für den Schneidkern nur eine sehr dünne Lage brauchst und das Ausgangsmaterial wahrscheinlich eine höhere Materialstärke haben dürfte.
Welcher Ansatz sich für den Hersteller eher lohnt, dürfte wohl von den produzierten Stückzahlen und der Produktpalette abhängen. Hast du jetzt einen Schmied, der eine recht breite Palette an Messerformen abdeckt, die aber nur in kleinen Stückzahlen jeweils produziert, ist das in Form hämmern eines Fertiglaminats wohl effizienter. Bei einer Manufaktur, die ähnlich wie Herder auf gewisse Stückzahlen bei kleiner Produktbandbreite kommt (bzw. wo die Unterschiede primär im Griffmaterial oder der Stahlwahl liegen), ist eine Stanzmaschine mit den passenden Formen wohl effektiver. Stanzt du heute eben den ganzen Tag lang nur rostende oder rostfreie Kneipchen aus und morgen den ganzen Tag Vogelschnäbel in den Geschmacksrichtungen Karbon oder Rostfrei...
Aber um zu den Tojiros zurückzukommen. Kann man was die Produktion angeht mit Herder vergleichen. Also eine kleine Manufaktur, die gut von Maschinen Gebrauch macht, ohne wie die ganz großen im Geschäft eine größtenteils vollautomatisierte Produktionsstraße mit Robotern im Einsatz zu haben.
Ich hab eben noch mal meinen Rechner durchforstet und die letztes Jahr rausgekommene Springhammer Dokumentation gefunden. Bei der würde ich vieles auch mit der gehörigen Prise Salz genießen, aber es gibt da eine kurze Sequenz wo der Besitzer eines kanadischen Messerladens, mit dessen Kooperation der Film gedreht wurde, zu Besuch bei Tojiro ist. Zu Beginn des Abschnitts sieht man die Rohlinge und das Blech, aus dem es gestanzt wurde. Bei den großen Kochmessern wird aus einem Blech zwei Reihen a fünf, also in Summe 10 Messer gestanzt.
Wenn sie mit einem Ausgangsmaterial arbeiten würden, bei dem nur 1/3 oder die Hälfte einen Kern aus VG10 hätte, müßte das Material ja ähnlich wie bei Herder eher ein langer Dünner Blechstreifen sein. Von da gehen die dann in großen Chargen zum Härten (wie Herder es auch macht) und dann wird auf wassergekühlten Schleifrädern die Klinge in Form gebracht.
Und ich tippe mal darauf, daß das Verfahren bei Firmen wie Ashis und Co nicht anders sein wird, nur das da eben anstelle eines VG10 Laminats die Klinge aus einem Blech Mono-Schwedenstahl ausgestanzt wird.
"Handarbeit" ist eben einfach ein relativer Begriff. Ich gebe dir aber völlig recht, daß die Japaner als Land mit hohen Lohnkosten und Lebensstandard auch nur mit Wasser kochen und man viel was hier in den Werbetexten der Händler findet, mit einer gehörigen Portion Skepsis betrachten sollte.
Nur ist da das heimische Gewerbe auch nicht besser... laut der Webseite von Güde sind deren Messer auch handgeschmiedet. Bei Youtube sieht das dann folgend aus (ab Minute 2:35):
Also wenn Handgeschmiedet bedeutet, daß der Mitarbeiter den glühenden Rohling auf in den Gesenkschmiedehammer hält, der dann schon grob in Form ausgestanzten Rohling mit Kropf versieht und die entgültige Klingenform herausarbeitet, bevor es zum Schliff geht...