Es ist schon ein erhebendes Gefühl, so über den Schnee zu gleiten, wenngleich es in der Phase mehr einem Gehoppel geglichen hat, so hart wie der Trail war. Trotzdem ist es unendlich schön, die Landschaft vorbeigleiten zu sehen und die Momente genießen, in denen man nur hinten auf dem Schlitten steht und bremsen muss. Geht der Trail durch den Wald ist Konzentration angesagt, damit man den Schlitten unbeschadet durch die engen Kurven bekommt.
Und so leid es mir tut, auch von der Tour unterwegs gibt bis zum Camp eins gibt es so gut wie keine Bilder. Das ist schlicht dem Umstand geschuldet, dass ich während der Fahrt einfach nicht mit einer Kamera hantieren konnte, nur einmal, am ersten Stopp auf einer Lichtung noch vor dem See, fand ich kurz Zeit, die Kamera zu fassen, und habe ich diese beiden Bilder geknipst:
Frontmann Micha vor den Hunden meines Gepanns (Als 'Anfänger' bin ich in der Mitte gefahren, Heinrich hat den Schlussmann gespielt)
...und die Elias-Range
Dann geht's weiter, ein bisschen raus auf den See und dann Richtung Osten, eine steile, nicht gerade kurze Uferböschung hinauf, ein Stück durch Grasland und dann der erste längere Aufstieg zum Wald, bei dem kräftig im Laufschritt geschoben werden muss, und der mich das erste Mal außer Atem gebracht hat. Kein gutes Vorzeichen. Die richtigen 'Aufstiege' kommen erst noch.
Aber erst mal geht's rauf und runter durch den Wald. Den Trail haben Eva und Beat schon vor Jahren angelegt und nutzen ihn auch regelmäßig, trotzdem hat just da ein Trapper alle 20 Meter seine Fallen aufgestellt. Und unverschämterweise direkt AM Trail. Wir müssen also unsere Gespanne auf Tempo halten, nicht dass einer der Führungshunde auf die Idee kommt, sich den Happen aus den Fallen schnappen zu wollen; das kanadische Gesetzt schreibt vor, dass solch Fallen tödlich sein müssen…
Und das kanadische Gesetz erlaubt auch, dass Fallen überall aufgestellt werden dürfen, also auch auf Trails, die von anderen benutzt werden…. Nun, korrekt im legalen Sinne ist nicht gleichzusetzen mit moralischer Korrektheit.
Nun, die Trap-Line haben wir gut und ohne Probleme hinter uns gebracht und dann sind sie gekommen: Die langen, mühseligen und steilen Anstiege. Teilweise so steil, dass sie Schneemobile, mit denen Eva und Seppel am Nachmittag/Abend des Vortages den Trail noch präpariert haben, dort nicht ohne Hilfe hochgekommen sind. Unsere Hunde schaffen das! Und wir müssen im Laufschritt mitschieben, auch wenn wir bei jedem dritten oder vierten Schritt teilweise bis zum Knie einsinken. Die Leine, mit der wir mit dem Schlitten verbunden sind, zwingt uns, Schritt zu halten... Schon nach kurzer Zeit brennen die Bronchien ob der eiskalten Luft, die ich tief in die Lungen ziehen muss.
Zwei weitere Faktoren erschweren mir das Ganze immens: Egal, wie tief die Temperatur auch sein mag, mit voller Montur im Laufschritt einen Berg hoch, und dabei auch noch einen Schlitten schieben müssen, das bringt einen ins Schwitzen. Deswegen habe ich irgendwann meinen dicken Parka auf den Schlitten gepackt. Blöd nur, dass die Sicherungsleinde, die zuvor um die Parka geschlungen war, mir jetzt um die Hüften rumlottert und immer weiter Richtung Beine/Knie wandert. Deswegen muss ich alle 30 Sekunden das Ding mit einer Hand wieder zum Bauch hochnesteln. Ahh, wie ich das Ding verwünsche :angry:
Der zweite Aspekt wiegt aber schwerer. Es ist einer der Hunde in meinem Gespann. Sturm. Ich sehe an seiner durchhängenden Zugleine, dass Sturm nicht mehr zieht, sondern nur mitläuft.
Ich zitiere mal aus Glanzmann's website:
"Sturm - Er schlägt alle. Eingespannt ist er zwar immer der Langsamste, dafür hat Sturm besonders viel Charme. Treuäugig schmeichelt er um jedes Hosenbein, um sich für Extrastreicheleinheiten langsam auf den Rücken zu legen, so dass die Schuhe eingeklemmt und jeder Widerstand zwecklos ist."
Sturm hat Kraft wie ein Bär, aber es scheint, als war im das Tempo durch die Trapline zu hoch gewesen. Armer Kerl!
Aber bis zum Camp 1 habe ich nicht wirklich viel Zeit für Mitleid. Glaubt mir, man merkt halt doch, ob ein Schlitten von sechs (wie bei Micha) oder von vier Hunden gezogen wird. Ich hab bergauf wirklich selbst ackern müssen, wie ein Pferd.
Das für mich Schöne am Alter ist, dass ich weder mir noch anderen irgendetwas beweisen muss. Daher kann ich hier ganz offen zugeben, dass es, soweit ich mich erinnere, nichts gab, was annähernd so anstrengend war , wie dieser Aufstieg bis zum Camp 1, dem Berg-Paradise-Camp. Ich war fix und fertig, und glaubt mir, ich kann schon die Zähne zusammenbeißen und kann ein zähes Kerlchen sein. Aber hier habe ich meine Grenzen erreicht, vielleicht sogar habe ich sie überschreiten müssen, weil ich mich einfach nicht mehr richtig erholt habe. Am Camp angekommen ist es ja nicht so, dass man dann ausruhen könnte. Nein, die Hunde müssen angeleint werden, es werden Mulden für sie gegraben und mit Stroh ausgelegt, es muss das Camp aufgebaut werden, es müssen Schlafstellen in den Schnee geschaufelt werden, Sitzplätze mit Feuerstelle, es muss Feuerholz geholt, ggf. Bäumchen umgesägt und zersägt werden, und, und, und… Ich habe mich Abends ertappt, dass ich mit einer Herzfrequenz jenseits der 120 Schläge pro Minute im Schlafsack gelegen habe, und das ist sicher nimmer soo gesund. Aber ich war froh, dass meine Frau zurückgeblieben ist, und ihr das erspart blieb. Das hätte sie nicht schaffen können, beim besten Willen nicht. Und ich muss mir eingestehen, dass meine körperliche Verfassung für solche Touren auch nicht mehr reicht; da fehlt einfach die Ausdauer, die ich mal hatte.
Dennoch: Es ist bei allen Strapazen unbeschreiblich schön, sich mit den Gespannen in die Höhe zu arbeiten, und die Weite der Landschaft doch genießen zu können.
Das nächste Bild ist eine Bildschirmkopie aus gps-tracks. Es zeigt einen Ausschnitt aus dem Gebiet, in dem wir unterwegs sind. Das Grundstück der Glanzmann's habe ich mti einem roten Punkt und das heutige Camp 1, das Berg-Paradies-Camp mit einem gelben Quadrat markiert.
Und so leid es mir tut, auch von der Tour unterwegs gibt bis zum Camp eins gibt es so gut wie keine Bilder. Das ist schlicht dem Umstand geschuldet, dass ich während der Fahrt einfach nicht mit einer Kamera hantieren konnte, nur einmal, am ersten Stopp auf einer Lichtung noch vor dem See, fand ich kurz Zeit, die Kamera zu fassen, und habe ich diese beiden Bilder geknipst:
Frontmann Micha vor den Hunden meines Gepanns (Als 'Anfänger' bin ich in der Mitte gefahren, Heinrich hat den Schlussmann gespielt)
...und die Elias-Range
Dann geht's weiter, ein bisschen raus auf den See und dann Richtung Osten, eine steile, nicht gerade kurze Uferböschung hinauf, ein Stück durch Grasland und dann der erste längere Aufstieg zum Wald, bei dem kräftig im Laufschritt geschoben werden muss, und der mich das erste Mal außer Atem gebracht hat. Kein gutes Vorzeichen. Die richtigen 'Aufstiege' kommen erst noch.
Aber erst mal geht's rauf und runter durch den Wald. Den Trail haben Eva und Beat schon vor Jahren angelegt und nutzen ihn auch regelmäßig, trotzdem hat just da ein Trapper alle 20 Meter seine Fallen aufgestellt. Und unverschämterweise direkt AM Trail. Wir müssen also unsere Gespanne auf Tempo halten, nicht dass einer der Führungshunde auf die Idee kommt, sich den Happen aus den Fallen schnappen zu wollen; das kanadische Gesetzt schreibt vor, dass solch Fallen tödlich sein müssen…
Und das kanadische Gesetz erlaubt auch, dass Fallen überall aufgestellt werden dürfen, also auch auf Trails, die von anderen benutzt werden…. Nun, korrekt im legalen Sinne ist nicht gleichzusetzen mit moralischer Korrektheit.
Nun, die Trap-Line haben wir gut und ohne Probleme hinter uns gebracht und dann sind sie gekommen: Die langen, mühseligen und steilen Anstiege. Teilweise so steil, dass sie Schneemobile, mit denen Eva und Seppel am Nachmittag/Abend des Vortages den Trail noch präpariert haben, dort nicht ohne Hilfe hochgekommen sind. Unsere Hunde schaffen das! Und wir müssen im Laufschritt mitschieben, auch wenn wir bei jedem dritten oder vierten Schritt teilweise bis zum Knie einsinken. Die Leine, mit der wir mit dem Schlitten verbunden sind, zwingt uns, Schritt zu halten... Schon nach kurzer Zeit brennen die Bronchien ob der eiskalten Luft, die ich tief in die Lungen ziehen muss.
Zwei weitere Faktoren erschweren mir das Ganze immens: Egal, wie tief die Temperatur auch sein mag, mit voller Montur im Laufschritt einen Berg hoch, und dabei auch noch einen Schlitten schieben müssen, das bringt einen ins Schwitzen. Deswegen habe ich irgendwann meinen dicken Parka auf den Schlitten gepackt. Blöd nur, dass die Sicherungsleinde, die zuvor um die Parka geschlungen war, mir jetzt um die Hüften rumlottert und immer weiter Richtung Beine/Knie wandert. Deswegen muss ich alle 30 Sekunden das Ding mit einer Hand wieder zum Bauch hochnesteln. Ahh, wie ich das Ding verwünsche :angry:
Der zweite Aspekt wiegt aber schwerer. Es ist einer der Hunde in meinem Gespann. Sturm. Ich sehe an seiner durchhängenden Zugleine, dass Sturm nicht mehr zieht, sondern nur mitläuft.
Ich zitiere mal aus Glanzmann's website:
"Sturm - Er schlägt alle. Eingespannt ist er zwar immer der Langsamste, dafür hat Sturm besonders viel Charme. Treuäugig schmeichelt er um jedes Hosenbein, um sich für Extrastreicheleinheiten langsam auf den Rücken zu legen, so dass die Schuhe eingeklemmt und jeder Widerstand zwecklos ist."
Sturm hat Kraft wie ein Bär, aber es scheint, als war im das Tempo durch die Trapline zu hoch gewesen. Armer Kerl!
Aber bis zum Camp 1 habe ich nicht wirklich viel Zeit für Mitleid. Glaubt mir, man merkt halt doch, ob ein Schlitten von sechs (wie bei Micha) oder von vier Hunden gezogen wird. Ich hab bergauf wirklich selbst ackern müssen, wie ein Pferd.
Das für mich Schöne am Alter ist, dass ich weder mir noch anderen irgendetwas beweisen muss. Daher kann ich hier ganz offen zugeben, dass es, soweit ich mich erinnere, nichts gab, was annähernd so anstrengend war , wie dieser Aufstieg bis zum Camp 1, dem Berg-Paradise-Camp. Ich war fix und fertig, und glaubt mir, ich kann schon die Zähne zusammenbeißen und kann ein zähes Kerlchen sein. Aber hier habe ich meine Grenzen erreicht, vielleicht sogar habe ich sie überschreiten müssen, weil ich mich einfach nicht mehr richtig erholt habe. Am Camp angekommen ist es ja nicht so, dass man dann ausruhen könnte. Nein, die Hunde müssen angeleint werden, es werden Mulden für sie gegraben und mit Stroh ausgelegt, es muss das Camp aufgebaut werden, es müssen Schlafstellen in den Schnee geschaufelt werden, Sitzplätze mit Feuerstelle, es muss Feuerholz geholt, ggf. Bäumchen umgesägt und zersägt werden, und, und, und… Ich habe mich Abends ertappt, dass ich mit einer Herzfrequenz jenseits der 120 Schläge pro Minute im Schlafsack gelegen habe, und das ist sicher nimmer soo gesund. Aber ich war froh, dass meine Frau zurückgeblieben ist, und ihr das erspart blieb. Das hätte sie nicht schaffen können, beim besten Willen nicht. Und ich muss mir eingestehen, dass meine körperliche Verfassung für solche Touren auch nicht mehr reicht; da fehlt einfach die Ausdauer, die ich mal hatte.
Dennoch: Es ist bei allen Strapazen unbeschreiblich schön, sich mit den Gespannen in die Höhe zu arbeiten, und die Weite der Landschaft doch genießen zu können.
Das nächste Bild ist eine Bildschirmkopie aus gps-tracks. Es zeigt einen Ausschnitt aus dem Gebiet, in dem wir unterwegs sind. Das Grundstück der Glanzmann's habe ich mti einem roten Punkt und das heutige Camp 1, das Berg-Paradies-Camp mit einem gelben Quadrat markiert.