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Fleischmythos II - Fett macht Fleisch saftig.

Ahh, endlich eine Erklärung, vielen Dank!

Nach der Randbemerkung steckt aber in dem Mythos auch eine Körnchen Wahrheit - es gibt einen Zusammenhang zwischen "Fett" und "saftiger", wenn auch nur indirekt und sekundär. Also: Alle haben recht ;-)

:thumb1:
 
@koesti
Der beste Beitrag bisher,
gerade die Differenzierung saftig - wässrig ist m.E. wichtig.
thx
 
es gibt einen Zusammenhang zwischen "Fett" und "saftiger", wenn auch nur indirekt und sekundär. Also: Alle haben recht :thumb1:

Stimmt! Fett ist in diesem Fall quasi der Platzhalter für den Saft :)
 
@koesti42.........liest sich für mich absolut schlüssig! :thumb2:



gruß
tom
:2prost:

edit sagt grad........:muhahaha: gasi! :2prost:
 
War es nicht so, das das Fett in den Plateauphasen in Kollagen umgewandelt wird?

Genau darum wäre es dann nicht fettig sondern wirklich saftig.

Ist aber nur "gefährliches Halbwissen" ;)

:eeek: Das Bindegewebe, auch Kollagen genannt, wandelt sich in Gelatine um. Resp. die Tertiärstruktur der Proteine wird durch Einfluss von Temperatur ... Ach lassen wir das OT :undweg:
 
Hi,
kannst du das ein bisschen näher erklären, oder einen link posten?

Dann steigen wir aber ordentlich in die Biochemie ein. :)

Ich muss mich auch ein wenig revidieren:

Frisches Muskelfleisch hat postmortem einen Ph Wert von 7 bis 7,2 ist also neutral bis leicht basisch. Mit dem Tod beginnnen Prozesse die den Ph-Wert ins saure gehen lassen. Beispielhaft ist hier die Laktatanreicherung zu sehen. Wichtig ist hier wieder eine ausreichende Menge Glykogen und Kreatinphospat (ATP-Bildung), wenn hier zuwenig in den Zellen ist (Stress!) "verkleben" die Muskelfasern, das Fleisch wird nie mehr ausreichend Wasser binden können (ich erinnere an das PSE-Fleishc der 80er Jahre).

Vereinfacht: In den Muskeln bildet sich u.A. Milchsäure die für ein gesäuertes Umfeld sorgt.

Bei der Reifung steigt der Ph-Wert wieder leicht an, aber nicht mehr bis in den neutralen Bereich, das geht aber auf proteolytische Vorgänge zurück. Der PH-Wert ist immer nur der Indikator für die Vorgänge im Fleisch. Selbst hat er logischerweise keine Einflüsse. (praktisch wie das Deckelthermometer, zeigt nur an, hat aber keinen Einfluss).
 
Abgesehen von der Hitzigkeit finde ich die Diskussion spannend!

Die Definition von "Saftigkeit" bezieht sich für mich auf den Gehalt an Wasser (Fleischsaft) im Muskelfleisch. Das Mundgefühl des "saftigen" Fleisches sehen wir zunächst einmal isoliert vom Geschmack.
okay
Muskelfleisch besteht zu rund 75% aus Wasser. Davon sind wieder rund 95% "freies" Wasser, der magere Rest ist ans Eiweß gebunden und kann nicht weg.
der kann schon weg. siehe PP
Das freie Wasser ist zwischen den Fleischfasern (Muskelfasern) gebunden. Jetzt kommt der Punkt der Wasserbindungsfähigkeit zum tragen.

Je nachdem ob diese Muskelfasern (Myofibrillen) sich ausdehnen oder schrumpfen verbleibt das Wasser zwischen den Fasern oder wird herausgedrückt.
dann müsste bei jeder starken Muskelkontraktion das Wasser Literweise im Tier hin und her schwappen, oder die Zellen platzen. Man beachte: Myofibrillen liegen nicht einfach so rum, sondern befinden sich in Zellen.
Da postmortal eine willkürliche Kontraktion (und somit ein anschwellen) der Fasern nicht mehr möglich ist, wodurch geschieht das?

Hauptursache ist der Ph-Wert (die anderen Ursachen kann man hier mal aussen vor lassen)STIMMT. Der Ph-Wert stzeigt nach der Schlachtung massiv annein er bleibt in etwa dort, wo er vor der Schlachtung auch war. Zu diesem Zeitpunkt ist das Wasserbindungsvermögen auch noch am höchsten, das Fleisch aber total hart wegen der Totenstrarre. Ich behauot mal, dass ab diesem Zeitpunkt die das WBV stetog abnimmt. wir nehmen die in kauf, weil das fleisch gleichzeitg zarter wird (Reifung). siehe http://www.cazv.cz/2003/zv7_03/6-Simek.pdf, das Fleisch verliert die Wasserbindungsfähigkeitja. Beim Reifungsprozess sinkt der Ph-Wert ab und die Wasserbindungsfähigkeit nimmt zujein. Der pH steigt eher wieder an (Proteolyse). das WBV nimmt deswegen zu.

Damit ist zunächst erst einmal jedes Fleisch gleich gut. Warum ist also ein und die selbe Partie einmal "saftig" und einmal "trocken".

In den Zellen sitzt Adenosintriphosphat (ATP) als Energielieferant. Während eines für das Tier stressigen Todes (i.d.R. Billigfleisch) steigt die ATP-Konzentration in den Zellen massiv an. verwechslest Du vielleicht ADP und ATP? Was ist mit Calcium?Mangels ausreichender Reifezeit (oder anaerober Reifung)die Reifungsart hat heirauf keinen Einfluss kann das ATP nur ungenügend abgebaut werdendas wird durch den Muskelstoffwechsel auch nach dem Tod ruck zuck verbraucht. Die ATP-Mengen sind so begrenzt, dass immer nur ein kleiner Vorrat da ist. Die pH-Änderung hängt auch nicht vom noch vorhandenen ATP ab, sondern von der ATP-Synthese, die nach dem Tod (ohne Sauerstoffversorgung durch das Blut) anaerob ablaufen muss. dann sind wir wieder beim von Dir beschriebenen Laktat, der Ph-Wert sinkt nicht weit genug ab, das Fleisch kann kein Wasser halten.
ATP-Abbau und pH-Senkung führen zu verminderter (!) Wasserbindungsfähigkeit
Umgekehrt: Stressfreie Schlachtung (sagen wir stressarm, stressfrei geht sterben wohl nie von statten), ausreichende Reifezeit OHNE zu frühes Vakuumieren, oder noch besser komplette Trockenreife: Wenig ATPATP wird bedarfsgerecht gebildet in den Zellen, niedriger Ph-Wert: Gutes Wasserbindungsvermögen: saftig!das muss ich nochmal widersprechen. Siehe auch http://www.vetmed.uni-giessen.de/food-science/index-Dateien/lehre/lmkd-4.pdf

"Hohes WBV (=Wasserbindungsvermögen) der Muskulatur unmittelbar nach der Schlachtung ist durch den hohen pH-Wert und die hohe
ATP-Konzentration vor dem Rigor mortis bedingt, mit steigendem ATP-Abbau und pH-Wert-Senkung (Laktat)
sinkt das WBV"




Man das gut bei Billigstnackensteaks beobachten. Wenn man sich ein reines Muskelstück ansieht (ohne Fett) ist das meist auch brottrocken....

Damit müsste "saftig" doch eigentlich gut definiert sein. Korrekt müsste es dann sogar "wässrig" heissen :)

Am Rande noch zur Marmorierung, dieses intramuskuläre Fett lockert die Zellstruktur, daher haben die Muskelfasern mehr Platz, also ein erhöhtes Wasserbindungsvermögen.

"Saftig" und "nicht saftig" hängen maßgeblich vom pH ab. Stressfrei geschlachtete Tiere müssten aber anders als von Dir dargestellt eher noch große ATP-Depots haben (sowei viel Glykogen, was ein hohes Level an ATP noch zusätzlich stabilisiert)

auch interessant:
http://www.cazv.cz/2003/zv7_03/6-Simek.pdf

in einem buch wird auch über tierexperimente berichtet, bei denen auf die Zusammenhänge von Glykogenvorrat, Bewegung des Tiers und nachtodliche Muskelveränderungen (pH,...) eingegangen wird (Seite 84 ff):
Handbuch Gerichtliche Medizin - Google Books
 
Zuletzt bearbeitet:
Muskelfleisch besteht zu rund 75% aus Wasser. Davon sind wieder rund 95% "freies" Wasser, der magere Rest ist ans Eiweß gebunden und kann nicht weg.

Das Eiweisswasser geht auch flöten, spätestens wenn die Primärstuktur der Proteine geknackt wird.


In den Zellen sitzt Adenosintriphosphat (ATP) als Energielieferant. Während eines für das Tier stressigen Todes (i.d.R. Billigfleisch) steigt die ATP-Konzentration in den Zellen massiv an. Mangels ausreichender Reifezeit (oder anaerober Reifung) kann das ATP nur ungenügend abgebaut werden, der Ph-Wert sinkt nicht weit genug ab, das Fleisch kann kein Wasser halten. In den Zellen sitzt Adenosintriphosphat (ATP) als Energielieferant. Während eines für das Tier stressigen Todes (i.d.R. Billigfleisch) steigt die ATP-Konzentration in den Zellen massiv an. Mangels ausreichender Reifezeit (oder anaerober Reifung) kann das ATP nur ungenügend abgebaut werden, der Ph-Wert sinkt nicht weit genug ab, das Fleisch kann kein Wasser halten.

Umgekehrt: Stressfreie Schlachtung (sagen wir stressarm, stressfrei geht sterben wohl nie von statten), ausreichende Reifezeit OHNE zu frühes Vakuumieren, oder noch besser komplette Trockenreife: Wenig ATP in den Zellen, niedriger Ph-Wert: Gutes Wasserbindungsvermögen: saftig!

:denken: Verstehe ich Dich richtig: Der pH nach der Schlachtung steigt (pH = 6,5-7 durch vorhandenes ATP und Glykogen) KEINE Wasserbindung.
Dieses wird durch eigene Enzyme abgebaut (->Reifung durch u.a. Milchsäurefermentation) worauf der pH sinkt und die Wasserbindungsfähigkeit steigt.

Ungenügende Fleischreifung = ungenügender Abbau von ATP = hoher pH. Aber das hiesse ja im Umkehrschluss:

Lange Reifung = vollständiger Abbau von ATP ?? Dann sollte es ja egal sein wie hoch die Ausgangskonzentration war, da es durch die längere Reifung zum Abbau käme :blinky:

Ich glaube da bringst Du etwas durcheinander :trust:

Es ist eher so, dass wie Du richtigt sagst, durch den Stress ATP & Glycogen ausgeschüttet werden. Die entstehende Milchsäure wird noch im lebenden Tier abgebaut. Nach dem Tod des Tieres stehen dem Prozess der Fleischreifung und der damit normalerweise einhergehenden Säuerung der Muskulatur nicht mehr ausreichend ATP bzw. Glycogen zur Verfügung, es kann also nur wenig Milchsäure gebildet werden. Folglich kann der physiologische pH des Schlachttierkörpers auch nur wenig absinken. Meist erreicht der pH Werte von 6,4 oder wenig darunter. Optimalerweise läge der pH-Wert eine Stunde nach Tod des Tierkörpers bei 6,0 und nach 24 Stunden bei ca. 5,4-5,5. (Siehe DFD-FLEISCH)

Dieses Fleisch verliert beim Erhitzen sehr viel Wasser und wird entsprechend trocken.

Am Rande noch zur Marmorierung, dieses intramuskuläre Fett lockert die Zellstruktur, daher haben die Muskelfasern mehr Platz, also ein erhöhtes Wasserbindungsvermögen.

Das macht für mich keinen Sinn, was hat "mehr Platz" mit einem erhöhten Wasserbindungsvermögen zu tun? Meinst Du mehr "freie" H2O-Brücken und damit mehr H2O an Masse??

:denken: Nach dem ganzen Threat hier komme ich für mich zu dem Schluss, dass die Wasserbindungsfähigkeit ist eine Funktion der Reifung ist (welche wiederum eine Funktion des pH-Wertes ist). Des weiteren von der Genetik, Aufzucht, Schlachtung.

ABER: Was mich jetzt interessiert: Wie ist Wasserbindingsfähigkeit definiert??? :blinky:
 
Nach dem ganzen Threat hier komme ich für mich zu dem Schluss, dass die Wasserbindungsfähigkeit ist eine Funktion der Reifung ist (welche wiederum eine Funktion des pH-Wertes ist). Des weiteren von der Genetik, Aufzucht, Schlachtung.
sehe ich auch so
ABER: Was mich jetzt interessiert: Wie ist Wasserbindingsfähigkeit definiert??? :blinky:
ganz grob:
"- Quellungszustand / Wasserbindungsvermögen (WBV) dieses Proteingels ist abhängig von Art und Umfang
der Wechselwirkungen zwischen den Peptidketten: Wechselwirkung ↓ = Quellung, Wechselwirkung ↑ Entquellung
(über hydrophobe Bindungen, H+-Brücken und Ionenbindungen)
- WBV der Myofibrillen ist von pH-Wert und Ionenmilieu abhängig, die Einfluss auf die o. g. Wechselwirkungen
nehmen: elektrostatische Wechselwirkungen (Gesamtladung eines Proteins) sind am isoelektrischen
(pH 5,0-5,5) am größten, d. h. dass die Quellung von Fleisch in diesem Bereich auf dem Minimum ist !" (http://www.vetmed.uni-giessen.de/food-science/index-Dateien/lehre/lmkd-4.pdf)
 
da hatter recht, der maddjoe, ich habe ein paar Sachen durcheinandergeworfen (ist alles schon ein paar Tage her).

Hauptsächlich hatte ich versucht den nicht-Zusammenhang von Fett und Saft im verzehrfertigen Produkt verständlich darzulegen :)

Wir können uns also darauf einigen:

-Die Saftigkeit des Fleisches hängt von seiner Fähigkeit zur Wasserbindung ab.

-Die Fähigkeit Wasser zu binden ist ein komplexes Gewirk aus biochemischen Prozessen und genetischen Einflüssen.

-Die Fähigkeiten des Grillers haben nur einen sehr geringen Einfluss auf die Saftigkeit (im positiven Sinne, trocken kriegt man alles).

-Fett ist nur intrazellulär an der "Saftigkeit" beteiligt.

:prost:
 
Wir können uns also darauf einigen:

-Die Saftigkeit des Fleisches hängt von seiner Fähigkeit zur Wasserbindung ab.

-Die Fähigkeit Wasser zu binden ist ein komplexes Gewirk aus biochemischen Prozessen und genetischen Einflüssen.

-Die Fähigkeiten des Grillers haben nur einen sehr geringen Einfluss auf die Saftigkeit (im positiven Sinne, trocken kriegt man alles).

-Fett ist nur intrazellulär an der "Saftigkeit" beteiligt.

:prost:


Die komplexen Prozesse gut dargestellt. Kein Widerspruch.

Der letzte Punkt unterstreicht, dass intermuskuläres und subkutanes Fett keinen
Einfluss hat. Dieses Fett lässt sich, wenn die entsprechende Genetik es zulässt
durch Intensivmast erzeugen. Das intramuskuläre Fettanteil liegt unabhängig von Genetik und Aufzucht immer bei ca. 5%.

In einem Punkt in Deinen vorherigen Beiträgen möchte ich jedoch widersprechen.
Stressfrei Schlachtung ist im Kugelschussvefahren möglich, so wie wir es
praktizieren. Das Rind wird ohne es zu bedrängen mit gutem Futter von der
Herde getrennt und dann auf der Weide erschossen. Der Hirntod tritt ein, bevor Stress entstehen kann.

Danke für Deine Beiträge zu dem Thema.


:bbq4you_drinks:


.
 
da hatter recht, der maddjoe, ich habe ein paar Sachen durcheinandergeworfen (ist alles schon ein paar Tage her).

Hauptsächlich hatte ich versucht den nicht-Zusammenhang von Fett und Saft im verzehrfertigen Produkt verständlich darzulegen :)

Wir können uns also darauf einigen:

-Die Saftigkeit des Fleisches hängt von seiner Fähigkeit zur Wasserbindung ab.

-Die Fähigkeit Wasser zu binden ist ein komplexes Gewirk aus biochemischen Prozessen und genetischen Einflüssen.

-Die Fähigkeiten des Grillers haben nur einen sehr geringen Einfluss auf die Saftigkeit (im positiven Sinne, trocken kriegt man alles).

-Fett ist nur intrazellulär an der "Saftigkeit" beteiligt.

:prost:

:top:

Und Danke Maddjoe, Klasse
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Herzlich willkommen im Chemie und Philosophie Forum.

Ich geh jetzt grillen. :beer:

Gruß Marco. :bierchips:
Ich grille auch sehr gerne.
Und Hintergrundinformation, die einem nicht tagtäglich ins Gesicht springt, find ich Klasse.
 
Was mir dazu in den Sinn kommt:

Proteine verlieren ihre Wasserbindungsfähigkeit durch Denaturierung unter Hitzeeinfluss. Fett hat eine schlechtere Wärmeleitfähigkeit als Wasser, schützt somit Proteine (zumindest kurzzeitig) vor massiver Denaturierung durch Hitze.
Jetzt ist aber nur ein Bruchteil des im Fleisch enthaltenen Wassers an Proteine assoziiert...hmm.
Andere Idee: das im Fleisch geschmolzene Fett wirkt als "Dampfsperre" bzw. Auslaufschutz.

Da muss wohl noch ne Forschungslücke geschlossen werden...:kaffee:
 
:blinky:Oh Mann, bisher dachte ich, ich käme beim Grillen auch ohne Biochemie-Studium aus....
 
Ich finde diesen Thread extrem interessant. Habe viel gelernt.......

Danke an bbq4you und den anderen.

Gruß
 
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