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[Fermentation] Mein Bier

DarkRoast

Simplicissimus On_Hiatus
10+ Jahre im GSV
Ich wollte ja schon seit einiger Zeit meinen Brauprozess hier dokumentieren, aber ich habe es immer wieder verschoben. Einerseits war meine "Pico-Brauerei" :D ständig im Wandel begriffen und ich habe erst seit einigen Wochen einen Stand an Gerätschaften erreicht, der zumindest eine Zeit lang stabil bleiben wird. Und andererseits war mir nicht ganz klar, wie ich diesen Thread hier am besten anlege.

Meine Lieblings-Biere (die ich später hier noch ein wenig detaillierter vorstellen möchte) haben fast alle eines gemeinsam: Sie sind trocken, bitter, haben ausgeprägte Hopfenaromen und kaum wahrnehmbare Malzaromen*). Sprich: India Pale Ale oder kurz: IPA. Und zwar in allen Spielarten. Glücklicherweise ist dieser Bierstil relativ einfach zu brauen... :D


Brauen Teil 1: Malz und Maische

Es beginnt alles mit dem Malz:
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Als erstes - noch vor dem sog. "Schroten", bei dem das Malz zerkleinert wird - "konditioniere" ich es. Dabei wird es einfach mit einer kleinen Menge Wasser besprüht, damit die Spelzen - das sind die äußeren Hüllen der Gerstekörner - etwas elastischer werden und das Schroten weitgehend intakt überstehen. (cf ->Läutern)
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Dann heißt es eine Zeit lang warten, eine gute Gelegenheit eine kleine Stärkung zu sich zu nehmen...
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Eine Stunde (oder auch zwei, manchmal drei Stunden) später geht es weiter mit dem Schroten, dazu verwende ich eine alte Getreidemühle, die sich gottseidank ziemlich grob einstellen läßt, so daß das Malz mehr gequetscht als wirklich gemahlen wird...
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In der Detailaufnahme sieht man recht gut, daß die Spelzen einigermaßen intakt sind...
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Als nächstes wird das aufbereitete Brauwasser erhitzt und der Thermoport (ein isolierter Behälter zum Warmhalten von Speisen oder Getränken) vorbereitet: Die "Läuterhexe" (eine Spiralfeder aus Edelstahl, die mir später helfen wird die Maische zu "läutern" (=filtrieren)) wird eingebaut und der Thermoport wird mit ein paar Litern heißem Wasser vorgewärmt.
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Dann wird der Thermoport mit heißem Brauwasser befüllt und das geschrotete Malz nach und nach gleichmäßig eingerührt. Dabei sollen sich möglichst keine Klumpen bilden, damit unsere im Malz enthaltenen Enzyme (Amylasen) die Stärke des Getreides möglichst vollständig in kürzerkettige Zucker umwandeln können. Das Päckchen Haferflocken vom Bild weiter oben kommt anschließend auch noch dazu.
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Dann kommt noch heißes oder kaltes Wasser dazu, so daß die Maische die gewünschte Temperatur für die sog. "Rast" hat. Die Bezeichnung Rast ist ein wenig irreführend, weder Brauer noch Maische haben jetzt die Muße sich auszuruhen. :D In der Maische sind jetzt die Enzyme (Amylasen) hochaktiv und zerlegen die Stärkemoleküle in Zucker, auch für den Brauer gibt es ein bißchen was zu tun.
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Für meine IPAs fahre ich eine sog. "Kombirast", d.h. über die gesamte Rast herrscht - mehr oder minder - die gleiche Temperatur, nämlich etwa 64°C. Das ergibt - zusammen mit einer geeigneten Hefe - am Ende ein trockenes Bier mit kaum wahrnehmbarer Süße.

Die "Rast" bzw. die "Rasten" (für manche Bierstile gibt es nämlich mehrere Rasten bei verschiedenen Temperaturen) dauern normalerweise so lange, bis die gesamte Stärke verzuckert ist. Überprüfen kann man dies anhand einer Jodprobe (zu Enzymaktivität, deren Temperaturabhängigkeit, Maische-pH und Jodprobe schreibe ich in einem späteren Beitrag noch etwas mehr).

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Ich habe im Folgenden ein paar Beiträge geblockt, in denen ich den Fortgang des Brauprozesses und noch ein paar andere Dinge dokumentieren möchte...

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Edit 20200915
*) Wenn ich Maris Otter Malz verwende, dann sind Malzaromen immer wahrnehmbar, auch wenn ich beim Maischen die "malzige Süße" eliminiere.
 
Brauen Teil 2: Läutern und kochen

Nach frühestens ein- bis eineinhalb Stunden, wenn die Jodprobe passt - ist also Schluß mit der Rasterei ;) und es geht weiter mit dem "Läutern". In diesem Fall am nächsten Tag in der Früh, denn ich hatte diesen Sud als "Über-Nacht-Maische" geplant. Beim Läutern - was technisch nichts anderes ist als eine Filtration - wird die Maische vom Treber getrennt. Der Treber bildet dabei den Filter, unterstützt von einem "Läuterblech" bzw. in meinem Fall einer "Läuterspirale" ("Läuterhexe"; siehe das Bild weiter oben). Über einen Ablasshahn läuft dabei die - möglichst klare - Zuckerlösung langsam aber hoffentlich gleichmäßig in die sog. "Sudpfanne". Bei mir ist das derzeit ein einfacher Kochtopf mit etwa 24l Fassungsvermögen.
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Die ersten ein, zwei Liter sind meist noch etwas trüb, werden daher aufgefangen und wieder oben hineingeschüttet. Jetzt ist es auch Zeit für eine erste Kontrolle des Zuckergehaltes mittels einer Spindel, die die Dichte Flüssigkeit misst. Über die Dichte - für Brauer traditionellerweise in °Plato angegeben - kann man den Zuckergehalt berechnen und daraus läßt sich der später zu erzielende Alkoholgehalt abschätzen. Ich verwende dabei eine sog. "Läuterspindel" (das ist eine Spindel die auf 70°C geeicht ist), die ich in der Sudpfanne schwimmen lasse.
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Außerdem kann man jetzt bereits einen Teil des Hopfens vorlegen (->Vorderwürzehopfen), bei diesem Sud habe ich einen Teil des Hopfens (100g Bio Hallertauer Cascade) als Vorderwürzehopfen eingesetzt.
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Wenn die Sudpfanne ein Stück weit gefüllt ist, kann man bereits mit dem Aufheizen für das spätere "Hopfenkochen" beginnen. Außerdem beginnt man jetzt mit den "Nachgüssen": Wenn der Treberkuchen sichtbar wird, gießt man heißes Wasser nach um allenfalls noch vorhandene Stärkenester auszuspülen und den Amylasen Gelegenheit zu geben, die Stärke in Zucker abzubauen. Dabei ist auch ein "Durchmischen" des Treberkuchens sinnvoll. Man muß danach allerdings mit dem Fortsetzen des Läuterns abwarten, bis sich der Treberkuchen wieder gesetzt hat um nicht zuviel Trubstoffe in die Würze zu bringen.

Mit Hilfe der Läuterspindel läßt sich jetzt zum ersten Mal die Stammwürze einstellen. Diese ändert sich zwar beim Kochen wieder (weil ja ein Teil des Wassers dabei verdampft), aber das kann man entweder von vornherein berücksichtigen oder im Nachhinein durch Wasserzugabe ausgleichen. Eine weitere Möglichkeit ist das sog. "High Gravity Brewing", bei dem man die Stammwürze zunächst höher einstellt (z.B. um mit einem kleineren Topf beim Kochen auszukommen) und erst dann per Verdünnung die endgültige Stammwürze einstellt.

Das anschließende Hopfenkochen hat mehrere Funktionen, auf die ich auch in einem späteren Beitrag noch ein wenig näher eingehen möchte. In vielen Fällen erfolgen während des Hopfenkochens - bzw. kurz danach - noch weitere Hopfengaben. Auch darüber später noch etwas mehr...
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Während des Kochens ist allerdings ein bißchen Zeit für den Brauer eine kleine Stärkung zu sich zu nehmen...
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Wenn das Hopfenkochen beendet ist, wird die Würze gekühlt. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, vom einfachen Stehenlassen bis die Würze abgekühlt ist bis zum aktiven Kühlen gibt es eine breite Palette an Möglichkeiten. Ich verwende eine Kühlspirale, in der eine Kühlflüssigkeit - bei mir ist es Wasser aus der Leitung oder der Gartenzisterne - die Würze einigermaßen rasch auf Raumtemperatur abkühlt.
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Wenn die Würze auf die passende Temperatur (->Anstelltemperatur) abgekühlt ist, wird normalerweise der Hopfen über einen Monofilamentfilter abgetrennt, die Hefe zugegeben und die Fermentation beginnt.

Eine andere Möglichkeit den Hopfen - zumindest großteils - abzutrennen, ist das Andrehen eines sog. Whirlpools. (tbc.) sobald die Würze auf etwa 80°C abgekühlt ist. Dabei wird die Würze mit einem Kochlöffel o.ä. in eine Drehbewegung versetzt. Hört man damit auf, sammeln sich Hopfen und andere größere Partikel (Eiweiße, Harze, etc.) in der Mitte des Gefäßes in einem Kegel. Der Rest der Flüssigkeit kann nun über einen Hahn abgelassen oder mit einem Schlauch bzw. Rohr abgesaugt werden.
 
Brauen Teil 3: Fermentation und Hopfenstopfen

Im Zeitraum zwischen dem Abkühlen nach dem Hopfenkochen und dem Ankommen der Hefe ist die Würze besonders anfällig für Infektionen mit unerwünschten Mikroorganismen. Während dieser Phase ist nicht nur besondere Sauberkeit notwendig, man ist auch gut beraten alle Gefäße und Geräte, die mit der Würze in Berührung kommen zu entkeimen. Entweder chemisch mit Alkohol oder Desinfektionslösungen, oder über thermisches Entkeimen. Ich verwende dazu - je nach Anwendungsfall Ethanol bzw. Isopropanol und Wasserdampf (aus der Dampfdüse einer Espressomaschine).

Derzeit fermentiere ich meine Biere (noch) mit Trockenhefe. Trockenhefe muß vor der Verwendung rehydriert werden, dazu läßt man abgekochtes Wasser auf etwa 35°C abkühlen und streut dann die Trockenhefe auf. Nach etwa 20-30 Minuten wird dann die Hefe untergerührt und dann ist sie bereit für ihren großen Einsatz.

Die abgekühlte Würze, die ich über den Monofilamentfilter in meine(n) Fermenter gegeben habe muß nun belüftet werden. Die Hefe braucht nämlich am Anfang Sauerstoff, um sich ausreichend zu vermehren. Dieses Belüften kann z.B. durch Einblasen von Luft (oder Sauerstoff) geschehen, die Würze kann aber auch ganz einfach mit einem Schneebesen o.ä. aufgeschlagen werden.

Nun kann die Hefe zugegeben und der Fermenter geschlossen werden. Allerdings nicht ganz, denn das bei der Gärung entstehende CO2 soll ja (im Normalfall, nämlich einer drucklosen Gärung) entweichen können. Allerdings sollten möglichst wenig Fremdkeime in die Würze gelangen. Dazu wird z.B. ein Gärspund aufgesetzt oder ein Schlauch vom Fermenter in ein mit einer geeigneten Flüssigkeit gefülltes Gefäß geleitet ("Blow-off-tube"). Im einfachsten Fall wird die für den Gärspund vorgesehene Öffnung mit einem vorher entkeimten Tuch oder Küchenpapier verschlossen.

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Bierhefen sind normalerweise ziemlich hochgezüchtet und haben nur ein relativ kleines Temperaturfenster in dem sie optimal "arbeiten". Verläuft die Gärung außerhalb dieses Temperaturfensters, geht sie zu schnell oder zu langsam und kommt unter Umständen sogar ganz zum Stillstand. Außerdem werden unerwünschte Nebenprodukte erzeugt. Mein aktueller Fermenter hat daher eine Temperatursteuerung mit der ich die Fermentationstemperatur gradgenau steuern kann.

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Hopfen kann man nicht nur vor, während oder nach dem Kochen zugeben, sondern auch während oder nach der Gärung. Man spricht dann von Hopfenstopfen ("dry hopping") und das Ziel ist es, möglichst viel möglichst spannende Hopfenaromen ins Bier zu bringen. Das ist insbesondere bei den von mir geschätzten Pale Ales oder IPAs gängige Praxis. Dazu wird eine bestimmte Menge Hopfen - als Dolden oder Pellets - dem Bier zugegeben.

Aktuell beginne ich mit dem Stopfen meist einen Tag nach dem die Gärung "agekommen ist", also die ersten Anzeichen der Fermentation (z.B. Aktivität im Gärspund, hochkräusen, Ansteigen der Temperatur, etc.) bemerkbar sind. Der Hopfen verbleibt dann im Fermenter bis ich das Jungbier abfülle. Danach stopfe ich meist ein zweites Mal.
 
Vom Brauset zur Picobrauerei

Der eine oder andere unter euch mag sich fragen, wie ich denn eigentlich zum Brauen gekommen bin. Nun ja, die lange Vorgeschichte erspare ich euch, aber voriges Jahr habe ich zum Geburtstag von den Kindern so ein Brauset geschenkt bekommen:
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und zwar samt "umfangreicher" Brauanleitung... :D
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Bier - und zwar "richtiges" Bier - selbst und mit einfachsten Mitteln zu brauen, das klang sehr spannend! Und nicht etwa irgendein Bier, nein, ein Punk-IPA, eines meiner Lieblingsbiere. Das war also der Köder der mich zum Brauen bringen sollte... ;)

Und wenn das gut klappt, dann kann man(n) ja eventuell ab und zu... :hmmmm: Schließlich gibt es ja auch eine Nachfüllpackung dafür, in der das gesamte Verbrauchsmaterial zu einem erträglichen Preis entalten ist...

Das Set enthielt jedenfalls die Minimalausstattung die man braucht, um zu Hause Bier zu brauen, lediglich ein paar normale Küchenutensilien wie Kochtopf, Küchensieb, Schöpfer oder Becher werden vorausgesetzt.

Trotzdem hat es mehr als ein halbes Jahr gedauert, bis ich das Brauset dann tatsächlich ausprobiert habe...

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Daß dies nur die "Einstiegsdroge" zum "Anfixen" war, wurde mir erst so nach und nach bewußt. Der erste Sud nach Anleitung funktionierte jedenfalls so einigermaßen und das erste selbstgebraute Bier war nach zwei oder drei Wochen Wartezeit fertig. Und gut trinkbar...

Nicht wirklich gut, aber gut genug, um mich zu veranlassen, mir das Nachfüllset zu bestellen. :D

Der zweite Sud wurde ein bißchen besser als der erste. Nicht wirklich gut, aber gut genug um mich ein wenig mehr mit der Materie auseinanderzusetzen. :D:D

Das war ungefähr der Zeitpunkt, an dem ich Blut geleckt hatte, erst später wurde mir bewußt, daß das der "point of no return", der "event-horizon" im Leben eines Hobbybrauers war. Und ich hatte ihn überschritten.

Ich bestellte also keine weitere Nachfüllpackung mehr sondern richtige Zutaten: Malz(e), Hopfen, Hefen. Außerdem musste ein größerer Kochtopf her, die knappe Gallone Bier hält ja nicht lange vor. Und zwei etwas größere Glasballons mit je 5 Liter Volumen zum Fermentieren. So 10 Liter pro Sud sollten es schon werden, man kann ja nicht jede Woche brauen. Schließlich will man ja auch noch Brot backen und andere Sachen fermentieren, und, und, und... :D :D :D

Es kam wie es kommen mußte, in den folgenden Wochen wurde Kleinzeugs - und größeres - bestellt, was das Zeug hielt (pun intended). Schließlich war ich an dem Punkt, wo ich 10 Liter Sude einigermaßen geschmeidig brauen konnte. Nicht zuletzt deshalb, weil ich in der Zwischenzeit auch ein oder zwei Dutzend Bücher verschlungen hatte, ebenso wie diverse Blog- und Foren-Einträge zum Thema Brauen.

Irgendwann in dieser Zeit wollte ich einmal ein Brot aus dem Tiefkühler holen, öffnete die Lade in der unser tiefgekühltes Brot normalerweise ist und erschrak: :eek:
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Brot war keines mehr da, statt dessen war unsere - ehemalige - Brotlade im Tiefkühler zur Hopfenlade mutiert...

Der (oder das) Bierbrau-Virus hatte mich also bereits fest im Griff! Vor lauter Schreck über diese Erkenntnis habe ich mir daraufhin einen Thermoport bestellt ("Eh schu wuascht!":D ), 25l war die kleinste verfügbare Größe!

Was soll's, ich benötigte also noch einen größeren Kochtopf, eine leistungsstärkere Induktionsplatte, und einen zweiten 10l Fermenter - selbstverständlich aus Edelstahl :rolleyes: - für's Hopfenstopfen. Gottseidank hatte ich noch einen unbenutzten 30l Fermenter im Schuppen, den ich irgendwann (für Essig oder Kombucha) günstig erstanden hatte und der für die Hauptgärung recht gut geeignet war. Zumindest eine Zeit lang... :D

Knappe zwei Wochen später hatte ich meinen ersten 20 Liter Sud hinter mir. Und die Biere wurden von Mal zu Mal besser. Leider war inzwischen der Hochsommer ins Land gezogen und ich hatte nirgends im Haus mehr Temperaturen, bei welchen denen die Hefe ihre Arbeit optimal verrichten konnte...

Meine ersten Ansätze einer Fermentation mit kontrolliertem Temperaturverlauf waren eher rudimentär. Das erste Modell meiner Kühlung - ich nenne es der Einfachheit halber das Modell "nasser Fetzen"...
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Ein Handtuch, welches einigermaßen regelmäßig mit Wasser besprüht wurde, sollte über die Verdunstungskälte die Temperatur im Fermenter einigermaßen niedrig halten. Leider hat das nicht besonders gut funktioniert.

Das zweite Modell war schon ein wenig ausgereifter, wobei das operative Wort in dieser Aussage "wenig" ist. Unter dem Namen "Swamp Cooler" erfreut es sich dennoch einer gewissen Beliebtheit unter den Hobbybrauern.
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Der oder die Fermentationsbehälter stehen in einem großen Gefäß (hier G'malterwandl; hdt. Mörtelwanne) in dem sich ein Kühlmedium (sprich: Wasser) befindet. Die Temperatur des Kühlmediums wird über bestimmte Hilfsmittel (in meinem Fall Eisflaschen und Kühlakkus) in einem Bereich gehalten, in dem es der Hefe noch nicht zu warm ist. Der tatsächliche Temperaturverlauf entspricht einer Sägezahnkurve. Das funktioniert besser als das Modell "nasser Fetzen", aber auch nicht wirklich gut.

Das aktuelle Modell meiner Kühlung funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip, ist aber ein wenig ausgereifter...
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Der Fermenter steht nicht mehr im Wasser, sondern ist mit einem Neoprenmäntelchen isoliert. Das Wasser und die Eisflaschen bzw. Kühlakkus befinden sich in einem Behälter (Kühlbox) daneben und über eine kleine - temperaturgesteuerte - Pumpe wird bei Bedarf kaltes Wasser (hier: 4°C - 8°C) durch eine Kühlschlange im Fermenter gepumpt. Steigt die Temperatur über einen bestimmten, einstellbaren, Wert, läuft eine kleine Tauchpumpe in der Kühlbox an und pumpt so lange kaltes Wasser durch die Kühlschlange, bis die Temperatur den unteren Schaltpunkt (ebenfalls einstellbar) untersteigt. Damit läßt sich die Fermentationstemperatur steuern und es gibt keine nennenswerten Temperaturschwankungen im Fermenter. Ein kontrollierter Gärverlauf ist somit sichergestellt...

Ein weiterer Bereich in dem es ein paar gravierende Veränderungen seit meinen ersten Suden gab ist die Carbonisierung und Reifung, sowie die Lagerung des Biers. Die ersten Sude habe ich noch in Bügelflaschen abgefüllt...
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Die Carbonisierung des Bieres in der Flasche erfolgt dabei über eine definierte Zucker- oder Speisemenge, welche von der Hefe verstoffwechselt wird und die gewünschte Menge an CO2 im Bier erzeugt. Darüber schreibe ich in einem späteren Beitrag noch ein bißchen mehr.

Der nächste Schritt war die Anschaffung eines Kronkorkenverschließers...
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Grundsätzlich funktioniert das Carbonisieren in der Flasche nicht schlecht, wenngleich ich das Abfüllen in die Flaschen immer etwas lästig und frickelig empfand. Auch das Kühlen der Flaschen verlangt nach ausreichend Kühlkapazität, denn IPAs halten sich gekühlt am besten. Lagerung bei Raumtemperatur bestrafen die meisten IPAs - insbesondere gestopfte - mit vorschneller Alterung.

Daher habe ich mich heuer irgendwann im Frühjahr dazu entschlossen, meine Biere in Kegs abzufüllen und zu lagern. Bevorzugt verwende ich dafür Edelstahl-Kegs...
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Man kann auch in Kegs mit Zucker oder Speise karbonisieren, aber einfacher - und meistens genauer - geht es mittels CO2 Patrone. Ein bestimmter CO2-Druck bei einer bestimmten Temperatur ergibt - über einen ausreichenden Zeitraum - eine genau definierte Menge an CO2 im Bier.

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Mein Fazit: Es heißt hier immer, der GSV wäre das teuerste Forum der Welt. Ich bin mir diesbezüglich nicht mehr sicher... :D
 
das ist für mich überaus interessant!
Da bleibe ich gerne dabei!
 
Da bin ich ja gespannt wie es weiter geht. Hab vor vielen Jahren auch schon ein paar mal gebraut, hat viel Spaß gemacht. Auch wenn das Ergebnis nicht immer Top war.

:prost:
 
Das Ergebnis kann ich vorwegnehmen, da ich den oben gezeigten Sud - ein englisches IPA - bereits im August angesetzt hatte: Es war das beste Bier, das ich bisher gebraut habe. (Ja, das Fenster ist schon offen :D)
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Im darauf folgenden Sud habe ich es mit der Bitterkeit fast ein wenig übertrieben, das Bier hatte rein rechnerisch 140 IBU. Obwohl es dann nach zwei bis drei Wochen etwas runder schmeckte. Außerdem habe ich einen Teil davon mit Earl Grey Tee "gestopft", das hat allerdings extrem spannende Aromen...

Der nächste Sud steht heute oder morgen an.
 
Beitrag #4 "Vom Brauset zur Picobrauerei", in dem ich meine Metamorphose vom Craft-Bier-Aficionado zum passionierten Hobbybrauer beschreibe, ist fertig.

Beiträge #2 und #3 stelle ich in den nächsten Tagen ein, ich brauche dafür noch ein paar Bilder von meinem aktuellen Sud.
 
OK ich muss sagen das schaut auf jeden Fall schon deutlich professioneller aus als bei mir damals. Wir haben 4 mal Weissbier gebraut. Obergärig kann man relativ leicht daheim in der Küche und Keller handeln. Hefe und Hopfen kam damals aus Weihenstephan.
 
OK ich muss sagen das schaut auf jeden Fall schon deutlich professioneller aus als bei mir damals. Wir haben 4 mal Weissbier gebraut. Obergärig kann man relativ leicht daheim in der Küche und Keller handeln. Hefe und Hopfen kam damals aus Weihenstephan.
Warum hast du wieder aufgehört?

Weißbiere sind nicht ganz so einfach zu brauen wie Pale Ales. Die Temperatursteuerung der Gare hat da anscheinend noch größeren Einfluß auf das Ergebnis. Wenn man also eine bestimmte Geschmacksrichtung reproduzierbar brauen will, braucht man eine ziemlich genaue Temperatursteuerung.
 
Literatur-Übersicht oben als Fotos hinzugefügt, Kurzbeschreibungen folgen...

Ich habe vor zwei Jahren angefangen mit Craft-Bier einfach selber brauen von Ferdinand Laudage

Für mich ein sehr gutes Buch für Absolute Anfänger um eine gute Basis für dieses Hobby zu schaffen.

Später habe ich mir Bier Brauen von Jan Brückelmeier zugelegt.
Nicht unbedingt für Absolute Anfänger, aber ideal wenn man Blut gelegt hat und die ganzen Kleinigkeiten verstehen will die beim Bier Brauen ablaufen, um von der Anfängerklasse in die Meisterklasse aufzusteigen.
 
Weil wir nach dem 4. Mal der Aufwand zum brauen vs. das Ergebnis (Anzahl Liter) nicht mehr in Relation gesehen haben. Wir haben das ja quasi mit haushaltsüblichem Wekzeug gemacht. (Wobei uns die ersten male eine Weihenstephaner Braumeister unterstützt und angelernt hat).

Aber dann hätten wir in Hardware investieren müssen und da ist das dann gescheitert.

Heute wenn ich deine Bilder sehe hätte ich schon wieder Lust. Aber wenn ich meiner Frau jetzt erkläre ich brauch Hardware zum Bierbrauen, so neben meiner anderen Projekt die zeigt mir nen Vogel und :bdsm:
 
Ich habe vor zwei Jahren angefangen mit Craft-Bier einfach selber brauen von Ferdinand Laudage

Für mich ein sehr gutes Buch für Absolute Anfänger um eine gute Basis für dieses Hobby zu schaffen.
Ja, genau! Eine Zeitlang hab ich mir gewünscht ich hätte das Buch entdeckt, bevor ich meinen ersten Sud gemacht habe. Da wäre vieles leichter gewesen...

Später habe ich mir Bier Brauen von Jan Brückelmeier zugelegt.
Nicht unbedingt für Absolute Anfänger, aber ideal wenn man Blut gelegt hat und die ganzen Kleinigkeiten verstehen will die beim Bier Brauen ablaufen, um von der Anfängerklasse in die Meisterklasse aufzusteigen.
Ich hatte den Brücklmeier vor dem Laudage. Aus heutiger Sicht war das die falsche Reihenfolge...
 
Weil wir nach dem 4. Mal der Aufwand zum brauen vs. das Ergebnis (Anzahl Liter) nicht mehr in Relation gesehen haben. Wir haben das ja quasi mit haushaltsüblichem Wekzeug gemacht. (Wobei uns die ersten male eine Weihenstephaner Braumeister unterstützt und angelernt hat).

Aber dann hätten wir in Hardware investieren müssen und da ist das dann gescheitert.
Ja, das ist leider so. Ich habe anfangs - mit dem Brauset - auch gedacht, ich käme mit dieser Ausrüstung durch. Es stellte sich jedoch schnell heraus, daß damit einerseits der Arbeitsaufwand höher ist und andererseits die Qualität limitiert ist.

Allerdings kann man z.B. in der 20 Liter Klasse durchaus mit überschaubarem finanziellen Aufwand ordentliche Biere hinbekommen...

Heute wenn ich deine Bilder sehe hätte ich schon wieder Lust. Aber wenn ich meiner Frau jetzt erkläre ich brauch Hardware zum Bierbrauen, so neben meiner anderen Projekt die zeigt mir nen Vogel und :bdsm:
Ich hab mir die Ausrüstung ja auch nicht auf einmal gekauft, sondern das Ganze erstreckt sich jetzt über ein Jahr hin. Ein paar größere bzw. teurere Dinge habe ich mir auch schenken lassen.

Was den Kostenfaktor angeht, hängt es davon ab, ob man die Zeit beim Brauen als Arbeits- oder Freizeit sieht. Der materielle Aufwand amortisiert sich insbesondere bei Craft-Bieren schon, und zwar in einigermaßen absehbarer Zeit. Und für eine Flasche/Dose anständiges Craft-Bier mit 0,33l bezahle ich hier zwischen zweieinhalb und sechs Euro. Das ist schon ein bißchen heftig...
 
Ich habe auch in der 20 Liter Klasse angefangen und werde diese auch nicht steigern.

Neuanschaffung dafür war:
Einkochautomat
30 Liter Eimer 2Stück (einer zum Läutern mit entsprechender Läutervorrichtung und einer zum Vergären)
Und diverse Kleinteile
- Spindel
- Thermometer
- Braupaddel
- Schläuche zum Abfüllen.

In den letzten zwei Jahren haben sich die Ausgaben nochmal verdreifacht (nachdem ich die Liste geschrieben habe könnte es auch mehr sein).
- Kühlspirale
- 20Liter Topf
- Induktionsplatte
- Kühlschrank neu zur Aufbewahrung
- kleine gebrauchte Kühltruhe (zur Temperaturgeführten Vergärung)
- Inkbird zum steuern der Temperaturgeführten Vergärung
- kleine Pumpen, jede Menge Schläuche, Gastrobehälter
- kleine Flaschenspüler (FastWasher 12 Waschsystem für 12 Flaschen)
- neuen Gärbehälter (FerMonster)
- diverse Euroboxen für die leeren Bierflaschen (dürften so knapp 200 sein)

Dieses Jahr kommen noch:
- Malzmühle
- Thermoport
- ???
- ???

Tja, und wie steht meine bessere Hälfte dazu?

Als drittes Bier habe ich ein Sweet Stout gebraut.
Hat ihr halt zu gut geschmeckt, und jetzt darf ich nicht mehr aufhören, selbst wenn ich wollte.
Ansonsten:
:bdsm:
 
Das nicht alles auf einmal geht ist klar, in meiner aktuellen Situation scheiterts schon an den Töpfen. Und mein aktuelles Projekt ist das vervollständigen und aufrüsten meiner Wurstküche, der Winter ist nahe es wird Wurstküchenzeit :frier:


Drum beobachte ich den Thread hier grade zu deinem Punkt #2 hab ich aktuell ein paar fragen die sich hoffentlich von selbst beantworten wenn du ihn postest :prost:
 
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