Schon zum dritten Mal ging es für ein schönes Mittagessen zu Christian Bau nach Perl Nennig.
Nach viereinhalb Stunden fahrt endlich auf Schloß Berg angekommen.
Bei perfektem Wetter wurde uns sogleich angeboten für einen ersten Aperitif und ein kurzes Studium der Weinkarte draußen platz zu nehmen.
Ein erster Gruß aus der Küche. Eine Creme aus Shishito Paprika und Gurke mit ein paar rohen Scheiben Gambero Rosso.
Eine japanisch gebackene Waffel mit Meereskräuter-Creme, Sardinen, Kaviar und etwas Kimizu.
Ein weiterer Klassiker, Norialgen Tartlette mit Wagyu-Tatar einem Stück gegrillten Aal und Wasabiblüten.
Es folgt ein weiteres kleines Tartlette, üppig mit roher Makrele belegt.
Mit diesem ist bei mir auch der Break-Evon-Point überschritten.
Zwei Löffel Creme und drei Bissen Canapés….
Mehr braucht dieser Wahnsinnige in der Küche nicht um mich für 500 Kilometer Autofahrt zu entschädigen. Das Konto ist ausgeglichen, ab jetzt ist alles was noch kommt nur Zugabe.
Baiser Macaron mit Eis und Ikejime Lachs.
Auch hier trifft einen die geschmackliche Wucht nach und nach. Zuerst der trocken staubige Knusper des Baiser. Beim nächsten Biss schmilzt das Eis und geht mit dem gerade noch viel zu trockenen Baiser eine Verbindung zu einer wunderschönen Creme ein. Beim nächsten Biss schlägt das pure Lachsaroma dann zu und erzeugt mit den platzenden gelben Kaviarperlen eine wahre Geschmacksexplosion im Mund. Einfach nur fantastisch und mit jedem Biss noch besser werdend.
Begleitend zum Menü gibt es verschiedenen Bort- und Buttersorten. Hier ist besonders die Butter rechts mit 3 Jahre gereifter Sojasauce positiv zu erwähnen.
Mit einem letzten Gruß aus der Küche endet die “Kulinarische Einstimmung“ wie Bau es nennt.
Taschenkrebsfleisch mit marinierten Wassermelonen, Wassermeloneneis, XO-Creme, Bonitoessig und Erbsenkraut.
Meine Fresse, was für ein geiler Scheiß!
Anders lässt es sich nicht ausdrücken was wir hier an “Kulinarischen Einstimmungen“ bekommen haben. Selten bekam ich so viele verschiedene, auf so einem hohen Niveau und ohne irgendwelche Fehler.
Dieser nett gemeinte Gruß vor beginn des Menüs wird hier in einer Perfektion bis ins wahnsinnige getrieben. Ich habe in vielen Restaurants schon Haupt- und Signiture-Gerichte gegessen die schlechter waren, wie einzelne Fingerhut große Kekschen die hier mit einem Augenzwinkern nacheinander rausgeschickt wurden.
Absolute Referenz in dieser Klasse. 9,5/10
Nach einer knappen Stunde essen bekommen wir den ersten! Gang unserer eigentlichen Bestellung serviert.
Hier haben wir uns statt nur des Hamachis für eine zusätzliche Erweiterung, nämlich die Japanese RAW BAR entscheiden. Eine Triologie aus Auster, Hamachi und Tunfisch.
Zealand Auster No 1 in Shoyu Sojasauce und rotem Shiso-Eis. Ein perfektes Zusammenspiel aus Produktqualität und sorgfältiger Abstimmung. 9/10
Weiter geht es in der RAW Bar mit dem Hamachi. Dazu gesellen sich auf einem traumhaften Tellerbild Süßkartoffeln, Kokosnuss und Avocado.
Ein Gang welcher Optisch schon für sich selbst spricht und immer erstmal für andächtiges schweigen sorgt.
Was diesen Gang meiner Meinung nach aber noch beeindruckender macht als der erste optische Eindruck ist seine Zusammenstellung und das Spiel der einzelnen Komponenten.
Man kann 10 Minuten damit verbringen jeden einzelnen Öltropfen, Creme, Gemüse, Fisch, Eis etc. auf diesem Teller einzelnen zu probieren. Jedesmal wird man sagen wow perfekt.
Man kann einzelnen Komponenten kombiniert probieren, die Erdnuss mit dem Hamachi, Kokosnusseis mit dem Grünen Öl die Papaya mit Koriandergrün und wird ebenfalls einfach nur wow sagen.
Man kann mit dem Löffel einmal von Links nach Rechts quer durch den Teller fahren und wird ebenfalls einfach nur wow sagen können.
20 Komponenten so zu kochen, dass sie egal wie man sie kombiniert immer ein extrem tolles Ergebnis liefern ist ein wahrer Geniestreich. Mit diesem Teller hat Christian Bau ein wahres Kunstwerk geschaffen, sowohl optisch wie auch geschmacklich. 10/10
Tuna hoch 4 bildet den Abschluss der RAW BAR. Hier gibt es mageren Maguro der sich schützend um einen gehackten Tunfischbauch legt. Obenauf eine herrlich aromatische Creme und Trüffel der zu solch dünnen Fäden geschnitten wurde, das einem der Koch in der Küche leid tut. Dazu gibt es an der Seite einen heißen Sud ebenfalls von gekochten Tunfischstücken. Umami vom allerfeinsten. 9/10
Bei diesem Gang war ich kurz verblüfft als ich ihn auf der Karte Gelesen habe. Correze Kalbsbries mit Pasta, cremigen Zwiebeln und Trüffeln. Pasta bei Bau, ist denn schon der 1. April?!?
Wie sich herausstellte kann er Tortellini sogar recht gut kochen. Es ist vielleicht nicht seine stärke und für mich auch der schwächste Gang des Menüs, allerdings immer noch im Bereich einer 8,5. Was man hier aber hervorheben muss, ist das Kalbsbries.
Ich habe leider schon oft Kalbsbries essen dürfen/müssen und meist war es für mich eine Enttäuschung.
So viele Zwei- und Dreisterner die einen Bries Gang auf der Karte haben und ihn einem immer versuchen irgendwo unterschieben zu müssen, auch wenn er garnicht zu ihrem Stil passt.
Nach der Devise, „hat man ja schon immer gemacht“ oder „das war mal sehr beliebt“.
Meist aber relativ textur- und geschmacklos und wenn überhaupt mit etwas Aroma nur von der Panade in der diese Dinger gerne noch ausgebacken werden, (vermutlich, dass es dann wenigsten nach irgend etwas schmeckt) war dieses hier eine absolute Offenbarung.
Ob es an der Rasse oder Zubereitung lag, bedarf genauerer Nachforschungen. Ich habe vieles erwartet aber nicht, dass ich ausgerechnet hier das beste Kalbsbries meines Lebens essen durfte. Für dieses Produkt alleine eine 10/10
Weiter geht es mit einem roten Gamberoni, Blumenkohl, Yuzu, Reisflakes und Kombualge.
Viele der Leser hier kennen die Gerichte welche ich hier im Forum schon gepostet habe, wissen dass ich mit @Mise en Place und @Kimble hier war und kennen auch deren Gerichte.
Ein Roter Gamberoni ist für uns nichts neues, wir haben nicht “so ähnliche“ oder “fast genau so gute“ wie Bau, wir werden vom selben Händler mit den selben wie er beliefert.
Auch das auf diesem auf einmal frittierte grüne Reisflakes waren, löste bei uns eher Erheiterung aus, wer ihn bloß auf diese Idee gebracht haben könnte.
Als wir aber den Gamberoni probierten, hätte Bau auch aus der Küche kommen können und mir eine Ohrfeige verpassen können. Ich wäre nicht verdutzter und sprachloser gewesen wie nach dem Biss in diese Garnele.
Was hat dieser Mann nur in der Küche mit dieser Garnele angestellt. Nicht mal im Ansatz habe ich jemals diesem Tierchen etwas ähnliches entlocken können.
Heiß richtig heiß im Mund, nix lauwarm. Ein Kaugefühl wie von einer komplet rohen und eine Optik wie perfekt gegrillt.
Dazu eine Nussigkeit im Geschmack, dass ich felsenfest davon überzeugt war, dass diese nur in Walnussöl kontiert sein konnte.
Wie sich später auf Nachfrage herausstellte werden die Gamberoni erst in Salz längere Zeit gebeizt, anschließend vakuumiert, für zwei Minuten pochiert und mit einem japanischen Konro Grill auf Binchotan Eiche gegrillt.
Absolute Referenzklasse bisher, wieder ein Teller mit einer 10/10
Black Cod, Karasumi (gesalzener und getrockneter Meeräschen Rogen), Koji, drei verschiedenen Sorten Kaviar und Spinat.
Wieder ein absolut genialer Teller. Tolle Produkte und perfektes Handwerk.
Der gegrillte Lauch war hier ebenfalls ein Gedicht, zusammen mit ganzen Kaviarperlen und dem gegarten Heilbutt. 9/10
Weiter geht es mit einer Misoshiru mit blauem Hummer, Edamame und Tofu
Hier bleibt nicht viel zu sagen, eine Miso Suppe glänzt vor allem durch ihre Aromentiefe bei schlichter Einfachheit. Ein Sud, etwas Fisch etwas, Tofu etwas Alge, fertig. Nur hier auf Drei Sterne Niveau gebracht. Wirklich großartig 9/10
Den Hauptgang Tajima oder (gegen Aufpreis) Kobe Wagyu haben wir alle am Tisch gegen Geflügel getauscht.
Taube aus dem Elsass, mit Boudin Noir, Pistaziencreme und Purple Curry. Dazu noch etwas Geflügelklein mit Creme welche separat gereicht wird.
Die Becher mit angegossener Purple Curry Essenz darf der Service nicht wieder in die Küche mitnehme. Sie werden von mir beschlagnahmt und am Ende habe ich drei Becher davon getrunken.
Die Taube hat einen perfekten Garpunkt kommt auch wieder erstaunlich warm auf den Teller.
Die Blutwurst aus Taubeninnereien ist sehr intensiv ohne zu dominant zu sein. Auch der darunter versteckte Spitzkohl war genial abgeschmeckt.
Perfekt abgestimmt ist auch das Purple Curry welches seinen Namen und Farbe durch Hibiskusblüten bekommt.
Sie ist so stark konzentriert, dass sie einen mit voller Wucht trifft aber auch nicht so stark wie mache Soßen die oft schon so eingedickt sind, dass sie einem den ganzen Gaumen zukleistern.
Die Qualität der Taube ist bemerkenswert. So zu einhundert Prozent unter allen Geflügelsorten nur als Taube zu erkennen ohne gleichzeitig den oft vorhandenen penetranten Tauben Eigengeschmack zu haben spricht für eine außerordentliche Qualität. 9,5/10
Als Überleitung in den süßen Teil des Abends gibt es einen Mojito als Dessert.
Frische Säure und Süße, sind hier toll miteinander verbunden und geben genau die nötige Erfrischung um wieder hellwach am Tisch zu sein. 9/10
Bau.Stein mit Pan Dan, Exotik und Kokos-Yuzu
Der Baustein als Höhepunkt der Dessert ist wieder einmal eine Wucht. Handwerklich perfekt zubereitet, umringt von einer Armader an kleinen Komponenten.
Auch hier wieder wie beim Hamachi, alle einzeln perfekt und auch in Kombination untereinander. 9,5/10
Zu den getrunken Weinen habe ich bewusst noch nichts geschrieben. Dazu kommt von @Kimble in den nächsten Tagen noch ein eigener Bericht.
Unser Menü war hier aber noch nicht zu Ende. Da wir durch unsere Extrabestellungen meist immer zu den ersten und letzten Gästen gehören,
geht es diesmal nicht ins Turmzimmer sondern wieder nach draußen auf die Terrasse.
Hier verabschiedet sich die Küche von uns und lässt den Tisch nochmal komplett mit Kleinigkeiten eindecken.
Für @Kimble gab es noch eine Hartkäsedeugstation von Maitre Antony aus den Jahren 2017, 2018 und 2019.
Fazit:
Es bleibt an dieser Stelle eigentlich nicht viel zu sagen. Ein fantastisches Mittagessen geht nach fünf Stunden zu Ende. Brillant abgeliefert von Anfang bis Ende.
Ergänzt um einen tollen Service und eine fabelhafte und fachkundige Weinberatung durch die Sommeliere Nina Mann.
Im gesamten Menü waren keinerlei Ausreißer oder Fehler enthalten. Vom ersten kleinen Tartlette aus der Küche bis zur letzten Praline herrschte höchste Perfektion.
Gerade ein so starker Einstieg mit vielen kleinen Amuse im 9,5er Bereich ist schon sehr gewagt. Dieses Niveau will schließlich bis zum Ende hin gehalten werden.
Viele Restaurants wählen hier den leichteren Weg um mit diesen Kleinigkeiten erstmal etwas schwächer anzufangen um sich dann im Verlauf mit den Gängen zu steigern.
Bau kann sich diese Vollgasfahrt aber durch seine kompromisslose Produktküche und makellose Kochleistung erlauben.
Wir sind uns alle darin ziemlich einig, dass man aktuell vermutlich in Deutschland nicht besser essen kann wie auf Schloß Berg.
Insgesamt eine 9,5/10
Nach viereinhalb Stunden fahrt endlich auf Schloß Berg angekommen.
Bei perfektem Wetter wurde uns sogleich angeboten für einen ersten Aperitif und ein kurzes Studium der Weinkarte draußen platz zu nehmen.
Ein erster Gruß aus der Küche. Eine Creme aus Shishito Paprika und Gurke mit ein paar rohen Scheiben Gambero Rosso.
Eine japanisch gebackene Waffel mit Meereskräuter-Creme, Sardinen, Kaviar und etwas Kimizu.
Ein weiterer Klassiker, Norialgen Tartlette mit Wagyu-Tatar einem Stück gegrillten Aal und Wasabiblüten.
Es folgt ein weiteres kleines Tartlette, üppig mit roher Makrele belegt.
Mit diesem ist bei mir auch der Break-Evon-Point überschritten.
Zwei Löffel Creme und drei Bissen Canapés….
Mehr braucht dieser Wahnsinnige in der Küche nicht um mich für 500 Kilometer Autofahrt zu entschädigen. Das Konto ist ausgeglichen, ab jetzt ist alles was noch kommt nur Zugabe.
Baiser Macaron mit Eis und Ikejime Lachs.
Auch hier trifft einen die geschmackliche Wucht nach und nach. Zuerst der trocken staubige Knusper des Baiser. Beim nächsten Biss schmilzt das Eis und geht mit dem gerade noch viel zu trockenen Baiser eine Verbindung zu einer wunderschönen Creme ein. Beim nächsten Biss schlägt das pure Lachsaroma dann zu und erzeugt mit den platzenden gelben Kaviarperlen eine wahre Geschmacksexplosion im Mund. Einfach nur fantastisch und mit jedem Biss noch besser werdend.
Begleitend zum Menü gibt es verschiedenen Bort- und Buttersorten. Hier ist besonders die Butter rechts mit 3 Jahre gereifter Sojasauce positiv zu erwähnen.
Mit einem letzten Gruß aus der Küche endet die “Kulinarische Einstimmung“ wie Bau es nennt.
Taschenkrebsfleisch mit marinierten Wassermelonen, Wassermeloneneis, XO-Creme, Bonitoessig und Erbsenkraut.
Meine Fresse, was für ein geiler Scheiß!
Anders lässt es sich nicht ausdrücken was wir hier an “Kulinarischen Einstimmungen“ bekommen haben. Selten bekam ich so viele verschiedene, auf so einem hohen Niveau und ohne irgendwelche Fehler.
Dieser nett gemeinte Gruß vor beginn des Menüs wird hier in einer Perfektion bis ins wahnsinnige getrieben. Ich habe in vielen Restaurants schon Haupt- und Signiture-Gerichte gegessen die schlechter waren, wie einzelne Fingerhut große Kekschen die hier mit einem Augenzwinkern nacheinander rausgeschickt wurden.
Absolute Referenz in dieser Klasse. 9,5/10
Nach einer knappen Stunde essen bekommen wir den ersten! Gang unserer eigentlichen Bestellung serviert.
Hier haben wir uns statt nur des Hamachis für eine zusätzliche Erweiterung, nämlich die Japanese RAW BAR entscheiden. Eine Triologie aus Auster, Hamachi und Tunfisch.
Zealand Auster No 1 in Shoyu Sojasauce und rotem Shiso-Eis. Ein perfektes Zusammenspiel aus Produktqualität und sorgfältiger Abstimmung. 9/10
Weiter geht es in der RAW Bar mit dem Hamachi. Dazu gesellen sich auf einem traumhaften Tellerbild Süßkartoffeln, Kokosnuss und Avocado.
Ein Gang welcher Optisch schon für sich selbst spricht und immer erstmal für andächtiges schweigen sorgt.
Was diesen Gang meiner Meinung nach aber noch beeindruckender macht als der erste optische Eindruck ist seine Zusammenstellung und das Spiel der einzelnen Komponenten.
Man kann 10 Minuten damit verbringen jeden einzelnen Öltropfen, Creme, Gemüse, Fisch, Eis etc. auf diesem Teller einzelnen zu probieren. Jedesmal wird man sagen wow perfekt.
Man kann einzelnen Komponenten kombiniert probieren, die Erdnuss mit dem Hamachi, Kokosnusseis mit dem Grünen Öl die Papaya mit Koriandergrün und wird ebenfalls einfach nur wow sagen.
Man kann mit dem Löffel einmal von Links nach Rechts quer durch den Teller fahren und wird ebenfalls einfach nur wow sagen können.
20 Komponenten so zu kochen, dass sie egal wie man sie kombiniert immer ein extrem tolles Ergebnis liefern ist ein wahrer Geniestreich. Mit diesem Teller hat Christian Bau ein wahres Kunstwerk geschaffen, sowohl optisch wie auch geschmacklich. 10/10
Tuna hoch 4 bildet den Abschluss der RAW BAR. Hier gibt es mageren Maguro der sich schützend um einen gehackten Tunfischbauch legt. Obenauf eine herrlich aromatische Creme und Trüffel der zu solch dünnen Fäden geschnitten wurde, das einem der Koch in der Küche leid tut. Dazu gibt es an der Seite einen heißen Sud ebenfalls von gekochten Tunfischstücken. Umami vom allerfeinsten. 9/10
Bei diesem Gang war ich kurz verblüfft als ich ihn auf der Karte Gelesen habe. Correze Kalbsbries mit Pasta, cremigen Zwiebeln und Trüffeln. Pasta bei Bau, ist denn schon der 1. April?!?
Wie sich herausstellte kann er Tortellini sogar recht gut kochen. Es ist vielleicht nicht seine stärke und für mich auch der schwächste Gang des Menüs, allerdings immer noch im Bereich einer 8,5. Was man hier aber hervorheben muss, ist das Kalbsbries.
Ich habe leider schon oft Kalbsbries essen dürfen/müssen und meist war es für mich eine Enttäuschung.
So viele Zwei- und Dreisterner die einen Bries Gang auf der Karte haben und ihn einem immer versuchen irgendwo unterschieben zu müssen, auch wenn er garnicht zu ihrem Stil passt.
Nach der Devise, „hat man ja schon immer gemacht“ oder „das war mal sehr beliebt“.
Meist aber relativ textur- und geschmacklos und wenn überhaupt mit etwas Aroma nur von der Panade in der diese Dinger gerne noch ausgebacken werden, (vermutlich, dass es dann wenigsten nach irgend etwas schmeckt) war dieses hier eine absolute Offenbarung.
Ob es an der Rasse oder Zubereitung lag, bedarf genauerer Nachforschungen. Ich habe vieles erwartet aber nicht, dass ich ausgerechnet hier das beste Kalbsbries meines Lebens essen durfte. Für dieses Produkt alleine eine 10/10
Weiter geht es mit einem roten Gamberoni, Blumenkohl, Yuzu, Reisflakes und Kombualge.
Viele der Leser hier kennen die Gerichte welche ich hier im Forum schon gepostet habe, wissen dass ich mit @Mise en Place und @Kimble hier war und kennen auch deren Gerichte.
Ein Roter Gamberoni ist für uns nichts neues, wir haben nicht “so ähnliche“ oder “fast genau so gute“ wie Bau, wir werden vom selben Händler mit den selben wie er beliefert.
Auch das auf diesem auf einmal frittierte grüne Reisflakes waren, löste bei uns eher Erheiterung aus, wer ihn bloß auf diese Idee gebracht haben könnte.
Als wir aber den Gamberoni probierten, hätte Bau auch aus der Küche kommen können und mir eine Ohrfeige verpassen können. Ich wäre nicht verdutzter und sprachloser gewesen wie nach dem Biss in diese Garnele.

Was hat dieser Mann nur in der Küche mit dieser Garnele angestellt. Nicht mal im Ansatz habe ich jemals diesem Tierchen etwas ähnliches entlocken können.
Heiß richtig heiß im Mund, nix lauwarm. Ein Kaugefühl wie von einer komplet rohen und eine Optik wie perfekt gegrillt.
Dazu eine Nussigkeit im Geschmack, dass ich felsenfest davon überzeugt war, dass diese nur in Walnussöl kontiert sein konnte.
Wie sich später auf Nachfrage herausstellte werden die Gamberoni erst in Salz längere Zeit gebeizt, anschließend vakuumiert, für zwei Minuten pochiert und mit einem japanischen Konro Grill auf Binchotan Eiche gegrillt.

Absolute Referenzklasse bisher, wieder ein Teller mit einer 10/10
Black Cod, Karasumi (gesalzener und getrockneter Meeräschen Rogen), Koji, drei verschiedenen Sorten Kaviar und Spinat.
Wieder ein absolut genialer Teller. Tolle Produkte und perfektes Handwerk.
Der gegrillte Lauch war hier ebenfalls ein Gedicht, zusammen mit ganzen Kaviarperlen und dem gegarten Heilbutt. 9/10
Weiter geht es mit einer Misoshiru mit blauem Hummer, Edamame und Tofu
Hier bleibt nicht viel zu sagen, eine Miso Suppe glänzt vor allem durch ihre Aromentiefe bei schlichter Einfachheit. Ein Sud, etwas Fisch etwas, Tofu etwas Alge, fertig. Nur hier auf Drei Sterne Niveau gebracht. Wirklich großartig 9/10
Den Hauptgang Tajima oder (gegen Aufpreis) Kobe Wagyu haben wir alle am Tisch gegen Geflügel getauscht.
Taube aus dem Elsass, mit Boudin Noir, Pistaziencreme und Purple Curry. Dazu noch etwas Geflügelklein mit Creme welche separat gereicht wird.
Die Becher mit angegossener Purple Curry Essenz darf der Service nicht wieder in die Küche mitnehme. Sie werden von mir beschlagnahmt und am Ende habe ich drei Becher davon getrunken.
Die Taube hat einen perfekten Garpunkt kommt auch wieder erstaunlich warm auf den Teller.
Die Blutwurst aus Taubeninnereien ist sehr intensiv ohne zu dominant zu sein. Auch der darunter versteckte Spitzkohl war genial abgeschmeckt.
Perfekt abgestimmt ist auch das Purple Curry welches seinen Namen und Farbe durch Hibiskusblüten bekommt.
Sie ist so stark konzentriert, dass sie einen mit voller Wucht trifft aber auch nicht so stark wie mache Soßen die oft schon so eingedickt sind, dass sie einem den ganzen Gaumen zukleistern.
Die Qualität der Taube ist bemerkenswert. So zu einhundert Prozent unter allen Geflügelsorten nur als Taube zu erkennen ohne gleichzeitig den oft vorhandenen penetranten Tauben Eigengeschmack zu haben spricht für eine außerordentliche Qualität. 9,5/10
Als Überleitung in den süßen Teil des Abends gibt es einen Mojito als Dessert.
Frische Säure und Süße, sind hier toll miteinander verbunden und geben genau die nötige Erfrischung um wieder hellwach am Tisch zu sein. 9/10
Bau.Stein mit Pan Dan, Exotik und Kokos-Yuzu
Der Baustein als Höhepunkt der Dessert ist wieder einmal eine Wucht. Handwerklich perfekt zubereitet, umringt von einer Armader an kleinen Komponenten.
Auch hier wieder wie beim Hamachi, alle einzeln perfekt und auch in Kombination untereinander. 9,5/10
Zu den getrunken Weinen habe ich bewusst noch nichts geschrieben. Dazu kommt von @Kimble in den nächsten Tagen noch ein eigener Bericht.
Unser Menü war hier aber noch nicht zu Ende. Da wir durch unsere Extrabestellungen meist immer zu den ersten und letzten Gästen gehören,
geht es diesmal nicht ins Turmzimmer sondern wieder nach draußen auf die Terrasse.
Hier verabschiedet sich die Küche von uns und lässt den Tisch nochmal komplett mit Kleinigkeiten eindecken.
Für @Kimble gab es noch eine Hartkäsedeugstation von Maitre Antony aus den Jahren 2017, 2018 und 2019.
Fazit:
Es bleibt an dieser Stelle eigentlich nicht viel zu sagen. Ein fantastisches Mittagessen geht nach fünf Stunden zu Ende. Brillant abgeliefert von Anfang bis Ende.
Ergänzt um einen tollen Service und eine fabelhafte und fachkundige Weinberatung durch die Sommeliere Nina Mann.
Im gesamten Menü waren keinerlei Ausreißer oder Fehler enthalten. Vom ersten kleinen Tartlette aus der Küche bis zur letzten Praline herrschte höchste Perfektion.
Gerade ein so starker Einstieg mit vielen kleinen Amuse im 9,5er Bereich ist schon sehr gewagt. Dieses Niveau will schließlich bis zum Ende hin gehalten werden.
Viele Restaurants wählen hier den leichteren Weg um mit diesen Kleinigkeiten erstmal etwas schwächer anzufangen um sich dann im Verlauf mit den Gängen zu steigern.
Bau kann sich diese Vollgasfahrt aber durch seine kompromisslose Produktküche und makellose Kochleistung erlauben.
Wir sind uns alle darin ziemlich einig, dass man aktuell vermutlich in Deutschland nicht besser essen kann wie auf Schloß Berg.
Insgesamt eine 9,5/10