• Du musst dich registrieren, bevor du Beiträge verfassen kannst. Klicke auf Jetzt registrieren!, um den Registrierungsprozess zu starten. Registrierte User surfen werbefrei, können Suchen durchführen und sehen die volle Darstellung des Forums mit vielen anderen Unterforen!!!

Neues Hobby: Messer schmieden

...als ehemaliger 2CV-Fahrer habe ich immer noch eine leichte bis mittelschwere Aversion gegen das alte natürliche Feindbild Daimler.
Zweitens hab' ich einfach genommen, was da war...

@Carbo:
Die Schneide hat eine Dicke von 2,5mm, der Rücken zwischen 3 und 4mm. Laut meinem Buch soll vor dem Härten (und somit nach dem Schleifen) noch eine Restdicke von ca. 1mm an der Schneide vorhanden sein, um schädliche Veränderungen am Stahlgefüge beim Härten zu vermeiden. Breiter hätte ich's auch gerne gehabt, aber der 10mm-Rundstahl gibt wahrscheinlich nicht viel mehr her, ev. hab' ich auch mit dem falschen Hammer gereckt (ein Rundhammer mit leicht kugelförmiger Schlagfläche), der das Material nicht nur in die Breite, sondern auch in die Länge gestreckt hat. Aber wir üben ja noch...

Btw, wenn jemand einen alten Amboss im Keller hat und ihn für kleines Geld loshaben will, wäre ich daran interessiert!

@Bürsti:
Warum kann man Eierkohlen und Schmiedekohlen nicht mischen? Und wie sieht das mit Eierkohlen und Grill-Holzkohle aus (ich mache immer einen AZK zum Anfeuern in die Esse und fülle dann frische Kohlen bei Bedarf nach)?
 
servus,
klasse! :respekt:

ich biete mich hiermit als "betatester" für eines deiner ersten messer an.:pfeif:
:hmmmm:......ich hätte da sogar noch einige dicke walnussholzbretter für griffe!


gruß
tom
:2prost:
 
Hihihi..."Bürsti".....

:prost:

Gruß
Humpadiedel
 
@peperoni: Was du nicht schmiedest, musst du eben runterschleifen, was wahrscheinlich auch nicht weniger Arbeit bedeutet. Wichtig ist vor allem die Dicke an der Schneide. Je nach Höhe der Klinge ist auch die Dicke des Rückens wichtig. Angenommen du hast zwei Klingen davon eine mit 2 cm und eine mit 4 cm Höhe(Breite), dann ist bei gleicher Rückenstärke der Schneidwinkel des schmaleren Messers natürlich doppelt so groß.
 
...weiter geht's:

Hab' mich etwas zurück gehalten in den letzten Wochen, aber ich wollte euch ja nicht wegen Kleinigkeiten vom Grill weglocken.

Wir erinnern uns: die Klinge war ausgeschmiedet, der Erl hing noch an der Stange. Der wurde zwischenzeitlich abgeflext, und dann ging's wieder nach oben auf die Schmiede-Ranch.
Nur, weil teilweise Befürchtungen aufkamen, die Ziegel könnten reißen, hier mal der Gegenbeweis: die Esse hält!

19 - Esse.jpg


Doch vor der anstrengenden Arbeit gibt's ein heißes Schmiedevesper: Leberwurst vom Pepperking:

20 - Schmiedeessen.jpg


...aber hallo, hui, war das scharf!!!! OK, also Plan B:

21 - Planb.jpg


Wenn man schon mit dem Feuer spielt, muss nicht auch noch die Zunge brennen.....

Aber jetzt war der AZK reif, also endlich Feuer frei in der Esse:

22 - Feuerfrei.jpg


Der dicke Erl wird auf die Messerstärke ausgeschmiedet, und zwar möglichst so, dass er sich nach hinten in beiden Kanten verjüngt. Leider hab' ich ihn um's Verrecken nicht in die Mitte der Klinge bekommen (gut, der Rest wird geschliffen):

23 - Erl1.jpg


24 - Erl2.jpg


Sieht doch ganz gut aus, jetzt kommt die Klinge aber wieder in's Feuer und kühlt mit der abklingenden Glut langsam ab. Das nennt man dann "Spannungsarm glühen":

25 - spannungsarm.jpg


Hier der vorläufige Zwischenstand für jenen Abend:

26 - Zwischenstand.jpg


Nach dem notdürftigen Aufräumen der Werkstatt können wir unsere noch etwas mangelhaften Schmiedekünste am Doppelschleifer korrigieren:
27 - Formschleifen.jpg


Das Ergenbnis sieht dann so aus: der Erl ist nun einigermaßen mittig und die Klingenform ist begradigt:

28 - Zwischenstand.jpg


Wieder ging eine Woche ins Land, in der ich mir Schmiedekohle (Fettnuss IV, € 27,- der 25-kg-Sack) besorgt habe, gibt's hier im Dorf gleich um die Ecke, keine 200m von meinem Haus entfernt!

29 - Schmiedekohle.jpg


Die Körnung hatte ich als Griller etwas größer erwartet, aber für's Schmieden ist eher eine kleinere Körnung von Vorteil, da kann man das Messer besser drunter verstecken:

30 - Handvoll.jpg


Dank dem etwas gröberen Sack ist mein Pajero jetzt gründlich versaut, aber was soll's. Und ich muss natürlich dringend wieder nach oben, die Kohle ausprobieren.
Am Freitag war's dann so weit! Aber ihr wisst ja, vor der Arbeit das Vesper! Beim Metzger Kübler hatte ich ein Stück geräucherte Schweinelende gefunden:

31 - Vesper.jpg


...saulegger, dat Zeuch! Und saftig! OK, aber wir haben ja noch was vor und feuern mal wieder die Esse an:

32 - Esseanfeuern.jpg


Die neue Kohle raucht zuerst wie die Sau (...gesund ist das neue Hobby ja nicht unbedingt...), aber dann gibt's 'ne wunderschöne Glut:

33 - Glut.jpg


Aber was machen wir jetzt damit? Richtig, wir schmieden ein weiteres Messer:

34 - Messer.jpg


Schmieden macht echt wahnsinnig Spaß! Das vorläufige Zwischenergebnis:

35 - Rohlinge.jpg


Daheim noch die Stange abgeflext:

36 - abgeflext.jpg


So, dann kommen wir endlich zum heutigen Tag. Nachdem ich unter der Woche noch einige Utensilien beim Biber abgegriffen habe, kommen wir nun zum Schleifen des Messers. Dazu benutze ich einen Bandschleifer, der in den Schraubstock eingespannt wird:

37 - Bandschleifer.jpg


Das Ergebnis ist dann ein grob geschliffenes Messer, das aufgrund der doch etwas eingeschränkten Ergonomie des zweckentfremdeten Bandschleifers einige Symetriemängel aufweist. Auch habe ich es nicht geschafft, am Ende der Schneide zum Griff hin so ein Stück stehen zu lassen, weil die Zielgenauigkeit durch das mir dauernd aus der Hand rutschende Messer doch etwas eingeschränkt war (...es wird auch mitunter etwas warm an den Fingern, es empfiehlt sich, eine Schüssel mit kaltem Wasser parat zu haben, in der man das Messer kühlen kann. Das beugt auch Spannungen im Gefüge vor).
Aber jetzt glänzt es dafür und sieht schon wie ein richtiges Messer aus:

38 - Grobschliffvorn.jpg


39 - Grobschliffhinten.jpg


Auf dem Bandschleifer wurde quer zur Klinge geschliffen, nun folgt der Feinschliff von Hand, der in Klingen-Längsrichtung erfolgt. Ich habe 400-er Papier verwendet und habe so lange geschliffen, bis alle Querriefen verschwunden waren:

40 - Schmirgeln.jpg


...und Schmirgeln, und Schmirgeln, und Schmirgeln, und Schmirgeln...

41 - Schmirgeln.jpg


Puh, mit meinen schmerzenden Fingern streichle ich über die baby-glatte Oberfläche meines Messers:

42 - Feinschliff1.jpg


Einfach geil:

43 - Feinschliff2.jpg


Morgen wird dann noch mit der Schwabbelscheibe auf Hochglanz poliert, ev. korrigiere ich noch etwas den Auslauf zum Griff hin.
Die Schneide muss noch ca. 1mm dick bleiben, damit es beim Härten nicht zu Auszunderungen und Kohlenstoffverlust an der Schneide kommt.

Ein geiles Hobby, also stay tuned, als nächstes steht das Härten auf dem Plan!

...Fortsetzung folgt...

:prost:

19 - Esse.jpg


20 - Schmiedeessen.jpg


21 - Planb.jpg


22 - Feuerfrei.jpg


23 - Erl1.jpg


24 - Erl2.jpg


25 - spannungsarm.jpg


26 - Zwischenstand.jpg


27 - Formschleifen.jpg


28 - Zwischenstand.jpg


29 - Schmiedekohle.jpg


30 - Handvoll.jpg


31 - Vesper.jpg


32 - Esseanfeuern.jpg


33 - Glut.jpg


34 - Messer.jpg


35 - Rohlinge.jpg


36 - abgeflext.jpg


37 - Bandschleifer.jpg


38 - Grobschliffvorn.jpg


39 - Grobschliffhinten.jpg


40 - Schmirgeln.jpg


41 - Schmirgeln.jpg


42 - Feinschliff1.jpg


43 - Feinschliff2.jpg
 

Anhänge

  • 19 - Esse.jpg
    19 - Esse.jpg
    84,7 KB · Aufrufe: 6.392
  • 28 - Zwischenstand.jpg
    28 - Zwischenstand.jpg
    28,3 KB · Aufrufe: 4.580
  • 27 - Formschleifen.jpg
    27 - Formschleifen.jpg
    95 KB · Aufrufe: 4.714
  • 26 - Zwischenstand.jpg
    26 - Zwischenstand.jpg
    29,2 KB · Aufrufe: 4.605
  • 25 - spannungsarm.jpg
    25 - spannungsarm.jpg
    112,7 KB · Aufrufe: 4.613
  • 24 - Erl2.jpg
    24 - Erl2.jpg
    70,3 KB · Aufrufe: 4.648
  • 23 - Erl1.jpg
    23 - Erl1.jpg
    81,4 KB · Aufrufe: 4.588
  • 22 - Feuerfrei.jpg
    22 - Feuerfrei.jpg
    107,2 KB · Aufrufe: 4.625
  • 21 - Planb.jpg
    21 - Planb.jpg
    65,9 KB · Aufrufe: 4.643
  • 20 - Schmiedeessen.jpg
    20 - Schmiedeessen.jpg
    67 KB · Aufrufe: 4.647
  • 38 - Grobschliffvorn.jpg
    38 - Grobschliffvorn.jpg
    41,7 KB · Aufrufe: 4.690
  • 37 - Bandschleifer.jpg
    37 - Bandschleifer.jpg
    47,9 KB · Aufrufe: 5.642
  • 36 - abgeflext.jpg
    36 - abgeflext.jpg
    42,4 KB · Aufrufe: 4.635
  • 35 - Rohlinge.jpg
    35 - Rohlinge.jpg
    42,4 KB · Aufrufe: 4.649
  • 34 - Messer.jpg
    34 - Messer.jpg
    74,2 KB · Aufrufe: 5.891
  • 33 - Glut.jpg
    33 - Glut.jpg
    113,9 KB · Aufrufe: 4.692
  • 32 - Esseanfeuern.jpg
    32 - Esseanfeuern.jpg
    99,1 KB · Aufrufe: 4.609
  • 31 - Vesper.jpg
    31 - Vesper.jpg
    87,8 KB · Aufrufe: 4.663
  • 30 - Handvoll.jpg
    30 - Handvoll.jpg
    63 KB · Aufrufe: 4.681
  • 29 - Schmiedekohle.jpg
    29 - Schmiedekohle.jpg
    92,4 KB · Aufrufe: 4.684
  • 43 - Feinschliff2.jpg
    43 - Feinschliff2.jpg
    44,5 KB · Aufrufe: 4.602
  • 42 - Feinschliff1.jpg
    42 - Feinschliff1.jpg
    48,2 KB · Aufrufe: 4.583
  • 41 - Schmirgeln.jpg
    41 - Schmirgeln.jpg
    66,3 KB · Aufrufe: 4.593
  • 40 - Schmirgeln.jpg
    40 - Schmirgeln.jpg
    64,8 KB · Aufrufe: 4.522
  • 39 - Grobschliffhinten.jpg
    39 - Grobschliffhinten.jpg
    42,6 KB · Aufrufe: 4.611
Zuletzt bearbeitet:
Das schaut super aus. Aber sind 200°C nicht zu kalt zum Anlassen?

EDIT.: Werkstoffkunde sagt ich liege falsch... 200°C bis ca. 300°C ist richtig für niedriglegierte Stähle
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Anlasstemperatur und die erzielte Härte ist natürlich auch vom Einsatzzweck abhängig: Küchenmesser eher härter (niedrigere Anlasstemperatur), Jagd- und Schnitzmesser eher etwas weniger hart und dafür zäher (höhere Anlasstemperatur). 200°C auf 1 Stunde Dauer im Backofen ergibt eine gesunde Gebrauchshärte von etwa 58-59 HRC (gelbe Anlassfarbe), sagt mein Messerbuch. Genau kriegt man das eh' nicht hin, wenn man nicht die genaue Zusammensetzung des verwendeten Stahls kennt, dann muss man halt einen gesunden Mittelweg gehen.

Wenn, ja, wenn es dann an das erste Damast-Messer geht, kann man schon etwas genauer zu Werke gehen. Der Grundstein dazu ist jedenfalls schon gelegt:

44 - Borax.jpg


(Mit dem Sack können noch 2 nachfolgende Generationen Damast schmieden, soviel sie wollen, aber bei Borax ist es so, du bekommst es entweder gar nicht oder viel davon, oder 1kg zum Preis von einem halben Sack).::8)::

Jetzt muss ich ich noch einen japanischen Kastenblasebalg aus einem alten Schlafzimmerschrank bauen und Werkzeugstahl besorgen, dann kann über den Weihnachtsurlaub der erste Versuch starten.

Btw., kennt jemand eine günstige Werkzeugstahlquelle im Stuttgarter Raum oder kommt jemand an Flachstahl (ca. 20/30x5/4/3) ran?

Folgende Werkstoffnummern wären interessant:

Die einfache Beginner-Kombination:
1.2842 und 1.5634 (90MnCrV8 + 75Ni8), zeichnet schwarz/silber,
alternativ 1.2235 oder 1.1248 (80CrV2/C75-80), grau/dunkelgrau
oder 1.2510 (100MnCrW4)

Eine geile Kombo für ein unzerstörbares Outdoormesser wie in nachfolgendem Link:
1080 (ten-eighty) + 15N20 (fifteen-N-twenty), oder nach deutscher Normierung: 1.1248/59 (C75) + 1.2713 (55NiCrMoV6, Bandsägenstahl)

Journey to Master Part 1 of 5 - YouTube

"nieeg-nieeg-nieeg" - Das Video (Teil1-5) ist der Hammer und macht absolut süchtig (nur, wenn der im 5. Teil das Messer kaputt macht, blutet einem das Herz!!!

Weitere interessante Werkstoffe:

1.2519 - 110WCrV8 - grau
1.2767 - X45NiCrMo4
1.2552 - 80WCrV8
1.3505 - 100Cr6 - Lagerstahl, wahlweise alte Kugellager vom Schrott


Als da noch alte Blattfedern oder Feilen wären, für Monostahlmesser, Moniereisen und Baustahl rund und flach oder vierkant für Schmiedezangen, etc., ich sammle einfach alles, was sich so bietet.....

:fire::anstoßen:
 

Anhänge

  • 44 - Borax.jpg
    44 - Borax.jpg
    55,9 KB · Aufrufe: 5.741
Zuletzt bearbeitet:
:hmmmm:..........wenns mim stahl nicht so genau geht hätte ich eine idee für billiges versuchsmaterial...........alte feilen bzw. sägeblätter.

oder schau dich auf dem schrott mal nach großen kugellagern von lkw etc. um.

wie schon gesagt...........als betatester steh ich immer noch zur verfügung! :pfeif: und das walnussholz hab ich auch noch........evtl. ein tausch?


gruß
tom
:2prost:
 
...danke für's Angebot, aber testen tu' ich erstmal selbst! Und mich von einem meiner Messer zu trennen wird sowiso schwierig.....

Zum Walnussholz: Ich hab' 'nen ganzen Walnussbaum im Garten, aber die ersten Messer werden wohl Obstholzgriffe bekommen, ich habe schon Mirabelle, Plaume und Reneclaude zurechtgelegt.

@Gaucho: den Damast will ich ja selber herstellen!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hatte mal einen Bericht gelesen wo jemand alte Feilen verwendet hat da die aus Kohlerstoffstahl sein sollen. Dazu deine Twingofeder... Das müsste doch zum Testen ausreichen?!?
 
Schönes Hobby! Wenn ich die Zeit hätte, würde ich sofort damit beginnen.

Im Messer Magazin hatten sie mal einen Artikel über einen Schmied drinnen der verwendet nur alte Feilen für seine Damastmesser. Das geht perfekt, denn der Stahl welche für Feilen verwendet wird ist sehr gut für Messer geeignet.

ATS-34 welcher ja einer der am meisten verbreiteten (zu recht) Stähle für Messer ist, wurde ursprünglich für Kugellager entwickelt.

In dem Sinne Hau drauf!
 
Btw., kennt jemand eine günstige Werkzeugstahlquelle im Stuttgarter Raum oder kommt jemand an Flachstahl (ca. 20/30x5/4/3) ran?

Folgende Werkstoffnummern wären interessant:

ich sammle einfach alles, was sich so bietet.....

Hi,

wir verarbeiten vor allem 2826
Das ist ein Kaltarbeits-Federstahl, sollte also als "Monostahl" für Messer taugen. Wenn dir das was hilft?
. . und sind in Göppingen.

Unsere Stahlquelle ist u,A, Schmolz und Bickenbach - die sind AFAIK auch in Stuttgart.

Natürlich kommt auch noch Thyssen-Krupp in Frage. Die haben in Stuttgart eine Niederlassung.

Wir kaufen regelmäßig Stahl. Wenn Du etwas spezifisches haben willst melde dich. Wenn wir das an einen "normalen" Auftrag anhängen wird das auf jeden Fall günstiger.

. . . und !bitte! nur mit Gehörschutz schmieden! Ich kenne keinen alten Schmied der noch gut hört.

Gruß Johannes
 
Zurück
Oben Unten