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Bauernwurst (schwarzgeräucherte Bratwurst)

Alex W.

Räucherkini
5+ Jahre im GSV
Hallo Zusammen,

Wie bereits erwähnt möchte ich nun eines meiner Wurstrezepte vorstellen. Es handelt sich bei der "Bauernwurst" um eine Spezialität aus meiner Heimatregion (um Ingolstadt, Landkreis Pfaffenhofen a.d. Ilm). Diese Wurst ist bei uns eine typische Hausmacher-Spezialität, quasi das Äquivalent zu den "Mettenden" in Westfalen. Von der Art her ist sie eine grobe Bratwurst, die aber nicht gebraten, sondern i.d.R. in heißem Wasser erhitzt wird und dann zusammen mit Brot/Sauerkraut verzehrt wird. Sie ist meines Wissens nahe verwandt (fast identisch) mit den "Bauernseufzern" die es in der Oberpfalz gibt. "Sauerkraut und Bauernwurst" ist bei uns für viele Familien das typische Essen an Heiligabend, man muss die Würste bei den hiesigen Metzgern vor Weihnachten meist vorbestellen, um dann überhaupt welche zu bekommen.

Man findet im Internet so gut wie nichts über diese Wurstsorte, und auch die Metzger geben ihre Rezepte nicht gerne preis. Zu bemerken ist auch dass diese Wurst je nach Metzger deutlich unterschiedlich sein kann! Allen gemeinsam ist die kräftige Würzung mit sehr viel Majoran. Außerdem gibt es sie eigentlich immer in zwei, manchmal sogar drei Varianten; einmal "frisch", also ungeräuchert und einmal schwarzgeräuchert. Manche Metzger bieten darüber hinaus auch eine hell geräucherte Variante an. Die Schwarzgeräucherten sind aber nicht etwa heiß geräuchert, wie häufig angenommen wird. Früher wurden sie in den guten alten Selchen (Räucherkammern) auf den Dachböden der Bauernhäuser geräuchert, der Rauch kam meist vom Küchenherd im Erdgeschoss. Dabei wurde recht vorsichtig geheizt, um zu verhindern, dass die Würste gar wurden. Durch die offene Flamme im Holzofen und das verwendete Holz (auch Nadelholz) enstand Ruß, der die Räucherwaren schwarz färbte. Da hat sich noch niemand Gedanken darum gemacht, ob man nun 25, 30 oder 42,6°C in der Kammer hatte! Trotzdem waren die so hergestellten Waren (v.a. das Geselchte) über Monate hinweg haltbar und geschmacklich unschlagbar gut. Ich kenne noch jemanden, der so räuchert, aber es werden immer weniger.

Da ich kein richtiges Rezept auftreiben konnte hab ich selbst experimentiert, und nun, nach fast zwei Jahren, bin ich den Würsten von meinem Metzger schon dicht auf den Fersen. Nicht wundern über die vielen Gewürze, die Wurst braucht das :)

60% Schweinebauch
40% Schweinefleischabschnitte, mager


je kg Masse:

21g Nitritpökelsalz
2g Zucker
1g Piment, gemahlen
4g Majoran, gerebelt
3g Pfeffer weiß, gemahlen
0,5g Muskat, frisch gerieben
0,5g Knoblauch, granuliert
1g Zwiebeln, granuliert
1g Ingwer, granuliert


Das Fleisch zunächst in fleischwolfgerechte Stücke schneiden. Ich lege das geschnittene Fleisch dann in die Gefriertruhe, sodass es leicht anfriert. Nun wird die Gewürzmischung, wie oben beschrieben, hergestellt und mit dem Fleisch vermengt. Dann wolft man das Fleisch durch die mittlere Scheibe. Manche drehen das Brät auch zweimal durch diese Scheibe, dann wird es feiner, aber die Wurst auch trockener. Nun wird die Masse nochmals gut vermengt, allerdings nur so lange, bis sich eine gute Bindung zeigt. Zu langes Mengen verschlechtert die Konsistenz meiner Meinung nach.

Schließlich wird die Masse in Schweinedärme Kaliber 28/30 oder 30/32 gefüllt und entweder endlos abgedreht oder zu Paaren gebunden. Eine Nacht werden die entstandenen Würste dann bei einer Temperatur von etwa 15-18°C aufgehängt, dann können sie geräuchert werden.

Da ich, wie in meiner Vorstellung beschrieben, einen Räucherschrank mit externer "Feuerkammer" habe, ist es mir möglich den klassischen "Kaminrauch" zu simulieren, d.h. ich räuchere mit einem offenen Feuer und achte darauf dass die Temperatur im Räucherschrank nicht über 35°C steigt. Dafür suche ich mir aus dem Brennholz besonders "kienige" (harzhaltige) Kiefernscheite aus, die ich klein hacke. Diese Spreitzel habe den Vorteil, dass sie recht langsam (wie ein Docht) abbrennen und dabei einen schönen schwarzen Rauch abgeben. Trotzdem ist dieser Vorgang sehr zeitaufwändig, da ich die ganze Zeit daneben stehen und ca. einmal pro Minute ein Stück Kienholz nachlegen muss. Als Kompromiss räuchere ich daher zwei mal 10h ganz normal kalt mit Sägemehl und dann noch etwa zwei Stunden "schwarz", wie beschrieben.

So, das war mal wieder etwas viel Text. Nun die paar Bilder, die wir (mein Spezl und ich) bei der letzten Verwurstung gemacht haben, ich hoffe sie gefallen euch :-)

Viele Grüße,

Alex
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Das obere sind natürlich Pfefferbeißer :D
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Ja, das hätte ich schöner anrichten können :(
 

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Schöne Geschichte.
Ich muss das mal nachbauen, sieht nämlich gut aus.
 
Klasse !!
Das Tellerbild schaut richtig lecker aus ... frisches Krustenbrot dazu ... Herz was willst du mehr :thumb1:
 
Schöne Beschreibung. So viele Gewürze sind das ja gar nicht.. !
Passt!
 
Freut mich dass es euch gefällt! :-)

@Rooster1 da bin ich schon neugierig!

@LGresch hab ich vielleicht etwas überspitzt formuliert, ich weiß halt z.B. von Verwandten aus Norddeutschland, bei denen dürfen nur Salz und Pfeffer in eine Bratwurst :D ist regional bedingt wahrscheinlich

Viele Grüße ;)
 
Hey Alex, das schaut sehr gut aus. Ich glaub mit Dir haben wir da einen weiteren " Fachmann " dazu gewonnen.
 
Interessant finde ich das sich mal jemand mit den alten Methoden regionalen Methoden annimmt.super.
 
Servus Alex,
ich bin zwar nicht dein Landkreiskollege, fahre allerdings täglich durch Vorhburg zur Arbeit :-)
dein Beitrag ist zwar schon etwas her, ich habe aber kurz vor Weihnachten meine etwas abgeänderte Bauernwurst selbst nachgebaut. Geschmacklich 1A. Das einzige was leider nicht perfekt ist, ist dass sie etwas trocken (fest) ist. Manche mögen es ja so, ich möchte sie so weich wie möglich.
Ich habe sie nach dem füllen in den Schweinedarm 24 Std. abgehängt dann 8 Std. geräuchert, 12 Std. Pause und dann nochmal 12 Std. geräuchert. Dann nochmal 3 Tage abgehangen. Für mich gibt es 2 mögliche "Fehler"
- zu wenig Fettanteil in der Wurst (ich habe 50% Schulter und 50% Bauch genommen) oder
- 3 Tage sind zu lange abgehängt.

Was würdest du mir für den nächsten Versuch empfehlen

Ich danke dir schonmal für eine mögliche Antwort.:-)

Gruß
Peter
 
Servus Peter,

Das Fleisch müsste vom Verhältnis her schon passen, im Zweifel gilt allerdings immer: Lieber etwas zu fett. Früher ist mir die Wurst auch öfter etwas zu trocken geworden. Dass sie 3 Tage gehängt sind macht nix, nach meinem empfinden schmecken sie dann erst richtig gut. Das Problem liegt eher an der Herstellung, ich hab die Herstellungsweise mittlerweile leicht abgeändert. Am besten werden sie wenn man ca. die Hälfte der Masse zwei mal durch die 4mm-Scheibe dreht und nur dieses "Grundbrät" gründlich mengt. Dabei muss das Fleisch aber sehr gut gekühlt (angefroren) sein, sonst kann es passieren dass es beim Wolfen zu warm wird und die Bindung wieder verloren geht.

Den Rest der Fleischmasse (der Anteil der nur einmal gewolft wurde) danach gründlich untermengen. So hat man eine Grundmasse mit Einlage, das macht die Wurst viel saftiger. Ich finde das kennt man schon an den Fotos:
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Hellgeräuchert
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Schwarzgeräuchert

Wenn sie so werden sollen wie sie die hiesigen Metzger heute machen, dann muss man ein richtiges Grundbrät mit Schüttung herstellen. Das war mir bisher allerdings immer zu aufwändig. Ein weiterer Tip: Ich weiß nicht ob du meine aktuellen Berichte zu dem Thema schon gelesen hast, mittlerweile ersetzte ich das Zwiebelgranulat durch frische Zwiebeln; diese wolfe ich mit in den feineren Anteil. Hab diesbezüglich meinen Metzger gefragt, und er hat mir bestätigt dass sie das auch machen. Allerdings nur in der kalten Jahreszeit, da die Zwiebeln bei zu hohen Temperaturen zum sauer werden neigen. Ich finde dass die frischen Zwiebeln einen noch besseren Geschmack geben.

Hier die aktuellen Berichte:

https://www.grillsportverein.de/forum/threads/bauernwurst-bauernseufzer-neuer-versuch.317218/
https://www.grillsportverein.de/for...asz-pfefferbeisser-und-halbes-schwein.318296/

Und: beim nächsten Versuch unbedingt Fotos machen und berichten :D

Gruß,

Alex
 
Servus Alex,



ich danke dir für deine Antwort und den Link. Den Eintrag von dir hab ich tatsächlich noch nicht gesehen. Trifft sich aber gut, weil ich vor habe in den nächsten Woche Pfefferbeißer zu probieren.



Eine Frage noch zu den frischen Zwiebeln? Wie sieht es da denn mit der Haltbarkeit aus? Geräucherte Bauernwürste halten sich ja eingeschweißt ewig.

Bin gerade bei Zwiebeln recht vorsichtig, weil ich schonmal ne Glaswurst gemacht habe, bei der die Zwiebeln nicht besonders gut waren. Bitter würde ich den Geschmack bezeichnen.



Fotos hab ich auf die Schnelle gemacht. Nicht besonders schön aber beim nächsten Projekt wird’s besser protokolliert.

Gruß Peter

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