• Du musst dich registrieren, bevor du Beiträge verfassen kannst. Klicke auf Jetzt registrieren!, um den Registrierungsprozess zu starten. Registrierte User surfen werbefrei, können Suchen durchführen und sehen die volle Darstellung des Forums mit vielen anderen Unterforen!!!

Fotografiehilfen

PuMod

10+ Jahre im GSV
Foto des Monats
★ GSV-Award ★
Wok-Star
Hi,

auf mehrfachen Wunsch einzelner Mitglieder via PN und in Threads, möchte ich hier zeigen wie ich mein Essen fotografiere.

Bitte beachtet dabei das ich KEIN Profi bin. Ich habe niemals einen Kurs besucht, geschweige eine Ausbildung genossen. Ich bin da eher... Autodidakt .... :-) Daher kann es auch sein, dass ich hier der geltenden Profimeinung widerspreche. Dies geschieht unbewusst und ich möchte niemanden auf den Schlips treten. Mir macht das Knipsen Spaß, nicht mehr und nicht weniger!

Ich mache bei den Fotos keinen Aufwand sondern befolge eigentlich nur ein paar Regeln die, einmal verinnerlicht, für den Betrachter ein chiques Bild ergeben. Mit viel größeren Aufwand (Softbox, Stativ etc.) kann man sicher noch besserer Resultate erzielen, aber ich halte "einfach nur drauf". Das Essen (ich meine damit die Tätigkeit) und das Grillen steht bei mir im Vordergrund!

Zuerst versuche ich meine "Regeln" zusammenzufassen, anschließend erläutere ich sie.
  1. Es wird nichts beschönigt, wo gehobelt wird, da fallen Späne!
  2. Bildaufbau beachten. Insbesondere Vordergrund, Motiv, Hintergrund und Diagonalen
  3. Tiefenschärfe lenkt den Blick
  4. Weiche Schatten
  5. Warme Farben

Zu 1. "kein Chichi - einfach draufhalten!"
Liegt das Messer auf dem Schneidebrett kommt es mit auf das Foto. Schneide ich Blätterteig auf und es sind Krümel da, bleiben sie da. Ich finde, so wirken die Bilder "echter". Aber es gilt auch: Sehr störende Elemente wie Küchentücher, lesbare Beschriftungen krasse Farbabweichungen (die rote Tomatendose direkt neben dem Kalbfleisch) räume ich eben fix weg. Der Fokus muss auf dem Motiv liegen, nicht auf dem drumherum. Am meisten erreiche ich dies, indem ich einfach die Perspektive wechsele.

Beispiel (hier wollte ich zwei Sachen zeigen, die Beeren den Basikum):
14-04-18 Karfreitagsgrillen 4528.jpg



Zu 2. "Bildaufbau"
Ich stelle mir kurz die Frage was möchte ich denn ablichten? Und dann baue ich ein Bildaufbau hin, der sich zumeist wie folgt zusammen setzt:

Vordergrund (oft unscharf):
Ich versuche ein Blatt, eine Flasche, ein Schneidebrett eine Schüssel, ach, was auch immer irgendwie VOR das abzubildende Motiv zu stellen. Dies verleit dem Foto eine Tiefe und lenkt automatisch den Blick auf das Motiv. Daher muss der Gegenstand im Vordergrund auch unscharf sein...

Hintergrund (auch unscharf)
Hier halte ich es genauso wie bei dem Vordergrund. Gerne was nach hinten, aber bitte unscharf. Durch die drei Ebenen (zusammen mit dem Motiv) ergibt sich ein schöner Bildaufbau.

Motiv (scharf)
Das Motiv sollte sehr scharf abgebildet werden. Innerhalb des Motives selber kann die Tiefenunschärfe beginnen aber der Fokus sollte immer auf dem Teil liegen, der gezeigt werden soll.

Diagonale:
Eine Diagonale im Bild (durch ein Messer oder eine schief abgebildete Flasche oder ein gedrehtes Schneidebrett) macht das Bild immer interessant. Das Auge folgt der Diagonalen unweigerlich und unbewusst.

Beispiel Diagonale (hier habe ich Vorder und Hintergrund nur durch die Schärfe geregelt, die Diagonale wird nur durch den Lachs dargestellt)
14-04-18 Karfreitagsgrillen 4524.jpg


Bitte beachtet auch, ich wurde durch eine nette PN darauf aufmerksam gemacht, dass unscharfe Vordergrunde auch durchaus vom Bild ablenken und als störend empfunden werden können. Ihr müsst für euch entscheiden was für euch wichtiger ist.

Beispiel ohne unscharfen Vordergrund, den Hintergrund aber ein bisschen unscharf:
11-06-11_108_Segeln.JPG


11-06-12_235_Segeln.JPG

Bei diesem Bild mit den Möwen knipste ich mit einem Teleobjektiv 70-300. Da ist auf große Distanzen die Freistellerei gar nicht sooooo einfach, daher ist der Hintergrund nur ein bisschen unscharf.

Beispiel Vordergrund (Menschen von hinten) - Motiv (Läufer) - Hintergrund (Brücke):
13-07-21 Colour Run 3210.jpg

hier ist wieder der Vordergrund unscharf, den Fokus habe ich versucht auf die Läufer zu setzen.


Was ich auch oft mache ist einfach mal "in die Hocke gehen". Die Kamera fängt ja i.a.R. das ein, was man duch den Sucher sieht. Wenn ihr euch jetzt die Kamera vor die Augen haltet und steht, sieht das Foto nach einer gewohnten Perspektive aus. Langweilig.
Geht man einfach mal in die Hocke (Froschperspektive) oder geht auf eine Ebene mit dem Objekt, wirkt das Foto für den Betrachter direkt interessanter.

Beispiel (hier ist auch zusätzlich Vorder und Hintergrund beachtet):
14-05-10 griechisches WE 4593.jpg


Versucht auch mal das abzulichtende Objekt nicht in die Mitte des Bildes zu platzieren, sondern außermittig. Allein dadurch werden eure Bilder an Qualität gewinnen.

Zu 3. Tiefenschärfe
Jetzt wird es ein bisschen technischer. Aber ich versuche mich kurz zu halten:

Grundlegend gibt es bei der Fotografie ja 3 Variablen:

1. Die ISO Zahl
Diese gibt die Helligkeitsempfindlichkeit an

2. Die Blende
Diese gibt an, wie viel Licht durch das Objektiv kommt. Je kleiner die Blendenzahl, desto größer die Blende. Je größer die Blende, desto geringere Tiefenschärfe gibt es!

3. Die Belichtungszeit
Diese regelt wie lange das Licht durch das Objektiv auf den Sensor trifft.

Also zurück zum Essen:
Ich knipse mein Essen gerne mit einer Festbrennweite. Ich habe die 50/1,8er. Also Brennweite 50 und Blende max. 1,8. Kein Zoom. Die DSLR stelle ich oft auf "P" (wenn es ganz schnell gehen soll) oder auf die Zeitautomatik. Hier gebe ich die Blende vor (3,5, 5, oder 8 z. Bsp.) und lasse die Zeit die Kamera berechnen.

Um zu wissen wie groß der Bereich ist der Scharf bleibt (Vorgabe durch die Blende), nutze ich gelegentlich einen Schärfetiefenrechner. Aber zumeist stelle ich die Blende auf 3,5 und lasse die Zeitautomatik für mich arbeiten. Die ISO steht dabei auf Auto. Das ist doch das Tolle an den neuen Kameras, die arbeiten doch für einen mit! Man muss ja nur verstanden haben wie man etwas einstellen muss wenn man etwas erreichen will. Den Rest macht doch die Kamera.

Den Schärfepunkt setze ich in aller Regel manuell. So weiß ich immer wo genau der Bereich ist den ich Scharf haben mag.

Beispiel:
14-05-10 griechisches WE 4591.jpg



zu 4. "weiche Schatten"
weiche Schatten kennt man in der Natur nicht. Die Sonne gibt einen harten Flächenschatten. Umso interessanter ist es für das Auge, wenn das zu fotografierende Objekt keinen harten, scharfkantigen Schatten aufweißt, sondern sich weiche Verläufe zeichnen. Hier bediene ich mich nur einem Trick:

Gegen die Decke Blitzen!

Der Aufsteckblitz blitzt gegen die Decke, diese reflektiert das Licht und tatatataa: es gibt weiche Schatten. Man sollte meinen, dies ich nicht ganz so wichtig, aber vergleicht mal beide Aufnahmen:

hier habe ich direkt angeblitzt:
14-05-11 griechisches WE 4618.jpg



hier habe ich gegen die Decke geblitzt:
14-05-11 griechisches WE 4619.jpg


ich finde durchaus das es einen großen Unterschied. Das untere wirkt viel gefälliger...

Für Fortgeschrittene bietet sich es an entfesselt zu blitzen. Hier eine kleine Anleitung des Users @Bär
http://www.grillsportverein.de/forum/threads/unterschied-interner-externer-blitz.183165/

Danke dafür!

zu 5. "warme Farben":
Wann immer es geht, versuche ich warme Farben zu erzeugen. Krasse, unnatürliche Farben erzeugen eine kalte Atmosphäre. Für Architekturfotografie ist dies gewünscht, hier werden daher oft die Farben im Nachgang entsättigt, aber wir, wir wollen ja "Wärme und Wohlbehagen" zeigen. Dies kann über den Weisabgleich geregelt werden, ist aber recht kompliziert und liefert oft nur unzufriedene Ergebnisse.

Viel einfacher ist es im Bild warme Farben unterzubringen. Holzbrettchen, Holzpinsel, Kräuter, Obst, Olivenflaschen, Hauttöne sind nur ein paar Beispiele.

Wenn ich etwas ganz krass farbiges fotografieren möchte, ich sag' mal, was blaues, wirkt es viel appetitlicher wenn man es in die Hand nimmt. Beispiel:

14-05-10 griechisches WE 4616.jpg



als schlecht gelungen würde ich zum Beispiel diese Aufnahme betrachten:
14-05-10 griechisches WE 4605.jpg


Warum?
Metall in Kombination mit weißer Marinade und talgigem Fleisch. Ihh. Keine Diagonale. Zu geordnet. Die Perspektive ist dem Auge nachempfunden. Kein Vorder und Hintergrund.


Jetzt habe ich in kurzen Sätzen geschrieben wie ich fotografiere. Im Grunde genommen heißt das:
Blende 5, Zeitautomatik, Blitz gegen die Decke, manueller Schärfepunkt. Der Rest ist "Auge für den Bildaufbau". Immer dran denken: Der Fotograf macht die Bilder, nicht die Kamera - die hilft nur das zu zeigen was ihr zeigen wollt.

Ich hoffe, ich konnte euch ein bisschen was erklären. Bitte bedenkt, ich bin kein Pro. Habt Nachsicht wenn ich Käse erzählt haben sollte.

Gruß
PuMod

Achja...:
Ich fotografiere mit einer NIKON D5000, Nikkor 50/1,8 und einem Aufsteckblitz von Metz (50 AF-1).
 

Anhänge

  • 14-04-18 Karfreitagsgrillen 4528.jpg
    14-04-18 Karfreitagsgrillen 4528.jpg
    419,8 KB · Aufrufe: 1.887
  • 14-04-18 Karfreitagsgrillen 4524.jpg
    14-04-18 Karfreitagsgrillen 4524.jpg
    380,8 KB · Aufrufe: 1.851
  • 13-07-21 Colour Run 3210.jpg
    13-07-21 Colour Run 3210.jpg
    180,2 KB · Aufrufe: 1.844
  • 14-05-10 griechisches WE 4591.jpg
    14-05-10 griechisches WE 4591.jpg
    376 KB · Aufrufe: 1.859
  • 14-05-11 griechisches WE 4619.jpg
    14-05-11 griechisches WE 4619.jpg
    336,9 KB · Aufrufe: 1.832
  • 14-05-11 griechisches WE 4618.jpg
    14-05-11 griechisches WE 4618.jpg
    375,7 KB · Aufrufe: 1.892
  • 14-05-10 griechisches WE 4616.jpg
    14-05-10 griechisches WE 4616.jpg
    466 KB · Aufrufe: 1.857
  • 14-05-10 griechisches WE 4605.jpg
    14-05-10 griechisches WE 4605.jpg
    379,5 KB · Aufrufe: 1.848
  • 14-05-10 griechisches WE 4593.jpg
    14-05-10 griechisches WE 4593.jpg
    472,9 KB · Aufrufe: 1.866
  • 11-06-11_108_Segeln.JPG
    11-06-11_108_Segeln.JPG
    206,3 KB · Aufrufe: 1.671
  • 11-06-12_235_Segeln.JPG
    11-06-12_235_Segeln.JPG
    212,6 KB · Aufrufe: 1.658
Sehr schön Steven, das kann ich durch die Bank nachvollziehen!
Bei mir ist es aber meist der Faktor Zeit, der "gute" Aufnahmen beim Kochen nicht zulässt oder wenn ich die Hände voller Mehl oder Teig habe, knipse ich ungern...

Aber Deine Anleitung ist sehr gut gelungen und auch die Bilder sind spitze!

VG, Patrick
 
Zu diesem Thema gab es auch mal nen herrlichen Thread von @utakurt. Nur finde ich den grad nicht.

Deine Ausführungen finde ich aber schon extrem hilfreich :thumb2:
 
Vielen Dank fuer den tollen Beitrag !
Ja, die Kameras können einem viel Arbeit abehmen, aber nicht die Kreativität die passende Szene oder Moment einzufangen ode auch eben in Szene zu setzen.
Ich habe seit Jahren mit Fotografie (Fachbereich und auch Verkauf) zu tun, koennte solche schoenen Fotos aber nur mit viiiieeeel Muehe nachstellen, wenn ueberhaupt.
 
@PuMod : danke für die klaren Erläuterungen, werde mich bemühen, sie nach und nach zu verinnerlichen, Deine Ergebnisse sprechen für sich.
Solange ich noch kein routinierter Griller bin, fehlt die Konzentration aufs Fotografieren. Der Sommer wird es bringen.
 
P.S. das 50mm 1,8 , egal fuer welches Kameramodell, ist eines der preiswertesten, und wie man sieht wichtigsten Objektive.
Mit den 18-55mm Standard Objektiven die zumeist im Kit verkauft werden kann man zwar fotografieren, aber so tolle Fotos wird man damit nicht hinbekommen
 
Sehr schön Steven, das kann ich durch die Bank nachvollziehen!
Bei mir ist es aber meist der Faktor Zeit, der "gute" Aufnahmen beim Kochen nicht zulässt oder wenn ich die Hände voller Mehl oder Teig habe, knipse ich ungern...

Aber Deine Anleitung ist sehr gut gelungen und auch die Bilder sind spitze!

VG, Patrick

....und bei mir ist es ganz genauso ,- manchmal sieht die Knipse aus als hätte ich das Teil mariniert.
aber DANKE für die Tips ---sehr hilfreich für mich.
Obwohl, ich habe ja noch nichtmal 'ne Spiegelreflexkamera.
muß ich mal drauf sparen. AAAAber Leute, dann jibbet Fotos vom Allerfeinsten.

Nochmals
Danke für die wirklich guten Ratschläge

Saludos
:anstoޥn:
Monscho
 
Danke für die Zusammenfassung! Wieder was gelernt!!!
 
Danke Steven, das ist eine ganz tolle Ausführung.
Vor allem einfach und verständlich, damit solche Dummies wie ich, auch verstehen um was es geht.
 
... möchte ich hier zeigen wie ich mein Essen fotografiere...

Das ist schon mehr als eine Anleitung, das ist eine sehr schöne Abhandlung über das Thema Fotografie :thumb2: So wie ich das sehe, wurde kein Thema vergessen und in der Tat gibt es unterschiedliche Ansichten, ob der das Hauptmotiv bei unscharfem Vordergrund im Hintergund des Bildes scharf abgebildet sein sollte, oder das scharf abgebildete Motiv im Vordergrund bei unscharfem Hintergrund. Ich gebe gerne zu, dass ich eher Letzgenanntes bevorzuge, aber: Es gibt immer Ausnahmen und nicht immer lässt die Situation das zu.
Mit am Wichtigsten erscheint mir, dass sich der Bildautor einfach Gedanken darüber macht, was er zeigen möchte, bevor die Aufnahme entsteht. Natürlich nur dann, wenn die Zeit dazu besteht.

Schöner Beitrag, Steven, wirklich ein schöne Beitrag! :thumb1:
 
Klasse! Kann ich viel daraus mitnehmen! Danke...
 
Klasse !:thumb1:

Werde ich demnächst sicher brauchen können. ;)

:prost:

Gruß Matthias
 
Hab es probiert:hmmmm:
An diesem Thema muss noch gefeilt werden bei mir.
Oder die Kamera ist doof (D600).

Ps; im vertauen es liegt an der Person hinter der Kamera :fart: Glaube ich
 
Zurück
Oben Unten