Hallo zusammen!
Heute haben wir uns einen längeren Plan und Wunsch erfüllt, nämlich eine "Vertikal-Verkostung" von verschiedenen Kaviar-Varianten.
Gemeinsam mit meinen Eltern und meinem Verlobten haben wir uns heute zu viert über diese Lieferung hergemacht:
"Bewaffnet" mit Bewertungsbögen, Weißbrot, einer Butter-Armada (5 verschiedene Sorten) und ein paar Onsen-Eiern haben wir uns dann ans Werk gemacht:
Ein Vorwort: Alles, was echter "Stör-Kaviar" ist stammt aus der biologischen "Familie" der Störe.
Innerhalb der Familie Störe gibt es 2 Gattungen - die Gattung der "Hausen" (lat. "huso") - hier ist der berühmte "Beluga" zu Hause sowie die Gattung der "Acipenser" - das ist alles andere, was nicht "Beluga" ist.
Innerhalb der Hausen gibt es den "echten" Beluga, den europäischen Hausen "huso huso" und den "Kaluga-Hausen", lat. "huso dauricus", der aufgrund seines endemischen Vorkommens im sibirischen Strom "Amur" auch als "Amur-Beluga" bezeichnet wird.
Diese beiden gelten als "edelste" unter den Stören.
Innerhalb der zweiten Familie, der Acipenser, sind dann alle anderen Kaviarsorten daheim - also der sibirische Stör (A. baerii) - oft als "Sibirskaya" vermarktet genauso wie der russische Stör (A. gueldenstaedtii), der Amur-Stör (A. schrenckii) sowie die beiden Arten mit dem kleinsten Korn, also der Sterlet, die kleinste Acipenser-Art (A. ruthenus) und schließlich der Sternhausen/Sevruga (A. stellatus).
Darüber hinaus gibt es eben noch verschieden Handelsnamen, wie "Imperial" (besonders großer, weil von besonders alten Exemplaren von gueldenstaedtii oder baerii), der eher mild im Geschmack ist.
Das ist nur eine Übersicht und keine "abschließende" Aufzählung und es gibt darüber hinaus noch Kreuzungen (auch eine davon wurde getestet)
Hier nun ein paar Worte zu den verschiedenen Sorten:
1. Siberian Kaviar (Acipenser Baerii - Deutschland)
Ein relativ milder und "einfacher", also wenig komplexer Kaviar, der sehr "einsteigerfreundlich" ist, nicht zu salzig, mittel-cremig und ausgewogen würzig, dafür eine vergleichsweise feste Haut.
2. Asetra Kaviar (Acipenser gueldenstaedtii - China)
Einer der intensiv-salzigsten von allen getesteten, und dabei auch sehr würzig, auch mit einer relativ festen Konsistenz und wenig Cremigkeit. Also definitiv eine der "heftigeren" Sorten.
3. Imperial Kaviar Auslese (Acipenser gueldenstaedtii - Deutschland)
Das war eine der ausgewogensten und harmonischten Sorten - genau richtig salzig, ausgewogen cremig und würzig, aber nicht zu intensiv, dabei eine relativ weiche Konsistenz - definitiv ein "Stockerlplatz" unter den ganzen Varianten und dabei im Verhältnis zum Beluga noch relativ leistbar.
4. Cristale Grand Cru (Acipenser schrencki - China)
Ja, das ist ein besonderes Döschen. Der mit Abstand (!) würzigste von allen, einen sehr herben Nachgeschmack, dabei auch relativ fest und salzig und wenig Cremigkeit mit einem tiefschwarzen und eher festen Korn. Gleichzeitig aber von einer Komplexität, dass er nicht - wie der Siberian - "einsteigerfreundlich" ist, sondern eher im Gegenteil ein "besonderes" Stück für Kenner und Liebhaber ist.
5. Amur Beluga (Acipenser schrencki x Huso dauricus - China)
Kein echter Beluga - auch wenn es im Namen steht - also kein "huso huso", sondern quasi die "Schwester-Art" des Beluga-Störs (siehe die einleitenden Bemerkungen dazu)
Vom Geschmack her einer der salzigsten mit aber auch cremigsten, mittel-würzig mit relativ großem, mittelfesten Korn - ist kein "echter" Beluga, aber auch vom Preis her ist er wesentlich günstiger und ist ein guter "Preis-Leistungs-Sieger"
6. "Original"-Beluga Kaviar (Huso huso - China)
Der "Klassiker" unter den Kaviar-Sorten, die Königsklasse vom europäischen Hausen. Auch relativ salzig aber unglaublich cremig, mittel-würzig mit großem stahl-grauen Korn, das buchstäblich auf der Zunge schmilzt - nicht ohne Grund der beliebteste Kaviar.
7. Persischer Beluga Royal Kaviar (Huso huso - Iran)
Was kommt nach "das Beste"? im Falle von Beluga-Kaviar ist es der iranische Beluga-Kaviar. Dieser gilt als absolute Königsklasse und wird in Qualität (und Preis) maximal noch vom enorm seltenen Albino-Beluga getoppt. Der weichste und cremigste unter allen getesteten, sodass man schon beim Herauslöffeln aufpassen muss, dass er nicht schon zerfließt. Eine sahnig-salzige Geschmacksexplosion am Gaumen und ein Schwarzes Loch in der Geldtasche
Danach haben wir noch "außer Konkurrenz" zwei Sorten "Ersatz-Kaviar" getestet:
8. Keta-Lachs-Kaviar
Keta-Lachs ist eine spezielle Art, die im Pazifik heimisch ist - früher wenig befischt wird der Ketalachs heute hauptsächlich für den Kaviar gefangen, und das zurecht. Ich mag eigentlich keinen Lachskaviar, aber der war wirklich gut - enorm große Körner, mit einem für einen Lachs sehr harmonischen Geschmack und einem Abgang, der an grünen Tee erinnert - damit könnte ich mich gerne abfinden
9. Bachsaiblings-Kaviar
Saibling ist ja berüchtigt dafür, dass der Kaviar ein sehr festes Korn hat, das man mit Kraft zerplatzen muss. Auch hier ist das Korn relativ fest, aber im Vergleich zum "Supermarkt-Saiblingskaviar" immer noch relativ weich und angenehm im Geschmack, der im Abgang an Zitrone und Limette erinnert.
Weil man von Kaviar alleine nicht satt wird gab es dann vorweg noch eine kleine Köstlichkeit:
Das sind Scheiben von der "Foie Royale" - einer Gänseleber, die "ethisch korrekt" produziert wird, indem die Gans nicht gestopft wird, sondern indem ungestopfte Lebern mit Gänseschmalz vermischt werden, was dem Geschmack dann doch sehr nahe kommt. Ja, es ist nicht 1:1 wie "echte" Foie Gras, aber wenn man dann mit gutem Gewissen öfter essen kann, dann ist es voll in Ordnung!
Als "Topping" gab es verschiedene Geschmacks-Nuancen:
Von links nach Rechts:
1. Pur
2. Himbeer-Balsamico-Perlen
3. Isländisches Flagesalt-Meersalz
4. selbst gemachter Lemon Curd (himmlisch)
5. Himbeercoulis
6. selbst gemachter Matcha-Tee-Sirup (darauf bin ich besonders stolz *g*)
Dazu gab es noch frisches Brioche
Alle 6 Varianten hatten was für sich und jeder am Tisch hatte unterschiedliche "Favoriten" - war aber eine sehr spannende Geschichte.
So, der Bericht wurde jetzt etwas länger als geplant, aber ich hoffe, ihr hattet so viel Spaß beim Lesen, wie wir beim Verkosten!
Heute haben wir uns einen längeren Plan und Wunsch erfüllt, nämlich eine "Vertikal-Verkostung" von verschiedenen Kaviar-Varianten.
Gemeinsam mit meinen Eltern und meinem Verlobten haben wir uns heute zu viert über diese Lieferung hergemacht:
"Bewaffnet" mit Bewertungsbögen, Weißbrot, einer Butter-Armada (5 verschiedene Sorten) und ein paar Onsen-Eiern haben wir uns dann ans Werk gemacht:
Ein Vorwort: Alles, was echter "Stör-Kaviar" ist stammt aus der biologischen "Familie" der Störe.
Innerhalb der Familie Störe gibt es 2 Gattungen - die Gattung der "Hausen" (lat. "huso") - hier ist der berühmte "Beluga" zu Hause sowie die Gattung der "Acipenser" - das ist alles andere, was nicht "Beluga" ist.
Innerhalb der Hausen gibt es den "echten" Beluga, den europäischen Hausen "huso huso" und den "Kaluga-Hausen", lat. "huso dauricus", der aufgrund seines endemischen Vorkommens im sibirischen Strom "Amur" auch als "Amur-Beluga" bezeichnet wird.
Diese beiden gelten als "edelste" unter den Stören.
Innerhalb der zweiten Familie, der Acipenser, sind dann alle anderen Kaviarsorten daheim - also der sibirische Stör (A. baerii) - oft als "Sibirskaya" vermarktet genauso wie der russische Stör (A. gueldenstaedtii), der Amur-Stör (A. schrenckii) sowie die beiden Arten mit dem kleinsten Korn, also der Sterlet, die kleinste Acipenser-Art (A. ruthenus) und schließlich der Sternhausen/Sevruga (A. stellatus).
Darüber hinaus gibt es eben noch verschieden Handelsnamen, wie "Imperial" (besonders großer, weil von besonders alten Exemplaren von gueldenstaedtii oder baerii), der eher mild im Geschmack ist.
Das ist nur eine Übersicht und keine "abschließende" Aufzählung und es gibt darüber hinaus noch Kreuzungen (auch eine davon wurde getestet)
Hier nun ein paar Worte zu den verschiedenen Sorten:
1. Siberian Kaviar (Acipenser Baerii - Deutschland)
Ein relativ milder und "einfacher", also wenig komplexer Kaviar, der sehr "einsteigerfreundlich" ist, nicht zu salzig, mittel-cremig und ausgewogen würzig, dafür eine vergleichsweise feste Haut.
2. Asetra Kaviar (Acipenser gueldenstaedtii - China)
Einer der intensiv-salzigsten von allen getesteten, und dabei auch sehr würzig, auch mit einer relativ festen Konsistenz und wenig Cremigkeit. Also definitiv eine der "heftigeren" Sorten.
3. Imperial Kaviar Auslese (Acipenser gueldenstaedtii - Deutschland)
Das war eine der ausgewogensten und harmonischten Sorten - genau richtig salzig, ausgewogen cremig und würzig, aber nicht zu intensiv, dabei eine relativ weiche Konsistenz - definitiv ein "Stockerlplatz" unter den ganzen Varianten und dabei im Verhältnis zum Beluga noch relativ leistbar.
4. Cristale Grand Cru (Acipenser schrencki - China)
Ja, das ist ein besonderes Döschen. Der mit Abstand (!) würzigste von allen, einen sehr herben Nachgeschmack, dabei auch relativ fest und salzig und wenig Cremigkeit mit einem tiefschwarzen und eher festen Korn. Gleichzeitig aber von einer Komplexität, dass er nicht - wie der Siberian - "einsteigerfreundlich" ist, sondern eher im Gegenteil ein "besonderes" Stück für Kenner und Liebhaber ist.
5. Amur Beluga (Acipenser schrencki x Huso dauricus - China)
Kein echter Beluga - auch wenn es im Namen steht - also kein "huso huso", sondern quasi die "Schwester-Art" des Beluga-Störs (siehe die einleitenden Bemerkungen dazu)
Vom Geschmack her einer der salzigsten mit aber auch cremigsten, mittel-würzig mit relativ großem, mittelfesten Korn - ist kein "echter" Beluga, aber auch vom Preis her ist er wesentlich günstiger und ist ein guter "Preis-Leistungs-Sieger"
6. "Original"-Beluga Kaviar (Huso huso - China)
Der "Klassiker" unter den Kaviar-Sorten, die Königsklasse vom europäischen Hausen. Auch relativ salzig aber unglaublich cremig, mittel-würzig mit großem stahl-grauen Korn, das buchstäblich auf der Zunge schmilzt - nicht ohne Grund der beliebteste Kaviar.
7. Persischer Beluga Royal Kaviar (Huso huso - Iran)
Was kommt nach "das Beste"? im Falle von Beluga-Kaviar ist es der iranische Beluga-Kaviar. Dieser gilt als absolute Königsklasse und wird in Qualität (und Preis) maximal noch vom enorm seltenen Albino-Beluga getoppt. Der weichste und cremigste unter allen getesteten, sodass man schon beim Herauslöffeln aufpassen muss, dass er nicht schon zerfließt. Eine sahnig-salzige Geschmacksexplosion am Gaumen und ein Schwarzes Loch in der Geldtasche
Danach haben wir noch "außer Konkurrenz" zwei Sorten "Ersatz-Kaviar" getestet:
8. Keta-Lachs-Kaviar
Keta-Lachs ist eine spezielle Art, die im Pazifik heimisch ist - früher wenig befischt wird der Ketalachs heute hauptsächlich für den Kaviar gefangen, und das zurecht. Ich mag eigentlich keinen Lachskaviar, aber der war wirklich gut - enorm große Körner, mit einem für einen Lachs sehr harmonischen Geschmack und einem Abgang, der an grünen Tee erinnert - damit könnte ich mich gerne abfinden
9. Bachsaiblings-Kaviar
Saibling ist ja berüchtigt dafür, dass der Kaviar ein sehr festes Korn hat, das man mit Kraft zerplatzen muss. Auch hier ist das Korn relativ fest, aber im Vergleich zum "Supermarkt-Saiblingskaviar" immer noch relativ weich und angenehm im Geschmack, der im Abgang an Zitrone und Limette erinnert.
Weil man von Kaviar alleine nicht satt wird gab es dann vorweg noch eine kleine Köstlichkeit:
Das sind Scheiben von der "Foie Royale" - einer Gänseleber, die "ethisch korrekt" produziert wird, indem die Gans nicht gestopft wird, sondern indem ungestopfte Lebern mit Gänseschmalz vermischt werden, was dem Geschmack dann doch sehr nahe kommt. Ja, es ist nicht 1:1 wie "echte" Foie Gras, aber wenn man dann mit gutem Gewissen öfter essen kann, dann ist es voll in Ordnung!
Als "Topping" gab es verschiedene Geschmacks-Nuancen:
Von links nach Rechts:
1. Pur
2. Himbeer-Balsamico-Perlen
3. Isländisches Flagesalt-Meersalz
4. selbst gemachter Lemon Curd (himmlisch)
5. Himbeercoulis
6. selbst gemachter Matcha-Tee-Sirup (darauf bin ich besonders stolz *g*)
Dazu gab es noch frisches Brioche
Alle 6 Varianten hatten was für sich und jeder am Tisch hatte unterschiedliche "Favoriten" - war aber eine sehr spannende Geschichte.
So, der Bericht wurde jetzt etwas länger als geplant, aber ich hoffe, ihr hattet so viel Spaß beim Lesen, wie wir beim Verkosten!