Guten Abend Brotgemeinde,
einige von euch wissen es bereits, der Rest von euch bekommt es jetzt mit:
Ich versuche gerade, ein eigenes Brotrezept zu entwickeln. Da ich langsam ein Stadium erreicht habe wo es an das "Probebacken" geht, möchte ich meine Versuchsreihe mit euch teilen.
In meiner Region gibt es bereits zwei Brotspezialitäten. Dies wäre zum Einen sicherlich das Siegerländer Kartoffelbrot (Riewekooche) und zum anderen ein Siegerländer Schwarzbrot, welches, wenn sich der Bäcker Mühe gibt, doppelt gebacken und mit Sauerteig und Roggenschrot geführt wird. Dieses Siegerländer Schwarzbrot (Schanzenbrot) wird auch in vielen örtlichen Backhäusern gebacken.
Die Idee
Nun ist es aber so, dass ich mir bereits seit einiger Zeit überlege das unsere Region sicherlich noch viel mehr zu bieten hat was "regionale" Produkte, welche verbacken werden können, anbelangt. So langsam aber sicher reifte die Idee in mir ein Brot dazu zu entwickeln.
Da wir diverse Brauereien in der Gegend haben überlege ich seither an einem "Treberbrot". Treber bleibt bei der Bierproduktion übrig. Es ist eigentlich nur gekochte, geweichte und gekeimte Gerste:
In Mälzereien wird Braugerste durch weichen und keimen, ohne Zusätze, biologisch aufgeschlossen. Während diesem Vorgang wird die enthaltene Stärke teilweise in Zucker umgewandelt. Aus Braugerste wird Malz. Bei der Weiterverarbeitung in der Brauerei wird, um die gewünschte Struktur zu erhalten, das Malz von Einmaischen geschrotet. Während dem Maischprozess wird die restliche Stärke in Zucker umgewandelt. Dabei entsteht Biertreber. Beim Läutern wird die flüssige Bierwürze von den Biertrebern getrennt. Biertreber sind wegen ihrer wertvollen Nährstoffe und diätetischen Wirkung ein hochwertiges Futtermittel mit vielen Vorzügen.
Da Treber ein reines Naturprodukt (und dazu auch noch aus unserer Region) ist, dachte ich, es wäre super zum backen. Der Treber, ein Hauptbestandteil, schmeckt fast neutral - aber - und das soll der Clou sein, er hat durch den Herstellungsprozess sehr viel Wasser gebunden. Ich erhoffe mir dadurch ein sehr saftiges Brot, welches lange "frisch" bleibt.
Zusätzlich zu dem Treber kommt als Schüttflüssigkeit anstelle Wasser Bier zum Einsatz. Und zwar das Bier, aus dem der Treber gewonnen wurde. In meinem Fall ist dies Bier der Erzquell Brauerei:
Ich erhoffe mir etwas säuerlich-herbes durch den Sauerteig und das Bier im fertigen Brot. Die Versäuerung ist bewusst niedrig angesetzt um dem Bier genügend Platz für den Geschmack zu lassen. Um den Geschmack abzurunden habe ich Quark und den Zuckerrübensirup/ Honig hinzu gegeben. Etwas Hefe soll den Teig bei der Stückgare helfen, denn der Treber ist schon ganz schön schwer für einen reinen Sauerteig. Außerdem ist die Versäuerung recht niedrig, da kann ein bisserl Hefe nicht schaden. Ich glaube auch, das es dadurch etwas berechenbarer bei der Stock-/ und Stückgare wird. Naja. Versuch macht kluch.
mögliche Varianten
Durch den Tausch der Biere könnte man auch weitere Geschmacksnuancen einbringen. Helles, Braunbier, Pils, Lager, Starkbier...
Hier das Ursprungsrezept nach dem ich heute gebacken habe:
Mehlanteile
Also habe ich das Rezept für den nächsten Backtag bereits wie folgt angepasst:
Mehlanteile
Sauerteig führen (ich führe 3-stufig). ASG abnehmen. Jetzt Hauptteig zusammen kneten wie immer, aber jetzt die Ausnahme:
Mit Bier als Schüttflüssigkeit den Teig steuern, da man nie weiß, wie viel Wasser im Treber gebunden ist (dies ist bei mir heute gründlich in die Hose gegangen). Der Teig sollte, da er ein Mischteig ist, leicht klebend & glänzend sein. Ähnlich dem eines Mischbrotes (meiner ist heute ähnlich frisch gekochtem Griespudding).
Stockgare in der Schüssel, vll. alle 30min Strech 'n Fold. Volumenveränderung MUSS da sein, sonst Stockgare verlängern.
Brote portionieren und wirken.
Stückgare im Gärkörbchen mit Schluss nach oben.
Vor dem Einschießen Glanzstrich (braun)
Gerader Einschnitt, ca. 1,5 cm tief mit gerader Klinge (ging nicht, nur niedriger). Mit knapper bis guter Gare einschießen (ich hoffe auf Ofentrieb durch Bier und Hefe).
Einschießen bei 270°C, fallend backen, im EBO stark schwaden, im HBO mäßig. Backen bis Klopfprobe.
EBO am Ende 270°C und Ofentür für 5 Minuten auf!
Nach rausholen Glanzstrich (braun) erneut.
Wie gedacht: Viel zu flüssig die Pampe.
Beim Einschießen im HBO war der Teigling so empfindlich, dass selbst das sachte Berühren mit dem Besen für den Glanzstrich den Teig hat ein wenig einfallen lassen. Also Improtime.
Weiter sei noch kurz erwähnt, dass ein Reifeschrank sehr, sehr hilfreich ist um kontrollierte Bedingungen bei der Teigführung zu haben.
Und jetzt, nach so unglaublich viel Gelaber meinerseits, die ersten Ergebnisse/ Fehler des Backversuches. Ich habe ja bereits erwähnt, dass ich noch einiges am Rezept verändern muss. Von daher habt Gnade mit euer Kritik, aber ich bitte euch innig diese dennoch zu äußern. Abschließend sei festgestellt, dass ich immer mehr Respekt vor dem Beruf des Bäckers bekomme, denn es war wirklich nicht einfach den Kram zu entwickeln (und dann auch noch falsch
) Krasser shice! :
Sauerteig Stufe 1 (lets get ready to rumble)
Und ab in den Reifeschrank
Bei 26° (hier war die Türe kurz auf)
Nach den ersten paar Stunden fertig für Stufe 2
am nächsten Tag: EIIINHEIIIZEN
und so sieht ein fertiger 3-Stufen Sauerteig aus. Die Oberfläche:
und von innen:
Hier der Biertreber
alles vorbereitet
Der Rest ging an den Bäcker..
Und ab geht die Luzi
Nach der Stockgare sieht der Teig dann so aus (viel zu flüssig)
Aber mit Mehl und zwei Teigkarten ging es dann ab in die Gärkörbchen
Und zur Gare in den Reifeschrank
Hier mein Spickzettel für das Thermostat...
So! Fertig! So kommen Sie aus dem HBO.
Wenn es so schmeckt wie es duftet, dürfte es ein tolles Brot werden. Und jetzt weiter! Nächster Versuch!
Gruß
Pu.
einige von euch wissen es bereits, der Rest von euch bekommt es jetzt mit:
Ich versuche gerade, ein eigenes Brotrezept zu entwickeln. Da ich langsam ein Stadium erreicht habe wo es an das "Probebacken" geht, möchte ich meine Versuchsreihe mit euch teilen.
EIN PAAR WORTE VORAB
In meiner Region gibt es bereits zwei Brotspezialitäten. Dies wäre zum Einen sicherlich das Siegerländer Kartoffelbrot (Riewekooche) und zum anderen ein Siegerländer Schwarzbrot, welches, wenn sich der Bäcker Mühe gibt, doppelt gebacken und mit Sauerteig und Roggenschrot geführt wird. Dieses Siegerländer Schwarzbrot (Schanzenbrot) wird auch in vielen örtlichen Backhäusern gebacken.
Die Idee
Nun ist es aber so, dass ich mir bereits seit einiger Zeit überlege das unsere Region sicherlich noch viel mehr zu bieten hat was "regionale" Produkte, welche verbacken werden können, anbelangt. So langsam aber sicher reifte die Idee in mir ein Brot dazu zu entwickeln.
Da wir diverse Brauereien in der Gegend haben überlege ich seither an einem "Treberbrot". Treber bleibt bei der Bierproduktion übrig. Es ist eigentlich nur gekochte, geweichte und gekeimte Gerste:
In Mälzereien wird Braugerste durch weichen und keimen, ohne Zusätze, biologisch aufgeschlossen. Während diesem Vorgang wird die enthaltene Stärke teilweise in Zucker umgewandelt. Aus Braugerste wird Malz. Bei der Weiterverarbeitung in der Brauerei wird, um die gewünschte Struktur zu erhalten, das Malz von Einmaischen geschrotet. Während dem Maischprozess wird die restliche Stärke in Zucker umgewandelt. Dabei entsteht Biertreber. Beim Läutern wird die flüssige Bierwürze von den Biertrebern getrennt. Biertreber sind wegen ihrer wertvollen Nährstoffe und diätetischen Wirkung ein hochwertiges Futtermittel mit vielen Vorzügen.
Da Treber ein reines Naturprodukt (und dazu auch noch aus unserer Region) ist, dachte ich, es wäre super zum backen. Der Treber, ein Hauptbestandteil, schmeckt fast neutral - aber - und das soll der Clou sein, er hat durch den Herstellungsprozess sehr viel Wasser gebunden. Ich erhoffe mir dadurch ein sehr saftiges Brot, welches lange "frisch" bleibt.
Zusätzlich zu dem Treber kommt als Schüttflüssigkeit anstelle Wasser Bier zum Einsatz. Und zwar das Bier, aus dem der Treber gewonnen wurde. In meinem Fall ist dies Bier der Erzquell Brauerei:
Ich erhoffe mir etwas säuerlich-herbes durch den Sauerteig und das Bier im fertigen Brot. Die Versäuerung ist bewusst niedrig angesetzt um dem Bier genügend Platz für den Geschmack zu lassen. Um den Geschmack abzurunden habe ich Quark und den Zuckerrübensirup/ Honig hinzu gegeben. Etwas Hefe soll den Teig bei der Stückgare helfen, denn der Treber ist schon ganz schön schwer für einen reinen Sauerteig. Außerdem ist die Versäuerung recht niedrig, da kann ein bisserl Hefe nicht schaden. Ich glaube auch, das es dadurch etwas berechenbarer bei der Stock-/ und Stückgare wird. Naja. Versuch macht kluch.
mögliche Varianten
Durch den Tausch der Biere könnte man auch weitere Geschmacksnuancen einbringen. Helles, Braunbier, Pils, Lager, Starkbier...
DIE REZEPTUR
Hier das Ursprungsrezept nach dem ich heute gebacken habe:
Mehlanteile
- Roggen Vollkorn 50,0%
- Roggen 1150 10,0%
- Weizen 1050 40,0%
- Treber Erzquell 50,0%
- Quark 10,0%
- Bier Erzquell 60,0%
- Hefe frisch 0,5%
- Salz 3,5%
- Grafschafter 2,0%
- Butter 2,0%
Also habe ich das Rezept für den nächsten Backtag bereits wie folgt angepasst:
Mehlanteile
- Roggen Vollkorn 50,0%
- Roggen 1150 10,0%
- Weizen 1050 40,0%
- Treber Erzquell 35,0%
- Quark 10,0%
- Bier Erzquell 40,0%
- Hefe frisch 0,5%
- Salz 3,5%
- Grafschafter 2,0%
- Butter 2,0%
DIE ZUBEREITUNG
Sauerteig führen (ich führe 3-stufig). ASG abnehmen. Jetzt Hauptteig zusammen kneten wie immer, aber jetzt die Ausnahme:
Mit Bier als Schüttflüssigkeit den Teig steuern, da man nie weiß, wie viel Wasser im Treber gebunden ist (dies ist bei mir heute gründlich in die Hose gegangen). Der Teig sollte, da er ein Mischteig ist, leicht klebend & glänzend sein. Ähnlich dem eines Mischbrotes (meiner ist heute ähnlich frisch gekochtem Griespudding).
Stockgare in der Schüssel, vll. alle 30min Strech 'n Fold. Volumenveränderung MUSS da sein, sonst Stockgare verlängern.
Brote portionieren und wirken.
Stückgare im Gärkörbchen mit Schluss nach oben.
Vor dem Einschießen Glanzstrich (braun)
Gerader Einschnitt, ca. 1,5 cm tief mit gerader Klinge (ging nicht, nur niedriger). Mit knapper bis guter Gare einschießen (ich hoffe auf Ofentrieb durch Bier und Hefe).
Einschießen bei 270°C, fallend backen, im EBO stark schwaden, im HBO mäßig. Backen bis Klopfprobe.
EBO am Ende 270°C und Ofentür für 5 Minuten auf!
Nach rausholen Glanzstrich (braun) erneut.
ERSTES ERGEBNIS
Wie gedacht: Viel zu flüssig die Pampe.

- Eines habe ich mit dem Glanzstrich versehen und eingeschnitten.
- Eines habe ich nur eingeschnitten.
- Wieder ein anderes hat nur Glanzstrich.
- Bei dem vierten habe ich gar nix gemacht.
Weiter sei noch kurz erwähnt, dass ein Reifeschrank sehr, sehr hilfreich ist um kontrollierte Bedingungen bei der Teigführung zu haben.
Und jetzt, nach so unglaublich viel Gelaber meinerseits, die ersten Ergebnisse/ Fehler des Backversuches. Ich habe ja bereits erwähnt, dass ich noch einiges am Rezept verändern muss. Von daher habt Gnade mit euer Kritik, aber ich bitte euch innig diese dennoch zu äußern. Abschließend sei festgestellt, dass ich immer mehr Respekt vor dem Beruf des Bäckers bekomme, denn es war wirklich nicht einfach den Kram zu entwickeln (und dann auch noch falsch
Sauerteig Stufe 1 (lets get ready to rumble)
Und ab in den Reifeschrank
Bei 26° (hier war die Türe kurz auf)
Nach den ersten paar Stunden fertig für Stufe 2
am nächsten Tag: EIIINHEIIIZEN
und so sieht ein fertiger 3-Stufen Sauerteig aus. Die Oberfläche:
und von innen:
Hier der Biertreber
alles vorbereitet
Der Rest ging an den Bäcker..

Und ab geht die Luzi
Nach der Stockgare sieht der Teig dann so aus (viel zu flüssig)
Aber mit Mehl und zwei Teigkarten ging es dann ab in die Gärkörbchen
Und zur Gare in den Reifeschrank
Hier mein Spickzettel für das Thermostat...
So! Fertig! So kommen Sie aus dem HBO.
Wenn es so schmeckt wie es duftet, dürfte es ein tolles Brot werden. Und jetzt weiter! Nächster Versuch!
Gruß
Pu.
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