Die Geschichte des Familie Münstermann in Düsseldorf reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Damals startete die Familie mit einem Lebensmittelhandel am Carlsplatz, der im Laufe der Jahre zu DEM Feinkostgeschäft in Düsseldorf wurde. 2004 wurde zusätzlich nebenan ein Restaurant, das Münstermann Kontor, eröffnet, das der Nachkomme Matthias, ein Münstermann der 5. Generation und gelernter Koch, seitdem leitet. Der Feinkostladen seiner Eltern ist mittlerweile Geschichte, aber das Bistro erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit und ist zu fast jeder Zeit bis auf den letzten Platz gefüllt. Mittags bildet sich meist eine Schlange vor dem Kontor, da eine Reservierung nicht möglich ist. Eine gewisse Verwandtschaft mit der Bar Olio drängt sich auf, wobei das Kontor doch einen Tick mehr in Richtung Restaurant als Kneipe geht.
Hat man einen Platz ergattert, wird es schnell kommunikativ, denn in der Mitte sitzt man an einer Art langen Tafel, so dass man schnell mit den Nachbarn ins Gespräch kommt, was angesichts der Umgebungslautstärke einer Kneipe auch natürlich erscheint.
Die Einrichtung ist eher rustikal und bunt zusammengewürfelt, dazu geht es recht laut her und die Bedienungen eilen geschickt durch das recht enge Lokal. Die seit Jahren geplante Erweiterung des Kontors um die Räume des alten Feinkostgeschäfts, nimmt immer noch keine Gestalt an, so dass ein gewisses Chaos herrscht, über das der charmante Service aber nie den Überblick verliert.
Mit über 20 verschiedenen Hauptgängen wirkt die Speisekarte auf den ersten Blick fast zu umfangreich für frische Bistroküche. Schaut man allerdings genauer hin, ist sie recht geschickt gestaltet, so dass es zwischen den Gängen genügend Synergien für die Küche gibt. Angesichts des hohem Umschlags muss man sich insoweit um die Frische der Ware daher keine Sorgen machen.
Die Speisekarte ändert sich wöchentlich, allerdings gilt rund ein Drittel der Gerichte als Klassiker, deren Änderung vermutlich einen Aufstand der Stammgäste provozieren würde. Die Stärke der Karte liegt eindeutig in deutschen Klassikern, aber natürlich fehlt auch das heutzutage fast obligatorische Thunfisch-Tataki nicht. Besonders empfehlenswert finde ich die Suppen für den kleinen Hunger zwischendurch und das sehr gute Wiener Schnitzel, bei dem allerdings schon die kleine Portion größer als das ist, was die meisten Menschen mittags essen können. Die Portionsgrößen sind auch der einzig kleine Kritikpunkt, denn sie sind so üppig, dass fast immer etwas zurückgehen muss, was angesichts der gebotenen Qualität doch sehr schade ist.
Matthias Münstermann ist nicht nur Koch sondern auch staatlich geprüfter Sommelier, was sich in der kleinen aber feinen Weinkarte bemerkbar macht. Keine großen Tropfen, aber jede Menge fair kalkulierte Weine, die im Alltag Spaß machen.
Wir entscheiden und für einen Klassiker, die Oberbergener Bassgeige von Franz Keller, bei dem allerdings das Jahr auf der Weinkarte falsch ist. Mit 2017 eigentlich zu jung, aber trotzdem ein guter Wein.
Zum Start teilen wir uns einen Hauptgang, die
Königsberger Klopse
vom Kalb mit buntem Frühlingsgemüse, neuen Kartöffelchen, rote Beete Apfel-Salat & leichter Kapernsauce
Eine der Stärken des Kontors sind die Saucen. Von fast jeder Sauce möchte man eine Dose mit nach Hause nehmen, so auch bei der Kapernsauce. Die Menge der Klopse ist für meinen Geschmack im Verhältnis zur restlichen Beilage zwar etwas übersichtlich, aber rein geschmacklich gibt es nichts zu beanstanden. Deutsche Küche, wie man sie zu Hause kaum besser machen könnte. Im Zweifel kann man den Köchen auch bei der Arbeit in der offenen Küche zuschauen:
Zwischendurch bleibt etwas Zeit zur Beobachtung des Publikums, das recht bunt gemischt ist:
Vom Studenten, der sich mit der 7 € Suppe begnügt, über Investmentbanker in Maßanzügen und Ruhrpott-Touris mit vollen Einkauftaschen bis zum Geldadel aus Alt-Meerbusch findet sich hier alles. Das Kontor ist gelebte Demokratie, denn hier sind alle gleich. Die goldbehange Pelzmantelträgerin muss genauso auf einen Tisch warten, wie der vollbärtige Hipster vor ihr (auch wenn sie das nur schwer erträgt). Man kann natürlich versuchen, sich etwas abzuheben, wenn man mit dem passenden Auto vor der Tür parkt, aber selbst das ruft bei den Gästen nicht einmal ein Achselzucken hervor.
Im Kontor gibt es keine wichtigen oder unwichtigen Gäste sondern nur Essensbegeisterte, die sich in einem kleinen, lauten Raum zusammenfinden, um tolle deutsche Bistro-Küche genießen zu können. Ein sozialistisches Experiment, das hervorragend funktioniert.
Bevor ich weiter philosophieren kann, kommen glücklicherweise unsere Hauptgänge:
Rheinischer Sauerbraten
Vom irischen Weidochsen mit cremigen Rahm-Spitzkohl, Spätzle & traditioneller Rosinensauce
Auch wenn das Rezept sicher nicht ganz dem klassischen Pferde-Sauerbraten entspricht, ist das Gericht großartig. Optisch natürlich kein Highlight, aber ein Löffel der intensiven Sauce gepaart mit dem Spitzkohl und dem zarten Fleisch lassen einen die Augen schließen – das ist Soulfood pur. Wenn alle Brauhäuser einen Sauerbraten so zubereiten würden, wäre die Welt eine bessere.
Düsseldorfer Senfrostbraten
Vom Rinderfilet mit Senf-Zwiebelhaube, karamellisiertem Ofengemüse Röstipommes & kräftigem Rotweinjus
Das Rinderfilet ist auf den Punkt rosa gegart und geschmacklich mit dem Senf eine Wucht. Dazu erneut eine Sauce, die man am liebsten pur löffeln würde. Gemüse und die krossen Pommes sind ebenfalls ohne Tadel, so dass der Gang jeden Cent wert ist – so muss deutsche Bistroküche sein !
Nach dem Essen lohnt sich ein Ausflug zum benachbarten Carlsplatz (dem Düsseldorfer Pendant zum Viktualienmarkt), wo man neben etwas Bewegung noch etwas französische Pâtisserie zum Kaffee
oder französische Salami (Empfehlung Lavendel) zum Abendbrot mitnehmen kann.
Fazit:
Das Münstermann Kontor ist für mich der Prototyp eine Bib-Gourmand-Restaurants: Faire Preise, quirlige Atmosphäre und ein Essen, das nicht weit von dem mancher Sterne-Restaurants entfernt ist. Es ist eines dieser Restaurants für jeden Tag, wo man auch beim 10. Besuch noch Neues entdecken kann. Für mich eines der Top5-Restaurants in Düsseldorf zum Lunch und ein Muss nach dem Einkauf auf dem Carlsplatz.
Hat man einen Platz ergattert, wird es schnell kommunikativ, denn in der Mitte sitzt man an einer Art langen Tafel, so dass man schnell mit den Nachbarn ins Gespräch kommt, was angesichts der Umgebungslautstärke einer Kneipe auch natürlich erscheint.
Die Einrichtung ist eher rustikal und bunt zusammengewürfelt, dazu geht es recht laut her und die Bedienungen eilen geschickt durch das recht enge Lokal. Die seit Jahren geplante Erweiterung des Kontors um die Räume des alten Feinkostgeschäfts, nimmt immer noch keine Gestalt an, so dass ein gewisses Chaos herrscht, über das der charmante Service aber nie den Überblick verliert.
Mit über 20 verschiedenen Hauptgängen wirkt die Speisekarte auf den ersten Blick fast zu umfangreich für frische Bistroküche. Schaut man allerdings genauer hin, ist sie recht geschickt gestaltet, so dass es zwischen den Gängen genügend Synergien für die Küche gibt. Angesichts des hohem Umschlags muss man sich insoweit um die Frische der Ware daher keine Sorgen machen.
Die Speisekarte ändert sich wöchentlich, allerdings gilt rund ein Drittel der Gerichte als Klassiker, deren Änderung vermutlich einen Aufstand der Stammgäste provozieren würde. Die Stärke der Karte liegt eindeutig in deutschen Klassikern, aber natürlich fehlt auch das heutzutage fast obligatorische Thunfisch-Tataki nicht. Besonders empfehlenswert finde ich die Suppen für den kleinen Hunger zwischendurch und das sehr gute Wiener Schnitzel, bei dem allerdings schon die kleine Portion größer als das ist, was die meisten Menschen mittags essen können. Die Portionsgrößen sind auch der einzig kleine Kritikpunkt, denn sie sind so üppig, dass fast immer etwas zurückgehen muss, was angesichts der gebotenen Qualität doch sehr schade ist.
Matthias Münstermann ist nicht nur Koch sondern auch staatlich geprüfter Sommelier, was sich in der kleinen aber feinen Weinkarte bemerkbar macht. Keine großen Tropfen, aber jede Menge fair kalkulierte Weine, die im Alltag Spaß machen.
Wir entscheiden und für einen Klassiker, die Oberbergener Bassgeige von Franz Keller, bei dem allerdings das Jahr auf der Weinkarte falsch ist. Mit 2017 eigentlich zu jung, aber trotzdem ein guter Wein.
Zum Start teilen wir uns einen Hauptgang, die
Königsberger Klopse
vom Kalb mit buntem Frühlingsgemüse, neuen Kartöffelchen, rote Beete Apfel-Salat & leichter Kapernsauce
Eine der Stärken des Kontors sind die Saucen. Von fast jeder Sauce möchte man eine Dose mit nach Hause nehmen, so auch bei der Kapernsauce. Die Menge der Klopse ist für meinen Geschmack im Verhältnis zur restlichen Beilage zwar etwas übersichtlich, aber rein geschmacklich gibt es nichts zu beanstanden. Deutsche Küche, wie man sie zu Hause kaum besser machen könnte. Im Zweifel kann man den Köchen auch bei der Arbeit in der offenen Küche zuschauen:
Zwischendurch bleibt etwas Zeit zur Beobachtung des Publikums, das recht bunt gemischt ist:
Vom Studenten, der sich mit der 7 € Suppe begnügt, über Investmentbanker in Maßanzügen und Ruhrpott-Touris mit vollen Einkauftaschen bis zum Geldadel aus Alt-Meerbusch findet sich hier alles. Das Kontor ist gelebte Demokratie, denn hier sind alle gleich. Die goldbehange Pelzmantelträgerin muss genauso auf einen Tisch warten, wie der vollbärtige Hipster vor ihr (auch wenn sie das nur schwer erträgt). Man kann natürlich versuchen, sich etwas abzuheben, wenn man mit dem passenden Auto vor der Tür parkt, aber selbst das ruft bei den Gästen nicht einmal ein Achselzucken hervor.
Im Kontor gibt es keine wichtigen oder unwichtigen Gäste sondern nur Essensbegeisterte, die sich in einem kleinen, lauten Raum zusammenfinden, um tolle deutsche Bistro-Küche genießen zu können. Ein sozialistisches Experiment, das hervorragend funktioniert.
Bevor ich weiter philosophieren kann, kommen glücklicherweise unsere Hauptgänge:
Rheinischer Sauerbraten
Vom irischen Weidochsen mit cremigen Rahm-Spitzkohl, Spätzle & traditioneller Rosinensauce
Auch wenn das Rezept sicher nicht ganz dem klassischen Pferde-Sauerbraten entspricht, ist das Gericht großartig. Optisch natürlich kein Highlight, aber ein Löffel der intensiven Sauce gepaart mit dem Spitzkohl und dem zarten Fleisch lassen einen die Augen schließen – das ist Soulfood pur. Wenn alle Brauhäuser einen Sauerbraten so zubereiten würden, wäre die Welt eine bessere.
Düsseldorfer Senfrostbraten
Vom Rinderfilet mit Senf-Zwiebelhaube, karamellisiertem Ofengemüse Röstipommes & kräftigem Rotweinjus
Das Rinderfilet ist auf den Punkt rosa gegart und geschmacklich mit dem Senf eine Wucht. Dazu erneut eine Sauce, die man am liebsten pur löffeln würde. Gemüse und die krossen Pommes sind ebenfalls ohne Tadel, so dass der Gang jeden Cent wert ist – so muss deutsche Bistroküche sein !
Nach dem Essen lohnt sich ein Ausflug zum benachbarten Carlsplatz (dem Düsseldorfer Pendant zum Viktualienmarkt), wo man neben etwas Bewegung noch etwas französische Pâtisserie zum Kaffee
oder französische Salami (Empfehlung Lavendel) zum Abendbrot mitnehmen kann.
Fazit:
Das Münstermann Kontor ist für mich der Prototyp eine Bib-Gourmand-Restaurants: Faire Preise, quirlige Atmosphäre und ein Essen, das nicht weit von dem mancher Sterne-Restaurants entfernt ist. Es ist eines dieser Restaurants für jeden Tag, wo man auch beim 10. Besuch noch Neues entdecken kann. Für mich eines der Top5-Restaurants in Düsseldorf zum Lunch und ein Muss nach dem Einkauf auf dem Carlsplatz.
Anhänge
-
16-2019-03-21 Münstermann.jpg618,3 KB · Aufrufe: 2.593
-
04-2019-03-21 Münstermann.jpg387 KB · Aufrufe: 1.846
-
03-2019-03-21 Münstermann.jpg569,6 KB · Aufrufe: 1.706
-
02-2019-03-21 Münstermann.jpg805,5 KB · Aufrufe: 1.774
-
08-2019-03-21 Münstermann.jpg486,9 KB · Aufrufe: 1.468
-
10-2019-03-21 Münstermann.jpg309,6 KB · Aufrufe: 1.423
-
09-2019-03-21 Münstermann.jpg469,3 KB · Aufrufe: 1.556
-
06-2019-03-21 Münstermann.jpg602,7 KB · Aufrufe: 1.489
-
01-2019-03-21 Münstermann.jpg871,4 KB · Aufrufe: 1.452
-
11-2019-03-21 Münstermann.jpg437 KB · Aufrufe: 1.435
-
14-2019-03-21 Münstermann.jpg516,4 KB · Aufrufe: 1.466
-
18-2019-03-21 Münstermann.jpg938,1 KB · Aufrufe: 1.490
-
14-2019-03-21 Münstermann.jpg518,2 KB · Aufrufe: 1.625
-
18-2019-03-21 Münstermann.jpg672,7 KB · Aufrufe: 1.481
-
04-2019-03-21 Münstermann.jpg625 KB · Aufrufe: 1.468
-
13-2019-03-21 Münstermann.jpg441,8 KB · Aufrufe: 1.532